S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.06.2024 um 10.30 UTC

Am Wochenende Unwetter durch schwere Gewitter und Starkregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 02.07.2024

Am ersten Tag der Mittelfrist, Freitag, liegt Mitteleuropa zwischen einem Trog
über Nordwesteuropa und einem Höhenrücken über dem westlichen Mittelmeer unter
einer westlichen Strömung. Die Kaltfront eines Tiefs bei den Shetland Inseln
überquert uns rasch von Westen her und verdrängt die feucht warme
gewitterträchtige Luft nach Osten. Da dies im Westen und Nordwesten schon
ausgangs der Nacht passiert, geht die Passage des Tiefausläufers hier recht
ruhig vonstatten. Im Osten und Südosten sind allerdings teils starke Gewitter
mit lokalem Unwetterpotential durch Starkregen, Hagel und teils schwere
Sturmböen zu erwarten.
Am Samstag bildet sich über Norddeutschland eine schwache Hochdruckzone, die in
warmer, abgetrockneter Meeresluft einen ruhigen Tag bringt.
Die feucht warme Luft wird aus Süddeutschland nicht verdrängt, sodass es im
Bereich einer flachen Rinne schwülwarm weitergeht. Durch einen überlagerten
Höhenrücken werden Gewitter zunächst weitgehend unterdrückt, lediglich mit Hilfe
der Orografie sind einzelne starke Gewitter möglich. Erst mit Annäherung eines
Kurzwellentroges über Frankreich setzt über Süddeutschland stärkerer Druckfall
ein, der zur Bildung eines Tiefs führt und die Gewitterneigung nimmt von der
Schweiz und Frankreich her zu. Dann sind auch schwere, unwetterartige Gewitter
möglich.
In der Nacht zum Sonntag und tagsüber zieht das Tief, allerdings mit unsicherer
Zugbahn und Entwicklung, über Nordostdeutschland zur Ostsee ab. Es treten
zunächst, wahrscheinlich vor allem in der Osthälfte starke Gewitter mit
Unwetterpotential auf, gefolgt von Regenfällen, die ebenfalls mit
unwetterartigen Mengen aufwarten können. Vom Westen her beruhigt sich das Wetter
dann etwsa, in einer moderaten, weniger warmen und feuchten Luftmasse.
Am Montag schwenkt das Haupttrog nach Skandinavien, von da ausgehend hängt ein
Troganteil nach Frankreich zurück. Am Rand eines Hochkeils über Westeuropa
deutet sich leicht wechselhaftes Wetter, aber nicht unfreundliches Wetter mit
einzelnen Schauern und Gewittern bei warmen Temperaturen an. Nur der Süden liegt
weiter im Übergangsbereich zu subtropischer Warmluft. Da sich zu den leichten
Hebungsantrieben aus der Höhenströmung auch etwas Stau durch die auf Nordwest
drehende bodennahe Strömung gesellt, sind ganz im Süden, vor allem an den Alpen
längere Regenfälle möglich, die bis Dienstag andauern können. Inwieweit diese
nochmal warnrelevant werden, bleibt abzuwarten.
Ansonsten geht es wahrscheinlich auch am Dienstag leicht wechselhaft weiter
durch schwache Tiefausläufer und kurzwellige Tröge, die immer wieder etwas
Hebung ins Spiel bringen. Die Temperaturen bewegen sich auf sommerlichem, aber
nicht heißem Niveau.
In der erweiterten Mittelfrist geht es wahrscheinlich mit einer schwachen,
leicht wechselhaften nordwestlichen Strömung und mäßig warmen bis warmen
Temperaturen weiter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die letzten Lösungen des europäischen Modells weisen schon zu Beginn des
Prognosezeitraums Unterschiede auf, die sich im weiteren Verlauf fortsetzen. Von
daher kann eine eher mäßige Konsistenz bescheinigt werden. Die Kaltfrontpassage
am Beginn wurde beschleunigt, von daher wird der Bereich, der noch von kräftigen
Gewittern beeinflusst werden kann, immer kleiner, da große Landesteile mittags
schon postfrontal liegen.
Die Zyklogenese am Wochenende ist neu im 00z Lauf und von daher mit Vorsicht zu
genießen. Kommt sie, muss mit schweren Gewittern in der warmen Luft, anschließt
mit Starkregenfällen gerechnet werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Modelle stützen in groben Zügen die beschriebene Entwicklung. Die
Kaltfrontpassage am Freitag wird bei den anderen Modellen noch schneller
simuliert, sodass auch für den Osten und Südosten der Aufbau der Labilität
schwieriger wird.
Die Lage am Wochenende wird sehr unsicher. GFS und UKMO lassen auch ein Tief
über Süddeutschland entstehen und nach Nordosten ziehen, dass aber mit
deutlichen Unterschieden bei Zugbahn und Timing. Die Regenfälle sind ebenfalls
entsprechend sehr variabel, allerdings auch bei GFS und UKMO teilweise stark.
ICON belässt es dagegen bei einer flachen Tiefdruckrinne über der Südhälfte
unseres Landes, was an die gestrigen Lösungen der Europäer erinnert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die Aussagen des Hauptlaufs. Der
Spread in den Temperatur- und Geopotentialkurven bleibt bis zum Ende der
Mittelfrist moderat. Die Passage der Kaltfront zu Beginn bildet sich auch in den
Ensemblekurven ab mit Niederschlagssignalen und dem Temperaturrückgang. Am
Wochenende breitet sich auch aus Sicht der Ensembles die sehr warme Luft nochmal
nach Norden aus, ein schöner Peak ist in den 850 hPa zu erkennen. Was die
Regenfälle am Tief, bzw. das Tief an sich, angeht, sind die Lösungen noch sehr
heterogen, ein paar Member haben aber ebenfalls starke Niederschläge im Programm
mit deutlichen Signalen in den Rauchfahnen.

Die Clusterung liefert für Freitag und Samstag 4 Cluster, die sich nicht groß
unterscheiden. Danach werden ebenfalls 4 Cluster gebildet, mit dem Hauptlauf in
Cluster 1, 18 Member, die weiter meist Blockinglagen zeigen. Die Strukturen über
Mitteleuropa sind aber oft zyklonal geprägt.

In der erweiterten Mittelfrist sind 3 Cluster vorhanden, die entweder einen
Rücken über dem Atlantik oder Nordeuropa zeigen, teilweise beides. Für uns
dürften aber Trogstrukturen bestimmend sein, die leicht wechselhaftes und nicht
übertrieben warmes Wetter bringen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Präfrontal einer Kaltfront bilden sich am Freitag im Osten und Süden Schauer und
teils kräftige Gewitter, lokal mit Unwettergefahr. Am Samstag stehen für den
Süden zunächst nur einzelne, wenn dann aber starke Gewitter auf dem Programm.
Abends und in der Nacht zum Sonntag steigt die Gewitterneigung und die
Unwettergefahr von Südwesten deutlich an und breitet sich über die Mitte in den
Nordosten aus. Die Gewitter können in nicht gewittrigen, aber teils heftigen
Starkregen übergehen. Neben der Deterministik haben auch die probabilistischen
Verfahren Hinweise dafür im Programm. Es verbleiben aber große raum-zeitliche
Unschärfen.

Am Sonntag ziehen Starkregenfälle und Gewitter nach Osten ab und in der Folge
stehen nur noch einzelne kräftige Gewitter, bzw. an den Alpen eventuell
Dauerregen auf der Karte, allerdings ohne großes Unwetterpotential.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS +EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner