S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.07.2024 um 10.30 UTC

Zunächst hochsommerlich heiß. Am Sonntag Gewitter mit lokalen Unwettern.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 23.07.2024

Der mittelfristige Zeitraum startet am Freitag mit ruhigem Sommerwetter. So
liegen wir unter einer antizyklonalen Westströmung, in der sich vor einem
ostatlantischen Trog durch kräftige Warmluftadvektion über Mitteleuropa ein
markanter Höhenrücken aufbaut. Die entsprechende Hochdruckzone im Bodendruckfeld
verlagert sich über Deutschland nach Osten und liegt am Samstag über dem
östlichen Mitteleuropa.
An dessen Westrand verstärkt sich der Zustrom heißer Luftmassen aus Südeuropa,
in der die 850er Temperatur im Norden bis 15°C, im Süden nahe 20°C steigt. In 2m
Höhe dürften die Maxima bei fast ungehinderter Einstrahlung verbreitet über
30°C, teilweise bei 35°C liegen und auch die Nächte werden wärmer mit 20°C in
den Ballungsräumen.
Die Luft wird zwar auch instabiler und (etwas) feuchter, der überlagerte
Höhenrücken lässt wohl nur mit orografischer Hilfe Gewitter in den Alpen zu. Am
Samstag kann es auch im südwestdeutschen Bergland für einzelne Gewitter reichen.

Am Sonntag schwenkt der Trog nach Osten und drängt den Höhenrücken nach Polen
und zur Ostsee ab. Der Trog soll mit seiner Achse abends die Westgrenze
Deutschlands erreichen, wobei sich die Bildung eines eingelagerten Höhentiefs zu
Lasten der Progression abzeichnet. Eine vorgelagerte Tiefdruckrinne mit
Konvergenz und rückwärtiger Kaltfront sind dann schon dabei unser Land ostwärts
zu überqueren. Das Timing wird unsicher. Je nach Einstrahlung und Cape bilden
sich teils starke Gewitter mit lokalem Unwetterpotential, wobei die Chancen
dafür nach Osten hin größer werden. In den östlichen Landesteilen wird es zuvor
nochmal heiß, im Westen gehen die Temperaturen schon langsam zurück.
Am Montag und Dienstag setzt sich wieder eine westliche Strömung durch, in der
sich gestützt durch schwache Kaltluftadvektion bodennah ein schwacher Hochkeil
manifestiert. In der Höhe schwenken am Rand eines Troges über Nordwesteuropa
durchaus noch kurzwellige Tröge durch, die leicht wechselhaftes Wetter zur Folge
haben. In Süden gelangt sehr warme Luft die wieder Temperaturen bis nahe 30°C
bringt, nach Norden hin werden die Luftmasse gemäßigter, sind aber auch
teilweise noch sommerlich warm. Dazu kann es einzelne Schauer und Gewitter, ohne
großes Unwetterpotential.
In der erweiterten Mittelfrist ändert sich daran wahrscheinlich nicht viel.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist gut, die aktuelle Lösung demnach
durchaus brauchbar. Nur am Sonntag wird die Entwicklung unsicher. Der neue Lauf
verlangsamt die Entwicklung. Davon hängen mit der Einstrahlung auch die
möglichen Gewitterschwerpunkte ab.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle haben keine echten Alternativen zu bieten. Am
Wochenende ist vor allem im Hinblick auf das Tempo der Entwicklung vieles
möglich. GFS simuliert rascher als die anderen Modelle. Schon Samstagabend
nähert sich die Kaltfront und von Westen würden vermehrt Gewitter aufkommen und
die Kaltfront soll den Osten schon Sonntag vormittags überqueren.
UKMO liegt in etwa auf einer Linie mit IFS, mit der Option schwerer Gewitter am
Sonntag in der Osthälfte Deutschlands. ICON liegt in der Mitte, wobei hier das
Aufheiterungsfenster im Osten sich rascher schließt und fraglich wird, inwiefern
es noch für starke Gewitter reicht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen weitgehend die Aussagen des Hauptlaufs. Die Rauchfahnen
diverser deutscher Städte fächern erst nach Wochenwechsel deutlicher auf. Zuvor
steigt die Temperatur auf hochsommerliches Niveau bei hohem Geopotential, was
dann am Sonntag von der Kaltfront beendet wird. Auch die Ensembles liefern dann
einen Niederschlagspeak. Besonders im Norden und Osten sind die ENs schneller
als der operationelle Lauf, der zeitliche Ablauf bleibt demnach weiter offen. In
der Folge deuten bei recht hohem Geopotential 500, Temperaturwellen und leichte
Niederschlagssignale einen wenigstens leicht wechselhaften Wettercharakter an.

Für Freitag und Samstag liegt nur ein Cluster vor. Von Sonntag bis Dienstag sind
es zwei. Beide zeigen aber eine westliche Strömung mit jeweils anderer Phase und
Amplitude der Wellen.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich aus Sicht der Clusterung eine
Zonalisierung an. NAO+ überwiegt in beiden Clustern, die sich wie im Cluster
zuvor etwas im Niveau des Geopotentials über Mitteleuropa unterscheiden, Cluster
1 liegt etwas höher als Cluster 2.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Gewitterbereitschaft ist nur sehr gering und auf die Alpen beschränkt. Falls
sich dort Gewitter bilden, können diese kräftig sein. Am Sonntag bringt eine
Kaltfront von Westen her Regen und einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen. Je
nach zeitlichem Ablauf sind in der Osthälfte einzelne Unwetter nicht
ausgeschlossen, die dann mit heftigem Starkregen, schweren Sturmböen und
größerem Hagel verbunden sein können. EFI Cape Shear hat zunächst mal nur
schwache Hinweise auf erhöhte Werte, aber immerhin.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS + ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner