S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.08.2024 um 10.30 UTC

Hochsommerlich, am Mittwoch Kaltfrontdurchgang mit Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 10.08.2024

Am Dienstag herrschte eine Blockierung in hohen Breiten über der Barentssee,
während der Ostatlantik von einem Langwellentrog beeinflusst wird, der
Westeuropa übergreift. Vorderseitig hat sich ein Keil über Mitteleuropa
aufgewölbt, der sich über Skandinavien mit dem hohen Geopotenzial über der
Barentssee verbunden hat. Über dem Mittelmeerraum liegt derzeit heiße
nordafrikanische Luft, die auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentrogs
mit einer südwestlichen Strömung Richtung Mitteleuropa advehiert wird. Dabei
steigt die 850-hPa-Temperatur in Süddeutschland über 15 °C, während sie im
Nordosten bei etwa 10 °C liegt. So erwartet Deutschland sonniges und sommerlich
warmes, in der Südhälfte heißes Wetter.

Am Mittwoch kommt der der Langwellentrog ostwärts voran und dehnt seinen
Einfluss von Westen her auf Deutschland aus. Der Höhenkeil wird dabei ostwärts
verdrängt. Im gleichen Zuge greift die Kaltfront des korrespondierenden
Atlantiktroges von West nach Ost auf Deutschland über. Vorher können sich etwa
500 – 1000 J/kg CAPE aufbauen. Ob es eventuell in einer vorlaufenden Konvergenz
in der Nordhälfte bereits vorher auslöst, ist noch unsicher, da dort durch den
Keil und WLA in mittleren Schichten ein starker Deckel herrscht. Die
Hauptaktivität wird an und kurz vor der Kaltfront berechnet. Da die Scherung
erst mit eintreffen der Kaltfront zunimmt, ist die Überlappungsbereich mit der
Labilität ziemlich schmal, sodass größtenteils von Multizellenclustern
auszugehen ist, deren Hauptgefahr der Starkregen ist. Modellsimulationen der
Niederschläge sind derzeit in der Fläche ziemlich moderat.

Bis zum Donnerstag überquert die Kaltfront die Nordhälfte mit einem
Kurzwellentrog Deutschlands. Hängt aber im Süden strömungsparallel zurück und
löst sich dort unter dem nachrückenden Azorenhochkeil auf. So wird im Norden
Deutschlands mit einer zonalen Höhenströmung eine erwärmte Meeresluft wirksam,
im Süden aber die subtropische Luftmasse nicht vollständig ausgeräumt, sodass
die 850-hPa-Temperatur dort bei etwa 15 °C verharrt. Trotz des Bodenhochkeils
können sich dort in der labilen Luftmasse ab dem Nachmittag Schauer und kräftige
Gewitter bilden.

Auch am Freitag hält die zonale Höhenströmung weiter an. Mit dem bis
Skandinavien vorrückenden tiefem geopotenzial und dem daraus folgenden
Abschnüren des Hochs über der Barentsee ergibt sich eine antizyklonale Westlage.
Die Luftmassenverhältnisse sind ähnlich wie am Vortag, wobei aber im Süden der
Deckel durch den Geopotenzialanstieg stärker wird.

Auch am Wochenende ändert sich an der antizyklonalen Westlage wenig, wobei
kurzwellige Anteil den Norden Deutschlands erfassen und der Süden antizyklonal
beeinflusst bleibt. Somit verschärft sich das Süd-Nord-Temperaturgefälle.

In der erweiterten Mittelfrist deutet IFS eine etwas stärker mäandrierende
Westwetterlage an, wodurch Mitteleuropa allmählich wieder auf die Vorderseite
gelangt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Es gibt kaum wesentliche Unterschiede zu den Vorläufen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Mittwoch sind sich alle Globalmodelle weitestgehend einig. ICON rechnet am
Donnerstag nochmals einen weiteren Kurzwellentrog, der von Frankreich in die
noch vorhandene labile Luft über Süddeutschland hineinläuft. Clusternde kräftige
Gewitter wären dort die Folge.
GFS rechnet eine erneut kräftige Austrogung über dem Atlantik und nachfolgend
eine Wiederherstellung des Osteuropatroges. Somit würde sich das alte
Zirkulationsmuster, das bisher im Sommer vorherrschte wiederherstellen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis Freitag zeigen die Rauchfahnen kaum Streuung. Einige Niederschlagsspitzen am
Mittwoch, im Süden auch am Donnerstag zeigend das Gewitterpotenzial.
Zum Wochenende nimmt die Streuung deutlich zu. Während das Geopotenzial ziemlich
wild streut(, mit dem Hauptlauf im oberen Bereich), verbleibt der überwiegende
Teil der 850hPa-Temperaturen im Norden im warmen, im Süden im heißen Bereich,
deutlich über dem üblichen jahreszeitlichen Mittel.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Wetterablauf mit Hochdruck und Hitze
im Süden bis Mittwoch ziemlich sicher ist. Auch der Kaltfrontdurchgang mit
Schauern und Gewittern ist am Mittwoch gesichert. Details bezüglich Gewitter am
Donnerstag im Süden sind unsicher.
Unsicher bleibt die Entwicklung ab dem nächsten Wochenende. Ob sich das alte
Zirkulationsmuster mit Wechsel aus Trogvorderseite und Trogeinfluss für
Mitteleuropa wiederherstellt, oder ob uns die antizyklonale Westlage erhalten
bleibt, lässt sich auch mit den Clusteranalysen nicht bestimmen. Bei +240 h
werden beide Varianten etwa als gleich wahrscheinlich betrachtet. Unabhängig von
der Lösung bleibt es wahrscheinlich auch bis zum Anfang der 2. Augustwoche für
die Jahreszeit zu warm. Danach versinken Ensembles und auch Cluster im völligen
Chaos.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch sind starke Gewitter mit lokalen Unwettern sehr wahrscheinlich.
Dabei geht die Hauptgefahr von Multizellenclustern mit heftigem Starkregen aus.
Die Gewittersituation am Donnerstag im Süden ist noch nicht klar. Es besteht
allerdings auch dann die Gefahr von größeren Clustern mit viel Niederschlag.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON/IFS-Hauptlauf, MOS-MIX, ab Donnerstag die IFS-Variante allerdings mit
erhöhtem Gewitterpotenzial im Süden (lt. Ensembles), da IFS bei West zwar oft
besser ist, als ICON, Konvektion aber generell unterschätzt, da sie nicht
explizit berechnet wird.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold