SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.06.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
In den Abendstunden Gewitter mit Starkregen, in Baden-Württemberg auch in der
zweite Nachhälfte. Am Mittwoch vor allem über dem süddeutschen Bergland und
Alpennähe Unwetter mit Starkregen bis in den extremen Bereich. Ebenso am
Mittwoch quer über die Mitte von Nord nach Süd, dann auch in größeren Regionen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … ist es in großen Landesteilen wolkenlos oder allenfalls gering
bewölkt bei hochsommerlichen Werten meist zwischen 25 und 30 Grad.
Verantwortlich dafür ist ein kräftiger Höhenrücken, der sich von Spanien und
Frankreich bis in den Norden von Deutschland und weiter bis zum Baltikum
erstreckt.

Eine Ausnahme vom schönen Wetter bildet der Süden des Landes. Dort haben sich
aus den Alpen heraus teils kräftige Gewitter gebildet. Die beiden Grundzutaten
Feuchte (spezF: 12 g/kg) und Labilität (Lapse Rates 0.65 bis 0.7 K pro 100 m)
addieren sich zu CAPE-Werte über 1000 J/kg, wie beispielsweise der Aufstieg von
Altenstadt zeigt. Der Trigger ist das Höhentief über dem zentralen
Mittelmeerraum, das seinen Einfluss zunehmend bis in den süddeutschen Raum
erstreckt. Man erkennt an der Nordflanke eine Trogachse mit einem Maximum im IPV
Feld.
Die Windscherung ist eher gering. Damit ist die dominierende Begleiterscheinung
der Starkregen. Die ppw-Werte liegen bei nur moderaten Zuggeschwindigkeiten über
30 mm. Zudem sorgt die komplexe Orographie dazu, dass Zellen über der gleichen
Region länger Zeit stehen. Der Nachmittagsverlauf hat gezeigt, dass sich damit
Niederschlagssummen rasch akkumulieren können. Auf österreichischer Seite sind
im RH Bild Regionen mit teils deutlich mehr als 40 mm in einer Stunde zu
erkennen gewesen.
Daneben kann es auch größere Hagelansammlungen und stürmische Böen geben.

In den Abendstunden und eingangs der Nacht können die Gewitter etwas weiter ins
Alpenvorland ausgreifen, verlieren aber im weiteren Verlauf an Intensität. Die
Gewitteraktivität fällt bis Mitternacht zunächst zusammen.
In der zweiten Nachthälfte erkennt man allerdings eine sich bessere formierende
Trogachse und ein IPV-Maximum, dass von Österreich in Richtung Baden-Württemberg
vorankommt.
Die Modelle reagieren darauf mit einem Aufleben der Konvektion über dem Süden
von Baden-Württemberg. Die MU-CAPE Werte liegen dort immer noch bei rund 500
J/kg. Der deutschen Modellkette folgend sind zumindest markante
Gewitterwarnungen aufgrund von Starkregen denkbar. Auch das ECMWF stützt di
Prognose. Andere hochauflösende Modelle, wie Arome oder SuperHD zeigen hingegen
gar nichts, nicht einmal Schauer.

Im Rest des Landes bleibt es gering bewölkt oder klar. Dass die Luftmasse
allmählich anfeuchtet, erkennt man an den Tiefstwerten. Diese liegen in den
Ballungsräumen zwischen 19 und 16 Grad, sonst zwischen 16 und 12 Grad.

Mittwoch … kann das Höhentief seinen Einfluss deutlich nach Norden ausweiten
und nimmt auch zaghaft Kontakt zu dem Trog bei den Britischen Inseln auf. Die
Feuchte kann sich bis in die mittleren Landesteile ausweiten (zu erkennen an der
Tendenz der spezifischen Feuchte) und auch die Labilisierung greift auf die
mittleren Landesteile über. Damit gibt es über der Mitte CAPE-Werte zwischen 400
und 1000 J/kg, über dem Süden Werte bis nahe 2000 J/kg. Scherung ist quasi keine
vorhanden und so ist die dominierende Begleiterscheinung abgesehen von größeren
Hagelansammlungen und einzelnen stürmischen Böen, ganz klar der Starkregen.

Die ppw-Werte werden zwischen 30 und 35 mm vorhergesagt. Die
Zuggeschwindigkeiten im Süden zwischen 2 und 5 kn, in der Mitte etwas höher.
Entsprechend können die Zellen große Mengen auf kleinem Raum abliefern.

Der Trigger ist ganz allgemein das Höhentief, das mehrere kurzwellige Anteile an
seiner Nordflanke hat. Eine genaue Zuordnung ist aber schwierig, da sich zudem
im Bodenfeld viele kleinräumig Tiefs (teils auch durch die Orographie und
Konvektion hervorgerufen) und damit auch Konvergenzen gibt.

Das wahrscheinlichste Szenario. Schon in den Morgenstunden gibt es im Südwesten
Schauer und Gewitter. Nach kurzer Beruhigung lebt die Gewittertätigkeit ab den
frühen Nachmittagsstunden wieder auf. Das gilt zunächst für das süddeutsche
Bergland. Im weiteren Nachmittagsverlauf verstärkt sich die konvektive Aktivität
und erfasst nun auch die Bergländer über der Mitte des Landes. Gleichzeitig
greift die Konvektion im Süden immer stärke auf die Gebirgsvorländer aus.

Punktuell werden von den verschiedenen Modellen zum Teil sehr große
Niederschlagssummen bis in den extremen Unwetterbereich gezeigt. Besonders
betroffen davon sind, dem ID2-EPS folgend, der Schwarzwald, die Schwäbische Alb
und das direkte Alpenvorland (südlich von München). Besonders dort können mengen
zwischen 25 und 40 l/qm in kurzer Zeit, örtlich bis 60 l/qm (extrem) erwartet
werden. Durch wiederholte Konvektion sind Mengen zwischen 40 und 70 l/qm in
wenigen Stunden möglich.

Auch im Rest der Bergländer kann es punktuell unwetterartige Niederschlagsmengen
geben.

Da es sich im Vergleich zu den Folgetagen am Mittwoch nur um punktuelle
Ereignisse handelt, ist die Ausgabe eine Vorabinformation aus heutiger Sicht
nicht notwendig.

Abseits der lokalen Berglandgewitter ist es über der Mitte und dem Norden
vielfach sonnig und Maxima erreichen Werte zwischen 28 und 32 Grad. Mit der
Konvektion im Süden werden nur 13 bis 28 Grad erwartet.

In der Nacht auf Donnerstag bleibt es allgemein mild mit Tiefstwerten zwischen
20 und 14 Grad. Damit kann es in einigen Ballungszentren (bevorzugt im Osten)
eine Tropennacht geben.

Gestützt durch das Höhentief hält die Konvektion auch eingangs der Nacht
zunächst weiter an. Nach aktueller Modellage ist davon dann vor allem das
bayerische Alpenvorland. Das ICON-D2 EPS zeigt Aktivität auch noch in der
zweiten Nachthälfte und auch externe Modelle wie das SuperHD, lassen die
Konvektion nicht ganz zum Erliegen kommen. Allerdings gibt es Differenzen bei
den Schwerpunkten. So zeigen manch Lösungen auch noch in Baden-Württemberg
Aktivität.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … gelangen wir immer stärker auf die Trogvorderseite. Am Boden kann
sich dann eine Tiefdruckrinne ausgehend vom steuernden Tief zwischen Island und
Schottland bis nach Deutschland erstrecken. Es entwickelt sich damit über
Deutschland eine stark konvergente Strömung, mit südöstlichen Winden im Osten
und Windrichtungen aus West bis Südwest im Westen. Die großräumige
Feuchtflusskonvergenz sorgt für große CAPE-Werte zwischen 1000 und 2000 J/kg von
Schleswig-Holstein über die Mitte bis zum Allgäu. Dies ist dann auch die Region,
die nach der deutschen Modellkette am stärksten im Fokus liegt. Die genaue Lage
der Aktivitätszone zeigt aber noch Unsicherheiten zwischen den Modellen. Es gibt
auch Lösungen, die die Zone etwas weiter im Westen sehen. Am ehesten außerhalb
der Konvektion sind der äußerste Nordosten und Osten (noch zu trocken) und der
Westen und Nordwesten (wieder trockener und Stabilisierung).

Dazwischen kann es aber richtig zur Sache gehen. Die spezifische Feuchte liegt
bei Werten nahe 15 g/kg und ppw-Werte erreichen die 40 mm Schwelle.

Da zu erwarten ist, dass sich wiederholte Konvektion im Bereich der
Konvergenzzone ereignet kann es auch über größeren Regionen zu größeren
Regensummen kommen, wobei regional auch extreme Niederschlagssummen zu erwarten
sind. Sicherlich ist an diesem Tag dann auch ein Vorabinformation notwendig.

Die Unsicherheiten bleiben zunächst die genaue Lage. Mehr dazu dann in der
kommenden Frühübersicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Grundlegend wird die Kurzfrist ähnlich simuliert. Die Modellunsicherheiten
bezüglich der genauen Schwerpunkte der Konvektion wurden im Text diskutiert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer