S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.07.2024 um 10.30 UTC

Dienstag viel Sonne, vor allem im Südwesten heiß. Mittwoch und Donnerstag
kräftige Gewitter mit Unwetterpotenzial, danach weiterhin leicht unbeständig,
aber sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.08.2024

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am kommenden Dienstag, steht wohl in Teilen
Südwestdeutschlands der bisher heißeste Tag des Jahres ins Haus. Ursächlich
verantwortlich dafür sind einerseits zwei Höhenrücken, die, gestützt durch WLA
vorderseitig eines Nordmeertiefs bis Mittwoch langsam über das Vorhersagegebiet
hinweg ostwärts wandern und eine von den Azoren in einem Bogen über die
Britischen Inseln und die Nordsee bis nach Deutschland und ins östliche
Mitteleuropa reichende Hochdruckzone stützen, andererseits aber auch heiße Luft
aus Spanien, die an der Südwestflanke des Hochs über Frankreich nach
Südwestdeutschland geführt wird.
Diese sehr warme und trockene, aber hochlabile Luftmasse gelangt abgekoppelt von
der Grundschicht ins Vorhersagegebiet, ist also stark „gedeckelt“; entsprechend
zeigen die Prognosesoundings im Südwesten des Landes eine ausgeprägte elevated
mixed Layer (EML), die teilweise bis über 600 hPa reicht (klassische „spanish
plume“) und entsprechend werden in diesen Regionen auch teilweise deutlich mehr
als 3000 J/kg ML-Cape simuliert.
Für Auslöse dürfte es aber angesichts der Deckelung nicht reichen, entsprechend
steht ein verbreitet sonniger Tag ins Haus. Die 850 hPa-Temperatur erreicht um
18 UTC Werte zwischen 10 Grad im Nordosten und 22 Grad im Südwesten. Somit
werden in der Südwesthälfte bei hoher (am Oberrhein wohl auch extremer)
Wärmebelastung 30 bis 35, vielleicht sogar 36 Grad erreicht, während es im
Norden und Osten mit 25 bis 30 Grad, im Ostseeumfeld etwas darunter, angenehmer
temperiert bleibt.
Eventuell gibt es in der Nacht zum Mittwoch im äußersten Westen/Südwesten einen
ersten „Gewitterstreifschuss“, ziemlich sicher bleibt es dort aber unangenehm
warm mit Minima von teils über 20 Grad in den Ballungszentren, während es im
Nordosten etwas frischer bleibt.

Am Mittwoch verabschiedet sich der flache Rücken endgültig ins östliche
Mitteleuropa und es stellt sich eine leicht „flatterhafte“ westsüdwestliche
Höhenströmung ein. Auch im Bodenfeld fällt der Luftdruck und von Frankreich her
greifen eine Tiefdruckrinne bzw. ein flaches Gewittertief auf den Westen und
Süden Deutschlands über, das sich in der Nacht zum Donnerstag langsam über die
Mitte des Landes hinweg ostwärts verlagert.
Die schwülheiße Luftmasse kommt somit ost- und auch ein wenig nordwärts voran,
erreicht aber nach Lesart des IFS den äußersten Norden nicht (T850 hPa am
Mittwoch um 18 UTC zwischen 12 Grad ganz im Norden und 21 Grad im Südosten).
Somit sind im Tagesverlauf und in der Nacht zum Donnerstag im Süden und in der
Mitte von Westen her bzw. aus den Alpen heraus kräftige Gewitter zu erwarten,
mit hohem Unwetterpotenzial vor allem aufgrund von Starkregen, teilweise aber
auch aufgrund von Hagel (v.a. Südosten). Im Norden kommt davon wohl kaum mehr
was an und auch im Osten treffen die Schauer und Gewitter in der Nacht wohl nur
noch abgeschwächt ein. Vorher wird es – außer im Norden – noch einmal heiß mit
Höchstwerten erneut bis 35 Grad oder knapp darüber und auch die Nacht zum
Donnerstag fällt in einigen Landesteilen unangenehm warm aus.

Am Donnerstag überquert ein in die westliche Höhenströmung eingebetteter flacher
Kurzwellentrog das Vorhersagegebiet rasch ostwärts, gefolgt von einem ebenso
flachen Rücken, der sich in der Nacht zum Freitag in etwa über der Mitte des
Landes befindet.
Das Gewittertief kann sich trogvorderseitig im Tagesverlauf etwas verstärken,
befindet sich dann aber bereits über Polen bzw. Tschechien, so das sich auf
dessen Rückseite niedertroposphärisch eine schwache westnordwestliche Strömung
einstellt, mit der die schwülheiße Luftmasse zögernd nach Südosten abgedrängt
wird. Dieser Prozess vollzieht sich sehr schleppend, so dass sich – außer im
Nordwesten – fast landesweit erneut Schauer und teils kräftige Gewitter
entwickeln können mit geringerem Unwetterpotenzial als am Vortag, dennoch sind
einzelne Unwetter aufgrund von Starkregen vor allem im Südosten durchaus in
Betracht zu ziehen. Es bleibt weiterhin warm bis sehr warm mit 25 bis 30 Grad
(an den Küsten etwas kühler), wenngleich die Schwüle allmählich ausgeräumt wird.

In der Nacht zum Freitag sollten die Schauer und Gewitter allmählich abklingen,
bei leichtem Hochdruckeinfluss kühlt es endlich wieder auf zumindest etwas
angenehmere Werte als in den Vornächten ab.

Am Freitag verbleit das Vorhersagegebiet unterhalb der westlichen Höhenströmung,
die nach wie vor flau und leicht „flatterhaft“ aufgestellt ist mit
durchschwenkenden kurzwelligen Trögen und Rücken.
Entsprechend ist auch das sich etwas verstärkende Bodenhoch nicht allzu robust,
im Prinzip stellt sich eine Art „barometrischer Sumpf“ ein mit kaum vorhandenem
Druckgradienten. Somit kann die nach wie vor relativ feuchte und warme Luftmasse
nicht wirklich ausgeräumt werden (T850 hPa zwischen 10 Grad an der Ostsee und 16
Grad an den Alpen) und es entwickeln sich mit dem Tagesgang in der Mitte und im
Süden vor allem im Bergland bzw. an den Alpen erneut einzelne, teils kräftige
Gewitter. Unwetter aufgrund von Starkregen treten allerdings maximal punktuell
auf. Im Norden und Osten bleibt es dagegen weitgehend trocken. Die
Höchsttemperaturen erreichen wohl nicht mehr ganz die Werte des Vortages und in
der Nacht zum Samstag verstärkt sich vorderseitig eines markanteren Höhenrückens
nun endlich auch im Bodenfeld der Hochdruckeinfluss, so dass die Luftmasse
weiter abtrocknet und die Nacht bei oft geringer Bewölkung einigermaßen frisch
ausfällt.

Am Samstag verstärkt sich dieser Höhenrücken aufgrund beständiger WLA
vorderseitig eines auf den nahen Ostatlantik übergreifenden Höhentroges über dem
Vorhersagegebiet weiter und stützt das Bodenhoch, das seinen Schwerpunkt
allmählich zur Ostsee und ins östliche Mitteleuropa verlagert, aber auch noch in
der Nacht zum Sonntag wetterbestimmend bleibt.
Somit scheint bei einigen Quellwolken oft die Sonne und abgesehen von
vereinzelten Schauern und Gewittern im Bergland bzw. an den Alpen bleibt es
trocken. Die 850 hPa-Temperatur steigt allmählich wieder auf Werte zwischen 18
Grad in Südbaden und 12 Grad im Nordosten, somit bleibt es sommerlich warm, im
Südwesten können erneut die 30 Grad erreicht werden.

In der erweiterten Mittelfrist, von Sonntag bis Dienstag übernächster Woche
„nistet“ sich der Höhentrog über Nordwest- und Westeuropa ein und der
vorgelagerte Höhenrücken wird langsam ist östliche Mitteleuropa abgedrängt.
Somit stellt sich eine zunehmend zyklonale Südwest- bis Südströmung über dem
Vorhersagegebiet ein, mit der erneut sehr warme bis heiße Luft advehiert wird.
Am Sonntag reicht es aber wohl lediglich im äußersten Westen und Südwesten für
kräftige Gewitter, am Montag dann aber verbreiteter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Großen und Ganzen erweisen sich die letzten drei IFS-Läufe als konsistent.
Allerdings hat der gestrige 00 UTC-Lauf am Mittwoch und Donnerstag den an das
Gewittertief gekoppelten Kurzwellentrog etwas markanter und nicht so progressiv
wie die beiden aktuellen Läufe auf der Agenda, so dass das kleinräumige Tief auf
nördlicherer Zugbahn deutlich langsamer nach Osten vorankommt und auch etwas
kräftiger simuliert wird. Nach dessen Lesart bestünde auch noch am Donnerstag
vor allem in der Osthälfte noch ein erhöhtes Unwetterpotenzial.
Danach sind aber kaum prognoserelevante Unterschiede auszumachen. Erst in der
erweiterten Mittelfrist, am Sonntag und zu Beginn übernächster Woche, ist der
Höhenrücken im gestrigen 00 UTC-Lauf etwas robuster aufgestellt und bleibt
zunächst noch über Mitteleuropa liegen, so dass der Hochdruckeinfluss
nachhaltiger ausfallen würde.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die externen Modelle unterscheiden sich zunächst nicht substanziell vom
IFS. Allerdings simulieren quasi alle vorliegenden Modelle das Gewittertief am
Mittwoch und Donnerstag auf einer etwas nördlicheren Zugbahn und auch
geringfügig kräftiger, was auch im Norden und Nordosten, am Donnerstag eventuell
noch ganz im Osten, ein erhöhtes Unwetterpotenzial zur Folge hätte.
Auch danach haben viele Modelle (vor allem GFS, aber auch ICON) mehr
„Restfeuchte“ auf der Agenda und simulieren entsprechend am Freitag und Samstag
eine etwas „regere“ Gewittertätigkeit. GEM ist dann bereits ab Samstag, aber vor
allem in der erweiterten Mittelfrist am Sonntag und Montag mit einem über die
Nordsee nordostwärts schwenkenden Höhentrog deutlich zyklonaler und
unbeständiger aufgestellt als GFS und IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die vier Cluster im Zeitraum 72 bis 96 Stunden sind alle dem
Großwetterlagenregime „Blocking“ zugeordnet mit einem am Dienstag allmählich
nach Mitteleuropa schwenkenden Höhenrücken und einem kräftigen Blockadehoch über
der Barentssee. Entsprechend sind fast alle Member nach der
Großwetterlageneinordnung von Paul James der Lage „HM“ (Hochdruckbrücke
Mitteleuropa) zugeordnet.

Auch im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) unterscheiden sich die
drei vorliegenden Cluster zunächst nur wenig. Der Höhenrücken über dem
Vorhersagegebiet flacht von Mittwoch auf Donnerstag (Passage des Gewittertiefs)
allmählich etwas ab, bleibt aber vor allem in CL 2 (16 Member, zuzüglich Haupt-
und Kontrolllauf) recht robust (Großwetterlagenregime ab Freitag NAO positiv, da
sich das kräftige Zentraltief nur knapp südlich von Island befindet und die
beständige vorderseitige WLA den Rücken stützt).
Nach CL 1 (19 Member) und CL 3 (16 Member) flacht er etwas stärker ab und wird
von aus dem etwas weiter südlich gelegenen Zentraltief (deshalb
Großwetterlagenregime NAO negativ) herauslaufenden kurzwelligen Troganteilen
überlaufen, was für den Freitag und Samstag einen etwas wechselhafteren
Witterungsablauf zur Folge hätte, wie es ja auch viele externe Modelle auf der
Agenda haben.

In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) sind CL1 (23 Member) und
CL3 8 Member) insgesamt etwas „troglastiger“ aufgestellt (SWz bzw. Tief
Britische Inseln) als CL2 (20 Member, zuzüglich Hauptlauf).

Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Rauchfahnen einzelner, über das
Vorhersagegebiet verteilter Gitterpunkte verlaufen durchgehend in einem nicht
allzu breiten Spread mit einem deutlichen „Wärmebuckel“ am Dienstag und Mittwoch
kommender Woche, einem „Tal“ (mit aber noch immer für die Jahreszeit etwas zu
hohen Temperaturen)in der zweiten Wochenhälfte und einem meist nur noch
moderaten Anstieg zum kommenden Wochenende hin bzw. Anfang übernächster Woche,
wobei sich der Hauptlauf dann für alle Gitterpunkte im oberen Bereich der
befindet und der Median lediglich für die ost- und süddeutschen Gitterpunkte
etwas ansteigt. Deutliche Niederschlagssignalen haben alle Gitterpunkte (die
nord- und nordostdeutschen aber etwas weniger) vor allem von Mittwoch bis
Freitag auf der Agenda.

FAZIT:
Nach der kurzen, aber knackigen Hitzewelle am Dienstag/Mittwoch mit einer
klassischen „Wasserbomben“-Unwetterlage am Mittwoch und vielleicht (Südosten)
auch noch am Donnerstag stellt sich leicht unbeständiges, aber bei Weitem nicht
unfreundliches Sommerwetter ein. Es bleibt warm bis sehr warm, die große Hitze
sollte aber am Donnerstag, spätestens am Freitag erstmal raus sein.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag ist in der Südwesthälfte mit einer hohen, am Oberrhein wohl auch
extrem hohen Wärmebelastung zu rechnen, am Mittwoch dann – außer im Norden und
Nordosten – fast landesweit.

Ansonsten stehen im Mittelfristzeitraum eigentlich einmal mehr lediglich
Gewitter als signifikante Wettererscheinung auf der Agenda.
Am Dienstag sind aber höchstens im Schwarzwald und an den Alpen, in der Nacht
zum Mittwoch dann vielleicht auch im äußersten Westen einzelne Gewitter (abends
wegen Starkregen auch Unwetter) nicht ausgeschlossen.
Für den Mittwoch hat EFI-Cape im äußersten Südwesten deutliche Signale für eine
außergewöhnlich hohe Cape auf der Agenda, dagegen springt Cape/Shear so gut wie
gar nicht an. Das spricht einmal mehr für langsam ziehende und teilweise auch
verclusternde „Wasserbomben“ mit hohem Potenzial für Starkregen-Unwetter bis in
den extremen Bereich. Größerer Hagel ist vor allem im Anfangsstadium der Zellen
ebenfalls möglich, ansonsten aber eher größere Hagelansammlungen.
Am Donnerstag nimmt das Unwetterpotenzial allmählich wieder ab und beschränkt
sich wohl eher auf die südlichen bzw. vielleicht noch östlichen Landesteile, am
Freitag und Samstag reicht es wohl lediglich noch für einzelne markante Gewitter
mit maximal lokal eng begrenztem Unwetterpotenzial.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff