S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.07.2024 um 10.30 UTC

Am Freitag Unwetterlage durch schwere Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.07.2024

Am Freitag liegt über Westeuropa ein Höhentrog, der in seinem Südteil über
Frankreich nach Osten schwenkt. Dies induziert über Deutschland eine
Südwestliche Strömung, Druckfall und die Bildung einer Tiefdruckzone, in deren
Bereich schwülwarme, zum Teil heiße, vor allem aber instabile Luft aus dem
Mittelmeerraum in weite Landesteile geführt wird. Eventuell sind aus der Nacht
heraus schon Gewitter unterwegs. Nach kurzer Beruhigung kommen von Südwesten her
neue Gewitter teils mit Unwettergefahr auf und breiten sich über große
Landesteile nach Nordosten aus. In der Nacht zum Samstag ziehen sie über den
Norden und Osten ab, gehen dabei in teils nicht-gewittrigen, aber auch heftigen
Starkregen über.
Am Samstag dreht die Strömung auf West und es gelangt eine gemäßigte, weiter
aber recht feuchte Luftmasse nach Deutschland. Die Starkregenfälle ziehen wie
die Tiefdruckrinne zur Ostsee und nach Polen ab. Im Einflussbereich des nach wie
vor über der Nordsee liegenden Troges bilden sich aber weitere Schauer und
Gewitter. In der energieärmeren Luft besitzen diese allerdings nicht mehr das
große Unwetterpotential.
Am Sonntag wird der Höhentrog über der Nordsee von dem Nächsten, über dem
Atlantik folgenden Trog eingefangen und dabei unter Abschwächung nordwärts
gesteuert. Die südwestliche Strömung wird vorübergehend antizyklonaler und es
bildet sich eine Hochzelle, die über Mitteleuropa und Deutschland nach Osten
zieht. Dabei setzen eine Abtrocknung und Wetterberuhigung ein. Nur im Norden
kann es vereinzelt Schauer geben, ganz im Süden, wo sich Reste der feuchten
Warmluft halten, sind vereinzelte Gewitter am Alpenrand nicht ausgeschlossen.
Die Temperaturen liegen im sommerlichen Bereich.
Am Montag formiert sich über Frankreich ein markanter Randtrog, der nach Osten
vorankommt. Die Strömung dreht in der Höhe wieder mehr nach Süd und wird
zyklonaler. Verstärkte Warmluftadvektion führt zur Bildung einer Tiefdruckrinne,
die mit zusehends sehr warmer bis heißer, feuchter und labiler Luft angefüllt
ist. Am Abend und in der Nacht zum Dienstag können mit einer Kaltfront von
Westen her teils schwere Gewitter mit Unwettergefahr durchziehen.
Am Dienstag beruhigt sich das Wetter in der einfließenden gemäßigt warmen
Luftmasse wieder. Trog und Rinne ziehen Richtung Polen und Ostsee weiter und von
Westen her schiebt sich ein Hochkeil nach Deutschland herein. Anfangs regnet es
im Osten und Südosten noch kräftig, im Norden sind nahe eines Troges über der
Nordsee einige Schauer möglich, sonst bleibt es meist trocken.
In der erweiterten Mittelfrist geht es insgesamt leicht wechselhaft weiter, auf
warmem mit sehr warmem Temperaturniveau.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist alles in allem gut. Die Unterschiede
zu den Vorläufen halten sich in Grenzen. Zum Ende simulieren die letzten beiden
Läufe antizyklonaler, als der gestrige 00z Lauf. Am Freitag und von Montag zu
Dienstag zeichnete sich auch in Vorläufen, freilich mit etlichen Unschärfen,
steigende Gewitter- und Unwettergefahr ab.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle entwickeln ganz ähnliche Szenarien. Für den Beginn der
nächsten Woche lässt IFS die warme Luft am stärksten nordwärts ausgreifen. Vor
allem bei GFS, ICON und UKMO schafft sie es nur bis in die Landesmitte, bzw. in
den Süden. Die steigende Gewittergefahr lässt sich aber auch in den anderen
Modellen erkennen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die im Hauptlauf skizzierte
Entwicklung. Der Spread wird erst nach Wochenwechsel deutlich größer, wobei die
meisten Ensemblemember den neuerlichen Warmluftvorstoß am Montag weniger
ausgeprägt zeigen und die anschließenden Niederschlagssignale auch nicht gerade
für eine ausgeprägte Gewitterlage sprechen. Hier wären also große Fragezeichen
zu setzen.

Die Clusterung liefert ein ungewohntes Ergebnis und zeigt bis in die erweiterte
Mittelfrist, für die 3 Zeiträume jeweils nur ein Cluster. Wir liegen dabei
trogvorderseitig unter einer insgesamt zyklonalen Südwestströmung. Erst in der
erweiterten Mittelfrist tendieren die Lösungen zum Blocking.

Die GFS Ensembles beginnen ebenfalls mit Wochenwechsel stärker zu streuen. Ein
erster deutlicher Niederschlagspeak markiert die Gewitterlage vom Freitag zum
Samstag, danach geht es mit eher sporadischen Regensignale weiter; eine
durchgreifende Wetterberuhigung ist aber auch hier nicht zu erkennen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig liegt der Focus auf die möglichen Gewitterentwicklungen. Ein
erster Höhepunkt zeichnet sich rasch wieder zu Beginn der Mittelfrist am Freitag
ab. Das wird gestützt durch starke Signale im EFI Cape und Cape shear, sowie
Hinweisen auf ein markantes Niederschlagsereignis, sodass eine Unwetterlage
durch schwere Gewitter nicht unwahrscheinlich erscheint.

Das trifft auf den Montag nicht zu. Die vom Hauptlauf avisierten Gewitter
erfahren kaum Unterstützung seitens der Ensembles. Hier muss also noch
abgewartet werden. An den Tagen dazwischen bleibt es allerdings keineswegs
gewitterfrei; nur die Wahrscheinlichkeit und Stärke der Gewitter nimmt dann
deutlich ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner