S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.07.2024 um 10.30 UTC

Nach unbeständigem, aber überwiegend sommerlich warmem Wochenende immerhin zwei
Tage Hochdruckeinfluss. Ab Mittwoch wieder wechselhaft.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 07.08.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag schwenkt ein Rücken über
unseren Vorhersageraum hinweg, der sich vorderseitig eines hochreichenden Tiefs
bei Island aufgewölbt hat. Am Boden herrscht somit vorübergehend schwacher
Zwischenhocheinfluss, ehe im Tagesverlauf das Frontensystem des Tiefs von Westen
her auf uns übergreift. Unterstützung aus der Höhe erhält letzteres durch einen,
dem Rücken folgenden Kurzwellentrog. Damit können sich vor allem im Nordwesten
und Westen Schauer und einzelne Gewitter mit Starkregen entwickeln. Im Süden
liegen noch Reste der feuchten Luft aus den Vortagen, wodurch auch dort Schauer
und einzelne Gewitter auftreten können. Bei T850er Werten von 10 Grad im
Nordwesten und knapp 15 Grad ganz im Süden, stehen verbreitet sommerliche (aber
keine heißen) Höchstwerte auf der Agenda.

Am Sonntag schwenkt der Kurzwellentrog ostwärts über uns hinweg, was auch
größtenteils für die Kaltfront gilt. Im Süden hängt sie allerdings zurück und
kommt kaum noch voran. Während dort also die feuchte Luft nicht ausgeräumt wird,
wird sie ansonsten durch spürbar trockenere, aber nur etwas kühlere Meeresluft
ersetzt (T850 im Nordwesten rund 7 Grad). Das Höhentief über bei Island beginnt
allmählich, seine bisher eher zonale Struktur in eine meridionale umzuwandeln.
Vorderseitig einsetzende WLA lässt einen Rücken über den Britischen Inseln
aufwölben, der einen Keil des Azorenhochs stützt. Während vor allem im
„Nordostquadrant“ nochmals Schauer und Gewitter auftreten, setzt von Westen her
allmählich Wetterberuhigung ein.

Am Montag spaltet sich der Azorenkeil vom „Mutterhoch“ ab, bildet über uns eine
eigenständige Parzelle und verlagert sich am Dienstag ins östliche Mitteleuropa.
An der Ostflanke des nachfolgenden Rückens läuft am Montag ein Kurzwellentrog
über Polen südostwärts ab, dem aktuellen IFS-Lauf (00 UTC) sollte er aber weit
genug von uns weg sein, als dass er einen Einfluss auf unser Wettergeschehen
nehmen könnte. Im Laufe des Dienstags geraten wir langsam schon wieder auf die
Rückseite der Rückenachse und damit auf die Vorderseite des atlantischen
Langwellentrogs. Ob es dabei schon für erste Gewitter im südwestdeutschen
Bergland und den Alpen reicht, ist fraglich. Alles andere als fraglich ist
dagegen, dass aus Südwesten wieder zunehmend warme bis heiße Luft ins Land
gesteuert wird. Am Dienstag liegt T850 im äußersten Südwesten bei 19 Grad und an
den Küsten bei 13 Grad. Im Südwesten dürfte damit ein heißer Tag ins Haus
stehen.

Am Mittwoch ist es dann schon wieder vorbei mit Hochdruck. Ein Kurzwellentrog
schwenkt über uns ostwärts hinweg. In Kombination mit einer vorlaufenden
Kaltfront drohen teils kräftige Gewitter. Eine längere/mehrtägige
Verschnaufpause scheint unseren Warnmeteorologen wohl einfach nicht vergönnt zu
sein.

Kurzer Blick in die erweiterte Mittelfrist: Fortdauer des munteren Wechsels aus
kurzwelligen Trogpassagen und Zwischenhochintermezzos bei wohl weiterhin
sommerlichem Temperaturniveau.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern
kann insgesamt als ziemlich gut angesehen werden, was die großräumigen
Strukturen angeht. Demnach folgt auf ein unbeständiges Wochenende ein
hochdruckgeprägter Wochenstart. Im Detail sind naturgemäß noch ein paar Fragen
offen, zum Beispiel wie genau die Niederschlagsverteilung am Sonntag aussieht
und inwieweit uns ein an der Ostflanke des Rückens ablaufender
Kurzwellentrog/Kaltlufttropfen am Montag (v.a. in den östlichen Landesteilen) in
die Wettersuppe spuckt. Darin, dass es ab Mittwoch schon wieder vorbei sein soll
in Sachen Hochdruck, sind sich die vergangenen Modellläufe wiederum einig.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch den anderen an dieser Stelle betrachteten Globalmodelle (ICON, GFS, UK10)
fällt nichts wesentlich anderes ein als IFS. Die Hauptfrage, die im Raum steht,
lautet: Wird der Hochdruckeinfluss erst am Mittwoch oder vielleicht sogar schon
am Dienstag beendet? ICON fährt die IFS-Schiene, nach der die Kaltfront erst im
Laufe des Mittwochs auf uns übergreift. Nach GFS und UK10 wäre dies aber schon
am Dienstagabend der Fall. So oder so: Eine längere Hochdruckphase steht
weiterhin nicht zur Debatte…

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte spiegeln die beschriebene
Wetterentwicklung des IFS-Hauptlauf wunderbar wider. Erst zum Mittwoch hin nimmt
der Temperaturspread deutlich zu. Unsicher ist demnach, wie stark die Erwärmung
am Dienstag/Mittwoch ausfällt, wann die Front durchgeht (Tendenz eher Mittwoch
als Dienstagabend) und wie groß der rückseitige Temperaturabfall sein wird.
Einig ist sich das Ensemble zudem, dass nach zwei trockenen Tagen zum
Wochenstart ab Mittwoch wieder eine Rückkehr zur Wechselhaftigkeit erfolgen
soll.

Blicken wir auf das Clustering, wo sich im Zeitraum von Montag bis Mittwoch vier
Gruppierungen präsentieren, die zu Beginn dem Regime NAO+ zuzuordnen sind, im
Verlauf aber vermehrt Richtung NAO- umschwenken. Wesentlich neue Erkenntnisse
lassen sich daraus für unser Wetter allerdings nicht ableiten: Der sich westlich
von uns aufwölbende Rücken schwenkt langsam über uns hinweg, sodass wir ab
Mittwoch auf der nachfolgenden Trogvorderseite liegen.
Im Zeitraum von Donnerstag bis Samstag (erweiterte Mitelfrist) sind gerade noch
zwei Cluster übrig, die zumeist dem Blocking-Regime angehören. Für uns ergibt
sich dabei die im Haupttext bereits beschriebene Fortdauer des Wechsels aus
kurzwelligen Trogpassagen und Zwischenhochintermezzos, wobei die Höhenströmung
über uns in Cluster 1 eher westlicher, in Cluster 2 eher südwestlicher Natur
ist.

FAZIT: Der Fahrplan scheint klar zu sein: Einem unbeständigen, aber überwiegend
sommerlich warmen Wochenende folgt – dank Hochdruckeinfluss – ein meist ruhiger
und zunehmend warmer bis heißer Start in die neue Woche. Spätestens am Mittwoch
ist es dann aber schon wieder vorbei mit der Ruhe und die nächste Gewitterlage
steht ins Haus. Beschönigend gesagt: Es wird nicht langweilig…

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die signifikanten Wettererscheinungen beschränken sich im mittelfristigen
Zeitraum rein auf Gewitter. Davon ist am Samstag zunächst im Süden, später auch
im Nordwesten und Westen örtlich auszugehen. Mit dabei ist wie sooft lokaler
Starkregen. In der Nacht zum Sonntag verlagern sich die Gewitter unter
Abschwächung in den Nordosten und Osten sowie an den Alpenrand.

Am Sonntag lebt die Gewittertätigkeit vor allem im Osten und über der östlichen
Mitte noch einmal auf. Auch hier zeigt wieder lokaler Starkregen als
Hauptbegleiterscheinung.

Am Montag und Dienstag heißt es dann bei den Warnmeteorologen erst einmal
durchatmen, auch wenn sich vielleicht am Dienstagnachmittag/-abend über dem
Schwarzwald oder den Alpen ein einzelnes Gewitter bildet. Die Wahrscheinlichkeit
dafür ist aber gering.

Deutlich höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir es am Mittwoch wieder mit
kräftigen Gewittern zu tun bekommen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON, GFS, UK10, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz