S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.06.2024 um 10.30 UTC

Bis Mittwoch ruhiges und sommerliches Hochdruckwetter. Ab Donnerstag wieder
deutlich unbeständiger mit Gewittern und Starkregen. Dabei erneut
Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.06.2024

Der Beginn der kommenden Woche stellt den heutigen Beginn des
Mittelfristzeitraums dar. Dabei zeigt sich konsistent in allen Modellen ein
abgetropftes Höhentief über Oberitalien bzw. dem Golf von Genua. Dam gegenüber
steht ein abgewinkelter Höhenkeil, der sich vom Atlantik bis nach Mitteleuropa
erstreckt. Korrespondierend dazu liegt eine gradientarme Hochdruckzone am Boden
über großen Teilen Mitteleuropas und Südskandinaviens. Dieser Keil ist mit
hinreichend höhenwarmer Luft angereichert; die Werte liegen hier sogar bei
teilweise über -10°C in 500 hPa. Insgesamt sorgt diese Konstellation in
Deutschland für einen sehr ruhigen und sommerlichen Witterungsabschnitt mit
trockenem Wetter und Temperaturen oftmals zwischen 25°C und 30°C.

Daran ändert sich auch am Dienstag wenig. Das Höhentief über Italien füllt sich
allmählich auf, was sich in diesem Bereich u.a. durch ansteigende Temperaturen
in der Höhe bemerkbar macht. Nichtsdestotrotz ist die Zirkulation in dem Bereich
noch etwas gestört, weswegen nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass
inneralpin noch etwas Konvektion entsteht, die möglicherweise bis an den
Nordrand der Alpen nach Deutschland ausgreift. Sonst bleibt es bei
Hochdruckwetter mit weiter leicht ansteigenden Temperaturen, sowohl in der Höhe
als auch bodennah.

Am Mittwoch verlagert sich die Achse des Höhenkeils langsam ostwärts und kommt
etwa über Polen zu liegen. Dabei deutet sich eine Omega-Konfiguration an, bei
der Deutschland im Bereich des westlichen Astes liegt, sodass die schwach
konturierte Höhenströmung allmählich wieder zyklonale Züge annimmt. Dabei spielt
auch weiterhin das Höhentief über Italien eine Rolle. Dessen nicht übermäßig
ausgeprägte Trogachse reicht dabei bis in den Alpenraum hinein und fördert dort

  • ähnlich zum Vortag – die Ausbildung von Schauern und Gewittern, deren
    Ausbreitung an den deutschen Alpenrand nun noch wahrscheinlicher erscheint als
    noch am Vortag.

Am Donnerstag verlagert sich das Zentrum des weiterhin die Zirkulation
dominierenden Höhenkeils weiter Richtung Zentral- und Nordskandinavien, Dadurch
intensiviert sich die Tiefdruckaktivität an der Westflanke der weiterhin
bestehenden Omega-Konfiguration. Von Westen greift dabei ein neuer Höhentrog
bzw. ein Höhentief über. Dabei wird zumindest für die Westhälfte Deutschlands
ein Bodentief über Großbritannien wetterbestimmend, dessen Kaltfront uns im
Tagesverlauf wahrscheinlich erreicht. In diesem Zuge kommt es verbreiteter zu
Schauer- und Gewitterbildung, die angesichts der vorherrschenden feucht-warmen
Luftmasse wohl wieder recht intensiv ausfallen.

Am Freitag verlagert sich der Trog weiter ostwärts. Zum Einen zeigt dieser Trog
selber eine Neigung zum Abtropfen über West- oder Mitteleuropa. Zum Anderen
schnürt er dadurch den Keil im Süden ab, sodass sich ein abgeschlossenes
umfangreiches Höhenhoch über Skandinavien ausbildet. Das scheint anschließend
nach heutigem Stand in eine Blocking-Lage zu münden, bei der Deutschland
dauerhaft auf einer Trogvorderseite liegen würde. Damit würde sich auch die
bisher unbeständige und gewitteranfällige Witterungsphase nach einer mehrtägigen
antizyklonal geprägten Unterbrechung weiter fortsetzen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Mittwoch ist die Konsistenz der Vorläufe und des aktuellen Laufs von IFS
sehr hoch. Unterscheide zeigen sich bis dahin nur in der genauen Positionierung
des Genua-Höhentiefs und der Position des Keils sowie dessen Achse, was vor
allem noch Unterschiede in der genauen Temperierung verursacht. Auch die
mögliche Auslöse von Gewittern an den Alpen ist dadurch noch unsicher.
Ab Donnerstag nehmen die Unsicherheiten mit dem Ausgreifen und dem möglichen
Abtropfen eines neuen Troges über Westeuropa rasch zu. Ob es zu einem Abtropfen
kommt, ist noch unklar. Dieses hätte aber zur Folge, dass Warmluft aus Süden
deutlich weiter nach Norden vorankommt. Damit würde verstärkt Gewittertätigkeit
einsetzen. Bei der progressiven Variante setzt sich kühlere Luft zumindest im
Nordwesten rasch durch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Mitte der Woche zeigen sich auch die verschiedenen Globalmodelle einträchtig
hinsichtlich der beschriebenen Hochdrucklage und dem Höhentief über Genua. Im
weiteren Verlauf stellt sich ICON als Ausreißer gegenüber den anderen Modellen
dar und simuliert auch über den Mittwoch hinaus bis Freitag einen fortwährenden
hochamplitudigen Hochdruckkeil, der ein Vorankommen des Troges vom Atlantik über
Großbritannien von vornherein unterbindet. Alle anderen Modelle (IFS, GFS, UK10)
zeigen dagegen ein Austrogen sowie früher oder später ein Abtropfen des
beschriebenen Troges. Dabei soll sich zumindest zeitweise kühlere Luft
durchsetzen. Darüber hinaus scheint zum nächsten Wochenende das Blocking
anzuhalten, wobei sich die Omegakonfiguration regeneriert, dies allerdings in
verschiedener Positionierung bezüglich der Keilachse, was noch zu erheblichen
Unsicherheiten bei den zu erwartenden Wettererscheinungen führt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die im Text bereits erwähnten Unsicherheiten zeigen sich auch in den Rauchfahnen
(repräsentativ für Nord, Mitte, Süd gewählt). Dabei sind die Signale bis
Mittwoch zu allergrößten Teilen sehr einheitlich. Fraglich ist nur die Erwärmung
im Norden, wo ein Zweig der IFS-Member eine etwas kühlere Lösung zeigt (Nähe zur
Frontalzone). Ab Donnerstag sind auch wieder Niederschlagssignale sichtbar, die
auf die erneut zunehmende Gewitterwahrscheinlichkeit hinweisen. Eine Neigung zu
wieder zunehmendem Geopotential am Wochenende zeigt sich hier allerdings nicht,
bzw. geht im Rauschen der Member unter.

Die Cluster zeigen im Zeitraum t+120 bis t+196 Stunden durch die Bank
Skandinavien-Blocking in allen Formen und Nuancen. Insgesamt werden fünf Klassen
gebildet, die sich nur in Lage und Ausprägung des Geopotential-Maximums
unterscheiden. In der erweiterten Mittelfrist bis t+240 Stunden setzt sich die
Tendenz zum Blocking fort. Nur eine Klasse von fünf zeigt am Ende eine
-NAO-Konfiguration. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit für die Lage an einer
Trogvorderseite sehr hoch, was erneut zu unwetterträchtiger Witterung mit
Starkregen und Gewittern führen würde.

Das GFS-Ensemble schlägt in die gleiche Kerbe wie IFS. Bis Mittwoch sind die
Unsicherheiten gering bei fortwährendem leichtem Temperaturanstieg. Ab
Donnerstag wird auch hier das Übergreifen eines Troges gezeigt, wodurch das
Rauschen im Ensemble schnell zunimmt. Von Süden her nehmen dann auch die
Niederschlagssignale – und damit hier die Gewitterwahrscheinlichkeit – wieder
zu.

Fazit: Bis Mittwoch erwartet uns ruhiges Sommerwetter mit entsprechenden
Temperaturen, die bis dahin auch noch leicht ansteigen. Ab Donnerstag wird es
wieder deutlich unbeständiger und gewittriger mit erneuter Gefahr von Unwettern.
In welcher Intensität sich diese Phase darstellt und wie lange sie letzten Endes
anhält, ist dabei aber noch sehr unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis Mittwoch sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten. Einzige
Ausnahme ist der inneralpine Bereich, in dem es ein Restrisiko für starke
Gewitter gibt. Die Wahrscheinlichkeit ist aber gering.

Ab Donnerstag sowie an den Folgetagen nimmt die Wahrscheinlichkeit für starke
oder schwere Gewitter (Unwetter) wieder deutlich zu. Auch ungewittriger
Starkregen mit markanten bis hin zu unwetterträchtigen Niederschlagsmengen ist
nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF(-EPS), GFS(-EPS), ICON, MOSMIX, UK10

VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch