SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.07.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zwischenhocheinfluss zunächst ohne nennenswerte Warnaktivität.
Erst am Freitag im Nordwesten einzelne Gewitter (mit Starkregen) nicht
ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … hat sich zumindest vorübergehend ein recht ruhiger und somit auch
„warnarmer“ Witterungsabschnitte eingestellt. Ursächlich verantwortlich dafür
ist die Umstellung der Großwetterlage hin zu „Hochdruckbrücke Mitteleuropa“,
wobei auch diese Brücke sich als nicht allzu robust erweisen wird. Dazu aber
mehr in der heutigen Mittelfristübersicht bzw. in den folgenden
Kurzfristübersichten.
Aktuell befindet sich Deutschland aber an der Westflanke eines ins östliche
Mitteleuropa abgezogenen Höhentroges unterhalb einer nordwestlichen
Höhenströmung, Darin eingebettet, überquert zwar in den kommenden Stunden noch
ein kurzwelliger Sekundärtrog die Südhälfte des Landes südostwärts, dieser weist
aber keinerlei Wetterwirksamkeit auf, da insgesamt schwache Kaltluftadvektion
und leichtes Absinken dominieren.
Entsprechend zeigen die 12 UTC-Soundings und auch die AMDAR-Aufstiege vom
Nachmittag fast durchwegs mehr oder weniger markante Absinkinversionen in etwa
850 bis 700 hPa. Lediglich über Teilen der Osthälfte, etwa von Ostsachsen über
Brandenburg bis nach Vorpommern, ist keine Inversion auszumachen, dennoch hat
auch dort oberhalb von 600 hPa eine deutliche Abtrocknung stattgefunden.
Dort war auch noch genügend Grundschichtfeuchte vorhanden und die durch die
Einstrahlung verursachte Labilisierung der unteren und mittleren Troposphäre
reichte tagsüber noch für einzelne kurze Schauer, aber mangels vertikaler
Ausdehnung kaum mehr für Gewitter.
Auch im Rest des Landes trocknete die feuchte Grundschicht nur langsam ab, so
dass die sich im Tagesverlauf rasch bildende flache Quellbewölkung vielerorts an
der Inversion ausbreiten konnte („Stratocumulus cumulogenitus“) und erst am
Nachmittag und Abend quasi überall größere Lücken bekam.
Derweil ist über dem nahen Ostatlantik westlich von Irland eine markante
Austrogung in Gang gekommen. Vorderseitig wölbt sich aufgrund zunehmender WLA
ein Höhenrücken über Benelux und der Nordsee auf, der in den Frühstunden auch
den Westen des Vorheersagegebietes erfasst.
Im Bodenfeld stützt dieser Rücken unser Zwischenhoch „GUSTAV“, dessen
Schwerpunkt sich allmählich über die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts
verlagert.
Durch beständiges Absinken trocknet die Troposphäre somit weiter ab und die
Wolken lösen sich mehr und mehr auf, lediglich in der Osthälfte (am ehesten wohl
im Erzgebirgsvorland) hält sich noch gebietsweise etwas dichtere Bewölkung.
Später macht sich dann im Nordwesten die WLA in Form hoher und teils auch
mittelhoher Bewölkung bemerkbar.
Im Rest des Landes bleibt es vielfach gering bewölkt oder wolkenlos. Hier und da
können sich flache Nebelfelder ausbilden, am ehesten wohl im Nordwesten. Im
Einflussbereich der eingeströmten subpolaren Meeresluft (T850 hPa zwischen 7 und
11 Grad) kühlt es auf Tiefstwerte zwischen 14 und 7 Grad ab, lediglich an
Küstenabschnitten mit auflandigem Wind bleibt es etwas milder.

Donnerstag … greift der Höhentrog auf die Britischen Inseln über, der
Höhenrücken auf dessen Vorderseite wandert langsam über das Vorhersagegebiet
hinweg ostwärts.
Er stützt nach wie vor das Hoch „GUSTAV“ dessen Schwerpunkt sich allmählich
Richtung Alpenraum und östliches Mitteleuropa verlagert. Derweil überquert die
Kaltfront des mit dem Trog korrespondierenden Zentraltiefs „JOHANNA“) mit
Drehzentrum knapp südlich von Island die Britischen Inseln südostwärts. Die
Warmfront streift im Tagesverlauf auch den äußersten Nordwesten Deutschlands mit
dichteren Wolkenfeldern, aus denen vom Westmünsterland bis zur Nordsee am
Nachmittag/Abend eventuell auch ein paar Tropfen Regen fallen können.
Ansonsten dominiert aber noch der Hochdruckeinfluss, die Luftmasse ist gegenüber
dem Vortag deutlich abgetrocknet und es steht ein überwiegend sonniger Tag mit
nur wenigen flachen Quellwolken (weiterhin recht markante Absinkinversion in 800
bis 850 hPa) ins Haus.
Sowohl durchs Absinken als auch (im Südwesten) advektiv kann sich die Luftmasse
wieder erwärmen, die 850 hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf Werte zwischen
8 Grad an der Oder und 14 Grad an den Alpen. Das reicht für Höchstwerte zwischen
20 und 24 Grad im Norden (etwa Emsland bis Uckermark), ansonsten zwischen 24 und
28, vielleicht 29 Grad.

In der Nacht zum Freitag überquert auf der Vorderseite des inzwischen breit
angelegten Höhentroges über Westuropa ein scharfer Randtrog die Nordsee
nordostwärts. Der Rücken wird dadurch noch etwas ins östliche Mitteleuropa
abgedrängt und es stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine vor allem nach
Westen zu leicht diffluent konturierte westsüdwestliche Höhenströmung ein.
Das führt zu beständigem, aber nur schwachem Druckfall auch über dem
Vorhersagegebiet; Hoch „GUSTAV“ wird ebenfalls weiter abgebaut, bleibt aber noch
als langgestreckte, vom östlichen Mitteleuropa über die Alpen bzw.
Süddeutschland bis nach Frankreich eichende flache Hochdruckzone erhalten.
Mit Passage des Randtroges kommt die Kaltfront von Tief „JOHANNA“ (deren
Drehzentrum als zentralsteuerndes Tief südlich von Island seine Kreise zieht)
vorübergehend etwas rascher ostwärts voran, überquert bis Freitagfrüh weite
Teile der Nordsee und dann die Deutsche Bucht bzw. Benelux. Präfrontal gelangt
ein Schwall deutlich feuchterer Biskayaluft in die Nordwesthälfte Deutschlands,
die PPWs steigen auf 30 bis 35 mm. Zudem kann die Wetterwirksamkeit der
Kaltfront vorübergehend von trogvorderseitiger dynamischer Hebung profitieren.
Somit setzen bereits präfrontal im Laufe der Nacht im Westen und Nordwesten
Deutschlands schauerartige Regenfäll ein, die langsam ostnordostwärts
vorankommen. Zwar beginnt due Luftmasse mit der Advektion etwas höhenkälterer
Luft allmählich zu labilisieren und es wird vom Emsland bis nach
Schleswig-Holstein auch etwas MU-Cape simuliert, dennoch dürfte das für Gewitter
kaum oder nur ganz vereinzelt reichen.
Im Süden und Osten des Landes verläuft die Nacht dagegen noch überwiegend gering
bewölkt. Dort kühlt es auf 14 bis 8 Grad ab, während es im Westen und Norden mit
18 bis 13 Grad deutlich milder bleibt als in der Vornacht.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … gelten im Großen und Ganzen noch die Ausführungen in der
Frühübersicht.
Das Vorhersagegebiet befindet sich nach wie vor unterhalb einer relativ glatten
westsüdwestlichen Höhenströmung. Mit Ausnahme eines kleinräumigen IPV-Maximums,
was nun schon nach Lesart einiger ICON-Läufe über die südliche Mitte des Landes
im Tagesverlauf rasch hinweg ostwärts zieht und dort innerhalb der feuchten
Luftmasse durch etwas dynamische Hebungsantrieb sogar leichte Regenfälle auslöst
(im aktuellen Lauf von Rheinland-Pfalz/Saarland, südliches NRW bis nach
Nordbaden/Südhessen/Unterfranken), sind keine weiteren Störungen in Form
kurzwelliger Sekundärtröge auszumachen.
Entsprechend weicht auch der Druckgradient über dem Vorhersagegebiet mehr und
mehr auf (im Grunde befinden wir uns nun im Einflussbereich der flachen
Hochdruckzone, die sich insgesamt noch etwas nach Norden ausweitet, so dass die
Kaltfront mangels Schubkomponente nur langsam, später so gut wie gar nicht mehr
nach Südosten vorankommt und abends irgendwo über dem Norden und dem Westen des
Landes schleift. Präfrontal weitet sich die feuchtwarme Luftmasse nun auch auf
die mittleren Landesteile und den Südwesten aus mit PPWs teils über 35 mm, dabei
können im Tagesverlauf im Frontbereich gebietsweise 200 bis 600 J/kg ML-Cap
generiert werden.
Auch, wen die dynamische Hebungsunterstützung gering bleibt, reicht es im
Frontbereich und präfrontal weiterhin zumindest gebietsweise für schauerartige
Regenfälle, vereinzelte Gewitter (dann mit Starkregenpotenzial) nicht ganz
ausgeschlossen. In der Fläche fallen die RR-Mengen aber auch im Frontbereich
nicht sonderlich üppig aus.
Im Süden, vor allem vom Schwarzwald bis zum Oberpfälzer Wald und weiter südlich,
aber auch in teilen der Osthälfte (insbesondere in der Lausitz) scheint dagegen
nochmals überwiegend die Sonne, einzelne Gewitter bleiben wohl auf den
inneralpinen Bereich beschränkt.
Während die 850 hPa-Temperatur im Nordwesten auch postfrontal kaum sinkt und um
die 10 Gradmarke schwankt, stiegt sie an den Alpen auf etwa 16 bis 18 Grad. Vor
allem im südlichen Oberrheingraben, im Alpenvorland und in der Lausitz könnte es
knapp für 30 Grad reichen, sonst liegen die Höchstwerte meist zwischen 23 und 28
Grad, im Nordwesten zwischen 20 und 24 Grad.

In der Nacht zum Samstag gerät die Kaltfront dann irgendwo über der Mitte ins
Schleifen, so dass es gebietsweise längere Zeit schauerartig regnet (kurze
Gewitter nicht ausgeschlossen du das Starkregenkriterium erreicht werden kann.
Im Nordwesten und Norden, aber auch im Süden/Südosten bleibt es hingegen
vielerorts trocken. Mit Tiefstwerten zwischen 18 und 13 Grad fällt die Nacht
allgemein mild aus.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis Freitagfrüh fahren alle Modelle einen einheitlichen Kurs.
Das kleinräumige IPV-Maximum mit den leichten Regenfällen über der südlichen
Mitte am Freitag tagsüber hat ICON-EU nach wie vor markanter ausgeprägt auf der
Agenda als die externen Modelle.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff