S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.07.2024 um 10.30 UTC

Am Dienstag im Süden und Osten teils kräftige Gewitter mit Starkregen. Lokal
Unwetter. In der Folge meist stabiles und hochsommerlich warmes Wetter. Entlang
der Alpen einzelne Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.07.2024

Der Blick auf die Karte der 500 hPa Geopotenzialanomalie für die ersten 10 Tage
des Monats Juli zeigt die in den letzten Sommern nicht unbekannte Situation
niedriger Anomaliewerte nahe des Nordpols (besonders von der Beaufortsee über
Grönland bis zum Europäischen Nordmeer reichend), die von mehreren intensiven
Blockierungszentren flankiert werden. Die eine, über dem Westen der USA
platziert, brachte dort eine intensive Hitzewelle mit unzähligen Hitzerekorden,
die u.a. von den Kollegen in Las Vegas bereits als historisch bezeichnet wurde
mit Blick auf die Anzahl von Rekorden der Temperaturmaxima wie auch -minima. Ein
weiteres blockierendes Hochdruckgebiet wurde und wird über Südosteuropa
initiiert und bringt diesen Regionen eine anhaltende Hitzewelle. Wenigstens
während dieser Mittelfrist ändert sich an diesem Muster sehr wenig.

Wir in Mitteleuropa profitieren von einer günstigen Lage zwischen den genannten
negativen Anomaliewerten im hohen Norden und einem sehr kräftigen (teils über
600gpdm ) Azorenhoch, das wiederholt Kontakt mit einer teils noch intensiveren
Subtropenhochzelle über Nordafrika aufnimmt. Dabei ergeben sich vom Pazifik
ausgehend bis in den westlichen Nordatlantik kräftige zonale Wellenflüsse, die
jedoch weiterhin eher meridional ausgerichtet sind und die erhöhten
Anomaliewerte im subtropischen Bereich forcieren. Diese Flüsse wurden durch eine
ebenso beachtliche 610 gpdm Anomalie südlich von Neufundland abgeschwächt,
sollten mit deren Abklingen jedoch besser ostwärts ausgreifen können und in die
anhaltende Blockierung über Süd- und Osteuropa hineinlaufen. Dies würde dann
zwischen dem 22. und 24. Juli von West nach Ost ein allmähliches Nachlassen der
Hitzewelle bedeuten.

Ansonsten hat sich an den Hintergrundbedingungen im Vergleich zu den letzten
Wochen herzlich wenig geändert. Die von der Numerik wiederholt induzierten MJO
Impulse verpufften mehr oder weniger, sodass auch die globale Impulsbilanz keine
größeren Schwankungen unternahm und die eingefahrenen Wellenmuster weiterhin
Bestand haben. Die NAO/NAM gehen in den bzw. verbleiben im neutralen Bereich.
Von daher kann man auch während dieser Mittelfrist keine größeren Veränderungen
erwarten mit einem insgesamt progressiven Muster von durchschwenkenden kleineren
Trögen und vorübergehender Stabilisierung dazwischen. Stabiles Hochdruckwetter
ist zwar nicht in Sicht, doch wie man der nun folgenden Beschreibung dieser
Mittelfrist entnehmen kann, können wir nun wenigstens für einige Tage stabileres
Wetter genießen, was einer vorübergehend westlicheren Zugbahn der Tiefs
geschuldet ist. In der Folge (erweiterte Mittelfrist) stehen de Zeichen aber
wieder auf „wechselhaft“.

Schauen wir uns nun die aktuelle Mittelfrist vom Dienstag, den 16. Juli bis
Samstag, den 20. Juli 2024 an.

Der Dienstag startet, wie soll es auch anders sein, mit einem Tief über den
Britischen Inseln, das eine Warmfront über Norddeutschland nordwärts und
rückseitig eine Kaltfront von Benelux ostwärts ziehen lässt. Die Luftmasse im
Süden und vor allem im gesamten Osten ist wieder sehr feucht mit PW-Werten um 40
mm, sodass dort kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen zu erwarten sind –
lokal bis in den Unwetterbereich. Das exakte Timing der Fronten diktiert den
Labilisierungsgrad der Luftmasse im Warmsektor, der auch über das Hagel- und
Böenrisiko entscheidet. Postfrontal sickern in den Westen Deutschlands deutlich
trockenere Luftmassen mit PW-Werten von teils unter 20 mm ein und auch die
Temperaturwerte in 850 hPa gehen auf unter 10 Grad zurück. Dank der
durchschwenkenden Trogachse werden aber auch hier Schauer, hier und da
vielleicht auch ein Gewitter mit geringem Starkregenpotenzial ausgelöst.
Besonders im Südwesten dominiert höherer Bodendruck und bringt dort eine
deutliche Wetterberuhigung.

In der Nacht zum Mittwoch bringt die an den Alpen schleifende Kaltfront in
feucht-labiler Luftmasse erneut kräftige Schauer und Gewitter, lokal mit
Unwetterpotenzial, während sonst ausgangs der Nacht in den Nordwesten
Deutschlands im Zuge einer herumgeholten Okklusion Schauer hereindriften.
Abseits dieser Niederschläge bleibt es sonst bei wechselnder Bewölkung meist
trocken.

Am Mittwoch ändert sich wenig bzw. kann man mit viel gutem Willen für die Mitte
und den Süden Deutschlands vom Beginn einer kleinen hitzigen Welle sprechen, die
aus einer günstige Positionierung der Tröge/Tiefs resultiert, da diese
vorübergehend einen etwas größeren Bogen um Deutschland schlagen.
Am Alpenrand liegt noch die Kaltfront, die nun allmählich in eine sehr zögernd
nordwärts wandernde Warmfront umgewandelt wird und mit einem Schauer- und
Gewitterrisiko an den Alpen einhergeht. Den Norden beschäftigen hingegen die
Schauer und die dichte Bewölkung der Okklusion bis weit in den Tag. Dazwischen
bleibt es freundlich, über der Mitte wird es teils auch sonnig und trocken.

Zum Donnerstag kommt die Warmfront in etwa bis in die Main-Donau Region voran
mit 850 hPa Temperaturwerten von 16 oder 17 Grad südlich der Front und 10 bis 13
Grad nördlich davon. Unter schwachem Hochdruckeinfluss erwartet uns ein
freundlicher, mancherorts auch sonniger Tag, nur am Alpenrand besteht zum
Nachmittag/Abend das örtliche Risiko von einzelnen, teils kräftigen Schauern und
Gewitter, die bei PW-Werten von über 30 mm lokal Starkregen bringen können.

Am Freitag erfolgt eine wetterinaktive Kaltfrontpassage, die in etwa bis zur
Mitte des Landes vorankommt und postfrontal für raschen Druckanstieg sorgt.
Zudem läuft die Front in einen schwachen Höhenkeil hinein, sodass die
begleitende Bewölkung im Norden im Tagesverlauf rasch aufgelöst wird. Entlang
und südlich der zentralen Mittelgebirge bleibt es freundlich/sonnig und trocken.
Die thermischen Gradienten verschärfen sich mit T850-Werten von 8 Grad über der
Deutschen Bucht und 18 Grad am Alpenrand.

Zuletzt sei noch der Samstag genannt, wo das Nord-Südgefälle der Temperatur
weiterhin Bestand hat mit 10 bis 20 Grad in 850 hPa. Unter hohem
Druck/Geopotenzial herrscht zunächst störungsfreies Wetter mit viel
Sonnenschein, bevor im Nachmittagsverlauf von Westen das Gewitterrisiko wieder
zunimmt.

Die Höchstwerte liegen am Dienstag im Westen noch bei 22 bis 25 Grad, sonst bei
25 bis 29 Grad.
In der Folge pendeln die Höchstwerte im hohen Norden (Schleswig-Holstein, MV) um
24 Grad, während sonst sommerliche 26 bis 31 Grad zu erwarten sind. Die
Tiefstwerte liegen meist zwischen 18 und 12 Grad.

Der westliche Wind frischt am Dienstag zeitweise leicht böig auf mit einzelnen
stürmischen Böen auf exponierten Berggipfeln (wohl nicht warnwürdig) und kommt
sonst schwach bis mäßig, zeitweise auch frisch aus überwiegend westlicher
Richtung und somit warnfrei daher.

In der erweiterten Mittelfrist geht es dann wieder deutlich wechselhafter
weiter, anfangs auch mit teils kräftigen Schauern und Gewittern. Dies wird durch
einen Langwellentrog hervorgerufen, der zunehmend nach Skandinavien driftet und
Hand in Hand mit einem Atlantikrücken zunehmend kühle Luftmassen in den
Nordwesten Europas lenkt, die uns zum Monatsende dann auch modifiziert erreichen
würden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der grobe Fahrplan steht und wird in den jüngsten Modellvorhersagen vom IFS
recht konstant gezeigt.
Dabei schwenkt zum Beginn der Mittelfrist am Dienstag ein Trog über Deutschland
nordwärts und hinterlässt eine vorübergehend antizyklonal konturierte
Höhenströmung über Mitteleuropa. Dies liegt auch daran, dass das steuernde Tief
über Nordwesteuropa etwas östlicher und nun über Irland liegend berechnet wird.
An dieser antizyklonal geprägten Höhenströmung ändert sich bis zum Ende der
Mittelfrist am kommenden Samstag wenig.
Abgesehen von geringen Diskrepanzen im Druck- und Geopotenzialfeld ergeben sich
keine gröberen Unterschiede innerhalb der jüngsten Modellläufe.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei den internationalen Modellen ziehen eigentlich alle an einem Strang und
zeigen einen recht übersichtlichen Ablauf mit der Trogpassage am Dienstag und
nachfolgend antizyklonalem Einfluss ab Mittwoch.
Allerdings fällt das ICON zum Donnerstag etwas aus der Reihe und lässt einen
Trog über England deutlich amplifizierter und südlicher nach Nordosten ziehen.
Diese Entwicklung würde am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag eine aktivere
Kaltfrontpassage mit etwas Niederschlag zur Folge haben. Davon möchte aber sonst
kein Modell etwas wissen. Zudem fällt bei ICON auch auf, dass in dem benannten
Gebiet teils bis zu 20 gpdm Sprünge zwischen dem vorletzten und jüngsten ICON
Lauf auftraten, was nicht von Sicherheit zeugt. Die anderen Modelle wie GFS/IFS
hingegen kommen deutlich stabiler daher. Darum wird die ICON Option momentan als
Außenseiterlösung verarbeitet.

In der Folge nehmen die Unsicherheiten zu, alle Modelle deuten jedoch sukzessive
das erneute Übergreifen eines Atlantiktroges an.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse beginnt mit einem einzigen Cluster und dem klimatologischen
Regime NAO negativ. Dabei schwenkt ein schwacher Trog nordostwärts über
Mitteleuropa hinweg, peripher einer beträchtlichen Blockierung über Osteuropa.

In der Folge, von Mittwoch bis Freitag, wird weiterhin nur ein Cluster mit dem
Regime der Blockierung berechnet. Dabei rutscht die negative
Geopotenzialanomalie im Vergleich zu den jüngsten 10 Tagen etwas nach Süden und
etabliert das steuernde Zentrum etwas westlicher vor Irland. Somit kann sich die
kräftige Antizyklone über Ost-/Südosteuropa etwas retrograd nach Mitteleuropa
verlagern und sorgt für einen vorübergehend etwas stabileren
Witterungsabschnitt.

Ab Samstag reagiert der Cluster auf die leicht verschobene Druckverteilung und
zeigt nun mit einem Cluster das Regime der positiven NAO an. Bei raschem
Geopotenzialabbau über Südosteuropa können nun wieder Tröge und Bodentiefs
zunehmend auf Mitteleuropa übergreifen. Es wird somit ein neuer wechselhafter
Witterungsabschnitt eingeleitet. Allerding wäre es nicht das erste Mal, dass
eine Blockierung zu schnell innerhalb der Numerik abgebaut wird, sodass auch
eine Verlängerung der stabilen Phase nicht verwundern würde. Ebenso erkennt man
eine zonale Ausrichtung der Wellenflüsse, sodass für Nordwest- und Mitteleuropa
eher die marine Atlantikluft dominieren dürfte. Zwar haben wir eine Trogsignatur
vor Portugal, die jedoch sehr schwach daherkommt und wohl nur dem Mittelmeer
hochsommerliche Hitze beschert (in Richtung Spanien ggf. auch extreme Hitze).

Und ja, auch in der erweiterten Mittelfrist ergibt sich nur 1 Cluster
(overconfident?) mit dem Überhang des letztmöglichen klimat. Regimes: eines
„Atlantikrückens“. Hierbei würden wir im Trogeinfluss und zunehmend auf dessen
Rückseite gelangen mit der Advektion kühler Nordseeluft.

Die Meteogramme in Deutschland zeigen einstimmig einen wechselhaften Dienstag,
wobei die gröberen Memberspitzen beim Niederschlag auf ein vorhandenes, jedoch
von Modellseite sicherlich nicht auflösbares und lokales Starkregenrisiko in
Verbindung mit Gewitterpassagen hindeuten.
In der Folge beruhigt sich das Wetter von Mittwoch bis zum Samstag mit einem
überwiegend trockenen Abschnitt – nur im Süden herrscht ein geringes
Gewitterrisiko und auch im Norden kann man hin und wieder einen Schauer nicht
ausschließen.
Die Temperaturen bleiben durchweg hochsommerlich mit 25 bis 31 Grad und gehen
zum kommenden Wochenende wieder etwas zurück (abgesehen vom Südosten).
Die Rauchfahnen (500 hPa Geopotenzial und 850 hPa Temperatur) sind eng gebündelt
mit einem schön eingebetteten HRES. Erst zum Freitag/Samstag nimmt die Streuung
etwas zu, was die vorhandenen Unsicherheiten bei der anstehenden Umstellung
hervorhebt.

GEFS sieht das Ganze sehr ähnlich mit einer Umstellung zu kühlerem Wetter nach
Ende dieser Mittelfrist. Bis dahin überwiegt hochsommerlich warmes und zeitweise
auch stabiles Hochdruckwetter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER mit STARKREGEN:

Am Dienstag herrscht besonders im Süden und Osten noch eine latente
Gewittergefahr, die bei PW-Werten um 40 mm besonders mit Starkregen einhergeht –
lokal bis in den Unwetterbereich. Auch im Nordwesten sind einzelne Gewitter
nicht ausgeschlossen, die jedoch nur lokal markanten Starkregen bringen, da die
Luftmasse rasch abtrocknet.

Von Mittwoch bis Samstag treten nur am Alpenrand einzelne kräftige Gewitter auf,
die lokal Starkregen bringen können. Ansonsten hebt der EFI dank fehlender
Signale einen warntechnisch sehr inaktiven Wetterabschnitt hervor.

Die Wärmebelastung nimmt dank eines hochsommerlichen Temperaturniveaus besonders
in Ballungsräumen etwas zu.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-ENS, IFS, GEFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy