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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.07.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Sturmtief, Konvergenzlinie und Kaltfront in Aktion. Ab Sonntag abseits der
Nordsee und dem Alpenrand bei zunehmend höhen Luftdruck vorübergehend
Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … bleibt Trog-Vorderseite Trumpf. Am Abend amplifiziert sich ausgehend
vom Höhentief südwestlich von Nordwegen ein Trog südwärts bis ins westliche
Mittelmeer. Entsprechend greift der Trog auf den Nordwesten von Deutschland
über. Bodennah korreliert das Höhentief mit einem Bodentief bei Dänemark. Dessen
Warmfront hat Südschweden erreicht und greift in der Nacht auf Nordwegen über.
Die Kaltfront dagegen ist hierzulande ein Thema und soll sich am späten Abend
etwa von der Ostsee bis zum Breisgau ziehen. Dabei fehlt der Kaltfront aber
schon die Kraft, sodass die limitierten Hebungsprozesse meist nur noch zu
schauerartigem Regen reichen. Grund ist eine Konvergenzlinie, die sich
vorlaufend über Deutschland ostwärts verlagert und am späten Abend wohl schon
die Ode rund Neiße sowie den Südosten Deutschlands erreicht. In deren Umfeld
sind die Bedingungen noch deutlich besser und auch der Tagesgang spielt noch
mit. Bei PPWs von über 30 mm und Cape-Werten bis 1250 J/kg sowie
PVA-Unterstützung eines kurzwelligen Anteils in der Höhe besteht schon höhere
Potential für heftige Gewitter. Da zunächst auch noch die Scherungswerte mit den
anderen Zutaten harmonisieren, ist von organisierten Gewittern zu rechnen. Schon
am Nachmittag zogen zahlreiche Zellen wie an einer Perlenschnur hintereinander
her. Aufgrund der Zutaten sollte starkregen wahrscheinlich und lokal heftiger
starkregen möglich sein. Auch mehrstündiger heftiger Starkregen bleibt ein
Thema. Durch die verfügbare Energie sowie der Organisation tritt zudem Hagel bis
5 cm auf. Am Abend werden von den Modellen vor allem im Südosten Bayerns
einzelne Superzellen an der Konvergenzlinie angeboten. die offene Frage ist
jedoch, inwieweit die Zutaten noch zusammenpassen. Denn die Modelle zeigen kaum
Scherung. Grundsätzlich verlagert sich im Osten und Südosten der Schwerpunkt
zunehmend zum Wind. Neben der Eigendynamik sorgt auch der trockene Fuß für
höhere Windpotential. Demnach ist grundsätzlich mit Sturmböen und schweren
Sturmböen (Bft 9-10) zu rechnen. Bei guter Zellenausprägung oder Superzellen
sind auch orkanartige Böen (Bft 11) möglich. Neben der Konvergenzlinie sorgt
auch das Tief selber für ordentlich Trubel. Auf der Zugbahn des Tiefs Richtung
Oslofjord. Kann sich der Gradient mächtig verstärken, sodass im Nordseeumfeld
Sturmböen bis schwere Sturmböen auf der Agenda stehen müssen. In Nordfriesland,
besonders auf den Inseln besteht auch Gefahr von einzelnen orkanartigen Böen.
Im Verlauf der Nacht bleibt es im Küstenumfeld windig bis stürmisch, in
Nordfriesland fegen weiter Sturmböen. Sonst beruhigt sich das Wetter nach Abzug
der Konvergenzlinie und der nachfolgenden Kaltfront weitgehend. Nur in den
Regionen südlich der Donau ist weiter Spannung angesagt. Denn dort schleift die
Kaltfront an den Alpen und sorgt weiter für teils ungewittrigen Starkregen. Da
sich der Regen zwar abschwächt aber über die Nacht hinweg anhält, wurde eine
Dauerregenwarnung geschaltet. Somit ist das gesamte Ereignis abgebildet, auch
wenn der Hauptniederschlag in der Nacht fallen sollte. Durch die Zufuhr
atlantischer Luft gehen die Temperaturen hinter der Kaltfront auf Sinkflug.
Werden vorderseitig in 850 hPa noch 12 bis 20 Grad erreicht, liegen die Werte
Sonntagfrüh zwischen 3 und 10 Grad.

Sonntag … sind in der Höhe die Strukturen kaum verändert. Der Kurzwellentrog
vom Vortag ist mit dem Höhentief nach Nordschweden gewandert und liegt damit
weit entfernt von Deutschland. Das sich innerhalb der Zone tiefen Geopotentials
aber neue Drehzentren bilden bzw. die bestehenden umhereiern bleibt der
Haupttrog erhalten und erstreckt sich weiter von den Britischen Inseln bis zur
Iberischen Halbinsel. Demnach liegt Deutschland weiter auf der Vorderseite von
jenem. Ausreichend Hebung wird jedoch nur im Nordwesten generiert, wo
schauerartiger Regen auftreten kann. In der Nacht, wenn der Randtrog über die
Region hinwegzieht, wird durch PVA die Hebung sogar noch intensiviert.
Resultierend sind dann auch einzelne Gewitter möglich. Im Fokus der Wind. Zudem
sorgt die sich langsam auflösende Kaltfront über dem Alpenraum im Südosten noch
für Regen. Dazwischen kann das Azorenhoch einen Ableger bis nach Mitteleuropa
schicken. Bei zunehmend höherem Luftdruck und kompensierendem Absinken soll es
schließlich vom Südwesten bis in den Osten trocken bleiben. Der Gradient fächert
sich deutlich auf, sodass auch der wind kaum noch eine Rolle spielt und
allenfalls im Küstenumfeld noch stark bis stürmisch daherkommt. Die Temperaturen
in 850 hPa bewegen sich zwischen 3 Grad nahe Dänemark und bis 12 Grad am
östlichen Alpenrand.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … ist dann hierzulande ein schwacher Rücken am zug, der sich von
Italien nordwestwärts nach Benelux und die westliche Nordsee aufbäumt. Bodennah
korreliert dieser mit einer Hochdruckzone, die sich über Mittel- und Osteuropa
erstreckt. Von der Iberischen Halbinsel und Westfrankreich macht sich aber schon
wieder Ungemach auf dem Weg nach Deutschland. Ein neuer Trog über dem
Ostatlantik generiert eine Tiefdruckzone mit zahlreichen kleinen Drehzentren,
die ostwärts steuert. Ab Dienstagfrüh ist nachfolgend im Nordwesten erster WLA
getriggerter Regen möglich. Aber auch tagsüber bleibt es im Küstenumfeld
aufgrund der Nähe zum tiefen Geopotential und Tiefdruckgebiet unbeständig. Dafür
klingen die Niederschläge an den Alpen und im Südosten des Landes weitgehend ab.
Insgesamt scheinen die Regionen vom Südwesten in den Osten weiter auf der
sonnigen und trockenen Wetterseite. Mit der Sonne sind auch die höchsten Maxima
mit sommerlichen Werten zu erwarten. Auch in 850 hPa steigen die Werte auf der
Vorderseite der Tiefdruckzone wieder an und erreichen 6 bis 15 Grad. Der Wind
bleibt nicht warnwürdigen Bereich.

Modellvergleich und -einschätzung

Auch andere Global- und Lokalmodelle zeigen eine zum ICON vergleichbare
Geopotential- und Luftdruckverteilung. Am Sonntag gibt es allenfalls geringe
Abweichungen bei der Intensität des abziehenden Höhentiefs sowie der Amplitude
des Haupttroges über Westeuropa. Resultierend kann sich der hohe Luftdruck
verschieden stark über West- und Mitteleuropa ausbreiten. Am Montag gibt es dann
leicht Abweichungen beim Timing des Rückens. Dieser wird zwar weitgehend gleich
amplifiziert gezeigt, weist aber leichte Phasenunterschiede auf. Demnach gehen
ICON und GFS sowie IFS und UK10 gemeinsame Wege. Entsprechend kann sich auch das
korrelierend bodentief verschieden rasch ostwärts verlagern. Zusätzlich wird
dieses beim ICON und GFS auch etwas stärker gerechnet. In der Nacht zum Dienstag
weichen die Modelle dann noch weiter voneinander ab. GFS lässt das Bodentief
weiter über dem Ostatlantik liegen. Das UK10 tendiert dagegen zu einer leicht
nördlichen Bahn und schiebt es Richtung Wales. IFS setzt es an die Südwestspitze
von Irland und ICON nach Cornwall. Zudem weisen IFS und GFS im Golf von Biskaya
ein Randtief auf, welches ICON so nicht im Programm hat.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel