S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.08.2024 um 10.30 UTC

Finale des Sommers hinsichtlich Hitze und Unwettern. Ab Donnerstag Entspannung.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.08.2024

Am Dienstag gelangt Deutschland an die Vorderseite eines Troges, der sich über
den nahen Ostatlantik hinweg bis nach Galizien erstreckt. Mit einer
aufsteilenden südwestlichen Strömung strömt feuchtlabile Luft aus dem westlichen
Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. CAPE (MU) erreicht im Westen, Nordwesten und
ganz im Südosten 2000 bis über 3000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser
nahezu deutschlandweit 30 bis über 45 mm; zudem entwickelt sich in der
feuchtheißen Luft eine flache Tiefdruckrinne. Abgesehen vom Nordosten sind somit
die Voraussetzungen für hochreichende und unwetterträchtige Konvektion gegeben.
Was noch fehlt, ist der dynamische Antrieb. Am Rande eines sich ostwärts
verlagernden Höhenkeils ist die Strömung noch antizyklonal gekrümmt, lediglich
im Südwesten macht sich ein schwacher, in der Strömung nach Nordosten
ablaufender Trog bemerkbar. Daher entwickeln sich im Tagesverlauf zunächst im
Südwesten und Süden sowie im Westen und dort vor allem über dem Bergland
Gewitter, die rasch Unwettercharakter annehmen. Dabei wird das volle Spektrum
von Hagelansammlungen, heftigen Starkregen bis hin zu schweren Sturmböen
ausgeschöpft, für Großhagel ist die Scherung nicht hinreichend. Zuvor erfolgt,
abgesehen vom äußersten Nordosten, ein Temperaturanstieg auf 32 bis 37 Grad,
wobei sich im Westen und Süden eine zunehmende Schwüle bemerkbar macht.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Trog zu den Britischen Inseln, was die
Strömung weiter aufsteilen lässt. Konvektive Umlagerungen, die bei zunehmender
Verclusterung anfangs noch gewittrig bis hin zum Unwetter sein können, greifen
vom westlichen Bergland maximal auf den zentralen Mittelgebirgsraum über. Die
nördlichen und östlichen Landesteile sowie der Süden (nachdem dort die
Konvektion in sich zusammengefalle ist) bleiben hiervon noch verschont.
Vielerorts und nicht nur in Ballungsgebieten stellt sich eine Tropennacht mit
Temperaturminima nicht unter 20 Grad ein.
Am Mittwoch tropft der Trog über der Iberischen Halbinsel aus. Das Residuum
schwenkt in die Nordsee, so dass über Mitteleuropa eine steile südwestliche
Strömung bestehen bleibt. Abgesehen vom Nordosten entwickeln sich daher im
Bereich einer flachen und strukturlosen Luftdruckverteilung erneut Gewitter bis
hin zum Unwetter, wobei von Hagelansammlungen, (schweren) Sturmböen und heftigen
Regengüssen erneut nahezu alles vertreten sein kann. Zwar wird aufgrund der
Bewölkung etwas weniger CAPE generiert, aber der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser steigt noch etwas, so dass der Fokus dann eher auf heftigen Starkregen zu
legen ist. Hier ist dann auch die langsame Verlagerung der Konvektionszellen in
Betracht zu ziehen. Größere Hagel ist mangels Scherung eher unwahrscheinlich.
Zuvor werden in der schwülheißen Luft nochmals 30 bis 36 Grad erreicht.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt das Residuum des o.g. Troges nach
Südskandinavien. Nachfolgend stellt sich eine zyklonale südwestliche Strömung
ein. Mit dieser wird bis Donnerstagfrüh die feuchtlabile Subtropikluft zur Oder
und zu den Alpen abgedrängt. Zumindest in der ersten Nachthälfte sind daher noch
durch Verclusterung gewittrige Starkregenfälle bis hin zum Unwetter zu erwarten,
die dann unter beginnender Abschwächung auch auf den äußersten Nordosten
Deutschlands übergreifen. In Odernähe und in Richtung Alpen verzögert sich das
Ausräumen der feuchtlabilen Luft etwas, so dass dort die Gewittertätigkeit,
wenngleich mit abnehmender Unwettergefahr, aber nach wie vor noch mit
Starkregen, bis Donnerstagfrüh noch andauert. Verbreitet ist dann eine
Tropennacht zu erwarten.
Am Donnerstag setzt sich, gestützt durch schwache Kaltluftadvektion,
Zwischenhocheinfluss durch. Zwischen Ostsee und Erzgebirge, am Alpenrand und
über dem südwestdeutschen Bergland können sich noch einmal Gewitter entwickeln,
Unwetter sind dann eher unwahrscheinlich. Durch einen in der west-südwestlichen
Strömung nach Nordosten ablaufenden Kurzwellentrog kommen im Nordwesten
wiederholt Schauer zustande. Ansonsten ergeben sich größere Auflockerungen bei
einem gemäßigten Temperaturniveau. Die 30 Grad-Marke wird dann nicht mehr
erreicht.
Am Freitag gelangt Deutschland in den Einflussbereich eines Zentraltiefs östlich
von Island. Dessen Kaltfront erreicht mit schauerartigem Regen im Tagesverlauf
den Norden und Nordwesten. In den anderen Gebieten hält sich noch schwacher
Hochdruckeinfluss, wobei an den Alpen, eher jedoch inneralpin, eine leichte
Gewitterneigung bestehen bleibt. In der Nacht zum Samstag erfolgt über den
Britischen Inseln eine Trogbildung, was die west- südwestliche Strömung
aufsteilen lässt. Über der Mitte Deutschlands beginnt daher die Kaltfront zu
schleifen, wahrscheinlich läuft eine Welle nach Osten ab. In einem Streifen vom
westlichen Bergland bis zur Lausitz sind daher länger andauernde Regenfälle zu
erwarten, wobei die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden; im Stau
der zentralen Mittelgebirge sind unwetterartige Niederschlagsmengen nicht
auszuschließen.
Am Samstag greift von den Britischen Inseln kommend der von dem Zentraltief
östlich von Island ausgehende Trog auf Deutschland über. Hierdurch wird das aus
der nach Osten ablaufenden Welle resultierende Niederschlagsband nach Südosten
gedrückt. In Staulagen der zentralen Mittelgebirge und im Erzgebirgsraum ist
nach wie vor Dauerregen möglich. Gleichzeitig erfolgt an den Alpen eine
Aktivierung der dort noch vorhandenen Reste feuchtlabiler Luft, so dass dort
einzelne eingelagerte Gewitter mit Starkregen vorstellbar sind. Im Norden und
Westen dürfte eine allmähliche Wetterberuhigung erfolgen, wobei vor allem in
Nordseenähe, aber auch über dem westlichen Bergland weitere Schauer zu erwarten
sind. In der Nacht zum Montag werden die Niederschläge in den östlichen
Mittelgebirgsraum und zu den Alpen abgedrängt. Gegenüber den Vortagen gehen die
Temperaturen spürbar zurück.
Ab Sonntag setzt sich vollends eine nordwestliche Strömung durch. Bedingt durch
die Nähe der Frontalzone sind im Norden häufig Schauer zu erwarten. Ansonsten
ergibt sich schwacher Zwischenhocheinfluss, so dass kaum noch Schauer auftreten.
An den Alpen lässt dann auch im Tagesverlauf die Schauertätigkeit nach. Im
Norden und Westen und auch in Teilen der Mitte wird dann die 20 Grad-Marke nicht
mehr überschritten. Am Montag läuft in der west-nordwestlichen Strömung ein
flacher Trog nach Osten ab, wodurch, abgesehen vom Südwesten und vom Alpenrand,
ansonsten nahezu landesweit erneut Niederschläge zu erwarten sind. Danach nähert
sich ein flacher Rücken, was von Südwesten und Süden her zögernd wieder einen
leichten Temperaturanstieg zur Folge hat.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Modelllauf ist bis einschließlich Donnerstag gegenüber den
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Als einziger Unterschied lässt
sich herausarbeiten, dass am Mittwoch die feuchtwarme Luft (mit T850 über 15
Grad) nicht so rasch nach Osten abgedrängt wird wie es bei den Vorläufen der
Fall war. Diese zeigten am Freitag die Passage eines markanten Troges, der
neuerdings nicht mehr zu finden ist. Die in der Nacht zum Samstag nach Osten
ablaufende Welle mit Dauerniederschlägen ist dagegen nur beim aktuellsten
Modelllauf zu finden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt nur der aktuellste Lauf
eine nordwestliche Strömung, die gestrigen Simulationen hatten eine antizyklnale
Westströmung im Angebot. Die nordwestliche Strömung dürfte den neuerlichen
leichten Temperaturanstieg hinauszögern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten. Am Freitag weitet GFS den von dem Zentraltief östlich von Island
ausgehenden Trog weiter nach Süden aus als die anderen Modelle und lässt diesen
nach Deutschland schwenken.
Die oben beschriebene Welle in der Nacht zum Samstag wird von ICON angedeutet
und ist auch bei UK10 zu finden, liegt aber nach diesem Modell noch über dem
Ärmelkanal und somit deutlich weiter westlich. Die amerikanischen Modelle haben
diese Welle nicht im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich nach GFS eine eher
westliche Strömung ein, was auch einen wechselhaften Wettercharakter zur Folge
hätte. Nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes erfolgt eine erneute
Drehung der Strömung auf Südwest und somit zumindest im Süden wieder ein
spürbarer Temperaturanstieg.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt eher EZMW als dem hauseigenen deterministischen Lauf und
setzt somit auf eine nordwestliche Strömung. Der Spread ist relativ gering, aus
den mit längerer Vorhersagedauer abnehmenden Niederschlagssignalen lässt sich im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zunehmender antizyklonaler
Einfluss ableiten.
Das EPS des EZMW setzt eher auf eine zyklonale Westlage, die im Süden leicht
antizyklonal geprägt ist. Die Folge wäre ein wechselhafter Wettercharakter mit
einer regen Schauertätigkeit vor allem im Nordwesten und Norden.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen ergibt ab dem Wochenende eine allmählich
zunehmende Dominanz antizyklonaler Strömungsmuster, wobei aber Westlagen
überwiegen, aber etwa ein Drittel dann auch eine Brückenlage oder Hoch über
Mitteleuropa zeigen. Demnach würde sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ein zögernder Temperaturanstieg ergeben.
Die weiter oben beschriebene Welle in der Nacht zum Samstag wird nur von
Einzelmembern (weniger als 5) gestützt. Da aber weitere Vorhersagemodelle diese
Struktur ebenfalls im Programm haben, ist diese Entwicklung weiter zu verfolgen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag sind im Nordwesten, sonst vor allem über den Mittelgebirgen und im
Süden Gewitter zu erwarten, die rasch zu Unwettern durch heftige Regengüsse,
Hagelansammlungen und schwere Sturmböen auswachsen und die unter zunehmender
Verclusterung bis in die Nacht zum Mittwoch hinein andauern. Dabei ist es
größtenteils schwülheiß.
Am Mittwoch entwickeln sich abgesehen vom Nordosten erneut Gewitter bis hin zum
Unwetter durch heftige Regengüsse, schwere Sturmböen und Hagelansammlungen.
Diese verclustern, dabei liegt in der Nacht zum Donnerstag der Fokus eher auf
unwetterartigem und mehrstündigen Starkregen. Die Gewitter greifen in der
Nacht zum Donnerstag unter Abschwächung auf die nordöstlichen Landesteile über.
Tagsüber ist es weiterhin extrem schwül und heiß.
Am Donnerstag sind im äußersten Nordosten und Osten, über dem südwestdeutschen
Bergland sowie an den Alpen erneut Gewitter mit Starkregen möglich, Unwetter
sind dann eher unwahrscheinlich.
Am Freitag sind tagsüber keine markanten Wettergefahren zu erwarten. In der
Nacht zum Samstag fällt in Verbindung mit einer nach Osten ablaufenden Welle in
einem breiten Streifen vom westlichen Bergland bis in den zentralen
Mittelgebirgsraum hinein länger andauernder Regen. Dieser greift am Samstag auf
die östlichen Mittelgebirge über. An und in den Alpen kann es dann noch zu
gewittrigen Starkregenfällen kommen. Diese Entwicklung ist, was die Welle und
auch den Starkregen an den Alpen betrifft, jedoch noch nicht sicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann