#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 08.08.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.08.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Am Freitag in der Nordhälfte unbeständig, kurze Gewitter mit Böen Bft 8 nicht
ausgeschlossen. An den Küsten und in einigen Gipfellagen stürmische Böen
(Brocken: Sturmböen).
Ansonsten ruhiges Hochdruckwetter.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … schwenkt nach Passage eines Kurzwellentroges ein flacher Rücken
rasch über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts. Dahinter stellt sich eine
diffluente westsüdwestliche Höhenströmung ein, mit der ein weiterer flacher
Randtrog von den Britischen Inseln zur Nordsee gesteuert wird. Mit diesem
gewinnt die Frontalzone in weiterer Folge vorübergehend Zugriff auf das
nördliche Mitteleuropa.
Im Bodenfeld hat die mit dem Kurzwellentrog korrespondierende Kaltfront des
Tiefs „NICOLE“ inzwischen das Alpenvorland erreicht und löst sich dort in den
kommenden Stunden im Einflussbereich eines sich von Frankreich nach
Süddeutschland ausweitenden und vorübergehend verstärkenden Bodenhochkeils auf.
Präfrontal gab es am Nachmittag noch einzelne kräftige Gewitter, die inzwischen
weitgehend Richtung Oberösterreich bzw. Salzburg abgezogen sind.
Mit Annäherung des Randtroges und eines mit ihm korrespondierenden
Frontensystems des Tiefs „OTTILIE“ setzt im Laufe der Nacht vor allem in der
Nordhälfte aber bereits wieder Druckfall ein. Die Warmfront überquert bis
Freitagfrüh bereits den Nordwesten des Landes mit leichten Regenfällen vor allem
an den Küsten und in Schleswig-Holstein, die Kaltfront erreicht morgens die
mittlere Nordsee. Am Okklusionspunkt des Frontensystems entwickelt sich
unterhalb des linken Jetausgangs bis Freitagfrüh vor der Südwestküste Norwegens
ein Teiltief, was zu einer zusätzlichen Gradientverschärfung weiter südlich über
der Nordsee und Nordwestdeutschland führt. Somit frischt der Wind nach Passage
der Warmfront dort auf, im Nordseeumfeld gibt es morgens steife, über der
offenen See eventuell erste stürmische Böen aus Südwest.
Die dichte Warmfrontbewölkung erfasst noch die westlichen und mittleren,
ausgangs der Nacht auch die östlichen Landesteile. Im Süden und Südosten bleibt
es dagegen gering bewölkt, vor allem im Alpenvorland können sich nach den
Gewittern heute tagsüber im Laufe der Nacht örtlich flache Nebelfelder bilden.
Während es unter den dichten Wolken im Nordwesten bei gleichzeitiger Advektion
warmer Luftassen aus Südwesteuropa (12 Grad in 850 hPa) mit Minima zwischen 19
und 15 Grad sehr mild bleibt, kühlt es sonst auf 15 bis 10 Grad ab, in einigen
Senken Süddeutschlands auch auf einstellige Werte.
Freitag … schwenkt der flache Höhentrog über Norddeutschland hinweg ostwärts.
Die Kaltfront von „OTTILIE“ überquert bis zum Abend Norddeutschland mit
schauerartigen Regenfällen südostwärts und erreicht die Landesmitte, gerät dort
aber zunehmend in den Einflussbereich des sich am Nachmittag wieder
verstärkenden Hochkeils über Süddeutschland und verliert an Wetterwirksamkeit,
so dass es dort weitgehend trocken bleibt bzw. zumindest keine nennenswerten
Niederschläge mehr gibt. Auch im Norden bleiben die Mengen mit 1 bis 5 l/qm,
nach Osten zu gebietsweise um oder knapp über 10 l/qm übersichtlich. Kurze
Gewitter können am ehesten postfrontal im Ostseeumfeld und in Vorpommern nicht
ausgeschlossen werden, erscheinen angesichts der I-D2-Prognosetemps, die eine
Sperrschicht in etwa 650 bis 700 hPa und eine sehr trockene Luftmasse darüber
zeigen, eher unwahrscheinlich.
Von Warnrelevanz bleibt aber der Wind. Mit Frontpassage verschärft sich der
Gradient in ganz Norddeutschland vorübergehend und der auf West drehende Wind
frischt böig auf. Vor allem in Schauernähe kann es auch im Binnenland einzelne
steife Böen (Bft 7) geben, an den Küsten, vor allem an Abschnitten mit
auflandigem Wind, gibt es stürmische Böen (Bft 8), ebenso in den Kammlagen
einiger Mittelgebirge, auf dem Brocken muss vorübergehend mit einzelnen
Sturmböen (Bft 9) gerechnet werden. Erst gegen Abend fächert der Gradient vor
allem abseits der Küsten wieder auf und der Wind flaut ab.
Während es im Frontbereich stark bewölkt bis bedeckt bleibt, lockern die Wolken
postfrontal wieder auf und vor allem im Nordseeumfeld scheint nachmittags länger
die Sonne. Überwiegend locker bewölkt bis sonnig bleibt es auch im Süden, etwa
südlich von Main und Mosel. Im Warmsektor gelangt Biskayaluft in die M8itte und
in den Süden des Landes mit 13 bis knapp 17 Grad in 850 hPa. Entsprechend wird
es dort mit 26 bis 30 Grad sommerlich warm. Postfrontal strömt maritime
Subpolarluft in den Norden und Nordwesten Deutschlands (T850 hPa 7 bis 9 Grad),
so dass sich die Maxima dort etwa zwischen 21 und 24 Grad, an den Küsten um 20
Grad einpendeln.
In der Nacht zum Samstag kommt die Kaltfront bis nach Süddeutschland voran, löst
sich dort aber mit Verstärkung des Bodenhochkeils mehr oder weniger auf und
bringt höchstens noch dichtere Wolkenfelder, aber keine nennenswerten
Niederschläge mehr. Rückseitig setzt sich die subpolare Meeresluft etwa bis
Landesmitte durch (T850 hPa in der Nordhälfte 7 bis 10 Grad, in der Südhälfte 10
bis 14 Grad, am Alpenrand um 15 Grad).
Aufgrund der Nähe zur Frontalzone (der Jetstreak in 300 hPa verläuft in etwa
über Dänemark) und wegen des sich verstärkenden Hochkeils weiter südlich bleibt
über Norddeutschland ein recht veritabler Gradient aufrecht, der den Küsten
weiterhin steife, vereinzelt auch stürmische Böen aus westlichen Richtungen
beschert. Nach Abzug der letzten Schauer in den Abendstunden bleibt es die Nacht
über auch im Norden meist trocken; die Prognosetemps zeigen nach wie vor eine
Sperrschicht in etwa 700 bis 800 hPa. Lediglich an den Küsten fällt hier und da
etwas Regen aus teils recht dichter Schichtbewölkung. Ansonsten verläuft die
Nacht vielerorts aufgelockert, gebietsweise auch gering bewölkt. Die Minima
liegen meist zwischen 17 und 12 Grad, im Südwesten gebietsweise etwas darüber,
in einigen Mittelgebirgstälern ein wenig darunter.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag … und in der Nacht zum Sonntag hat sich gegenüber den Ausführungen in
der Frühübersicht nichts Substanzielles geändert.
Nach wie vor bleibt es im Norden nahe der Frontalzone leicht unbeständig mit
geringen Niederschlägen am ehesten in der Nacht zum Sonntag an den Küsten und
windig mit Böen Bft 7 an der See bzw. im angrenzenden Binnenland. Die
Höchsttemperaturen erreichen dort bei 8 bis 10 Grad in 850 hPa etwa 20 bis 24
Grad.
In der Mitte und im Süden dominiert dagegen der Einfluss der von der Biskaya
über Nordfrankreich und Süddeutschland bis nach Südosteuropa reichenden
Hochdruckzone, die sich sogar noch etwas verstärkt. Dort scheint oft die Sonne
und die Luftmasse kann sich auf 12 bis 18 Grad in 850 hPa erwärmen, so dass
sommerliche Höchstwerte zwischen 27 und 31, am Oberrhein vielleicht knapp 32
Grad erreicht werden.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und
prognoserelevanten Modellunterschiede ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff