#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 20.07.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.07.2024 um 10.30 UTC
Anfangs noch Gewitter, örtlich mit der Gefahr heftigen Starkregens. Im Verlauf
ruhiger und wieder wärmer.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 27.07.2024
Die Mittelfrist beginnt am Dienstag mit einem ostwärts abziehenden Keil und
einem von Nordwesten hereinschwenkenden Trog samt eingebetteter Kaltfront und
kräftigen Schauern und Gewittern. Der Trog erreicht in der Nacht zum Mittwoch
die Mitte und den Osten des Landes und amplifiziert sich dort bis an die Donau.
Bei ppw bis 30 mm ist Starkregen wahrscheinlich, mit geringer Wahrscheinlichkeit
sind örtlich Unwetter durch heftigen Starkregen nicht ausgeschlossen. Neben dem
Regen gibt es aber auch Sturmböen und (meist kleinkörnigen) Hagel. An den Alpen
hängen tagsüber noch Reste der Front vom Vortag und es regnet teils länger
anhaltend, aber mit meist leichter Intensität. Gewitter sind allenfalls
inneralpin möglich. In der Nacht treten diese im Vorfeld der Front verbreiteter
auf.
Zunächst ist die Luft noch recht warm mit verbreitet >10 Grad in 850 hPa am
Dienstagmorgen. Mit dem Trog fließt aus Westen bzw. Nordwesten aber deutlich
kältere Luft (5 Grad in 850 hPa) ein. Im Osten und Süden erreicht die Temperatur
Maxima von 26 bis 28 Grad, im Westen und Norden hingegen nur 20 bis 24 Grad. Mit
einströmender Kaltluft sinkt die Temperatur nachts aber wieder auf erträgliche
Werte.
Am Mittwochmorgen reicht der Trog von Südskandinavien bis an die Ostalpen.
Östlich von Deutschland bildet sich bodennah eine Tiefdruckrinne bis zum Balkan.
Trog und Rinne verlagern sich im Tagesverlauf kaum noch. Entsprechend gibt es
von der Ostsee bis an die Alpen immer wieder schauerartige und auch gewittrige
Regenfälle. Aufgrund der geringen Verlagerung ist örtlich unwetterartiger
Starkregen nicht ausgeschlossen. Von Südwesten her breitet sich langsam
Hochdruckeinfluss über die Südwesthälfte Deutschlands auf. Er sorgt für
zunehmende Abtrocknung. In der Nacht zum Donnerstag bildet sich im Trog ein
kleines Höhentief über der Slowakei. Am Boden breitet sich der hohe Luftdruck
nordostwärts aus. Schauer und Gewitter werden seltener und beschränken sich auf
den Bereich Vorpommern-Erzgebirge-Bayerischer Wald sowie am Alpenrand.
Am Donnerstag verlagert sich das Höhentief weiter südostwärts, von Nordwesten
her legt sich ein Keil über die Bundesrepublik. Am Boden dehnt sich hoher
Luftdruck über nahezu das gesamte Gebiet aus. Die Luft trocknet zusehends ab.
Ausgehend von einem Tief bei Island etabliert sich ein Trog samt Fronten, der
bis zu den Britischen Inseln reicht und uns am Wochenende heimsucht. In der
Nacht zum Freitag herrscht bei uns Hochdruckeinfluss. In 850 hPa fließen wieder
über 10 Grad ins Land und vor allem mit Sonnenunterstützung im Westen und
Südwesten sind Maxima um 25 Grad möglich.
Am Freitagmorgen liegt die Keilachse ausgehend von der Iberischen Insel über
West- und Südwestdeutschland und reicht bis an die Elbe. Der Zustrom warmer Luft
hat einen Temperaturanstieg am Boden zur Folge. Verbreitet werden wieder
sommerliche Werte erreicht. Das Bodenhoch schwächt sich etwas ab, hat aber
grundsätzlich Bestand. Die Trogachse reicht von Island bis nach Mittelengland.
Die zum Tief gehörigen Fronten liegen in einem Bodentrog, der etwas Vorlauf hat.
Dabei reicht die Warmfront mit dichten Wolken und leichten Regenfällen in den
äußersten Nordwesten Deutschlands. Die Kaltfront reicht von Südnorwegen nach
Südengland und hat keinen Einfluss auf unser Wetter. In der Nacht zum Samstag
verstärkt sich der Hochdruckeinfluss wieder, die Strömung wird antizyklonal. Die
Kaltfront des Tiefs bei Island wird nordwärts abgedrängt und löst sich auf. Über
Westeuropa bildet sich eine flache Tiefdruckrinne.
Am Samstag liegt die Keilachse östlich von Deutschland. Über dem Atlantik steht
ein Trog bereit, der vom Nordmeer bis nach Wales reicht. Am Boden ist die
Druckverteilung flach, wobei die Rinne im Tagesverlauf in den Westen und
Nordwesten des Landes ragt. In ihr gibt es mehrere Tiefzentren, die für den
Zustrom warmer, aber auch feuchter Luft sorgen. Einzelne Schauer sind die Folge.
In der Nacht zum Sonntag rückt der Trog näher und liegt über der Nordsee. Am
Boden bildet sich ein Tiefdruckgebiet über der Nordsee und Nordwestdeutschland,
das ein paar Schauer induziert.
Am Sonntagmorgen schwenkt der Höhentrog über die Nordsee nach Südskandinavien.
Vom Emsland über Schleswig und Holstein bis nach Nordvorpommern sind Schauer und
auch vereinzelt Gewitter möglich. Weiter im Landesinneren ist der Trog nur noch
eine Randerscheinung. Mit sich erneut durchsetzendem Hochdruck am Boden sind
allenfalls mit orographischer Unterstützung einzelne Schauer im Tagesverlauf
nicht ausgeschlossen. Meist ist es aber niederschlagsfrei. Bei 12 bis 18 Grad in
850 hPa ist die Temperatur verbreitet sommerlich. Nach Süden hin sind um 30 Grad
möglich.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle IFS-Lauf weist deutliche Unterschiede zu seinen Vorgängern auf. Der
Trog am Mittwoch ist schwächer, das Höhentief verlagert sich schneller.
Entsprechend früher etabliert sich Hochdruckeinfluss von Westen/Südwesten mit
Abtrocknung. Zum Ende der Woche reichen nun die Tiefableger weiter ins
Landesinnere, ziehen aber nicht durch. Der Trog am Sonntag wird schwächer und
mit nördlicherer Zugbahn gerechnet.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch im Vergleich mit anderen Modellen ergeben sich signifikante Abweichungen.
ICON hat den Trog mit Höhentief am Mittwoch deutlich breiter und den Hochkeil am
Donnerstag/Freitag dadurch flacher. GFS sieht IFS ähnlich, aber mit einem Dipol
im Höhentief und somit längerer Andauer.
Am Freitag hat ICON einen kräftigen Trog samt Kaltfront und GFS antizyklonale
Bedingungen. Hier zieht erst am Samstag ein Trog durch, der bei IFS hingegen
erst am Sonntag eintrifft. Dadurch kann sich bei IFS die Wärme nächstes
Wochenende länger halten.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse liefert im ersten Zeitschritt (Dienstag/Mittwoch) einen
(nicht verwunderlichen) Mono-Custer mit Blocking und Trog über Deutschland. Auch
Zeitschritt zwei (Donnerstag bis Samstag) ist ein Mono-Cluster mit Schwenk von
Blocking zu NAO+. Bei den Unterschieden des aktuellen IFS Laufs zu seinen
Vorgängern wäre mehr Variabilität möglich gewesen. Allerdings sind Randtröge im
Cluster auch schwer zu erfassen.
Die erweiterte Mittelfrist (ab Sonntag) liefert 3 Cluster mit überwiegend
blockierender Lage, wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster zwei liegen.
Cluster eins (19 Member) und Cluster zwei (18 Member) haben durchweg Hochdruck
in Deutschland, mit leicht unterschiedlichem Höhenbeitrag. In Cluster drei ist
die Strömung bei uns zyklonal geprägt, mit Trogdurchgang am Dienstag.
Die Rauchfahnen sind auch heute wieder nicht besonders breit. Erst ab Samstag
nächster Woche geht der Spread deutlicher auseinander. Bis dahin markieren die
Trends einen Temperatursturz ab Montag und dann wieder einen leichten Anstieg
bis zum Wochenende. Das Geopotenzial in 500 hPa sinkt ab Dienstag und steigt ab
Wochenmitte wieder auf Vorniveau. Auffällig ist in der erweiterten Mittelfrist
die Ansiedlung des Hauptlaufes am oberen Ende der Temperaturensembles am Sonntag
und ein deutlicher Abfall ab Montag. Beim Niederschlagsensemble deuten sich
trockene Phasen in der zweiten Wochenhälfte an. Im Norden werden die Signale für
Niederschlag ab Samstag, im Süden ab Montag wieder mehr.
Die Ensembles des GFS sind denen des IFS ähnlich, auch hier ist der
operationelle Lauf in der erweiterten Mittelfrist eher ein Ausreißer nach oben,
bevor es steil bergab geht. Bei ICON gibt es ebenfalls keinen anderen Trend.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Abgesehen von Gewittern bis Wochenmitte, die aufgrund heftigen Starkregens
örtlich unwetterartig ausfallen können, gibt es keine markanten Wettergefahren
in der Mittelfrist.
Auch im EFI sind keine Signale für außergewöhnliches Wetter zu finden. Die
geringen Ausschläge beim Niederschlag am Dienstag und beim Wind am Mittwoch sind
auf die Gewitter zurückzuführen.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn