S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.08.2024 um 10.30 UTC

Sommerlich warm bis heiß, im Süden und teils auch im Osten kräftige Schauer und
Gewitter, ab Sonntag Abkühlung, nachfolgend Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.08.2024

Am Freitag ist die Zirkulation von tiefem Geopotenzial über dem Nordmeer,
Grönland und dem Nordatlantik geprägt. Ein blockierendes Höhenhoch liegt über
der Barentssee, das Verbindung zu einem Keil mit Achse über dem westlichen
Mittelmeer bis noch Osteuropa aufgenommen hat. Er ist angefüllt mit heißer
tropischer bzw. subtropischer Luft. Westeuropa wird hingegen von einem Trog und
einem schwachen Kaltlufttropfen über den Balearen beeinflusst. Über Mitteleuropa
hat sich eine westliche bis südwestliche Strömung eingestellt. Dabei liegen wir
am Rande der heißen Luft über Südosteuropa. Mit 850-hPa-Temperaturen von 18 °C
am Alpenrand und 12 °C im Norden wird es bei uns warm bis heiß. In der heißen
Luft im Süden und Südosten können sich CAPE-Werte bis zu 1500 J/kg ausbilden. In
dieser Luftmasse werden kräftige Gewitter simuliert. Die Scherung ist im Süden
nur relativ schwach, sodass die Gewitter voraussichtlich nicht besonders
organisiert sein werden. Dennoch besteht bei nur mäßiger Zuggeschwindigkeit die
Gefahr von heftigem Starkregen. Zur Mitte hin nimmt die Scherung deutlich zu.
Fraglich bleibt jedoch, ob sich gute Scherungsbedingungen noch mit ausreichend
CAPE überlappen.

Am Samstag ändert sich an der Gesamtsituation relativ wenig. Der westeuropäische
Trog rückt etwas nach Osten, sodass über Deutschland der Trogeingeinfluss
zunimmt und die Strömung etwas aufsteilt, sodass die feuchte und heiße
Subtropikluft weiter über dem Osten Deutschlands nach Norden vordringen kann.
Die CAPE-Werte sind nochmals etwas höher im Vergleich zum Vortag, sodass wieder
mit kräftigen Schauern und Gewittern gerechnet werden muss, mit Hauptgefahr von
unwetterartigem Starkregen.

Am Sonntag greift der Trog auf Mitteleuropa über. Seine Achse liegt am Abend
über Deutschland. Mit ihm wird die schwüle und heiße Subtropikluft ausgeräumt
und durch eine gemäßigte Meeresluftmasse ersetzt (850-Temperatur ~ 9°C). Die
damit verbundene Kaltfront ist im thermischen Feld stark aufgefächert und wird
genau wie der Trog von einem nachrückenden Bodenhoch überlaufen. CAPE wird nur
noch wenig simuliert, sodass die schauerartigen Niederschläge an der Kaltfront
und im Trogbereich nur selten blitzen.

Am Montag zieht der Trog unter Abschwächung nach Osteuropa ab. Ihm folgt ein
Höhenkeil, der nach Mitteleuropa vorstößt. Dabei liegt ein Bodenhoch über
Deutschland, was für Absinken und weitere Stabilisierung sorgt. Die
eingeflossene kühlere Meeresluft beginnt sich zu erwärmen.

Im weiteren Verlauf löst sich das blockierende Hoch über der Barentssee auf. Der
Haupttrog über dem Atlantik kann sich dadurch unter Verstärkung seiner Amplitude
ostwärts bewegen, sodass wir zunehmend auf die Trogvorderseite kommen. Dabei
steilt die Strömung über Mitteleuropa auf und es wird wieder schwül-heiße
subtropische Luft angezapft.

In der erweiterten Mittelfrist geht dann der Trog nach Osten unter deutlicher
Abschwächung seiner Amplitude durch. Ihm folgt rasch das nächste
Hochdruckgebiet, das sich auf der Vorderseite des Ex-Hurrikans „ERNESTO“
aufwölbt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum Montag ergeben sich keine wesentlichen Unterschiede zu den Vorläufen. In
den alten Läufen wurde nach dem Trogdurchgang am Anfang der Woche eine
Hochdruckbrücke über Mitteleuropa ohne erneuten Trogdurchgang simuliert. Im
gestrigen 12z-Lauf entwickelte sich Ex-Ernesto zu einem Orkantief mit Kerndruck
< 960 hPa westlich von Irland. Im neuen Lauf wird diese Entwicklung deutlich
schwächer gezeigt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Andere Globalmodelle sehen die Entwicklung ähnlich. ICON simuliert nach
Trogdurchgang am Montag eine langgezogene Hochdruckbrücke über Mitteleuropa und
bringt ab Dienstag keine Ansätze für einen nachfolgenden Trogdurchgang. GFS
zeigt in der erweiterten Mittelfrist eine ähnliche Entwicklung wie IFS, lässt
Ex-ERNESTO zum steuernden Zentraltief eines sich regenerierenden Atlantiktroges
werden und zeigt im weiteren Verlauf eine Trogvorderseite für Mitteleuropa. Auch
die KI-Modelle sind sich uneins bezüglich eines weiteren Trogdurchgangs in der
erweiterten Mittelfrist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-Rauchfahnen zeigen im Geopotenzial als auch in der Temperatur den
deutlichen Abwärtstrend wegen des Trogdurchgangs am Sonntag und Montag. Danach
nimmt die Streuung deutlich zu, wobei ein eindeutiger Erwärmungstrend mit wieder
steigendem Geopotenzial zu erkennen ist. Ab Mitte der kommenden Woche bleiben
die Ensembles im Süden auf hohem Niveau, während im Norden aufgrund des
potenziellen erneuten Trogdurchgangs eine erhebliche Streuung ergibt, mit
teilweise sogar herbstlichen Lösungen.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vorhersage bis Montag relativ sicher
ist, sich nach dem Trogdurchgang voraussichtlich wieder Hochdruckeinfluss mit
deutlicher Erwärmung durchsetzt. Ob dann ab Mitte der Woche ein weiterer Trog
durchgeht, so wie es auch der Großteil der Clusterlösungen sieht, bleibt noch
unsicher. Zumindest scheint dies wahrscheinlich nur den Norden zu betreffen. Im
Süden kann sich die Warmluft tendenziell länger halten. Wie es in der
erweiterten Mittelfrist weitergeht, hängt stark von Ex-Hurrikan ERNESTO ab. Die
Cluster zeigen diesbezüglich 2 wesentliche Lösungen, eine zyklonale, stärker
mäandrierende Westlage und eine Blockade über Mitteluropa.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag und Samstag muss mit kräftigen Gewittern mit heftigem Starkregen im
Süden und zum Teil auch im Osten gerechnet werden. Die Gewitter am Sonntag sind
voraussichtlich vergleichsweise harmlos.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON/IFS, MOSMIX ab Dienstag ENS-Mittel.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold