SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.08.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Allmählich sich nach Osten verlagernde Schauer und Gewitter mit
Starkregengefahr. Anschließend zunehmender Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … liegt unser Land auf der Vorderseite eines Troges, der sich von
Frankreich her nähert. Diesem Trog läuft die Kaltfront des Tiefs Mina, das
seinen Kern südwestlich von Island besitzt, voraus. Diese erreicht bis zum Abend
aber erst die Nordsee und damit noch nicht unser Land. Zwischen Mina und dem
Azorenhoch herrscht über dem Atlantik eine flotte Westströmung, über dem
europäischen Kontinent sind dagegen die Druckgegensätze sehr schwach ausgeprägt.

Die bei uns liegende Luftmasse ist warm (10 bis 14°C) in 850 hPa und recht
feucht. Insbesondere erstreckt sich eine Zone mit feuchterer Luft von der
Nordsee bis nach Franken, eine weitere bildet sich über der Nordsee im Vorfeld
der beschriebenen Kaltfront. In den genannten Gebieten konnte sich trotz nicht
gerade starken vertikalen Temperaturgradienten etwas CAPE aufbauen, im
Binnenland bis zu 500 J/kg. So konnten sich heute zahlreiche Schauer und
Gewitter bilden, mit etwas Scherung konnten sich auch einige Gewitterlinien
bilden. Der Schwerpunkt lag aber bei ppw’s teils um 35 l/qm und nicht allzu
großen Zuggeschwindigkeiten (immerhin bis 40 km/h) auf dem Starkregen. Nicht
zuletzt gab es aber insbesondere im Nordosten und Südwesten auch viel
Sonnenschein.

In der Nacht zum Sonntag läuft an der Südflanke des steuernden Tiefs Mina eine
markante, sich vertiefende Welle namens Nicole von der südlichen Labradorsee
hinein, womit großflächige WLA im Seegebiet zwischen Island und Irland einsetzt.
Das führt dazu, dass von dem Trog, der in der Nacht von Frankreich nach
Deutschland hereinschwenkt, sich ein eigenständiges Höhentief abtrennt. Dieses
erreicht bis zum Sonntagmorgen das Seegebiet südwestlich von Norwegen. Die
Kaltfront wird im Norden auf der Vorderseite des Troges rasch nach Osten geführt
und erreicht bis zum Morgen in etwa eine Linie von der Kieler Förde bis zur
Eifel. Da der Trog aber negativ geneigt ist und im Süden schon Bayern erreicht,
überläuft der Trog in der Südhälfte Deutschlands die Front schon. Dort ist
deswegen auch die Wetterwirksamkeit etwas geringer.

In der Nordhälfte verläuft die Nacht dagegen recht unruhig mit zu größeren
Regengebieten zusammenwachsenden Schauern und auch einzelnen eingelagerten
Gewittern. Punktuell kann es dabei auch mehrstündigen Starkregen im markanten
Bereich zwischen 20 und 30 l/qm geben. Nach ICON-D2-EPS zeichnen sich
Schwerpunkte von Niedersachsen über die Deutsche Bucht bis Schleswig-Holstein
sowie von Thüringen nach Sachsen an. Warnungen können wohl aber erst im
Nowcasting ausgegeben werden. Vereinzelt ist auch das Überschreiten von
Unwetterschwellen in der Nacht noch vorstellbar, das muss aber erst recht aufs
Nowcasting vertagt werden. Weitere Begleiterscheinungen wie Böen oder Hagel
spielten heute sowieso schon nicht die große Rolle und sollten tagesgangsbedingt
im Laufe der Nacht noch weniger prominent werden.

Insgesamt können fast alle Regionen im Laufe der Nacht mal etwas von den
Schauern abbekommen, gegen Morgen unterbindet aber dann die rückseitig der
Kaltfront einfließende kühlere und deutlich trockenere Luftmasse das
Konvektionsgeschehen. Dort lockern dann auch die Wolken wieder größerflächig
auf. Die Nacht verläuft überall recht mild mit Tiefstwerten zwischen 18 und
14°C.

Am Sonntag … setzt sich die oben erwähnte WLA über dem nahen Ostatlantik fort
und richtet sich mit dem Eindrehen der Welle Nicole ins Zentraltief Mina
zunehmend Richtung Nordmeer aus. Dies fördert die Aufwölbung eines stärkeren
Rückens über den Britischen Inseln und der Nordsee, womit stromab das
abgetropfte Höhentief weiter südostwärts rutscht und bis zum Abend die Region
Seeland/Schonen erreicht.

Durch diesen vorübergehend doch mal etwas stärkeren Druckfall Richtung Rügen und
den gleichzeitigen postfrontalen Druckanstieg aus Südwesten mit Aufwölbung des
Rückens kommt es über dem Nordosten Deutschlands zu einer leichten
Gradientverschärfung. Der auffrischende West- bis Nordwestwind soll sogar
einzelne steife Böen an den Küsten bringen, auch südwärts ausgreifend bis zum
Harz und zur Magdeburger Börde gibt es Signale dafür. Dort ist aber die Ausgabe
einer Windwarnung grenzwertig. Auf jeden Fall puscht der Wind die Kaltfront über
der Nordhälfte ostwärts über Oder und Neiße hinweg und auf der Rückseite kommt
dann auch die Schauertätigkeit zum Erliegen. Zuvor kann sich aber in der
feuchten Luft noch einmal etwas CAPE aufbauen, zudem nimmt von Westen die
Scherung (über 10 m/s hochreichend) allmählich zu, so dass sich am Sonntag der
Schwerpunkt der konvektiven Begleiterscheinungen etwas in Richtung Wind
verschiebt. Bei Gewittern dürfte deswegen die eine oder andere stürmische Bö ein
Thema sein, Starkregen natürlich auch noch, aber nicht mehr im Unwetterbereich.
Im unmittelbaren Umfeld des Höhentiefs kann es sogar an der Ostsee bis in den
Abend hinein noch Schauer und Gewitter geben. Südlich des Höhentiefs bildet sich
zudem eine Zone mit erheblicher Scherung (30 m/s hochreichend), die aber im
Bereich deutlich trockener Luft liegt, so dass dort die Scherung wohl nicht mit
dem Konvektionsgebiet überlappen sollte.

Während im Nordosten das konvektive Geschehen den Sonntag prägt, gibt es im
Nordwesten schon wieder Wolkenauflockerungen, allerdings dürften tagsüber an
einer Absinkinversion bei 800 bis 700 hPa die Quellwolken breitlaufen.
Insbesondere an der Nordseeküste dürfte es bei auflandigem Wind dagegen wieder
mehr Sonnenanteile geben.

In etwa entlang einer Linie von der Mosel bis zum Erzgebirge dürfte die
Kaltfront schleifen. Dort hält sich noch eine feuchte, allerdings kaum noch
labil geschichtete Luftmasse. Unterhalb 600 hPa ist die Schichtung aber noch
ausreichend instabil, um größere Quellwolken zu erzeugen, aus denen auch noch
ein paar Tropfen fallen können, für Gewitter reicht es aber nicht mehr. Noch
weiter südlich ist die Schichtung noch etwas instabiler, allerdings weniger
feucht, so dass es dort zwar noch für einiges an Wolken, aber keine Schauer mehr
reicht.

In der kühleren, aber gut durchmischten Meeresluft im Norden und Nordwesten
werden nur noch maximal 20 bis 24°C erreicht, im Süden vereinzelt noch bis zu
27°C.

In der Nacht zum Montag zieht das Höhentief weiter südostwärts Richtung
Zentralpolen ab. Gleichzeitig erreicht die Achse des sich weiter aufwölbenden
Rückens über Westeuropa bis zum Morgen Benelux und die Deutsche Bucht. Somit
setzt sich auch bodennah der leichte Druckanstieg fort und es bildet sich eine
abgeschlossene kleine Hochparzelle über Deutschland, die den Namen Kai erhält.

Im weitgehend inaktiven Frontbereich halten sich noch gebietsweise dichtere
mittelhohe Wolkenfelder. Die Front wird dabei im Westen langsam wieder als
Warmfront nordwärts geführt. Die letzten Schauer im Osten und Südosten fallen in
der Nacht allmählich zusammen. Klar wird es vor allem im Norden auf der kühlen
und trockenen Seite der Front.

Dort wird es dann auch mit teils einstelligen Tiefstwerten empfindlich kühl, im
Süden bleibt es bei rund 15°C deutlich milder.

An der vorpommerschen Küste gibt es zeitweise noch steife Böen aus Nordwest.
Sonst schläft der Wind unter Hoch Kai vielfach ein.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Am Montag … umspannt der Rücken bereits weite Landesteile und die Achse kommt
gleichzeitig nur sehr zögernd ostwärts voran. Das Frontensystem des Tiefs Nicole
über den Britischen Inseln und der Biskaya wird dadurch blockiert und beginnt
stark zu verwellen.

Die Struktur des Hochs am Boden verwäscht etwas, es verbleibt aber im Zentrum
mehr oder weniger genau über Deutschland, weshalb die Winde im Osten eher aus
Nordwest, im Westen eher aus südlichen Richtungen kommen. Während es dadurch im
Norden und Osten eher etwas wolkiger bleibt, kann sich die Luft im Westen und
Süden bei satter Einstrahlung und vor allem Richtung Dienstag auch zunehmender
WLA aus Süden langsam erwärmen. Lediglich am östlichen Alpenrand kann es
staubedingt leicht regnen und im Alpenvorland noch für einen schwachen Schauer
reichen.

In Ballungszentren entlang von Rhein und Neckar wird zunehmend wieder die Nähe
der 30°C-Marke ins Visier genommen. Von Flensburg bis nach Frankfurt/Oder bleibt
es bei angenehmen 20 bis 24°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Nennenswerte Unterschiede in den Basisfeldern lassen sich modellübergreifend
kaum ausfindig machen. Den Schleifbereich der Kaltfront am Sonntag unterschätzt
ICON niederschlagstechnisch wahrscheinlich etwas, hier sind die anderen Modelle
etwas offensiver.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann