SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.08.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Nach Durchzug einer Kaltfront Übergang zu Hoch Mitteleuropa mit ruhigem
Sommerwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … ist die großräumige Zirkulation durch einen Langwellentrog über dem
Atlantik und einem Höhenhoch über der Barentssee geprägt. Deutschland wird noch
von einem Kurzwellentrog beeinflusst, dessen Achse im weiteren Verlauf nach
Polen abzieht. Eingelagert ist die Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien, die
sich derzeit vom Pfälzer Wald über Sachsen bis Brandenburg erstreckt.
Vorderseitig ist noch eine labile und feuchte Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen
~ 11 °C wirksam). In dieser haben sich wenige 100 J/kg CAPE aufgebaut, was
präfrontal und an der Kaltfront zur Auslösung von Schauern und Gewittern
gereicht hat, die allerdings wenig hochreichend sind und auch schnell ziehen. So
geht die Gefahr von stürmischen Böen um 65 km/h und lokalem Starkregen um 20
mm/h aus. Größere Multizellecluster sind nicht mehr zu finden und die
Gewitteraktivität lässt in den nächsten Stunden weiter nach, sodass Unwetter
unwahrscheinlich sind. Rückseitig der Kaltfront fließt eine gemäßigte
Atlantikluft mit deutlich niedrigeren Feuchtgehalt (Taupunkt ~ 11 °C) ein. Dort
ist die Luft deutlich stabiler. Unter dem nachrückenden Keil setzt im Westen
starke WLA in höheren Schichten ein, wodurch eine dichte As-Wolkendecke
advehiert wird. Zwar zeigen sich dort einige Radarechos, Regen erreicht aber den
Boden kaum, da die Luft in den unteren Schichten sehr trocken ist.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich die Kaltfront weiter nach Südosten,
kommt im Süden Deutschlands zum Schleifen, löst sich aber durch den
nachrückenden Höhen- und Bodenkeil, der sich vorderseitig der weiter ostwärts
vorankommenden Atlantiktroges aufwölbt, allmählich auf. So gibt es im Süden
viele Wolken und etwas Regen. Auch in den Westen bleibt es durch das Aufgleiten
in der Höhe größtenteils stark bewölkt. Zu größeren Auflockerungen kommt es in
der postfrontalen Subsidenz über Ostdeutschland. Einzelne Windböen an der See
halten an. Ansonsten lässt der Wind etwas nach.

Montag … zieht der Trog als Kaltlufttropfen nach Polen ab. Vorderseitig des
atlantischen Langwellentroges verstärkt sich er Keil über Westeuropa, dessen
Achse im Tagesverlauf auf den Westen Deutschlands übergreift. Bodennah setzt
sich ein flaches Hochdruckgebiet über Deutschland fest. Unter starkem Absinken
löst sich die As-Bewölkung im Westen und in der Mitte im Tagesverlauf immer mehr
auf. Die Reste der Kaltfront vergammeln über dem Süden, sodass es nach
anfänglichen, örtlichen Schauern auch dort immer mehr auflockert. Ansonsten
erwartet uns ein freundlicher Tag, mit etwas dichterer Quellbewölkung im Osten,
die sich an der massiven Absinkinversion auf ~ 750 hPa im Osten vorübergehend
ausbreiten kann. Im Süden wird die Warmluft nie richtig ausgeräumt, sodass dort
bei 850-hPa-Temperaturen bis 15 °C, Höchstwerte bis zu 29 °C am Oberrhein
erreicht werden. In der gemäßigten Atlantikluftmasse werden über dem Osten bei
850 hPa-Temperaturen um 7 °C Werte um 23 °C berechnet.

Die Nacht zum Dienstag wird unter Absinken verbreitet klar. Und mit Tiefstwerten
um 15 °C im Westen und 8 °C im Osten recht frisch.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … erfasst die Achse des atlantischen Langwellentroges den Westen
Europas. Der kräftige Höhenkeil wölbt sich vorderseitig weiter auf und erstreckt
sich über Mitteleuropa und nimmt Kontakt zum Höhenhoch über der Barentssee auf.
Deutschland befindet sich somit unter starkem Absinken. Durch WLA und Erwärmung
durch das Absinken stiegt die 850-hPa auf 10 bis 15 °C. Demzufolge ist sonniges
Wetter mit Höchstwerten von 15 bis 31 Grad zu erwarten. Im Süden bauen sich zwar
im Tagesverlauf bis zu 700 J/kg hochreichendes ML-CAPE auf, die Auslösung von
Gewittern ist unter mäßigen Deckel und sehr trockenen Schichten oberhalb des
HKNs sehr unwahrscheinlich. ECAPE, das das Entrainment mit berücksichtigt,
erreicht kaum 100 J/kg, sodass die Konvektion nur für ein paar „Turkey Towers“
reichen sollte.

Erst in der Nacht gelangt Deutschland auf die Vorderseite des Langwellentroges.
Dabei greift die Kaltfront des zugehörigen Tiefs auf den Nordwesten über. Das
von den Modellen simulierte MU-CAPE ist aber ziemlich gering, sodass es fraglich
ist, in welchem Zustand die konvektiven Niederschläge in Verbindung mit der
Kaltfront den Westen erreichen. Nach derzeitigem Stand sollte die
Gewitteraktivität nicht mehr allzu groß sein. SuperHD rechnet mit einem etwas
verzögerten Eintreffen und simuliert die Kaltfront in der Nacht noch über
BENELUX, aber ohne Gewitteraktivität. Der Südwesten wird demnach allerdings von
einer sehr schwachen, vorlaufenden Linie getroffen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modellsimulationen sind alle einheitlich, abgesehen vom Übergreifen der
Kaltfront in der Nacht zum Mittwoch.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold