S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.08.2024 um 10.30 UTC

Nach unbeständigem Sonntag vorübergehend Hochdruckeinfluss. Am Mittwoch
voraussichtlich Kaltfrontdurchgang mit Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 08.08.2024

Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, dominiert nach IFS eine
insgesamt recht zonal geprägte und nicht sonderlich starke westliche
Höhenströmung das Wettergeschehen. Im Norden, im Bereich des tieferen Potentials
sticht ein Höhentief südlich Islands ins Auge. Von diesem ausgehend, weit nach
Südosten reichend, schwenkt ein Kurzwellentrog am Sonntag über unser Land
hinweg. Das höchste Geopotential liegt über Südwesteuropa, was zur Folge hat,
dass die westliche Höhenströmung über dem Atlantik wesentlich stärker ist als
über dem europäischen Festland. Bodennah erstreckt sich ausgehend vom Azorenhoch
ein Keil nach Mitteleuropa. Diesem steht ein Bodentief südlich Islands
gegenüber. Ansonsten sind die Druckgegensätze über Europa äußerst schwach
ausgeprägt. Ausgehend von dem Bodentief überquert eine Kaltfront am Sonntag
unser Land und bringt vor allem in der Nordhälfte Regenfälle und Gewitter. Die
rückseitig einfließende Luftmasse weist in 850 hPa zwischen 8°C im Norden 14°C
an den Alpen auf, womit regional mal nur ein mäßig warmer Tag ansteht. In der
Nacht zum Montag ziehen Trog und Front ab und die Wolken lockern auf.

Am Montag weitet sich rückseitig der Kaltfront eines ehemaligen Randtiefs des
oben erwähnten Islandtiefs ein Trog über dem nahen Atlantik deutlich nach Süden
aus. Stromab führt dies zu einem starken Aufwölben eines Rückens direkt über
Deutschland. Damit meridionalisiert sich die Lage erheblich. Aus dem
Azorenhochkeil spaltet sich ein eigenständiges Hoch über Deutschland ab. In 850
hPa gelangt bereits wieder eine etwas wärmere Luftmasse zu uns, so dass dort die
Temperatur auf 10°C im Nordosten und 14°C im Südwesten ansteigt. Zwar sollte
eine Warmfront den Nordwesten mit Wolkenfeldern streifen, sonst soll es aber
sonnig und vor allem trocken werden.

Am Dienstag erreicht der Langwellentrog Westeuropa und die Achse des
Höhenrückens erreicht schon den Osten Deutschlands. Das Bodenhoch verlagert sich
dem Rücken voraus ins östliche Mitteleuropa. Mit Winden aus dem Südsektor
gelangt wieder sehr warme Luft ins Land mit 850-hPa-Werten zwischen 14°C im
Norden und 18°C im Süden. Dabei ist es den ganzen Tag über weitgehend sonnig,
die Gewittergefahr sollte noch gering sein.

Am Mittwoch erreicht uns dann schon die Achse des Troges. Diesem läuft eine
Kaltfront voraus, die bereits am Morgen den Nordwesten des Landes erreicht und
bis zum Abend weite Teile des Landes überquert haben sollte. In diesem
Zusammenhang dürfte es verbreitet zu Schauern und teils heftigen Gewittern
kommen. In der Nacht zum Donnerstag zieht die Kaltfront dann im Norden rasch
ostwärts ab, während sie im Süden noch schleift und dem Alpenvorland wohl
einiges an Regen bringt.

Am Donnerstag stellt sich rückseitig des Troges wieder eine zonalere Strömung
ein, in der aber zum Abend ein Randtrog den Westen erreicht. Im Bodendruckfeld
weitet sich wieder ein Azorenhochkeil auf Deutschland aus. Dieser bringt den
meisten Landesteilen zunächst freundliches Wetter, bevor zum Nachmittag auf der
Vorderseite des Kurzwellentroges wieder dichte Wolken durchziehen, die aber
keinen Regen bringen sollen. Im Süden schleift allerdings noch die Kaltfront und
bringt einige Regenfälle, Richtung Alpen auch Gewitter. Das Temperaturniveau in
850 hPa geht landesweit wieder zurück auf etwa 7° im Norden und noch 16°C an den
Alpen.

In der Folge soll sich von Westen ein neuer Trog nähern, der sich zum Samstag
und Sonntag über Skandinavien einnistet und zum übernächsten Wochenende vor
allem im Norden für unbeständiges Wetter sorgt. Zudem geht es nach kurzem
Temperaturanstieg am Freitag wieder etwas abwärts mit den Temperaturen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen deterministischen Laufs des IFS mit seinen beiden
Vorgängerläufen ist bis kommenden Donnerstag recht gut.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden deterministischen Modelle zeigen bis kommenden Montag eine sehr
einheitliche Entwicklung. Am Dienstag, insbesondere ab dem Abend ergeben sich
aber signifikante Unterschiede bezüglich des Übergreifens der Kaltfront auf den
Nordwesten. IFS bietet dabei mit Mittwochfrüh die späteste Variante, bei GFS und
UK10 sind es vielleicht ein paar Stunden früher. ICON und GEM lassen dagegen die
Front schon Dienstagabend übergreifen. Bei diesen Modellen ist die Front dann
Mittwochabend schon durch, während die übrigen Modelle dazu bis Donnerstagfrüh
brauchen.

Am Donnerstag selbst laufen die Prognosen dann auseinander. Während IFS eine
recht glatte Strömung zeigt, ebenso wie ICON, wobei bei letzterem sogar in diese
eine neue Warmfront eingebettet ist, zeigen GEM und GFS einen Trog. Dieser
schwenkt bei GEM durch, bei GFS verstärkt er sich hingegen bis Freitag noch.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Cluster:
Im Zeitraum von Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC verteilt sich das
IFS-Ensemble auf drei Cluster. Diese unterscheiden sich vor allem am letzten Tag
in der Stärke der Meridionalisierung der Lage, sprich, wie stark die Strömung
bei uns aufsteilt. Damit verbunden können auch die Unterschiede im Timing bei
der Kaltfront am Mittwoch sein. Insbesondere C3 (10 Mitglieder) zeigt ein
starkes Aufsteilen und damit eine sehr langsame Progression der Kaltfront (noch
langsamer als im Hauptlauf). Allen Clustern gemein ist aber die Umstellung auf
das Regime „Blocking“, möglicherweise aufgrund sehr hohen Geopotentials im
Bereich Nordskandinavien-Nordrussland-Spitzbergen-Novaja Semlja.
In den Folgetagen von Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00 UTC werden wieder drei
Cluster gebildet, die sich auch recht stark ähneln. Alle zeigen den Übergang zu
der oben beschriebenen Troglage am übernächsten Wochenende. Damit geht das
Regime zu „positive NAO“ über.

Rauchfahnen:
Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen den Anstieg von
Temperatur und Geopotential bis Mitte nächste Woche mit nur geringer Streuung.
Danach nimmt die Streuung deutlich zu, das Geopotential bleibt aber mehrheitlich
noch sehr hoch, vor allem in der Südhälfte. Dagegen zeigt sich bei der
Temperatur bei der Mehrheit ein deutlicher Rückgang, einige Mitglieder
verbleiben aber bei hohen Werten oder steigen sogar noch weiter. So soll nach
einem Lauf die 20°C-Isotherme in 850 hPa den Norden Deutschlands erreichen. Dies
spiegelt das Aufsteilen der Strömung in einem der Cluster wider. Erst zum
nächsten Wochenende geht die Tendenz bei Temperatur und Potential allgemein nach
unten. Bei den Niederschlagssignalen zeigen sich nach trockenen Tagen am Montag
und Dienstag ab Mittwoch wieder mehr Signale.
Bei den Rauchfahnen des GFS ist die Tendenz zum Rückgang der Temperatur nach
nächstem Mittwoch etwas deutlicher ausgeprägt als beim IFS, insbesondere fehlen
die extrem warmen Lösungen. Allerdings gibt es zum übernächsten Wochenende
teilweise schon wieder einen Anstieg. Auffallenderweise bleibt beim GFS das
Geopotential generell sehr hoch. Bei den Niederschlagssignalen gibt es keine
signifikanten Unterschiede.

Mittelfrist-Fazit:
Nach Kaltfrontdurchgang mit leichter Abkühlung am Sonntag erstmal
Hochdruckeinfluss bis Dienstag mit ferientauglichem Wetter und wieder
ansteigender Temperatur. Wahrscheinlich am Mittwoch erneuter Kaltfrontdurchgang
mit Unwetterpotential. Verzögerung desselben mit kurzer Hitzewelle im Vorfeld
aber möglich. Danach unsicher. Die generelle Tendenz zu wechselhaftem Wetter mit
kurzen Hochdruckphasen dazwischen bei insgesamt recht hohem Temperaturniveau
bleibt uns aber erhalten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI:
Der EFI für CAPE und CAPE/Shear zeigt am kommenden Mittwoch deutliche Signale
quer über Deutschland.

Außer Gewittern sind in den kommenden Tagen keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.
Diese treten am Sonntag in Zusammenhang mit der durchziehenden Kaltfront vor
allem im Norden und Osten, eventuell auch im Süden auf. Mit mäßigem CAPE und
mäßiger Dynamik können sämtliche Ockerkriterien erreicht werden. Unwetter sind
nicht wahrscheinlich.
Die nächsten Gewitter treten frühestens am Dienstag auf, dann mit geringer
Wahrscheinlichkeit im südwestdeutschen Bergland und dann auch mit Unwettergefahr
durch Starkregen und Hagel.
Wahrscheinlich treten Gewitter aber erst in der Nacht zum Mittwoch oder am
Mittwoch auf, bis zur Nacht zum Donnerstag anhaltend. Dabei von Nordwest nach
Südost mit Durchzug einer Kaltfront teils schwere Gewitter mit erhöhtem
Unwetterpotential bezüglich aller Parameter.
Am Donnerstag können ganz im Süden noch Gewitter mit Starkregen auftreten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann