S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.08.2024 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft, im Süden sehr warm. Am Wochenende von Süden her
möglicherweise heiß, aber auch wieder aufkommende Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 12.08.2024

Eingangs der Mittelfrist am kommenden Donnerstag liegen wir unter einer
westlichen Strömung, wobei ein kurzwelliger Anteil nach Osten abgezogen ist, ein
weiterer breiter und flacher Trog steht über Westeuropa vor der Haustür.
Dazwischen ist ein schwaches Zwischenhoch wetterbestimmend. Reste einer
Kaltfront über Süddeutschland schwächen sich unter dem leichten Absinken weiter
ab, die Ausläufer eines neuen Tiefs über Nordengland nähern sich dann nachts dem
Nordwesten an. Während im Norden zeitweise starke Bewölkung durchzieht, scheint
über dem Süden und der Mitte oft die Sonne. Dabei sind im Norden schwache
Schauer nicht ausgeschlossen, im Süden langt es zum ein oder anderen kräftigen
Gewitter mit Hilfe der Orografie. Die sehr warme Luft wurde im Süden nicht
ausgeräumt, was hier wieder Temperaturen nahe 30°C möglich macht, während im
Norden eher mäßig warme Luft mit 20 bis 25°C einfließt.
Am Freitag zieht das Tief mit ausgeprägtem Windfeld und gefolgt vom sich besser
abzeichnenden Kurzwellentrog weiter nach Südskandinavien und die Ausläufer
überqueren vor allem den Norden und die Mitte Deutschlands, während sich im
Süden der Einfluss einer schwachen, zonalen Hochdruckzone hält, die über
Frankreich und den Alpenraum nach Osten verläuft. Besonders nach Norden hin
regnet es zeitweise und mit Passage des Tiefs legt der Gradient spürbar zu,
sodass außer ganz im Süden ein windiger Tag ansteht. Im Bergland und zu den
Küsten hin sind stürmische Böen nicht ausgeschlossen. Im Süden sind bei
anhaltendem Sonnenschein wieder nahe 30°C möglich, im äußersten Norden langt es
gerade mal für 20°C.
Am Samstag glättet die Strömung wieder durch und der Hochdruckeinfluss kräftigt
sich von Süden wieder. Der Norden bleibt aber in einer lebhaften und recht
feuchten westlichen Strömung mit nicht sehr hochreichender Bewölkung und etwas
Regen oder schwachen Schauern. Dazu weht kräftiger Westwind mit Böen 7 Bft
zumindest an den Küsten. Sonst trocknet es unter leichtem Absinken wieder ab und
häufig scheint die Sonne. Weiter bleibt im Süden die sehr warme bis heiße Luft
dominierend mit bis zu 30°C, der Norden zeigt sich erfrischender bei knapp über
20°C.
Am Sonntag formiert sich über Westeuropa ein Langwellentrog, der stromab einen
flachen Rücken induziert, der aber rasch über uns nach Osten schwenkt. Dann
dreht die Strömung nach Südwest und im Warmsektor eines in die Nordsee ziehenden
Tiefs verstärkt sich die Zufuhr sehr warmer bis heißer Luft nach Mitteleuropa.
Die 20°C Isotherme in 850 hPa erreicht zum Abend den Main. Die Temperaturen
steigen damit häufiger über 30°C, im Süden bis nahe 35°C und nur ganz im Norden
und Nordwesten, wo sich tagsüber auch mehr Wolken halten, bleibt es etwas
kühler. Die Luft wird feuchter und instabiler, sodass im Tagesverlauf, nicht
erst mit Übergreifen der Kaltfront auf den Nordwesten die Gewitterneigung
deutlich zunimmt. Lokal sind unwetterartige Gewitter möglich.
Am Montag zieht das Tief weiter zur Ostsee und die Kaltfront überquert große
Landesteile nach Osten. Rückseitig gelangt wieder kühlere und stabile Luft nach
Deutschland, in die sich ein schwacher Hochkeil schiebt. Da der Trog erst noch
folgt und die Höhenströmung somit auf Südwest bleibt, gerät der Tiefausläufer
über dem Süden ins Schleifen. Dort sind weitere Regenfälle und teils starke
Gewitter mit Unwettergefahr möglich. Möglicherweise regnet es auch auf der
kalten Seite der Front (Anacharakter) von Südwesten her noch längere Zeit und
erst im Nordwesten macht sich eine Wetterbesserung bemerkbar.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich das Übergreifen eines weiteren Troges
an und das unbeständige, aber warme Wetter findet wahrscheinlich seinen
Fortgang.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS Modells ist insgesamt gut, wird aber im Verlauf der
Mittelfrist schwächer. Die Westströmung der ersten Tage wird im aktuellen Lauf
zwar etwas zyklonaler simuliert als zuvor, passt dennoch eher in das
Großwetterlagenmuster „West antizyklonal“. Die Gewitterlage zum Ende der
Mittelfrist war auch in den Vorläufen zu finden, es gibt aber große
Unsicherheiten im Timing.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Echte Alternativen haben die anderen Globalmodelle, ICON, GFS und UKMO nicht zu
bieten. Der Aktionsradius der Tiefausläufer in den ersten Tagen der Mittelfrist
wird unterschiedlich beurteilt; mal sehr auf den Norden fokussiert wie im UKMO,
mal bis in die Mitte ausgreifend wie bei ICON oder IFS.
Das der nächste Sonntag, bzw. der Wochenwechsel gewittrig werden können, sehen
auch die anderen Modelle so. Die Entwicklung wird natürlich noch jeweils anders
simuliert und bleibt damit unsicher. GFS zeigt uns noch am Montag auf der
Vorderseite eines Tiefs über Westeuropa, dabei allerdings im Zustrom von sehr
heißer Luft aus dem Mittelmeerraum.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Großen und Ganzen stützen zwar die Ensembles anhand der Rauchfahnen die
beschriebene Entwicklung des Hauptlaufs. Die Geopotentialkurven beginnen aber
schon ab Freitag, die Temperaturverläufe dann ab dem Wochenende stärker zu
streuen und zwar jeweils im Norden stärker als im Süden. Entsprechend dürften
hinter der ersten Tiefpassage und der Entwicklung ab dem Wochenende größere
Fragezeichen stehen. Der Hauptlauf liegt zum Ende in beiden Kurvenscharen am
unteren Rand der Ensembles. Die Kaltfrontpassage am Montag und die damit
einhergehende Abkühlung sind damit aber auch unsicher. Einige ENS deuten mit
mehr als 20°C in 850 hPa nach Wochenwechsel Hitze bis nach Norddeutschland an.

Am Donnerstag und Freitag werden 3 Cluster gebildet, alle NAO+, die sich für uns
nicht viel unterscheiden. Von Samstag bis Montag sind es ebenfalls 3 Cluster,
allerdings propagiert Cluster 2 (15 Member), in dem auch der Hauptlauf liegt,
die progressivste Lösung. Cluster 1 und 3 sind bei insgesamt (etwas) höherem
Geopotential langsamer aufgestellt.
In der erweiterten Mittelfrist überwiegen in den 4 Clustern (weiter alle NAO+)
die West- bis Südwestlagen (oder Tr W) mit mal mehr, mal weniger zyklonalem
Einschlag. Wie schon angedeutet sieht es auch dann nicht nach einer dauerhaften
Wetterberuhigung aus, sondern eher nach weiter leicht wechselhaftem, aber warmem
Sommerwetter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Zur Abwechselung deutet sich am Freitag neben vereinzelten Gewittern mal eine,
aber wirklich nur kleine Windlage an. Hinter den möglichen Gewittern ab Sonntag
stehen noch größere Fragezeichen. Nicht nur beim Timing, auch was Intensität und
Verbreitung angeht, da wir möglicherweise lediglich in der Peripherie des Troges
über Westeuropa verbleiben. Die Windlage schlägt sich im EFI mit Signalen für
die Nordwesthälfte nieder.
Die möglichen Gewitter finden sich bislang lediglich in den Niederschlagssignale
wieder, in Kombination mit den Luftmasseneigenschaften. Inwieweit es ab Sonntag
von Süden her über Deutschland heiß bis sehr heiß wird, ist unsicher. Im EFI ist
bis Sonntag kein entsprechendes Signal zu finden.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner