S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.06.2024 um 10.30 UTC

Zunächst warmes Hochdruckwetter, ab Mittwoch zunehmend unbeständiger und
gewittriger.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.06.2024

Zu Beginn des Mittelfristbereichs am Dienstag befindet sich Deutschland im
Einflussbereichs eines umfangreichen und hochreichenden Hochdruckgebietes mit
Kern über Mittel und Nordeuropa. Im Süden jedoch befindet sich ein Höhentief,
welches feuchtwarme Luftmassen in den Südosten Deutschland führt und vor allem
Inneralpin auch Schauer und Gewitter entstehen. Im Norden befinden sich eher
trockene Luftmassen, so dass es vielfach sonnig wird. Die 850 hPa Temperaturen
bewegen sich zwischen 10 Grad im Norden und bis 15 Grad im südöstlichen
Alpenrand. Es steht ein sommerlicher Tag mit Höchstwerten zwischen 27 und 32
Grad an. Der Wind weht meist schwach aus Ost.
Gleichzeitig nähert sich vom Atlantik her ein ausgeprägter Langwellentrog der
vor der Westküste Portugals abtropft. Aufgrund des hochreichenden Blocking über
Mittel- und Nordeuropa kommt der Trog aber nicht weit nach Osten voran und hat
vorerst noch keinen Einfluss auf Deutschland.

Am Mittwoch ändert sich an sich nicht viel an dieser Lage, jedoch verlagert sich
das Höhentief über Italien weiter nach Norden, so dass auch die feuchtwarme Luft
weiter bis etwa zu Mitte von Deutschland ausgreifen kann. Die Bewölkung nimmt in
der Südhälfte zu, da bodennah zwar noch Ostwinde zu finden sind, in der Höhe
aber der Wind schon auf Südost dreht. Gleichzeitig nimmt auch die Labilität im
Süden zu, so dass es gebietsweise zu Schauern und Gewittern kommen kann. Bei
dieser sehr feuchten Luftmasse gibt es ebenfalls ein erhöhtes Risiko vor
Gewittern mit heftigen, teils mehrstündigen Starkregen (evtl. auch ungewittrig)
und größeren Hagel. In der Nordhälfte bleibt es unter Hochdruckeinfluss indes
sonnig und trocken. Es bleibt mit Höchstwerten zwischen 27 und 32 Grad
sommerlich warm. Jedoch auch recht schwül.

Am Donnerstag füllt sich das Höhentief langsam auf und verlagert sich
gleichzeitig nach Südosteuropa. Über den britischen Inseln befindet sich immer
noch der Langwellentrog mit einem umfangreichen und hochreichenden Tiefkern (am
Boden um 12 UTC mit 990 hPa), über der Iberischen Halbinsel hat sich dagegen das
Cut Off Tief gemütlich gemacht. Zwischen den Höhentief über Spanien und den
abschwächenden Höhentief über Südosteuropa kann sich nun ein Rücken bis nach
Nordwestdeutschland aufmachen und verbindet sich im Laufe des Tages mit dem Hoch
über Nord- bzw. Nordosteuropa. Die Luftmasse stabilisiert etwas, jedoch in
dieser sehr feucht warmen Luftmasse mit 850 hPa Temperaturen um die 15 Grad
reichen auch kleine Antriebe für Schauer und auch Gewitter. In 500 hPa ist
weiterhin ein kleines Tief, in 300 hPa sogar ein kleiner Trog über Deutschland
zu finden.

Am Freitag bleibt das Blocking über Nordeuropa erhalten, jedoch verlagert sich
der Schwerpunkt es atlantischen Troges weiter südwärts. Das Cut-Off gerät auf
die Vorderseite des Troges und verlagert sich in dessen Wirkungskreis nach
Nordosten. Dabei werden weiterhin sehr warme und feuchte Luftmassen nach
Deutschland geführt. Im Südwesten und Süden soll sich flächig in 850 hPa die 20
Grad Isotherme befinden. Der Höhenrücken wird ostwärts abgedrängt und eine
Tiefdruckrinne greift von Westen her auf Deutschland über. Auch jetzt schon sind
sehr starke Vertikalbewegungen entlang der Tiefdruckrinne zu erkennen, was auf
kräftige Hebung und auch schwere Gewitter hindeutet. Durch das Blocking über
Nordeuropa, kommt das Höhentief und auch die Tiefdruckrinne nicht weit nach
Norden voran. Sie bleiben in der Nacht zu Samstag fast quasi stationär über
Deutschland liegen.

Am Samstag kippt zum einen die Achse des atlantischen Troges von Nord
Südausrichtung zu Nordwest-Südost. Gleichzeitig weitet sich das Umfangreiche
Hochdruckgebiet auch auf das europäische Nordmeer und Richtung Island aus. Die
Tiefdruckrinne befindet sich unterdessen weiterhin über Deutschland, füllt sich
aber langsam auf und kommt nur sehr langsam nordwärts voran. Der Trog bzw.
vielmehr das hochreichende und umfangreiche Tief kommt langsam in der Biskaya
an, dabei werden auch etwas kühlere aber immer noch maritim geprägte Luftmassen
herangeführt.

Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt es recht ähnlich, das Blocking über
Nordeuropa bleibt erhalten und auch das hochreichende Tief über Westeuropa
verändert sich wenig. Die Tiefdruckrinne bleibt über Mitteleuropawetterwirksam
mit vielen schweren Gewittern, mehrstündigen Starkregen oder sogar Dauerregen.
Dabei bleibt die Luftmasse feuchtwarm und unbeständig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz ist bis Mittwoch recht gut, jedoch simuliert der aktuelle IFS
Lauf bis Freitag etwas stabileres und wärmeres Wetter. Sollte der Trog im
gestrigen Lauf bereits am Donnerstag auf Westdeutschland übergreifen wird im
aktuellen Lauf der atlantische Trog deutlich schwächer und weiter westlicher
simuliert und nur ein eher schwacher Randtrog soll am Samstag mit evtl.
Schwergewitterrei auf Deutschland übergreifen. Astrein wird das Wetter ab
Mittwoch über Deutschland dennoch nicht. Das abgetropfte Höhentief über Italien
pumpt feuchte-warme Luftmassen in die Südosthälfte und es soll sich eine
Tiefdruckrinne über Deutschland ausbilden..

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Mittwoch simulieren alle betrachteten Globalmodelle mehr oder
weniger das gleiche Szenario. Ab Donnerstag gibt es Unterschiede wie der
atlantische Langwellentrog entweder Richtung Biskaya oder Nordsee vorstößt. Auch
die Höhentief über Spanien bzw. Italien werden jeweils etwas anders dargestellt.
Auch die Mögliche Tiefdruckrinne wird sehr unterschiedlich simuliert. Einzig
ICON ist deutlich kühler als die anderen.
Das Blocking über Nordeuropa haben aber alle.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Rauchfahnen des ECMWFs ist der sehr warme Trend bis einschließlich
Donnerstag klar zu erkennen, aber auch bereits am Donnerstag gibt es ein paar
kältere Ausreißer. Auch in den 500 hPa Geopotenzial geht der Spread ab Mitte der
Woche deutlich auf.

In der Clusteranalyse im Zeitbereich 120 bis 168 h gibt es 4 Cluster. Der
Hauptlauf und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 22 Membern in Cluster

  1. Cluster 2&3 haben 11 bzw. 10 Member und weisen ebenfalls ein starkes Blocking
    über Nordeuropa auf. Cluster 4 hat 8 Member und lässt den Trog zumindest auf die
    Nordsee übergreifen und dann das Blocking langsam abbauen.

Das Ensemble des GFS sieht ähnlich aus.

Das Blocking über Nordeuropa scheint recht sicher zu sein, wie sich jedoch der
atlantische Trog oder die Höhentiefs verhalten und ob wir auf eine sehr
gewittrige Witterung zusteuern ist aktuell noch mit sehr großen Fragezeichen
versehen. Etwas scheint jedoch recht sicher zu sein. Bis zum Ende der
Mittelfrist bleibt es vielfach sommerlich warm.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Ab Mitte nächster Woche nimmt das Schauer und Gewitterrisiko stark zu.
Hauptaugenmerk könnte dabei der Regen/Starkregen sein. Teils könnte es zu
mehrstündigen, auch heftigen Starkregen evtl. auch Dauerregen kommen. Die
Vorhersage dazu ist aber extrem unsicher.

Weiterhin nimmt die Wärmebelastung kommende Woche langsam zu.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher