S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.07.2024 um 10.30 UTC

Wechselhaft, am Wochenende mit erhöhtem Gewitter- und Starkregenpotenzial im
Süden/Südosten. Teil windig bis stürmisch. Wechselndes, am Wochenende
vorübergehend deutlich sommerlicheres Temperaturniveau.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 10.07.2024

Insgesamt gestaltet sich unser Wetter weiterhin überwiegend wechselhaft und
tendenziell typisch mitteleuropäisch. Eine zeitweilig deutlich aufsteilende
Strömung sorgt z. B. am Wochenende für den Zustrom feucht-labiler und deutlich
wärmerer Luftmassen, die zu gehäuft kräftigen (unwetterartigen) Schauern und
Gewittern führen könnte. Nachfolgend setzt sich voraussichtlich wieder kühlere
Luft durch. Das auf und ab bei den Temperaturen setzt also wahrscheinlich fort.
Immer wieder werden auch Regenfälle erwartet, Hochdruckeinfluss kann sich nicht
nachhaltig durchsetzen. Vorübergehende oder zumindest gebietsweise
Wetterberuhigungen unter Zwischenhocheinfluss sind aber wahrscheinlich…

Am Samstag befindet sich Deutschland auf der Vorderseite des Langwellentroges
über Westeuropa, der etwas amplifiziert und somit südwärts ausgreift. Dabei
steilt die Strömung auf, so dass zunehmend feucht-labile und sommerlich warme
(ganz im Osten eventuell auch heiße) Luft von Süden her nach Deutschland geführt
wird. Die 850 hPa Temperaturen steigen auf 15 bis 20, ganz im Südosten teils auf
21/22 Grad. Die Trogvorderseite wird voraussichtlich von einem Kurzwellentrog
umlaufen, der bereits vom Vortag/aus der Nacht heraus von Frankreich ausgehend
schauerartige, teils gewittrige Niederschläge in den Südwesten des Landes führt.
Im Tagesverlauf erreicht den Nordwesten zudem das Frontensystem eines Tiefs über
der Nordsee östlich der Britischen Inseln, das ebenfalls für Schauer und
örtliche Gewitter sorgt, die sich ostwärts ausbreiten. Dabei nimmt vor allem im
Nordwesten auch der Gradient etwas zu und sorgt gebietsweise vor allem im
Küstenumfeld und dem angrenzenden Binnenland sowie im Bergland /zentrale und
östliche Mittelgebirge) für starke bis stürmische Böen, exponiert teils
Sturmböen. Rückseitig des Frontensystems sickert von West/Nordwest wieder
deutlich kühlere Luft (850 hPa Temperaturen unter 10 Grad) ein. Vorderseitig der
erwähnten Niederschlagsgebiete, also etwa über der Südosthälfte des Landes,
lagert feucht-labile Luft und es bilden sich teils kräftige, zumindest örtlich
wahrscheinlich auch unwetterartige Schauer und Gewitter mit erhöhter
Starkregengefahr (ppws 30 bis 35 mm, relativ langsame Verlagerung), Hagel und
Sturmböen. Die Auslöse kann im Südosten teils durch den „einlaufenden“
Kurzwellentrog in der zuvor aufgeheizten Luftmasse (vorderseitig des
Niederschlagsgebietes aus der Nacht heraus) oder zuvor auch über dem Bergland
erfolgen. In der Nacht zum Sonntag überquert die Kaltfront den Norden des Landes
relativ zügig, mit Ausnahme des Küstenumfeldes in relativer Nähe zum Drehzentrum
in der Höhe und damit noch gelegentlichen Schauern, klingen die Niederschläge
ab. Im Süden/Südosten hängt die Front etwas zurück und es regnet häufig weiter,
gebietsweise auch kräftiger und anfangs teils gewittrig.

Am Sonntag verbleibt unser Vorhersagegebiet trogvorderseitig, ein kurzwelliger
Troganteil läuft auf der Vorderseite des sich abflachenden Langwellentroges
nordostwärts. Im Süden und Südosten regnet es weiterhin zeitweise. Zudem ist die
feucht-labile Luftmasse nicht gänzlich ausgeräumt, so dass die Niederschläge im
Tagesverlauf auch wieder häufiger konvektiven Charakter (inkl. örtlichen
Gewittern) annehmen. Dabei ist nach wie vor Starkregen, vereinzelt auch etwas
oberhalb der Unwetterschwelle, möglich. Die ppws liegen bei 25 bis 30 mm. Auch
im Nordwesten treten in relativer Nähe zum drehzentrum in der Höhe, in etwas
höhenkälterer Luft und vorderseitig eines Bodentroges Schauer auf. Zwischen
diesen Niederschlagsgebieten dürfte kompensierendes Absinken für leichten
Zwischenhocheinfluss und überwiegend niederschlagsfreies Wetter sorgen. Einzelne
Schauer über dem Bergland sind im Tagesverlauf allerdings nicht gänzlich
ausgeschlossen. Nach Süden hin klingen die Niederschläge im Laufe der Nacht
langsam ab, da der Kurzwellentrog abgezogen sein sollte und die Höhenströmung
eine leicht antizyklonalen Einschlag erhält. Das Temperaturniveau ist wieder
zurückgegangen, die Temperaturen in 850 hPa liegen zwischen 5 Grad im
Nordseeumfeld und 12/13 Grad am Alpenrand.

Am Montag und Dienstag liegen wir weiterhin vorderseitig des Westeuropatroges,
im Laufe des Montages streckt sich dieser über Westeuropa wieder mehr nach
Süden, die Strömung dreht wieder mehr nach Süd und es sickert von Süden wieder
zunehmend warme, im Verlauf auch feucht-labile Luft ein. Zum Dienstag nähert
sich von Südwesten zudem ein kurzwelliger Troganteil. Am Montag überwiegt noch
leichter Zwischenhocheinfluss, von Westen nähert sich allerdings ein flaches
Tief und vor allem im Nordwesten können örtlich Schauer auftreten und auch im
Alpenraum liegt nach wie vor eine leicht labile, feuchtere Luftmasse, so dass
mit Hilfe der Orografie ebenfalls einzelne Schauer/Gewitter auftreten können. Am
Dienstag muss dann in einer flachen Tiefdruckzone/-rinne und mit Überquerung des
Kurzwellentroges wieder mit einem erhöhten Risiko für markante Schauer/Gewitter
gerechnet werden, vor allem in der Südhälfte des Landes.

Am Mittwoch überquert und voraussichtlich ein weiterer, eher kurzwelliger
Troganteil, rückseitig wölbt sich zwischen der erneuten Austrogung westlich der
Britischen Inseln ein Keil auf. Vom Süden bis in den Osten/Nordosten lebt daher
zunächst die Schauer-/Gewittertätigkeit auf, von Westen kommt es im Tagesverlauf
unter leicht ansteigendem Druck zu einer gewissen Wetterberuhigung, lediglich
einzelne Schauer folgen vor allem im Nordwesten/Norden des Landes. Im Südosten
und Osten ist bei Schauern und Gewittern lokal Starkregen denkbar.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das Auf und Ab hinsichtlich der
Temperaten voraussichtlich fort. Mit leichtem Hochdruckeinfluss deutet sich eine
vorübergehende Wetterberuhigung in Richtung Donnerstag an, bevor am Freitag
erneut die Passage eines Kurzwelltroges und einer Tiefdruckrinne mit erhöhtem
Regen-/Gewitterrisiko anvisiert wird. Eine durchgreifende Änderung bleibt also
weiter aus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann bis einschließlich des
Wochenendes als recht gut beurteilt werden, auch wenn sich beim südwärts
ausgreifenden Langwellentrog über Mitteleuropa in den neueren Läufen eine leicht
markantere und vielleicht auch leicht zügigere Entwicklung andeutet. Und auch
wenn im Detail bereits ab Samstag einige Unsicherheiten aufgrund der zu
erwartenden konvektiven Ereignisse vorderseitig des Westeuropatroges sicher
sind, werden die Grundstrukturen sehr ähnlich simuliert.
Ab Beginn der kommenden Woche werden die Differenzen im Zusammenhang mit der
genauen Ausgestaltung des Troges und etwaiger kurzwelliger Anteile deutlich
größer.

Insgesamt ändert sich aber im gesamten Mittelfristzeitraum (und auch in der
erweiterten Mittelfrist) wenig an der Gesamtkonstellation: Über West- und Teilen
Mitteleuropas liegt ein umfangreicher, sich stetig regenerierender bzw. von
kurzwelligen Anteilen umlaufender Langwellentrog. Aufgrund der Blockierung über
dem Osten Europas/Westrussland ist ein Durchschwenken nicht in Planung.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Andere Globalmodelle wie ICON und GFS zeigen bis einschließlich des Wochenendes
ebenfalls ein recht konsistentes Gesamtbild. Ab Montag werden auch hier die
Variationen des Troges mit genauer Position und möglichen kurzwelligen Anteilen
zahlreicher. Aber auch hier bleibt die Grundkonstellation der Blockierung
östlich von uns erhalten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Samstag 00 UTC bis
Sonntag 00 UTC (+72 bis +96 h) vier Cluster, die allesamt dem Regime NAO positiv
zugeordnet werden. Den clustern werden 15, 14, 14 und 8 Member zugeordnet,
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 2. Sie unterscheiden sich
leicht in punkto der kurzwelligen, en Langwellentrog umlaufenden Anteile und
haben somit natürlich theoretisch auch Einfluss auf unseren Vorhersagebereich.
Unter Berücksichtigung des Zeithorizonts sind diese Unterschiede in unserem
Bereich aber zu marginal, um an dieser Stelle diskussionswürdig zu sein. Im
Folgezeitraum von Montag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (+120 bis +168 h) wird
hingegen nur ein Cluster gezeigt, der sich von NAO positiv zum Blocking wandelt.
Dieses Blocking betrifft aber nicht das anhaltende Blocking östlich von uns,
sondern das sich verstärkende Blocking durch die Aufwölbung eines Keils vor der
nordamerikanischen Küste/über dem Westatlantik in Richtung Grönland/Island. In
der erweiterten Mittelfrist (ab Donnerstag) dominiert in einem Cluster das
Regime Blocking. Unser Vorhersagebereich ist sozusagen eingekeilt zwischen
Blocking über dem Westatlantik bis ins Nordmeer und dem über Osteuropa. Von
daher ist wie schon zuvor beschrieben, eine grundlegende Änderung unseres
Sommerwetters nicht zu erwarten.

Die Rauchfahnen bestätigen die bisher gemachten Äußerungen: Hinsichtlich der
Temperatur in 850 hPa zeigt sich ein Auf und Ab, das nach Süden hin stärker
ausgeprägt ist als nach Norden. Bis einschließlich des Wochenendes ist die
Kurvenschar zudem recht gut gebündelt, ab Montag nehmen die Unsicherheiten zu.
Die Kurvenschar in Bezug auf das Geopotenzial ist anfangs sehr belastbar, der
Spread weitet sich auch hier im Verlauf der Mittelfrist etwas, aber auf relativ
geringem Niveau, so dass eine Grundlegende Änderung des großräumigen Regimes
nicht erwartbar ist. Hinsichtlich der Niederschläge zeigt sich ein wechselhaftes
Gesamtbild mit einem Niederschlagspeak am Wochenende, der nach Süden deutlich
erhöht ist. Nach einem relativen Minimum am Montag geht es insgesamt wechselhaft
weiter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Samstag vor allem im Küstenumfeld sowie in den zentralen und östlichen
Mittelgebirgen starke bis stürmische Böen (Bft 8) aus West bis Südwest,
exponiert Sturmböen (Bft 9). Abend/in der Nacht abklingend. Auch EFI liefert
hier Signale.

GEWITTR/STARKREGEN:
Am Samstag im Süden und Südosten im Tagesverlauf Entwicklung teils kräftiger
Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen, Hauptgefahr Starkregen um 25 l/qm
in einer Stunde, lokal Unwetter bis 40 l/qm in einer Stunde nicht
ausgeschlossen. Auch im Nordwesten/Norden Risiko örtlicher Gewitter, Risiko für
Sturmböen höher, Starkregenrisiko vor allem im Unwetterbereich aber geringer. In
der Nacht zum Sonntag vor allem südlich der Donau anhaltender, teils kräftiger
Regen, anfangs gewittrig. Dabei gebietsweise 12-stündige Mengen von 30 bis 40
l/am gering wahrscheinlich. Am Sonntag im Süden/Südosten weitere Niederschläge,
dabei im Tagesverlauf auch auflebende Gewittertätigkeit und örtlich Starkregen
um 25 l/qm in einer Stunde, vereinzelt Unwetter um 30 l/qm gering
wahrscheinlich. EFI zeigt für den Samstag deutliche Signale bei CAPEshear in der
Südosthälfte, am Sonntag in etwas geringerer Ausdehnung und etwas schwächer.
Auch andere EPs-Verfahren zeigen Hinweise auf zumindest gebietsweise erhöhte
Niederschlagsmengen.
Am Montag im Alpenraum geringes Gewitterrisiko, zum Dienstag vom Süden bis etwa
in die mittleren Landesteile wieder zunehmendes Gewitterrisiko mit
Starkregengefahr. Entwicklung noch unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger