SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.08.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Heute und auch am Samstag über den süddeutschen Mittelgebirgen und südlich der
Donau Gewitter, Unwetter durch heftigen Starkregen nicht auszuschließen. Darüber
hinaus in der Nacht zum Sonntag in einem Streifen von der Nordeifel beginnend
nordostwärts bis zur Elbe übergreifend teils gewittriger mehrstündiger
Starkregen mit Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten Troges über
Westeuropa und somit unter einer südwestlichen, aber relativ glatten Strömung.
In diese eingelagert ist schleifend eine Kaltfront hereingelaufen, die über dem
Nordwesten Deutschlands nur wenige Millimeter Niederschlag bringt.
Eine vorherige Kaltfront, die inzwischen wettertechnisch inaktiv ist, trennt
trockenere und relativ stabile Atlantikluft von feuchtwarmer und labil
geschichteter Luft, die in der Donauregion und südlich davon liegt und bisher
noch nicht ausgeräumt werden konnte. In dieser Luftmasse entwickeln sich
einzelne Gewitter, wobei mangels Dynamik die Orografie als auslösender Faktor in
Frage kommt. Da diese Luftmasse noch einen Gehalt an niederschlagbarem Wasser
von über 40 mm aufweist und dank vorheriger Einstrahlung 1000 bis 1500 J/kg
MU-CAPE generiert werden, kann Starkregen nicht ganz ausgeschlossen werden; für
Unwetter sollte es in der ersten Nachthälfte nicht mehr reichen.

In der Nacht zum Samstag fällt die Konvektion im Südosten und ganz im Süden
zunächst in sich zusammen, wird aber in der zweiten Nachthälfte durch einen
vorlaufenden, von der Nordsee hereinschwenkenden Trog erneut angefacht. Dabei
liegt dann der Fokus auf mehrstündigem und teils gewittrigem Starkregen. Ob dann
erneut unwetterartige Regenmengen zusammenkommen, ist noch nicht sicher, wobei
selbst von hochauflösenden Modellen die Signale hierfür schwach sind. Der
Höhepunkt der Konvektion wird dort wahrscheinlich erst am Samstagvormittag
erreicht.
Der auf den Nordesten Deutschlands übergreifende Trog haucht auch der
schleifenden Kaltfront neues Leben ein, so dass dann vor allem in den Staulagen
der westlichen Mittelgebirge bis 10 mm Niederschlag fallen können. Rückseitig
der Kaltfront erfolgt Absinken, was die Wolken auflockern lässt.
In einem breiten Streifen von der Pfalz und vom Oberrhein bis etwa zur
polnischen Grenze ergeben sich ebenfalls Auflockerungen, die durch
kompensierendes Absinken bedingt sind. Da die Luftdruckgegensätze gering sind,
können sich in diesen Gebieten flache Nebelfelder bilden.

Samstag … stößt ein weiterer Trog nach Frankreich vor, der sich rasch nach
Süden ausweitet und ein Cut-Off-Tief, das das Überbleibsel eines vorherigen
Troges ist, in seine Zirkulation einbezieht. An der Vorderseite des auf
Frankreich übergreifenden Troges wird die südwestliche Strömung vorübergehend
etwas antizyklonaler und steilt von Westen her zusehends auf. Hierdurch setzt
sich das Schleifen der Kaltfront fort, eine sich annähernde Welle lässt die
Front sogar rückläufig werden.
An der Südflanke dieser Welle wird feuchtlabile Luft einbezogen, so dass ein
paar hundert J/kg CAPE generiert werden; mehr kommt mangels Einstrahlung nicht
zustande. Im Frontbereich, etwa vom Westen bis zur Oder, weist die Luftmasse mit
35 bis 40 mm einen hohen Flüssigwassergehalt auf. Kommt durch die flatternde
südwestliche Strömung noch etwas Hebung hinzu, sind einzelne, in das frontale
Niederschlagsband eingelagerte Gewitter nicht auszuschließen. Wenngleich die
Wahrscheinlichkeit von Starkregen nur gering ist, können vor allem über den
westlichen Mittelgebirgen staubedingt um 20 mm innerhalb von 12 Stunden
zusammenkommen, wobei sich im Tagesverlauf eher eine Verstärkung der
Niederschläge abzeichnet.
Im Südosten und ganz im Süden wird nach dem Höhepunkt der konvektiven
Umlagerungen am Vormittag durch die antizyklonaler werdende Strömung die
Konvektion eher gedämpft. Zwar ist die Luftmassenverteilung gegenüber heute
weitgehend unverändert, aber mangels Dynamik erfolgt die Auslösung im
Tagesverlauf hauptsächlich mit Hilfe der Orografie. Dies ist am ehesten in und
an den Alpen und mit etwas geringerer Wahrscheinlichkeit auch über dem
Bayerischen Wald der Fall. Wie am Vortag ist Starkregen zu erwarten; Unwetter
durch heftigen Starkregen sind bis um die Mittagszeit hinein noch bis in die
Donauregion nicht auszuschließen, sind in der zweiten Tageshälfte mangels
Antrieb dann eher auf den unmittelbaren Alpenrand beschränkt.
Längere sonnige Abschnitte sind postfrontal, d.h. im Nordwesten und an der
Ostsee, zu erwarten. Auch der Streifen, der sich durch kompensierendes Absinken
ergibt, ist noch zu finden. Dieser reicht dann etwa vom Oberrhein bis zur Neiße.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 24 bis 29, in der Lausitz Werte um 30
Grad. Im Nordwesten und in Ostseenähe wird es mit 20 bis 23 Grad nicht so warm.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der über Frankreich liegende Trog bis zu
den Westalpen aus. Hierdurch steilt die südwestliche Strömung weiter auf und
dreht auf Süd-Südwest. An dessen Vorderseite entwickelt sich in der feuchtwarmen
Luft, die noch weiter nach Norden vorstößt, eine flache Tiefdruckrinne.
Kurzwellige, aus dem Trog herauslaufende Anteile bringen von Westen her
verstärkt Hebung in Gang, was die Kaltfront dann zusätzlich aktiviert. Daher
intensivieren sich vor allem über den westlichen Mittelgebirgen die
Niederschläge, wobei dann sich mehrstündiger Starkregen abzeichnet.
Unwetterartige Regenmengen sind nicht auszuschließen. Bis Sonntagfrüh weiten
sich diese Niederschläge über die Mitte hinweg nordostwärts und maximal etwa bis
zur Elbe aus, wobei sich ostwärts durchsetzende Stabilisierung eingelagerte
Gewitter weniger wahrscheinlich werden lässt.
Im Süden und Südosten liegt noch die weiter oben beschriebene Luftmasse, die im
Osten noch etwas nach Norden vorankommt. Getriggert durch schwache, nach
Nord-Nordost ablaufende Kurzwellentröge wird die Konvektion im Südosten
Deutschlands am Leben gehalten Dabei besteht zumindest in der ersten Nachthälfte
vor allem am Alpenrand und bis zum Inn ebenfalls Gefahr von Unwettern durch
mehrstündigen heftigen Starkregen.
Postfrontal, d.h. im Nordwesten und in Ostseenähe sowie in einem Bereich von
Mitteldeutschland bis etwa zur Neiße bleibt es weitgehend niederschlagsfrei und
die Bewölkung lockert gebietsweise auf, aber die Nebelneigung ist geringer als
in den Nächten zuvor.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … Am Sonntag tropft auch der über den Westalpen liegende Trog aus. Das
Residuum überquert weitgehend den Norden Deutschlands, wobei dies in unteren
Troposphärenschichten rascher erfolgt als in der mittleren oder gar oberen
Troposphäre. Demzufolge konzentriert sich der Hebungsantrieb auf den Osten und
vor allem auf den Nordosten. Dort ist die Schichtung zunächst noch feuchtlabil,
der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht 40 bis über 45 mm; auch bis etwa
1000 J/kg CAPE kommen zustande. Folglich entwickeln sich in diesen Gebieten
nochmals Gewitter, die durchaus auch in mehrstündigen Starkregen eingelagert
sein können. Unwetter durch heftigen Starkregen sind nicht auszuschließen,
werden aber im Tagessverlauf mit der weiteren Verlagerung des Troges zusehends
weniger wahrscheinlich. Dieser wird durch schwache Kaltluftadvektion überlaufen
und büßt daher an Wetterwirksamkeit ein. Zudem setzt mit einer bodennahen
nordwestlichen Windkomponente an der Westflanke der nach Polen abziehenden
flachen Tiefdruckrinne Stabilisierung ein.
Im weitaus größten Teil Deutschlands sind, bedingt durch den Austropfprozess,
die Geopotentialgegensätze gering. Somit ergeben sich nur schwache dynamische
Antriebe, auch kommt keine ausgeprägte Gegenstromlage zwischen unterer und
oberer Troposphäre in Gang; ein massives Aufgleiten feuchtwarmer Luft und damit
ergiebige Dauerniederschläge sollten somit ausbleiben. Vielmehr lässt der Regen
alsbald von Nordwesten und Westen her und bis zum Abend auch in Teilen der Mitte
nach, größere Auflockerungen sind jedoch eher selten. In den daran nach Osten
hin angrenzenden Bereich fällt noch skaliger Niederschlag, der größtenteils
nicht warnrelevant sein sollte. Bedingt durch die meist stärkere Bewölkung und
die Niederschläge wird es mit 18 bis 24 Grad nicht mehr so warm wie an den
Vortagen. Nur ganz im Osten werden nochmals Höchstwerte um 25 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag setzt sich die Frontalzone leicht mäandrierend über
Südskandinavien hinweg nach Osten durch. An deren Südflanke erfolgt über
Mitteleuropa Geopotentialgewinn. Gestützt durch Kaltluftadvektion weitet sich
von Frankreich her der Keil des Azorenhochs nach Deutschland aus. Die
Niederschläge werden hierdurch über die Oder hinweg nach Osten und zu den Alpen
abgedrängt, die am Alpenrand noch längere Zeit andauern, so dass dort ggf. bis
in den Montag hinein eine Dauerregenwarnung erforderlich werden kann.
Unwetterartige Niederschlagssummen sind dort eher unwahrscheinlich.
Ansonsten erfolgt eine Wetterberuhigung, von Norden und Westen her klart es auf,
so dass sich gebietsweise einstellige Temperaturminima einstellen können.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Hinsichtlich der zu erwartenden Niederschläge ist Sonntagfrüh mittlerweile eine
weitgehende Angleichung hinsichtlich der Lage der Maxima erfolgt. Danach lässt
sich die Position der maximalen Niederschläge nur noch mit Unsicherheiten
abschätzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann