SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.07.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
In der Nacht zum Mittwoch letzte markante Gewitter. Ab Mittwoch überwiegend
Hochdruckeinfluss ohne große Störungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … liegt über der Nordsee ein Randtrog, der den Nordwesten Deutschlands
erfasst hat und Bestandteil eines Langwellentrogs über dem Nordostatlantik ist.
Im Verlauf der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Randtrog unter Auffüllung
nordostwärts, wobei das Drehzentrum von der Nordsee zum Skagerrak wandert.
Der Trog ist verbunden mit Bodentief GELI, das nahezu achsensenkrecht unter dem
Drehzentrum kaum noch Entwicklungspotenzial hat. Ausläufer des Tiefs haben
Deutschland größtenteils überquert, im Südosten kommt die Kaltfront etwas ins
Schleifen.
Hebungsimpulse finden sich vor allem auf der diffluenten Trogvorderseite, diese
werden mit dem Trog aber ebenfalls nordostwärts abgedrängt.
Abendliche Schauer und Gewitter in diesem Bereich verlagern sich in der Nacht
mehr und mehr zur Nordsee bzw. ziehen über die Ostsee ab.
Bei PPW’s von 20 bis 30 mm ist anfangs lokaler Starkregen mit über 15 l/qm in
kurzer Zeit denkbar, die Zellen bewegen sich jedoch recht schnell. So bleibt
dann örtlich heftiger Starkregen, für den ICON-D2 geringe Wahrscheinlichkeiten
ausgibt, wohl weiterhin die Ausnahme. Beim Wind werden gute Wahrscheinlichkeiten
für steife Böen Bft 7 gezeigt, für stürmische Böen Bft 8 sind aber kaum Signale
vorhanden. Für (kleinkörnigen) Hagel reicht es vermutlich auch nur in den
Abendstunden, wenn MU-CAPE noch Werte bis etwa 1250 J/kg aufweist. Bereits um
Mitternacht wird davon allerdings kaum noch was über sein. Allgemein wird die
Entwicklung zu Unwettern durch dämpfende KLA gehemmt.
Der Rest des Landes gelangt allmählich in den Einflussbereich eines flachen
Rückens, der die Bretagne und die Britischen Inseln erreicht und Bodenhoch
FREDERIK auf Deutschland übergreifen lässt. Mit fehlendem Tagesgang und
postfrontalem Absinken reicht es folglich nicht mehr für konvektive Umlagerungen
aus, sodass es abseits des Troges meist trocken bleibt und die Wolken
gebietsweise auflockern.
Eine Baustelle gibt es jedoch: Den Alpenrand. In den Abendstunden können sich
noch Schauer und Gewitter bilden. Sie ziehen mit der Strömung nordostwärts und
halten in der präfrontal noch etwas labileren Luft möglichweise ein wenig länger
durch (leicht erhöhtes MU-CAPE und höhere PPW’s). Bei den Begleiterscheinungen
sind ähnliche Dimensionen wie im Norden zu erwarten (Bft 7, selten Bft 8, lokal
Starkregen, kleinkörniger Hagel).
Ansonsten sinken die Temperaturen bei überwiegend nur noch schwachen
Luftbewegungen auf 17 bis 11 Grad.
An der Nordsee frischt der Wind morgens allerdings wieder auf, womit steife Böen
Bft 7 aus West bis Südwest aufkommen.

Mittwoch … wölbt sich der Rücken Richtung Nordsee auf, wobei seine Achse
leicht positiv geneigt ist. Der Rücken stärkt Bodenhoch FREDERIK, das seinen
Schwerpunkt Richtung Mitteleuropa verlagert. Die postfrontal einströmende
maritime gealterte Polarluft kommt damit zur Ruhe und kann sich allmählich
erwärmen. So herrschen fast überall Hochdruckeinfluss und längerer Sonnenschein
(am meisten im Südwesten), im Norden ist im Bereich des abziehenden Troges aber
noch der eine oder andere Schauer unterwegs. Für Gewitter reicht es vermutlich
nicht mehr (kaum CAPE und Labilität). Direkt am Alpenrand ist denkbar, dass ein
Schauer oder Gewitter aus den Alpen heraus auf Deutschland übergreift, das
größte Potenzial herrscht jedoch in den Alpen selbst, sodass voraussichtlich
nicht allzu viel Ungemach droht.
Eine weitere Baustelle macht ICON-D2 im Westen (vornehmlich nordwestliches NRW
und südwestliches Niedersachsen) auf, da es auch dort schwache Schauer (maximal
bis 8 l/qm in kurzer Zeit) bei etwas stärkerer Quellbewölkung liefert.
Background ist schwaches ML-CAPE, das dort auf ein wenig mehr Feuchtigkeit
trifft. Ganz ausgeschlossen sind einzelne Schauer also nicht, zumal AROME und
UK10 ebenfalls Ansätze dafür zeigen.
Der Wind weht schwach bis mäßig, im Norden teils frisch um West. An den Küsten
und in Schleswig-Holstein treten steife Böen Bft 7 auf.
Die Temperaturen steigen auf 18 bis 22 Grad im Küstenumfeld und auf 21 bis 28
Grad sonst.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Rücken langsam ostwärts, wobei
der Südteil schneller vorwärtskommt als der Nordteil. Morgens erreicht die Achse
etwa eine Linie nordöstliche Nordsee – Benelux – Südwestdeutschland. Bodenhoch
FREDERIK überdeckt damit weite Teile Mitteleuropas, sein Schwerpunkt wandert
aber langsam ins östliche Mitteleuropa.
Der Trog ist dann vollständig abgezogen und letzte Schauer und Gewitter direkt
am Alpenrand klingen rasch ab.
Folglich steht eine gering bewölkte oder klare Nacht an. Bei nur schwachen
Luftbewegungen und Abkühlung auf 15 bis 7 Grad könnte es im Norden hier und da
für ein warnwürdiges Nebelfeld reichen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … ist den Ausführungen der Frühübersicht (siehe https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/hobbymet/wetter_deutschland/_functions/PlainTea
ser_synUebersichten/nas_bericht_syn_ueb_kurzfrist_frueh.html) nichts
hinzuzufügen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler