S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.07.2024 um 10.30 UTC

(Hoch)sommerliches Wetter, v.a. im Süden und in der Mitte heiß. Am Wochenende
allmählich ansteigendes Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.07.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Donnerstag befindet sich
Deutschland im Einflussberiech eines Hochs zentral über Mitteleuropa. Es wird
von einem flachen Rücken gestützt, während ein umfangreiches hochreichendes Tief
weit draußen auf dem Atlantik südöstlich von Island zu finden ist. Ein weiteres
Tief befindet sich über Skandinavien, welches in der Höhe ein Randtief des o.g.
Tiefs darstellt. Diese Druckkonstellation hat sommerliches und vielfach
freundliches Sommerwetter zur Folge. Nur an oder in den Alpen kann es
orographisch bedingt zur Auslöse einzelner Gewitter kommen. Im Norden ist bei
850hPa-Temperaturen um 10 Grad etwas trockenere und kühlere Luft vorzufinden als
im Süden, wo die Temperaturen bei 17 Grad in 850hPa liegen. Demnach steigen dort
die Temperaturen dort auf um oder etwas über 30 Grad, etwas weniger warm ist es
ganz im Norden mit Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad.

Am Freitag verlagert sich zwar der Schwerpunkt der Hochdruckzelle ins östliche
Mitteleuropa, Deutschland verbleibt aber unter Hochdruckeifluss, da sich ein
Ableger des Azorenhochs nach Westeuropa erstreckt. Das Tief über dem Atlantik
kommt etwas südostwärts voran und dessen Frontensystem erreicht die Britischen
Inseln, hat auf das Wetter in Deutschland aber keinen Einfluss. Somit erwartet
uns ein weiterer sommerlicher Tag mit Sonnenschein und lockeren Quellwölkchen,
wobei auch an den Alpen die Gewitterwahrscheinlichkeit weiter abnimmt. Auch
thermisch bedingt steigen die Temperaturen in 850hPa noch etwas an, sodass es
mit Temperaturen um oder über 30 Grad hochsommerlich heiß wird, nur im Norden
ist es weiterhin etwas weniger warm.

Am Samstag zieht das hochreichende Zentraltief bis zum Abend zu den Färöern. Die
dazugehörige Kaltfront greift am Abend auf den äußersten Westen bzw. Nordwesten
über. Damit kommt Deutschland allmählich auf die Trogvorderseite, weshalb in der
nach wie vor heißen und zunehmend auch feuchten Luftmasse konvektive
Umlagerungen etwas wahrscheinlicher werden. Voraussichtlich vom Bergland
ausgehend können sich einzelne Schauer und Gewitter entwickeln, bei denen die
Hauptgefahr wahrscheinlich von Starkregen ausgeht. Allerdings ist aus heutiger
Sicht noch schwer abzuschätzen, wie zahlreich diese Gewitter auftreten. Zuvor
wird es v.a. in der Südosthälfte mit um oder über 30 Grad nochmals schwül-heiß,
im Nordwesten bleiben die Temperaturen hingegen voraussichtlich unter der
30-Grad-Marke.

Am Sonntag formiert sich an der Südostseite des Tiefs ein Randtrog, der über die
Nordsee hinweg nach Südskandinavien durchschwenkt. Damit dreht die Strömung auf
westliche Richtungen, womit die dazugehörige Kaltfront im Tagesverlauf
Deutschland im Norden und der Mitte überqueren kann, während sie nach Süden zu
ins Schleifen gerät. Sowohl vor der Kaltfront im Warmluftbereich, aber auch an
der Kaltfront selbst können sich zum Teil schwere Gewitter entwickeln. Das
überwiegend ruhige Sommerwetter dürfte damit vorübergehend eine Pause einlegen.
Dennoch bleiben die Temperaturen auf sommerlichem Niveau.

Am Montag steigt von Südwesten her das Geopotential bereits wieder an und es
wölbt sich ein flacher Rücken über Mitteleuropa auf. Dadurch wird die
schleifende Kaltfront als Warmfront wieder rückläufig und sorgt über der
Nordhälfte für Niederschlag. Im Süden wird es wieder freundlicher und die
Temperaturen liegen schon wieder um 30 Grad, sodass dort das (Hoch-)Sommerwetter
nie richtig beendet wurde. Aber auch in der Nordhälfte bleiben die Temperaturen
im sommerlichen Bereich.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das hochsommerliche Wetter zunächst
fort. Ob dann zur Wochenmitte ein Trog auf uns übergreift und das Sommerwetter
beendet, muss noch abgewartet werden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Freitag erweisen sich die letzten IFS-Läufe als sehr konsistent. Erste
Unwägbarkeiten zeichnen sich für den Samstag ab. Der Trog war im gestrigen
00UTC-Lauf noch etwas progressiver als im 12UTC- und heutigen 00UTC-Lauf.
Demnach sollte nach gestrigem Stand die Kaltfront am Abend bereits die Grenze zu
BeNeLux erreichen und im Vorfeld wurden in der schwülheißen Luft zahlreiche
kräftige Gewitter simuliert. Im heutigen 00UTC-Lauf ist die Kaltfront noch weit
draußen über der Nordsee und auch der Trog weiter westlich, sodass dynamische
Antriebe für Gewitter allenfalls ansatzweise vorhanden sind und die Gewitter
hauptsächlich über den Mittelgebirgen ausgelöst werden, während sich vielerorts
das trockene Hochsommerwetter noch hält. Dass der oben erwähnte Randtrog am
Sonntag mit einer Kaltfront durchschwenkt, haben wieder alle Läufe auf der
Agenda. Ob wir am Montag in leicht zyklonalen Verhältnissen mit einem kühleren
Nordwesten und einem wärmeren Südosten verbleiben oder ob sich von Südwesten her
(wie vom heutigen 00UTC-Lauf simuliert) wieder ein flacher Rücken aufwölbt, ist
noch unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch bei den anderen externen Modellen gibt es bis einschließlich Freitag keine
Prognose-relevanten Unterschiede. Am Samstag ist GFS eher auf der Schiene des
gestrigen 00UTC-Laufs. Auf der Vorderseite eines Randtrogs über der Nordsee
würden uns demnach über Deutschland zahlreiche Gewitter ins Haus stehen, während
bei ICON ähnlich zum heutigen IFS-Lauf am Samstag Gewitter noch die Ausnahme
darstellen sollten. Am Sonntag schwenkt dann bei allen Modellen der Randtrog
über der Nordsee nach Südskandinavien durch; am schnellsten bei GFS, am
langsamsten bei ICON. Nachfolgend setzt sich bei allen Modellen eine westliche
Strömung durch, wobei noch unklar ist, ob diese eher zyklonal oder eher
antizyklonal geprägt ist.

FAZIT:
Bis Freitag erwartet uns (hoch)sommerliches Wetter mit viel Sonnenschein und
v.a. im Süden um oder über 30 Grad, während es im Norden etwas weniger warm
wird. Am Wochenende wird es unbeständiger mit Schauern und teils kräftigen
Gewittern. Die Mehrheit der Modelle bzw. Modellläufe erwarten am Samstag noch
einen eher ruhigen Samstag mit nur einzelnen orographisch ausgelösten Gewittern
und den Haupt-Gewittertag am Sonntag mit Gewittern bis in den Unwetterbereich.
Der Samstag ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. In der nächsten Woche
dreht die Höhenströmung mehr auf West. Während der Süden Deutschlands im
gesamten mittelfristigen Zeitraum in einer warmen bis heißen Luftmasse
verbleibt, schwenkt über der Nordhälfte Deutschlands am Sonntag eine Kaltfront
durch die einen Luftmassenwechsel durchführt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen die oben beschriebenen Abläufe. Bis Samstag sind die
Member recht eng gebündelt und die Temperatur in 850 hPa steigt von Tag zu Tag
an. Ab Sonntag nimmt der Spread deutlich zu. Dabei befindet sich der Hauptlauf
sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotential im oberen Bereich der
unterschiedlichen Member.

Bei der Cluster-Analyse wird im Zeitraum t120h-168h nur ein einziges Cluster
angeboten mit dem Übergang von Blocking zu positiver NAO. Im Zeitraum
t192h-240h werden die Member in zwei Cluster eingeteilt, wobei Cluster 1 (27
Member) bei der positiven NAO bleibt und Cluster 2 von positiver NAO in Atlantic
Ridge übergeht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Am Donnerstag können sich vor allem inneralpin oder an den Alpen einzelne starke
Gewitter bilden, die – sofern sie sich überhaupt entwickeln – mit Starkregen und
Hagel einhergehen können. Am Freitag besteht dann aber selbst an und in den
Alpen nur noch eine geringe Wahrscheinlichkeit für Gewitter.
Ab Samstag steigt das Gewitterrisiko allmählich an. Während sich am Samstag
synoptische bzw. dynamische Hebungsantriebe wahrscheinlich noch in Grenzen
halten und die Orographie als Trigger herhalten muss, ist das synoptische Setup
für schwere Gewitter am bzw. in der Nacht zum Sonntag deutlich besser. Mit der
sich annähernden Kaltfront nehmen dynamische Hebungsantriebe zu, sodass sich in
der schwül-warmen Luft organisierte Gewitter bilden können, die mit Hagel,
Starkregen und schweren Sturmböen einhergehen können und häufiger unwetterartig
ausfallen können.

HITZE:
Vor allem im Süden und in der Mitte besteht voraussichtlich gebietsweise eine
hohe Wärmebelastung, die in den Niederungen auch mehrere Tage am Stück anhalten
kann.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, ICON-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel