S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.08.2024 um 10.30 UTC

Ab dem Wochenende zunehmend hochsommerlich heiß und weitgehend ruhiges
Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 13.08.2024

Die Mittelfrist startet am Freitag mit einem Tief nördlich der Britischen Inseln
und sich verabschiedendem Hochdruckeinfluss in Deutschland. Die Keilachse des
Hochs zieht am Morgen bereits ostwärts raus. Zeitgleich zieht von Nordwesten her
die Warmfront des Tiefs herein. Ihr dicht auf den Fersen ist die zum Tief
gehörige Kaltfront, die uns in der zweiten Tageshälfte von Nordwest nach Ost
überquert. Das Tief selbst verlagert sich derweil nach Südskandinavien. Mit
zunehmendem Druckgradienten frischt der westliche Wind an den Küsten und im
höheren Bergland teils stürmische auf. Aufgrund des höheren Drucks im Süden
Deutschlands und der dort vorherrschenden leicht antizyklonalen Höhenströmung
dringt die Front nicht weit in den Süden vor, sondern wird ostwärts
durchgeschoben. Entsprechend verläuft der Tag in der Südhälfte weitgehend ruhig,
während es im Norden schauerartigen Regen und an den Küsten mit geringer
Wahrscheinlichkeit auch einzelne Gewitter gibt. Die Temperaturverteilung in 850
hPa liegt zum Abend bei 6 bis 13 Grad von Nord nach Süd. Die Höchstwerte am
Boden reichen von 22 bis 29 Grad. In der Nacht zum Samstag breitet sich aus
Südwesten am Boden wieder Hochdruck aus und auch in der Höhe wird die Strömung
überall antizyklonal. Die Niederschläge ziehen ostwärts ab.

Am Samstag selbst ist es mit Hochdruck ruhig. Der Wind lässt mit weiterer
Verlagerung des Tiefs nach Nordschweden nach und aus Südwesten gelangt wieder
wärmere Luft in den Norden (um 10 Grad in 850 hPa) und sehr warme Luft in den
Süden (um 17 Grad in 850 hPa). Am Boden resultieren daraus verbreitet
sommerliche Höchstwerte, im Süden wird es mit rund 30 Grad auch heiß. Allerdings
zieht ein kleines Tiefdruckgebiet recht schnell ostwärts über den Atlantik. Es
erreicht in der Nacht zum Sonntag die Nordsee und löst sich bei seiner weiteren
Verlagerung rasch auf, bringt dem Norden aber dichtere Wolken und leichte
Regenfälle.

Am Sonntag ist das Tief zwar schon kaum noch zu sehen, jedoch liegt die feuchte
Luft im Norden und hin und wieder fällt trotz Hochdruck am Boden etwas Regen
oder Niesel heraus. Mit dem erstarkenden Hochkeil und der Achse über Deutschland
ist aber auch das gegen Abend Geschichte. Mit Sonne steigt die Temperatur im
Süden verbreitet über 30 Grad. Im bewölkteren Norden ist es zwar auch sommerlich
mit 23 bis 27 Grad aber weniger heiß.

Der Montag ist aus heutiger Sicht hochdruckbestimmt. Mit südwestlicher Strömung
fließen knapp 20 Grad in 850 hPa in den Norden und 24 Grad in den Westen und
Südwesten Deutschlands. Damit wird es über der Mitte und dem Süden
hochsommerlich heiß, im Norden ist es mit 24 bis 28 Grad „kühler“. In den Alpen
können sich vereinzelt Hitzegewitter bilden. Die Keilachse schiebt sich erst am
Abend ostwärts und lässt die Strömung zyklonaler werden. Auf dem nahen Atlantik
liegt ein umfangreiches Tiefdruckgebiet, mit Randtiefs über den Britischen
Inseln. Eines davon verlagert sich in der Nacht zum Dienstag über die Nordsee
Richtung Südnorwegen. Im Nordseeumfeld sind die Wolken dann abermals kompakter
und Schauer möglich. Sonst haben die Tiefdruckgebiete erst einmal keinen
Einfluss.

Der Dienstag ist erneut bestimmt von hohem Luftdruck und ruhigem und
voraussichtlich auch heißem Wetter. Das Tief über dem Atlantik verlagert sich
langsam ostwärts, seine Ausläufer erreichen England gegen Abend und in der Nacht
zum Mittwoch.

Der Mittwoch startet noch ruhig, allerdings macht sich im Tagesverlauf der
Ausläufer des Tiefs knapp vor den Britischen Inseln auf, uns von Westen her
heimzusuchen. Im Voraus eilt ein schwacher Bodentrog, der für erste Schauer und
Gewitter im Nordwesten sorgen könnte. Am Abend beziehungsweise in der Nacht zum
Donnerstag zieht dann der Ausläufer in Form einer Kaltfront oder Okklusion von
Nordwesten her ins Land und bringt im Vorfeld dichte Wolken sowie Schauer und
Gewitter.

Am Donnerstag zieht die Front weiter südostwärts und erst am Abend im Osten
raus. Im Süden staut sie sich voraussichtlich an den Alpen. In 850 hPa fließen
in der Nordwesthälfte 6 bis 8 und in der Südosthälfte 10 bis 14 Grad ein. Der
Höhentrog hängt ein bisschen hinterher, schwenkt aber nach jetzigem Stand
Freitagmorgen von West nach Ost über uns hinweg.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Gegensatz zu gestern lässt sich heute keine Konsistenz zwischen den
IFS-Läufen finden. Bereits am Freitag gibt es Unterschiede in der Lage der
Tiefdruckgebiete und Höhentröge. Der leicht antizyklonale Einfluss am Samstag
ist geblieben. Ein Bodentief über dem Atlantik ist im aktuellen Lauf aber
deutlich schneller und zieht nun bereits am späten Samstag nordwestlich an
Deutschland vorbei. Dahinter macht sich Hochdruckeinfluss breit, der
voraussichtlich bis Mitte kommender Woche anhält.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit anderen Modellen ergibt zunächst mehr Übereinstimmungen. Auch
wenn sich der Schnellläufer vom Atlantik weder bei GFS noch ICON finden lässt.
Zu Beginn der neuen Woche werden die Unterschiede signifikant. Während IFS den
Keil breit aufgespannt lässt, lassen GFS und ICON atlantischen Tiefdruckeinfluss
zu.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse schöpft für den ersten Zeitschritt (Freitag 0 bis Samstag 0
z) aus den Vollen: Sechs Lösungen, alle NAO positiv und mit geringen
Unterschieden für Deutschland.
Zeitschritt zwei liefert „nur“ noch 4 Lösungen, mit mehrheitlich NAO+ und mal
mehr (Cluster drei und vier), mal weniger (Cluster eins und zwei) stark
ausgeprägtem Höhenrücken über Mitteleuropa. Der Hauptlauf liegt in Cluster zwei
(17 Member), der Kontrolllauf in Cluster drei (13 Member).
Die erweiterte Mittelfrist ab Mittwoch liefert wieder 6 Clusterlösungen und
einen bunten Strauß an Wetterregimes. Der Hauptlauf liegt in Cluster eins mit 14
Membern und einem Schwenk von Blocking zu NAO+ und zurück zu Blocking. Dabei
zieht zum Ende (Freitag) ein veritabler Trog bei uns durch. Der Kontrolllauf in
Cluster zwei hat den Trog am Freitag deutlich flacher drin und beharrt durchweg
auf NAO+.

Der Spread in den Ensembles ist erstaunlich gering. Dabei gibt es einen
deutlichen Aufwärtstrend in der T850 ab Freitag und auch beim Geopot ist die
Tendenz steigend. Erst ab Montag geht der Spread deutlicher auseinander. Ein
Abfall von Temperatur und Geopotential ist aber erst ab Mittwoch erkennbar.
Auffällig ist der Hauptlauf, der sich in der erweiterten Mittelfrist am oberen
Ende der T850 Ensembles befindet, beim Geopot hingegen fügt er sich etwa mittig
ein. Die Niederschlagsensembles zeigen für den Süden und Westen eine länger
andauernde Trockenphase. Die Ausschläge sind sehr gering. Im Norden und Osten
gibt es immerhin schwache Signale auch am Wochenende und im Laufe der neuen
Woche.

Die Ensembles des GFS bringen keine neue Erkenntnis. Auch hier ist der
operationelle Lauf Mitte der kommenden Woche am oberen Ende der
Temperaturensembles zu finden. Beim Druck liegt der Lauf hingegen deutlich unter
der Ensemblemehrheit.
Bei ICON hingegen verhält sich der operationelle Lauf etwas anders. Der
Aufwärtstrend ist zunächst gleich, allerdings fällt die Temperatur bereits am
Dienstag, während der Niederschlag steigt – Stichwort: atlantischer
Tiefdruckeinfluss. Die Ensembles lassen allerdings deutlich Luft nach oben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI springt am Freitag beim Wind im Norden an. Kaum verwunderlich, ist
skaliger Wind im Sommer eher ungewöhnlich. Allerdings zieht der SOT nicht nach,
was für ein schwaches, wenn auch für die Jahreszeit nicht alltägliches Ereignis
spricht. Aus den Modellen lassen sich für die Küsten Bft 8 erkennen, auch die
EPSe gehen mit. Im höheren Bergland und bei Gewittern sind auch mal Bft 9
möglich.

Für den Montag gibt es beim EFI deutliche Signale in Sachen Höchsttemperatur.
Auch der SOT zieht mit. Verbreitet über 30 Grad sind in Mitteleuropa auch im
August klimatisch ungewöhnlich.

Auch der EFI-Cape hat am Montag deutliche Signale für außergewöhnlich hohe Werte
(über 2500 J/kg in der Südwesthälfte). Allerdings fehlt in verhältnismäßig
trockener Luft und unter dem Rücken die Auslöse. Lediglich in den Alpen kann der
Deckel vielleicht durchstoßen werden und vereinzelte Hitzegewitter sind nicht
ausgeschlossen. Bei ppw um 25 mm sollte sich der Starkregen in Grenzen halten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn