#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 17.08.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.08.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Unbeständiges Wochenende mit Regenfällen und Gewittern (SUSANNE), danach
Wetterberuhigung (NIKOLAUS).
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Aktuell … befindet sich einmal mehr eine komplizierte Wetterlage in der
Pipeline, die für ein unruhiges Wochenende sorgt. Bei extrem geringen
Luftdruckgegensätzen hat sich in weiten Teilen Deutschlands eine feuchtwarme,
nicht übermäßig labil geschichtete Subtropikluft (mS; T850 12 bis 16°C)
breitgemacht, in der Taupunkte zwischen 16 und 21°C und pseudopotenzielle
Temperaturen zwischen 60 und 70°C gemessen werden. Lediglich in den äußersten
Norden und Nordwesten strömt von der Deutschen Bucht eine gemäßigte Meeresluft
ein (mPs), in der nicht nur die Temperatur, sondern auch die Taupunkte niedriger
quotiert sind. Getrennt werden die beiden Luftmassen durch eine aktuell noch
quasistationäre Luftmassengrenze (LMG), die auf der Anneliese als leicht
wellende Kaltfront erscheint. Im Frontbereich bzw. knapp davor zeigt sich ein
durchbrochenes Regenband, das von Westdeutschland bis in den Nordosten reicht.
Vereinzelt haben sich einzelne Gewitter entwickelt. Die gab und gibt es übrigens
auch ganz im Süden in unmittelbarer Peripherie der Alpen, wobei am Nachmittag
eine stehende Zelle vorübergehend mal mit der Farbe Rot bewarnt werden musste
(Starkregen).
In den nächsten Stunden – und damit wären wir in der Nacht zum Sonntag angelangt
- kommt etwas Bewegung in das starre System. Grund ist die Annäherung eines
negativ geneigten, von Frankreich bis nach Korsika und Sardinien reichenden
Höhentrogs. Bereits jetzt fällt der Druck bei uns leicht aber kontinuierlich,
was mehrere Minima um 1010 hPa in die amorphe Landschaft brennt. Wo genau diese
Minima liegen werden, ist schwer zu sagen, haben doch die Modelle keine klare
Meinung dazu. Einen Namen gibt´s trotzdem, das Gesamtkonstrukt wurde SUSANNE
getauft. Ob benannt oder anonym, Fakt ist, dass die LMG beginnt, sich zyklonal
so um die Tiefdruckzone zu wickeln, dass die Kaltfront zunehmend deren
westlichen Rand markiert.
Mit Annäherung des Troges greifen bereits jetzt von Frankreich her vermehrt
skalige, aber schauerartig verstärkte und mit einzelnen Gewittern durchsetzte
Regenfälle auf den Westen und Südwesten über. Dabei zeichnet sich im Bereich der
Front ein Niederschlagsmaximum ab, das sehr schmal ist (von daher der Begriff
„strichweise“) und etwa (+/-) von der Eifel bis hinüber ins nördliche Sauerland
reicht. Akkumuliert über mehrere Stunden werden hier 10 bis 35, räumlich ganz
eng begrenzt bis 40 l/m² und lokal noch etwas höhere Mengen angeboten.
Die zweite wettertechnische Baustelle tut sich im präfrontalen Süden auf, wo
nach einer vorübergehenden Beruhigung das konvektive Geschehen wieder auflebt.
Der kleine Rest an MU-CAPE in Verbindung mit der Trogannäherung reichen aus, um
neue Gewitter oder Starkregenschauer zu generieren. Das meiste davon kommt aus
den Alpen heraus bzw. wird aus Österreich und der Schweiz importiert. Gut
möglich, dass daraus ein größerer Cluster erwächst, wie er heute
Morgen/Vormittag schon mal im Süden beobachtet werden konnte und der nordwärts
Richtung Mitte zieht. Egal wie´s ausgeht, Starkregen ist das Element, das es zu
beachten gilt, sei es in kurzem, sei es im mehrstündigen Bereich. Räumlich eng
begrenzt sind auch Unwetter nicht ausgeschlossen.
Bliebe abschließend nur noch eine kurze Widmung der nord- und ostdeutschen
Areale, wo sich insgesamt nicht allzu viel tut. Heute Abend bis in die erste
Nachthälfte hinein an der LMG im Nordosten noch einzelne Schauer oder Gewitter
bzw. später vom südlichen Niedersachsen bis hinüber nach Vorpommern neuer Regen,
ansonsten aber viel Flaute beim Niederschlag.
Die Temperatur geht auf 19 bis 14°C, in der Norddeutschen Tiefebene sowie in
Binnenland SHs auf 14 bis 10°C zurück.
Sonntag … greift der Trog vollends auf den Vorhersageraum über, wobei er
weiter an Amplitude gewinnt. Das Ende vom Lied ist ein Cut-Off in der Nacht zum
Montag irgendwo im Bereich Ligurisches oder Tyrrhenisches Meer. Bevor es soweit
ist, verlagert sich die großräumige SUSANNE – die Rede ist von der
Bodentiefdruckzone – mit zugehöriger Kaltfront langsam aber sicher gen Osten.
Der Wind dreht landesweit auf West bis Nord, wodurch der Luftmassenwechsel weg
von leicht instabiler und feuchter xS hin zu stabiler trockener mPs eingeleitet
wird – ein Prozedere, das nicht abrupt, sondernd graduell abläuft. Am
griffigsten ist der Wechsel im Westen und Nordwesten, wo T850 bis zum Abend auf
10 bis 7°C zurückgeht. Die Grundschichtfeuchte sinkt auf unter 10 g/kg, PPW auf
unter 25 mm. Kurzum, gebietsweise anfänglich noch auftretende Regenfälle ziehen
sich unter Abschwächung ost-nordostwärts zurück und die Wolkendecke beginnt
zaghaft aufzulockern. Vor allem rund um die Nordsee stehen die Chancen auf
einige Sonnenstunden gar nicht schlecht.
Diese Aussage trifft auf den großen Rest der Nation eher nicht zu. Nicht nur
dass die Wolkendecke ziemlich dichthält, es kommt zudem zu weiteren Regenfällen
und Gewittern, deren beider Schwerpunkte sich im Tagesverlauf mehr und mehr in
den Südosten Bayerns respektive die östliche Mitte (schwerpunktmäßig
Erzgebirge/Thüringer Wald) verlagern. Von Westen her nimmt dabei der skalige
Anteil (vorübergehend Gegenstrom) zu, allerdings ist die Übergangslinie von
konvektiv-gewittrigen in ungewittrigen Niederschlag sehr unscharf. Es steht
außer Frage, dass Starkregen aufgrund des hohen latenten Energiegehalts einmal
mehr der zu beachtende Parameter erster Wahl ist, sei es innert kurzer Zeit, sei
es mehrstündig. Regional eng begrenzt sind dabei auch Mengen im Unwetterbereich
wahrscheinlich. Hagel und Wind/Sturm in Verbindung mit den Gewittern dürfen zwar
nicht gänzlich negiert werden, spielen angesichts der Rahmenbedingungen aber nur
die 2. und 3. Geige.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen 18 und 24°C, lediglich ganz im
Osten, vor allem Richtung Lausitz, wird es noch mal etwas wärmer.
In der Nacht zum Montag tropft der Trog südlich der Alpen ab. Die Achse des
nördlichen Residuums trennt Deutschland am Morgen in eine West- und in eine
Osthälfte. Zu diesem Zeitpunkt sind die Tiefdruckzone und die abschließende
Kaltfront schon weitgehend raus aus dem Vorhersageraum. Trotzdem kommt es noch
zu einigen Nachwehen, insbesondere im Südosten, wo es noch längere Zeit regnet
bei allerdings abnehmender Gewitterwahrscheinlichkeit. Der meiste Regen wird in
den Regionen vom Alpenrand bzw. dem Bodenseeraum bis hinüber nach Niederbayern
simuliert. Nicht ausgeschlossen, dass für diese Gebiete im Laufe des Sonntags
eine bis in den Montag gültige markante Dauerregenwarnung geschaltet wird. Auch
hier besteht wieder die Schwierigkeit, den Übergang von eher konvektiv in eher
skalig zu terminieren und zu positionieren.
Weniger Schwierigkeiten bereitet das Wetter im großen Rest der Nation, wo wir
allmählichen Potenzialanstieg, vor allem aber den Vorstoß eines wuchtigen
Azorenhochkeils feiern können. Der NIKOLAUS kommt, wenn auch deutlich zu früh.
Aber besser als gar nicht und bis zur Auslage nikolaus-weihnachtlicher
Naschereien ist es ja auch nicht mehr weit. Egal, die einfließende subpolare
Meeresluft breitet sich weiter aus, was mit zunehmenden Wolkenauflockerungen
einhergeht. Dort, wo es längere Zeit aufklart und vorher ordentlich geregnet
hat, bildet sich das eine oder andere Nebelfeld. Außerdem kühlt es auf 17 bis
10°C, in der Eifel bis zu 7°C ab.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag … verstärkt sich der Hochdruckeinfluss. Absinken lässt auf 800 hPa eine
Inversion entstehen, unter der sich flache Quellungen bilden. Gleichwohl scheint
insbesondere im Norden und Westen für längere Zeit die Sonne. Nach Südosten hin
fällt das Klärchen nicht so leicht, halten sich im Schlepptau des abgetropften
Höhentiefs noch viele Restwolken, aus denen es anfangs gebietsweise regnet. Die
Temperatur steigt auf 20 bis 26°C mit den höchsten Werten im Westen und
Südwesten.
Modellvergleich und -einschätzung
Der grobe Fahrplan steht. Wie so oft bei antriebsschwachen Lagen hapert es mit
der Gewitter- und Niederschlagsprognose, was größtenteils nur in situ abgefangen
werden kann. Für den Westen wurde allerdings eine prophylaktische
Stark-/Dauerregenwarnung ausgegeben, die evtl. feinteilig noch angepasst werden
muss.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann