#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 02.08.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.08.2024 um 10.30 UTC
Meist ruhiges und sommerlich warmes bis heißes Hochdruckwetter. Am Mittwoch
Durchzug einer Kaltfront und im Vorfeld starke, teils schwere Gewitter.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 09.08.2024
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Montag zieht ein
Kurzwellentrog über Polen ab. Ihm folgt ein Rücken, der sich vom westlichen
Mittelmeer bis nach Skandinavien erstreckt. Am Boden macht sich dementsprechend
ein Hoch über Mitteleuropa breit, welches seinen Schwerpunkt bis zum Abend etwa
in der Oder-Neiße-Region verlagert. Ein umfangreiches und hochreichendes
Zentraltief dreht sich über dem Atlantik mit seinem Kern südsüdöstlich von
Island und hat zu diesem Zeitpunkt keinen Einfluss auf das Wettergeschehen in
Deutschland. Dementsprechend erwartet uns ein freundlicher und sommerlicher Tag,
wobei es im Nordosten (T850hPa bei 8 Grad) mit 23 Grad am kühlsten und im
Südwesten (T850hPa bei 15 Grad) mit knapp 30 Grad am wärmsten ist.
Am Dienstag verlagert sich das Bodenhoch langsam nach Polen, während sich die
Achse des Rückens tagsüber meridional über Deutschland erstreckt. Demzufolge
erwartet uns ein weiterer sommerlicher Tag mit viel Sonnenschein. Nur im
äußersten Nordwesten kommen möglicherweise schon ein paar mehr Quellwolken auf,
die aber noch harmlos bleiben sollten. Mit der zunehmend südwestlichen Strömung
gelangt noch wärmere Luft zu uns, sodass im Süden und in der Mitte verbreitet um
oder etwas über 30 Grad erreicht werden. Aber auch die Bundesbürger im Norden
erwartet ein Sommertag.
In der Nacht zum und am Mittwoch wandert die Rückenachse weiter ostwärts und wir
gelangen zunehmend auf die Trogvorderseite. Das Bodentief verlagert sich über
die Färöer hinweg Richtung Norwegische See und die dazugehörige Kaltfront greift
im Tagesverlauf auf dem Nordwesten Deutschlands über. Während der Tag im Osten
voraussichtlich nochmals freundlich und hochsommerlich startet, kommen im
Vorfeld der Kaltfront im Westen bereits am Morgen Schauer und Gewitter auf, die
sich im Tagesverlauf ost- und südwärts auf ganz Deutschland ausbreiten und teils
kräftig ausfallen können. Im Westen gehen dadurch die Temperaturen im Vergleich
zum Vortag zurück, während im Osten vor den Gewittern nochmals um 30 Grad
erreicht werden.
Am Donnerstag zieht der Trog über die Ostsee ab und am Boden greift ein Ableger
des nach Norden verschobenen Azorenhochs auf Deutschland über. Im Süden steigen
dadurch die 850hPa-Temperaturen wieder an, während mit einer westlichen Strömung
im Norden kühlere Meeresluft einströmt. Dort bleibt es mit um oder etwas unter
25 Grad am kühlsten, während im Süden schon wieder die 30 Grad ins Visier
genommen werden. Mit dem zunehmenden Hochdruckeinfluss kommt es zudem rasch zu
einer Wetterberuhigung, im Osten bleibt allerdings in der Nähe des abziehenden
Trogs eine geringe Schauerneigung bestehen und auch an und in den Alpen sind
Schauer und Gewitter möglich.
Am Freitag steigt das Geopotential über West- und Mitteleuropa weiter an und
auch am Boden bleibt der Ableger des Azorenhochs bestehen, ebenso wie das
Süd-Nord-Gefälle bei den Temperaturen. Während im Norden ein paar dichtere
Wolkenfelder durchziehen, scheint im Süden meist die Sonne und die Temperaturen
bewegen sich landesweit im sommerlichen Bereich.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das sommerliche Wetter voraussichtlich
fort, wobei es vor allem in der Nordhälfte etwas unbeständiger werden dürfte.
Aber auch im Süden ist es aus heutiger Sicht noch unsicher, ob es durchweg beim
störungsfreien Sommer bleibt oder ob es auch dort zeitweise zu Schauern und
Gewittern kommt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe kann als sehr gut bewertet werden.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich über die gesamte Mittelfrist hinweg
nicht ausmachen. Selbst der Kaltfrontdurchgang am kommenden Mittwoch wird in
allen Läufen recht ähnlich simuliert, wenngleich der Temperaturgradient im
gestrigen 00UTC-Lauf noch etwas größer als in den beiden nachfolgenden Läufen
war.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen Globalmodelle zeigen eine gute Konsistenz. Unisono wird nach
Abzug des Hochs nach Osteuropa der Kaltfrontdurchgang am Mittwoch simuliert,
wobei ICON einen Tick schneller ist als die anderen Modelle. Auch beim
nachfolgenden erneuten Hochdruckeinfluss sind sich die Modelle relativ einig.
Allerdings fällt auf, dass der Geopotentialanstieg am Freitag beim IFS am
stärksten ist, während GFS und ICON zumindest im Norden und Nordwesten eine
etwas zyklonalere Strömungskonfiguration zeigen.
FAZIT:
In der kommenden Woche erwartet uns ein sommerlich warmer bis regional heißer
Witterungsabschnitt. Dieser wird lediglich am Mittwoch aufgrund des
Kaltfrontdurchzugs unterbrochen, in deren Vorfeld es verbreitet zu Schauern und
teils kräftigen Gewittern mit örtlichem Unwetterpotential kommt. Nachfolgend
setzt sich erneut Hochdruckeinfluss und ruhiges Sommerwetter durch, wobei der
Süden mit höheren Temperaturen und mehr Sonnenanteilen ggü. dem Norden etwas
bevorzugt wird.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen stützen die beschriebenen synoptischen Muster. Bis zum
Kaltfrontdurchgang am kommenden Mittwoch verlaufen die Rauchfahnen recht
gebündelt. Danach nimmt der Spread sowohl beim Geopotential als auch bei den
Temperaturen zu. Auffällig ist, dass der Geopotentialanstieg beim Hauptlauf mit
am stärksten ist, was dazu passt, dass GFS und ICON v.a. im Norden zyklonalere
Strömungskonfigurationen simulieren und der IFS-Lauf möglicherweise etwas zu
optimistisch ist. Auch werden zum Ende der Woche hin weiterhin einige
Niederschlagspeaks gezeigt (im Norden mehr als im Süden), sodass das Wetter wohl
nicht durchweg störungsfrei verlaufen wird.
Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h die Member in zwei
Cluster eingeteilt, wobei das Blocking-Regime dominiert. Beim Cluster 2 (21
Member) geht die Strömung in eine positive NAO über, was daran liegt, dass die
Amplitude des Trogs über dem Atlantik größer ist als im ersten Cluster.
Im Zeitraum t192h-240h werden dann fünf Cluster angeboten, die mit Populationen
von 8 bis 15 Membern auch noch vergleichsweise gleich verteilt sind. Sowohl
Blocking als auch positive NAO und Atlantic-Ridge-Konfigurationen werden
aufgezeigt. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Prognose in diesem Zeitraum ist noch
recht unsicher.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Mittwoch kommt es in der feuchtwarmen Luft im Vorfeld der beschriebenen
Kaltfront verbreitet zu Schauern und teils kräftigen Gewittern. Diese setzten
bereits am Morgen (evtl. auch schon in der Nacht zum Mittwoch) im Westen ein und
breiten sich rasch ost- und südostwärts aus. Da es dort am Vormittag nochmals
ordentlich einstrahlen und -heizen kann, sind im Tagesverlauf auch zunehmend
unwetterartige Entwicklungen mit von der Partie.
Anden übrigen Tagen herrscht ruhiges und sommerlich warmes bis heißes
Hochdruckwetter, wobei v.a. am Dienstag regional mit einer starken (wenn auch
nicht überbordend starken) Wärmebelastung zu rechnen ist.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel