S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.08.2024 um 10.30 UTC

Im Süden oft sonnig und heiß, im Norden leicht wechselhaft und sommerlich warm.
Nächstes Wochenende drohen Hitze auch im Osten und neue Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.08.2024

Am Mittwoch, dem Beginn der heutigen Mittelfristbetrachtung wird die kurze Hitze
in weiten Landesteilen schon wieder beendet, was komplett zum Muster des
bisherigen Sommers passt. Wobei man langsam aufpassen muss, da der
Siebenschläferzeitraum sich dem Ende neigt und die Wetterlage sich Mitte/Ende
August gerne mal nachhaltig umstellt. Sämtliche Oszillationsindizes (NAO, AO,
MJO) sehen in den Vorhersagen aber erstmal unauffällig aus.

So schickt das sich immer wieder regenerierende Zentraltief zwischen Schottland
und Island eine Kaltfront ostwärts, die die zuvor eingeflossene heiße
Mittelmeerluft mit T850 13-17°C abdrängt und durch kühlere Atlantikluft T850 von
6-10°C ersetzt. Je nach Timing sind dabei vor allem im Osten und Süden
voraussichtlich auch lokale Unwetter zu erwarten. Scherung und dynamische Hebung
scheinen dabei nicht allzu üppig auszufallen, so dass es primär wohl erneut um
das Starkregenkriterium gehen dürfte bei PPW’s weit über 30, lokal sicherlich um
die 40 mm und nur langsamer Verlagerung der Zellen. Im Umfeld der Front gibt es
schauerartige, teils gewittrige Regenfälle, wobei sich keine überregionale
Starkregenlage bisher andeutet. Abseits davon scheint auch längere Zeit die
Sonne bei einem postfrontal von Süd auf West und böig auffrischendem Wind. Die
Höchstwerte liegen an der Nordsee noch wenig über 20°C, im Osten und Süden bis
32°C.

Am Donnerstag schwenkt der Höhentrog, der mit der Kaltfront am Boden
korrespondiert, rasch nordostwärts Richtung Skandinavien ab und die westliche
Strömung über Deutschland glättet einmal durch. Damit kommt es im äußersten
Süden erneut zu keinem wirklichen Luftmassenwechsel, die Front gelangt in etwa
auf Höhe der Donau ins Schleifen, wird aber durch den schwachen
Hochdruckeinfluss am Boden kaum noch wetteraktiv sein. Erneut findet eine
Tuchfühlung beziehungsweise Ausweitung des Azorenhochkeils bis nach Deutschland
statt. So gibt es allenfalls noch an der Küste und im Alpenvorland wenige
Schauer. Sonst setzt sich bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken trockenes und
angenehm temperiertes Sommerwetter bei 20 bis 26°C im Norden und bis 29°C im
Süden durch.

Am Freitag verläuft die Frontalzone in der weiterhin westlichen Strömung über
den Britischen Inseln bis nach Skandinavien mit Streifschüssen im Norden
Deutschlands. Ob diese vorübergehend sogar bis in die Landesmitte ausgreifen
ist, markiert den Beginn zunehmender Unsicherheiten. Im Süden setzt unterdessen
leichter Potential und in der Folge auch am Boden Druckanstieg ein. Über
Frankreich befindet sich gar die -5°C Isotherme in 500 hPa, was einen sehr hohen
Wert darstellt. Die 15°C-Isotherme erreicht in 850 hPa in etwa Main und Mosel,
womit südlich davon bei reichlich Sonnenschein schon wieder mit Höchstwerten um
30°C zu rechnen ist. Bei 10°C in 850 hPa in Küstennähe ist es auch dort trotz
zeitweiliger Regenwolken sommerlich warm. Direkt an der See kann der Wind in
Böen die 7 Bft überschreiten.

Am Wochenende ändert sich am beschriebenen Grundmuster nicht allzu viel. Es
deutet sich aber modellübergreifend (wenn auch mit leichten Timingunterschieden)
eine neuerliche Austrogung über dem nahen Ostatlantik bis etwa zur Biskaya an.
Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Ausweitung/Verschärfung der Hitze
zumindest mal im Süden und Osten Deutschlands. Lokal sind um die 35°C denkbar,
bevor die Gewittergefahr (UNETTER) aus Westen rasch zunimmt. Eine länger
andauernde Hitzewelle ist unwahrscheinlich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Freitag schaut der aktuelle 0z Lauf recht ähnlich zu seinen
Vorgängern aus, wobei auffällt, dass der gestrige 12z Lauf den zyklonalen
Streifschuss am Freitag im Norden mit Übergreifen eines markanteren Randtroges n
der Höhe etwas stärker betonte. Dennoch sind die Regenfälle meist skaliger Natur
und fernab jeglicher Warnschwellen anzusiedeln.

Das Aufsteilen der Strömung zum Sonntag hin ist eine recht neue Idee des
aktuellen Laufes. In den Vorläufen blieb die Strömung recht glatt mit einem
heißen und sonnigen Süden und leicht wechselhaften, angenehm temperierten Mitte
und Norden des Landes. Bezüglich stark baroklinen Verhältnissen zwischen 40 und
50N quasi über dem gesamten Nordatlantik bis Neufundland sind sich alle Läufe
mehr oder weniger einig. Zünglein an der Waage sind Zyklogenesen am Kap Farvel
und Wellenbildungen an deren Südrand. Wahrscheinlich auch unter Einbezug von
Resten des Hurrikans „DEBBY“ bei Florida sind ab Beginn der übernächsten Woche
(erweiterte Mittelfrist) Orkantiefentwicklungen zwischen Neuschottland und
Island möglich mit Auswirkungen auch auf unser Wettergeschehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die im oberen Abschnitt erwähnte Betonung des Randtroges am Donnerstag und vor
allem Freitag vom gestrigen 12z IFS Lauf mit stärkerer Aktivierung der
Frontalzone findet sich auch im 0z Lauf des ICON und GFS wieder. Demnach sind
kräftigere und bis zur Mitte ausgreifende Regenfälle nicht unrealistisch,
wenngleich ebenfalls nicht warnwürdig.

UK10 schwenkt unterdessen schon am Freitag auf die Austrogung über dem
Ostatlantik ein. Je nachdem wo und wie schnell das Aufsteilen ansetzt, könnte
selbst im Nordwesten kurzzeitig Hitze ein Thema werden (ICON So, GFS So/Mo).
Auch eine stationäre Luftmassengrenze (ansatzweise IFS) könnte sich zum Sonntag
hin vorübergehend einstellen. Alle Varianten eint zumindest, dass die Hitze ein
weiteres kurzes Intermezzo bliebe.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Memberschar verdeutlicht eindrücklich, dass die Unsicherheiten ab Freitag
deutschlandweit erheblich zunehmen. Es gibt durchaus eine kleine Bifurkation der
850 hPa Temperatur in Norddeutschland, die zum Sonntag auch jenseits der
15°C-Marke zu finden ist. Hierbei ist aber letztlich noch alles möglich, ebenso
wie schlimm die Hitze im Süden wirklich ausfällt. Es könnte alles auch
vergleichsweise glimpflich bei eher glatterer Strömung ablaufen bei Tmax um
30°C.

Niederschlagssignale nehmen – vom Norden einmal abgesehen (dort anhaltend auf
mittlerem Niveau) – vor allem ab Sonntag deutlich zu. Am Mittwoch ist mit den
Gewittern laut Rauchfahnen im Mittel nicht allzu viel zu erwarten (wenige mm).

Krass, wie der Hauptlauf beim Geopotential in der erweiterten Mittelfrist nach
unten wegbricht. Hier spielen Prozesse beim Downstream Development eine
entscheidende Rolle, je nachdem wie sich das tropische System in die
Westwinddrift eingliedert. Ein Abfall um über 20 gpdm auf knapp 560 gpdm binnen
2 Tagen wäre aber schon eine Ansage. Der HL ist zwar kein Ausreißer, liegt aber
am unteren Rand des EPS und findet keine Mehrheit, die im Mittel nur einen
geringen Abfall sieht.

CLUSTER:
Große Unsicherheiten – da verwundern ganze 5 Cluster im Zeitraum Fr-So und 6
Cluster Mo-Mi (erweiterte Mittefrist) nicht. Ein favorisiertes Szenario der in
den oberen Abschnitten geschilderten Möglichkeiten lässt sich dabei nicht
herausarbeiten, die unterschiedlichen Lösungen sind in etwa gleichverteilt. Ein
Abtropfen wird zumindest nicht gezeigt, eher eine Progression der kurzen Wellen
ostwärts, womit die Hitze zumindest einhellig nicht lange anhält und rasch von
neuerlichen Gewittern abgelöst wird – spätestens zur neuen Woche.

FAZIT:
Insgesamt doch vergleichsweise ruhiges (warnarmes) Sommerwetter. Im Süden meist
sonnig und heiß. Im Norden leicht wechselhaft und sommerlich warm. Nach
Gewittern am Mittwoch, die nur vereinzelt Unwetter bringen dürften, könnte sich
nach kurzer Hitzeverschärfung im Laufe des kommenden Wochenendes eine
Schwergewitterlage einstellen. Als ziemlich wahrscheinlich darf angenommen
werden, dass sich keine langanhaltende Hitzewelle anbahnt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER (UNWETTER):
ICON-EU bietet am Mittwoch im Süden und Osten CAPE-Werte um die 1000 J/kg und
PPW’s bis 40 mm an. Da die Scherung nur gering ist, steht wohl vor allem wieder
der Starkregen im Fokus. Unwettersignale für heftigen Starkregen finden sich in
den Ensembleprodukten aber noch keine. In der Fläche sollte es vorrangig bei
markanten Entwicklungen bleiben.

Am Wochenende könnte sich nach aktuellem Stand eine ausgedehnte, brisante
Unwetterlage aufbauen. EFI CAPE SHEAR springt noch nicht an, das IFS-EPS zeigt
aber flächendeckend schon geringe Wahrscheinlichkeiten am Sonntag und Montag für
Niederschlagssummen > 30 mm binnen 24 Stunden.

HITZE:
Für die Gebiete entlang des Oberrheingrabens und des Hochrheins wird am Mittwoch
eine starke Wärmebelastung erwartet. Richtung Wochenende könnte das im Süden und
Osten ein größeres Thema werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen