SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.07.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ab Montagabend bis Dienstagmittag von Südwest nach Nordost erneut Durchzug
kräftiger Gewitter, vor allem anfangs auch Unwetter nicht ausgeschlossen.
Anschließend am Dienstagnachmittag und am Abend im Nordwesten kurze Gewitter mit
stürmischen Böen gering wahrscheinlich.
Dienstagabend und in der Nacht zum Mittwoch an der Nordsee stürmische Böen
möglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … In der Nacht zum Montag zieht das hoch reichende Tief nur
geringfügig nach Norden und erreich den Westausgang Skagerrak. Von Südwesten
schwenkt aber ein Höhenkeil nach Nordostfrankreich, so dass vorderseitig der
Bodendruck etwas ansteigt und Montagfrüh ein Hoch vom südöstlichen Deutschland
und den Alpen nach Osteuropa reicht. Dies führt im Laufe der Nacht zu Absinken
und Stabilisierung, so dass es nach Durchzug eines größeren Wolkenfeldes in der

  1. Nachthälfte häufig aufklart oder nur leicht bewölkt ist. Damit wird es nicht
    besonders mild sein mit Werten zwischen 14 und 9 Grad und Nebel ist die
    Ausnahme. Der Wind schwächt sich auch an der Nordsee etwas ab, es treten aber
    vor allem an der westküste Schleswig-Holsteins noch steife Böen aus Südwest auf.

Montag … setzt sich die hoch reichende Zyklone im Raum Südnorwegen fest und
südlich davon herrscht bei uns eine südwestliche Höhenströmung, in der ein
Höhenkeil bis zum Abend zum zentralen Deutschland schwenkt. Das
Bodenhochdruckgebiet verlagert sich nach Osteuropa und von dort reicht ein Keil
bis zum Balkan. Zwischen dem flachen Bodentiefdrucksystem bei den Britischen
Inseln und dem Hoch dreht die Strömung in unteren Schichten auf Süd bis Südost,
so dass sehr warme, im Süden heiße Luft zu uns kommt. Damit erreicht die
15-Grad-Isotherme in 850 hPa am Abend die nördlichen Mittelgebirge und
Südbrandenburg. Der Höhenkeil sorgt für stabile Verhältnisse und recht viel
Sonnenschein. Erst gegen Abend machen sich im Südwesten Hebung und der Zustrom
feuchter Luft bemerkbar. Die PPW-Werte steigen auf mehr als 35 mm und es baut
sich ML-Cape zwischen 400 und 1400 J/Kg auf. So ziehen gegen Abend von
Frankreich und der Schweiz Wolken auf mit ersten Schauern oder Gewittern.
Eventuell bilden sich auch im Schwarzwald und in den Alpen Wärmegewitter, die
ins Alpenvorland ziehen können.
Die Höchstwerte liegen im Osten, Süden und in der Mitte zwischen 28 und 32 Grad,
im Nordwesten und Norden zwischen 22 und 27 Grad.

Abends und in der Nacht zum Dienstag greift von Frankreich und Benelux her der
Höhentrog (Drehzentrum in 500 hPa morgens über der Ostküste Englands) nun auf
den Westen Deutschland über und drängt den vorgelagerten Höhenrücken nach
Südskandinavien bzw. ins östliche Mitteleuropa ab. Die Höhenströmung dreht auf
Südsüdwest und ist nun deutlich zyklonal konturiert, die trogvorderseitige
Hebung wird zwar durch KLA teilkompensiert, kann aber nun von West nach Ost auch
über dem Vorhersagegebiet wirksam werden.
Dabei simulieren die Modelle recht einheitlich organisierte Konvektion, die von
Frankreich und Benelux sowie der Schweiz auf den Südwesten und Westen
Deutschlands übergreift und rasch ostnordostwärts vorankommt. Unklar ist nach
wie vor, wieviel MU-Cape zur Verfügung steht (im Westen bis zur Mitte mit etwa
500 J/kg, vor allem aber im Süden mit über 1000 J/kg am Alpenrand deutlich mehr
als im Norden und Osten mit 100 bis 200 J/kg) und wo diese mit Eintreffen der
Konvektion (wahrscheinlich als MCS) mit der markanten Scherung überlappt. Das
wird am ehesten in den Abendstunden im Westen/Südwesten und später in der Nacht
im Südosten Bayerns der Fall sein. In diesen Regionen ist somit das
Unwetterpotenzial erhöht, im Westen/Südwesten, vielleicht noch bis in die
mittleren Landesteile vor allem aufgrund von Starkregen (PPWs über 35 mm), auch
schwere Sturmböen sind dort anfangs durchaus in Betracht zu ziehen, in
Südbayern, insbesondere im Alpenvorland, könnte es dagegen neben unwetterartigem
Starkregen selbst nachts noch für größeren Hagel reichen.
Nach Nordosten zu dürfte dem System dann allmählich die Puste ausgehen, so dass
das Unwetterpotenzial aus aktueller Sicht nur noch als gering einzustufen ist,
meist handelt es sich dann um markanten Starkregen (vielleicht auch mehrstündig)
und um stürmische Böen. Im äußersten Osten und Nordosten bleibt es wohl noch bis
zum Morgen trocken.
Postfrontal stellt sich im Westen und Südwesten wieder eine rasche
Wetterberuhigung ein und die Wolken lockern auf, Schauer gibt es kaum mehr.
Lediglich im Nordwesten gibt es im Bereich des zur südlichen Nordsee ziehenden
Bodentiefs weitere Schauer, vereinzelt auch kurze Gewitter.
Insgesamt verläuft die Nacht milder als die Vornacht mit Tiefstwerten zwischen
20 Grad örtlich in der Nähe von Oder und Neiße und 14 Grad postfrontal in den
westlichen und südwestlichen Mittelgebirgen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … hat sich im Vergleich zur Frühübersicht am Ablauf wenig
geändert.
Danach verlagert sich die gewittrige Kaltfront mit vorlaufender Konvergenz vom
östlichen und südöstlichen Deutschland nach Polen und Österreich.
Die verclusterten Schauer und Gewitter dürften in den meisten Fällen höchstens
markante Wettererscheinungen produzieren und im Laufe des Vormittags werden die
Regenfälle im Osten und Südosten zunehmend flächenhaft, sprich der konvektive
Anteil wird deutlich weniger. Dies suggeriert zumindest ICON-D2 von 15 UTC.
Unwetterartiger Starkregen ist morgens am ehesten noch in Südostbayern und im
Erzgebirge möglich. ICON-D2 von 15 UTC deutet dies an.
Auf der Rückseite der Kaltfront des Tiefs, das sich über der Nordsee eindreht
(Entwicklung zu einem hochreichenden Tief mit fast senkrechter Achsenlage)
dringt von Südwesten wieder frischere und trockenere Atlantikluft nach
Deutschland ein (PPWs zwischen 20 und 27 mm), wobei sich im Westen und Norden im
Tagesverlauf etwas ML-Cape entwickelt mit Werten zwischen 100 und 200 J/kg. Die
Folge sind einzelne Schauer und Gewitter mit starken, vereinzelt stürmischen
Böen und nur ganz vereinzelt mit Starkregen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die Wetterentwicklung recht ähnlich.

AROME und SuperHD berechnen morgen in Südwestdeutschland ein bis zwei
Superzellen mit schweren Sturmböen und orkanartigen Böen, die sich erst nach
Mitternacht abschwächen oder nach Tschechien abziehen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden