S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.07.2024 um 10.30 UTC

Hochsommerlich warm bis heiß mit Gewittern zunächst nur Richtung Alpen. Geringe
Unwettergefahr. Am Sonntag wieder unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 21.07.2024

Die Mittelfrist startet am Mittwoch mit einer ostwärts abziehenden Kaltfront,
die zu einem Tief über Südskandinavien gehört. Es sorgt im Norden für dichtere
Wolken und etwas Regen. Im Tagesverlauf zieht aus Westen ein Randtrog aus einem
größeren Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik ins Land, der vor allem im
Nordwesten und Westen für steigende Schauergefahr sorgt. Am Alpenrand liegt nach
wie vor feucht-warme, die Kaltfront hat es nicht bis dorthin geschafft. Im
Tagesverlauf bilden sich Schauer und Gewitter, örtlich können diese
unwetterartig ausfallen und heftigen Starkregen bringen. Hinter der Kaltfront
fließt vorübergehend kühlere Luft ein, in 850 hPa liegen im Südosten bis 12, im
Nordwesten um 7 Grad. Am Boden resultieren daraus Maxima bis 28 Grad im Süden
und Osten und meist 21 bis 25 Grad im Norden und Westen. Mit steigendem
Hochdruck am Boden aus Südwesten schiebt sich die wärmere Luft langsam wieder
nord- und nordwestwärts vor. Zudem trocknet die Luft am Abend und in der Nacht
zum Donnerstag zusehends ab, das Tief über Südskandinavien wird nordostwärts
abgedrängt.

Am Donnerstag liegt hoher Luftdruck (um 1020 hPa) über Deutschland. Es fließt
trockene Luft ein, die sich weiter erwärmen kann. Nur im äußersten Norden und
bei auflandigem Wind liegt die Tageshöchsttemperatur noch unter 25 Grad, sonst
wird es sommerlich warm, im Süden und Osten teils auch bis 31 Grad heiß. In der
Nacht kühlt es nur wenig unter 20 Grad ab. In 850 hPa gelangen +10 Grad in den
Norden, im Süden liegen über 15 Grad. An den Alpen und im Vorland bilden sich
einzelne Schauer und Gewitter, mit geringer Gefahr können diese unwetterartigen
Starkregen bringen. Die ppw gehen teils über 35 mm.

Auch am Freitag ist Hochdruckeinfluss vorherrschend, auch wenn der Druck leicht
sinkt. Vom Atlantik nähert sich ein Tief den Britischen Inseln. Die Strömung bei
uns ist recht flach, jedoch leicht antizyklonal. Mit zunehmender Feuchte von
Westen her bilden sich vermehrt Wolken. Schauer und Gewitter sind nur Richtung
Alpen wahrscheinlich, Unwetter lassen sich bei ppw bis 30 mm nicht vollkommen
ausschließen. In der Nacht zum Samstag wird die Strömung zyklonal, das Tief
zieht ostwärts über die Britischen Inseln, die Feuchte nimmt zu, vor allem über
der Nordhälfte.

Am Samstag verlagert sich das Tief in die Nordsee. Es bildet sich ein Trog
ausgehend vom Höhentief zwischen Island und den Färöer Inseln. Er reicht bis
nach Südengland und erreicht Samstagabend den Westen und Nordwesten Deutschlands
mit Schauern und Gewittern. Zuvor ist es bei uns erneut hochsommerlich warm bis
heiß mit der meisten Sonne im Süden. In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Trog
samt Kaltfront langsam ostwärts und bildet einen Dipol über der Ostsee. Am Boden
kann sich dort ein kleinräumiges Tief entwickeln, das die (gewittrigen)
Regenfälle verstärkt, zeitgleich aber den Haupttrog verlangsamt. Der
durchschwenkende Haupttrog aktiviert auch die feucht-warmen Luftmassen im Süden,
sodass in der zweiten Nachthälfte verbreitet Schauer und Gewitter auftreten
können. Die ppw liegen vor der Front meist zwischen 25 und 35 mm, örtlich bis 40
mm, heftiger Starkregen ist möglich. Auch Sturmböen und Hagel sind nicht
ausgeschlossen. Hinter der Kaltfront fließt mit 9 Grad in 850 hPa kühlere Luft
ein. Im Osten und Süden sinkt die Temperatur in der Nacht vor allem in
Ballungsgebieten nur wenig unter 20 Grad.

Der Haupttrog schwenkt am Sonntag ostwärts durch. Dabei kommt die Kaltfront
nicht bis in den Süden voran, sondern wird mit steigendem Druck aus Südwesten
rückläufig. Nichtsdestotrotz kühlt es leicht ab, im Norden und Nordwesten gibt
es unter 25 Grad, sonst bis 29 Grad. Mit kurzzeitig antizyklonaler Strömung
beruhigt sich das Wetter in den Abendstunden. Allerdings macht sich bei den
Britischen Inseln ein Randtrog bereit, uns in der Nacht von Westen her
heimzusuchen.

Im Trog kann sich über der Nordsee ein kleinräumiges Tief bilden, das am Montag
über den Norden Deutschlands ostwärts zieht. Es sorgt für verbreitet Schauer und
Gewitter, die bei ppw zwischen 25 und 30, im Süden bis 35 mm, auch wieder
kräftiger ausfallen können.

Am Dienstag breitet sich aus Südwesten wieder hoher Luftdruck aus, der die
Tiefdruckgebiete über dem Nordatlantik voraussichtlich nordwärts ablenkt und für
Abtrocknung bei uns sorgt. Es kommt auch wieder wärmere Luft ins Land. In der
Nacht zum Mittwoch fließen aus Südwesten mehr als 15 Grad in 850 hPa ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Wie so oft ist die Konsistenz der Modellläufe zu Beginn der Mittelfrist noch
hoch. Ab Freitag nehmen die Unsicherheiten in Bezug auf die Lage der
Tiefdruckgebiete über Nordwest- und Nordeuropa zu. Entsprechend divers gestaltet
sich der Durchgang von Fronten und Trögen. Im Vergleich zum gestrigen 0 UTC Lauf
hinkt der aktuelle Lauf etwa 6 bis 12 Stunden hinterher. Dafür sind die Tröge
durchaus markanter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch der Vergleich mit anderen Modellen ergibt ab Freitag kein einheitliches
Bild. Der Übergriff eines Troges von Westen ist in allen Modellen drin. ICON und
GFS haben den ersten Trog bereits am Freitag drin (siehe IFS 0 UTC gestern). Der
zweite Trog am Wochenende ist schärfer als bei IFS und bei ICON auch deutlich
früher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitschritt (Mittwoch und Donnerstag)
nur eine Lösung mit blockierender Lage und leicht zyklonalem Einfluss in
Deutschland. Auch Zeitschritt zwei und drei sind Mono-Cluster mit Schwenk von
Blocking zu NAO+ am Sonntag (+168h) und Übergang zu atlantischen Rücken am
Mittwoch (+240h).

Die Rauchfahnen sind anfangs recht eng mit stetigem Aufwärtstrend in Geopt und
Temp 850 ab Mittwoch. Ab Freitag wird der Spread aber größer, der Trend im
Geopot wieder rückläufig. Auffällig ist, dass für Samstag der Hauptlauf am
oberen Ende der Temperatur-Ensembles liegt, am Sonntag eher am unteren Ende.
Beim Geopot ist der Hauptlauf zunächst mittig angesiedelt, fällt dann aber am
Samstag/Sonntag markant ab. Auch der Temperatursturz ist markant – 4 K im Süden,
bis 9 K im Norden. Ab Montag geht es bei der Temperatur auf und ab, während das
Geopotential wieder deutlich ansteigt.

Die Ensembles des GFS machen den Temperatursturz in 850 hPa am Wochenende nicht
mit, sondern legen ihn auf den Wochenbeginn. Anschließend ist kein echter
Anstieg erkennbar. Beim Druck ist ein starker Abfall am Sonntag zu erkennen,
wobei der Hauptlauf am unteren Ende der Ensembles angesiedelt ist.

ICON liegt ebenfalls im Trend des IFS.

In allen Ensembles ist nach Dienstag eine längere trockene Phase zu erkennen,
außer im Südosten. Zum Wochenende hin variieren die Ergebnisse, insgesamt nimmt
die Feuchte aber wieder zu.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im EFI lassen sich kaum Signale für markantes Wetter finden. Lediglich am
Freitag ist im Südosten der EFI-Cape leicht erhöht. Bei der Maximaltemperatur
gibt es am Donnerstag und Freitag geringe Signale für ungewöhnliche Temperaturen
im Osten und Süden.
Insgesamt steht eine ruhigere Lage ins Haus. Nur Richtung Alpen bleibt die
Schauer- und Gewitterneigung erhöht. Lokal sind Unwetter durch heftigen
Starkregen nicht ausgeschlossen. Die Wärmebelastung nimmt zu. Ob es für
Warnungen reicht, ist fraglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS-EPS, MOS-IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn