S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.07.2024 um 10.30 UTC

Zunächst Trogvorderseite mit Stark/Dauerregengefahr im Norden am Samstag und
Gewittern im Süden vor allem zum Sonntag. Anschließend vor allem nach Norden
weiter leicht unbeständig, im Südwesten und Süden Gefahr teils starker Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 30.07.2024

Am Freitag liegt Deutschland vorderseitig eines Langwellentroges mit Zentrum
südlich von Island. Entsprechend gelangen mit einer südwestlichen Strömung warme
bis heiße Luftmassen in den Vorhersageraum. Allerdings macht sich im Westen und
Nordwesten bereits die Annäherung einer Kaltfront bemerkbar. Die wellende
Kaltfront kommt nur langsam voran, greift aber im Tagesverlauf mit
schauerartigen Niederschlägen auf den Westen und Nordwesten über. Viel weiter
landeinwärts schafft sie es aber auch in den Nachtstunden nicht und erstreckt
sich dann von Der Eifel bis nach Fehmarn mit weiteren Niederschlägen. Mit der
Kaltfront unter 25 Grad, sonst 25 bis 30 Grad.

Am Samstag amplifiziert sich der westeuropäische Trog über der Biskaya.
Deutschland verbleibt vorderseitig und die südwestliche Höhenströmung verschärft
sich. Die Feuchtfelder auf dem Vorfeld der Kaltfront beeinflussen weiter
Nordwesten und äußersten Westen, wo es mit Werten um oder unter 25 Grad etwas
kühler bleibt. Da die Kaltfront Anafrontcharakter hat, ist sie recht stabil und
die Niederschläge meist skaliger Natur. Durch das nur langsame Vorankommen, kann
es gebietsweise zu Stark-/Dauerregen kommen, bevorzugt im Norden. In den
Südosten kann sich mit leichter Föhnunterstützung die 20 Grad Isotherme in 850
hPa hereinarbeiten. Entsprechend liegen die Maxima zwischen 25 und 32 Grad, mit
einem Südost-Nordwestgefälle.
In der Nacht auf Sonntag kommt die Kaltfront gepuscht durch den sich nähernden
Trog mit Niederschlägen weiter südostwärts voran, im Bayerischen Alpenvorland
bleibt es noch trocken.

Am Sonntag erreicht die Kaltfront allmählich den Südosten und nachfolgend kann
der recht scharf konturierte Trog von Nordwesten auf Deutschland übergreifen.
Bereits in der Nacht auf Montag zieht dieser aus Deutschland ab und gestützt von
einem Rücken bildet sich ein Bodenhoch über Mitteleuropa aus.
Mit der Kaltfront regnet es zunächst in der Südosthälfte, nachmittags sind im
bayerischen Alpenvorland auch teils kräftige Gewitter möglich. Mit dem Trog gibt
es im Nordwesten und Norden ein paar schwache Schauer. In der Nacht ziehen dann
auch im Südosten die Niederschläge ab und es gibt kaum noch Wolken. Maxima von
Nordwest nach Südost 22 bis 30 Grad.

Am Montag und Dienstag sorgt Hochdruckeinfluss für vielfach störungsfreies
Sommerwetter. Dabei gelangt Deutschland am Dienstag schon wieder stärker auf die
Vorderseite eines neuen Troges bei den Britischen Inseln, sodass sich die
Warmluftzufuhr verstärkt und den Süden erneut die 20 Grad Isotherme in 850 hPa
erreicht. Ab Dienstagnachmittag sind von Südwesten neue, teils starke Gewitter
möglich Die Maxima sind entsprechend: Montag 23 bis 30 Grad, Dienstag: 24 bis 32
Grad. Wie gehabt, im Norden am kühlsten, im Süden am wärmsten.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das Spiel fort. Zunächst überquert am
Mittwoch ein neuerlicher Trog Deutschland, ehe sich in der zweiten Wochenhälfte
wieder ein Rücken und Hochdruckeinfluss bemerkbar machen. Dabei zonalisiert die
Höhenströmung deutlicher, sodass die Temperaturunterschiede zwischen Norden
(kühler) und Süden (wärmer) bestehen bleiben.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Beim Vergleich des verschiedenen Modellläufe des ECMWF lassen sich zunächst
keine grundlegenden Unterschiede in der Entwicklung feststellen. Unsicherheiten
ergeben sich lediglich in der genauen Neigung der Isohypsen und evtl.
eingelagerten kurzwelliger Störungen auf der Trogvorderseite. Diese haben dann
Einfluss auf das Vorankommen der Kaltfront und damit die Verteilung der
Niederschlagsschwerpunkte.

Das Übergreifen des Troges am Sonntag weist noch Unsicherheiten auf. Der
gestrige 00 UTC Lauf war deutlich progressiver, als der heutige 00 UTC Lauf. Der
12 UTC Lauf ließ den Trog nach Süden über Frankreich abtropfen, sodass
Deutschland weiter auf der Vorderseite bliebe. Der Trog mit Höhentief würde dann
erst zum Montag Deutschland überqueren.

Der Rücken zu Beginn der neuen Woche wird von allen Läufen gezeigt. Allerdings
ist die Strömung im gestrigen 00 und 12 UTC Lauf noch deutlich stärker
amplifiziert gewesen. Demnach würde Deutschland nicht wieder so schnell auf die
nächste Trogvorderseite gelangen, wie im heutigen 00 UTC Lauf. Mit dieser
unterschiedlichen Amplitudenvorhersage, laufen nachfolgend die ECMWF-Läufe
deutlich auseinander.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich der verschiedenen Globalmodelle zeigt zu Beginn auch recht gute
Einigkeit. Wie auch im ECMWF internen Vergleich sieht man aber Differenzen über
die genaue Ausrichtung der Höhenströmung.
So ist diese beim ICON-Modell deutlich flacher, weswegen, die Kaltfront und der
nachfolgende Trog rascher über Deutschland hinwegwandern (bereits Nacht auf
Sonntag und Sonntagfrüh), auch das GFS ist etwas fixer. Das UK10 hat in etwa die
gleiche Phase, wie das ECMWF.

Zur neuen Woche ergeben sich dann weitere Unterschiede. Das ICON-Modell ist dem
ECMWF eigentlich recht ähnlich und zeigt den Rücken und eine eher zonale
Strömung. Das UK10 zeigt einen Rücken, der sich von Nordafrika über Frankreich
bis nach Deutschland erstreckt, aber immer weiter abflacht und von WLF
überlaufen ist. Beim GFS werden Kurzwellentröge prognostiziert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen ein recht einheitliches Bild, wobei der Hauptlauf die
meist Zeit im Bereich des Medians verläuft. Erst zum Dienstag erkennt man, dass
der Hauptlauf am Oberrand des Ensembles bei T850 und H500 verläuft, also einen
Ausreißer darstellt.
Zuvor ist schön die Trogvorderseite mit dem Temperaturpeak und der anschließende
Rückgang zu erkennen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es Einzellösungen
gibt, die erst einen späteren und schwächeren Rückgang zeigen, aber auch solche,
die die Temperatur und das Geopotential wieder rascher ansteigen lassen.
Erste Niederschlagssignale am Beispiel Frankfurt gibt es ab Freitag, wobei diese
deutlicher am Samstag und in der Nacht auf Sonntag werden. Anschließend gibt es
diffuse und nur von einem Teil der Member gestützte Niederschläge, am ehesten
zum Montag und Dienstag.

Das Clustering des ECWMF für den Zeitraum +120 h (So 00 UTC) bis +168 h (Di 00
UTC) hat die volle Bandbreite von sechs verschiedenen Lösungen. Diese spiegeln
die zuvor beschriebenen Unsicherheiten wieder. Also, wie schnell und wie stark
amplifiziert greift der Trog zum Sonntag auf DE über und wie kräftig wird der
nachfolgende Rücken zu Beginn der neuen Woche. Haupt- und Kontrolllauf liegen im
am stärksten besetzten Cluster 1, der die im Hauptteil beschriebene Entwicklung
widerspiegelt.
Im Zeitraum +192 h (Mi 00 UTC) bis +240 h (Fr 00 UTC) werden abermals sechs
Cluster angeboten. Wie bereits im Hauptteil beschrieben nehmen nun die
Phasenunterschiede und auch die Unterschiede in der Amplitude der Wellen
deutlich zu. Dies spiegelt sich auch in den Clustern wieder, wobei der
überwiegende Teil eine stark zonalisierte Strömung mit eher kurzwelligen Trögen
und Rücken aufweist. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich wieder im stärksten
besetzten Cluster 1, welches die im Hauptteil beschriebene Entwicklung zeigt
(gezeigtes repräsentatives Member ist der Hauptlauf).

Das Ensemble des GFS zeigt den Peak der Temperatur am Wochenende und die
anschließende deutliche Temperaturabnahme. Der Hauptlauf ist zwar nicht der
früheste Lauf bezüglich des Kaltfrontdurchgangs, aber im Vorderfeld zu finden.
So gibt es auch einige Member, die die Kaltfrontpassage ähnlich dem ECWMF erst
in der Nacht auf Sonntag zeigen. Nachfolgend verlaufen Temperatur und
Geopotential auf recht gleichbleibendem Niveau mit nur kleineren Minima und
Maxima, was auf eine Zonalisierung der Strömung deutet. Die Niederschlagssignale
sind überschaubar. Nach Norden leicht Signale, da dort tendenziell leicht
unbeständig. Nach Süden Signale mit dem Tagesgang, was auf Schauer/Gewitter
hindeutet. Über der Mitte findet man die schwächsten Signale auf Niederschlag.

FAZIT: Das Muster der letzten Wochen setzt sich fort. Zum Ende der Woche
neuerlich Trogvorderseite und Kaltfrontpassage mit nachfolgendem Trog im Laufe
des Wochenendes, allerdings noch mit größeren zeitlichen Differenzen (+-12 h).
Zur neuen Woche vorübergehend Zwischenhoch, anschließend deutliche Zonalisierung
der Strömung und damit einhergehend Auseinanderlaufen der Modelle bezüglich
Phase der kurzwelligen Anteile. Eine genaue Prognose wird damit spätestens zur
Mitte der Woche unmöglich. Tendenziell dann nach Norden leicht unbeständig und
kühler, über dem Süden am wärmsten, teils hochsommerlich, mit nachmittäglichen
Gewitterrisiko.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag im Norden gebietsweise Gefahr von markantem Starkregen durch die
zunächst kaum vorankommende Kaltfront. Selbst Unwetter nicht komplett
ausgeschlossen, aber nur gering wahrscheinlich.
Sonst vereinzelt Gewitter, am ehesten im Süden und Südosten.

Am Sonntag im Süden, insbesondere im Alpenvorland Gefahr von starken Gewittern.

Nach kurzer Ruhephase, am Dienstagnachmittag erneut steigendes Potential für
starke Gewitter von Südwesten kommend.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF(-EPS), MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer