S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.06.2024 um 10.30 UTC

In der nächsten Woche zunehmend hochsommerlich warm, in der zweiten Wochenhälfte
wieder erhöhte Gewitter- bzw. Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 27.06.2024

Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zieht nach dem aktuellen
IFS-Lauf ein Höhentrog aus dem östlichen Mitteleuropa nach Osteuropa ab. Von
diesem Trog ist ein Höhentief abgetropft, das über dem Golf von Genua langsam
südwärts zieht. Von Westen greift ein recht flacher Rücken auf unser Land über,
was letztendlich eine recht weit nach Norden verschobene Frontalzone zur Folge
hat. Unter dem hohen Geopotential wird eine sehr stabil geschichtete, weil in
der Höhe sehr warme Luftmasse wetterbestimmend. Niedertroposphärisch ist diese
dagegen mit 6 bis 11°C für die Jahreszeit recht normal bis eher noch
unterdurchschnittlich temperiert. Das bodennahe Druckfeld zeigt einen Keil des
Azorenhochs, der sich von Westen nach Deutschland hineinschiebt. Allerdings
liegen auch Frontreste über unserem Land, aus denen zwar nicht viel Regen zu
erwarten ist (allenfalls an den Alpen regnet es noch), aber die noch für etwas
stärkere Quellbewölkung sorgen.

Am Montag schiebt sich von Westen der Höhenrücken immer weiter nach Deutschland
und wölbt sich immer weiter nach Norden auf. Dabei bildet sich im Bereich
Frankreichs zunehmend ein abgeschlossenes Höhenhoch. Dieses stützt eine
Hochzelle über der Nordsee. Das Höhentief über dem Golf von Genua zieht dabei
langsam südwärts nach Korsika. Unter Absinken herrscht dabei bei uns ruhiges und
wolkenarmes Wetter. Einzelne Gewitter gibt es wohl im Alpengebiet. Die Luftmasse
erwärmt sich langsam.

Am Dienstag verlagert sich das Höhenhoch allmählich nach Südskandinavien, auch
das Bodenhoch verlagert sich nach Skandinavien. Im Atlantik nähert sich
allmählich ein markanter Höhentrog Europa, der zwar noch weit entfernt liegt,
aber das Höhentief langsam ostwärts in die Toskana steuert. Das steigert die
Gewitteraktivität in den Alpen noch etwas. Ansonsten erwärmt sich bei meist
sonnigem Wetter die Luftmasse weiter auf 10 bis 15°C in 850 hPa, so dass sich
sommerlich warmes Wetter einstellt.

Am Mittwoch zieht der atlantische Trog weiter ostwärts und seine Achse erreicht
Irland und die Bretagne. Das Mittelmeer-Höhentief zieht unter Abschwächung über
die Adria hinweg und erreicht den nördlichen Balkan. Während das Bodenhoch über
Skandinavien, dem Nordmeer und Osteuropa verbleibt, schwenkt eine Tiefdruckrinne
von Südwesten nach Deutschland herein und über den Westen hinweg nordwärts.
Diese lenkt feuchtwarme Luft zunächst in den Süden Deutschlands, später auch
weiter zur Mitte hin und in den Westen. In dieser kommt es im Tagesverlauf zu
starken Gewittern mit erheblicher Starkregengefahr. Im Norden und Nordosten hält
sich dagegen trocknes und meist sonniges Wetter.

Am Donnerstag kommt der westeuropäische Trog noch etwas ostwärts voran. Bereits
am Morgen schwenkt ein Kurzwellentrog über Benelux und die Nordsee nordwärts, so
dass es im Westen und Nordwesten zu starken Gewittern kommen sollte. Im
Tagesverlauf lässt zwar die Hebung nach, dennoch dürfte es im Süden und Osten zu
weiteren starken Gewittern mit Starkregengefahr kommen. In den Westen fließt
dagegen eine trockenere, etwas kühlere und stabilere Luftmasse und es bildet
sich ein flaches Hoch, so dass dort Wetterberuhigung zu erwarten ist.

Im weiteren Verlauf soll sich der Langwellentrog im Bereich der Britischen
Inseln halten, so dass wir auf einer gewitterträchtigen Trogvorderseite
verbleiben. Es fließt zwar generell eine etwas weniger warme, aber immer noch
sehr feuchte Luftmasse ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Dienstag ist die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen
beiden Vorgängerläufen sehr gut. Ab Mittwoch zeigt dann der aktuelle Lauf das
relativ schnelle Herannahen des Troges vom Atlantik her. Gleichzeitig bewegt
sich das südliche Höhentief in Richtung nördlicher Balkan. In den beiden
Vorläufen dagegen tropft der atlantische Trog ab und am Donnerstag läuft das
entstehende Höhentief langsam in Richtung Biskaya. Das südliche Höhentief zieht
bei den Vorläufen am Mittwoch nordwärts nach Süddeutschland. Insgesamt kommt es
also mit dem neuen Lauf schneller zu einem deutlichen Wetterwechsel als mit den
Vorläufen. Zudem wird die Gewitterlage in der Nacht zum Donnerstag schon wieder
dynamisch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden Globalmodelle zeigen bis einschließlich Dienstag eine sehr
konsistente Entwicklung. Einzig und allein das Höhentief über Italien bzw. dem
Golf von Genua wird etwas unterschiedlich positioniert. Am Mittwoch zeigt sich
ICON schon sehr progressiv mit einem vorlaufenden Kurzwellentrog über dem
Ärmelkanal, der auch in Deutschland schon Gewitter auslösen könnte, zumal auch
ein Randtief über den Westen Niedersachsens ziehen soll. Auch IFS ist
vergleichsweise progressiv mit dem Kurzwellentrog am Donnerstagmorgen. Ähnliches
zeigt GEM, bei dem aus diesem Kurzwellentrog sogar ein kleines Höhentief
abtropft, das dann am Donnerstag über den Ärmelkanal schwenkt. GFS und UKMO
zeigen dagegen ein großes weiter westlich abtropfendes Höhentief, das am
Donnerstag langsam in die Biskaya zieht. Damit wird die Warmluftzufuhr am
Donnerstag noch verstärkt und die Wetterumstellung verzögert sich, auch wenn es
auf der Vorderseite natürlich auch schon erste Gewitter geben sollte.
Im weiteren Verlauf ähneln sich die Modelle wieder mehr. Am Samstag, 00 UTC
zeigen IFS, GFS und GFS ein Höhentief nordwestlich unseres Landes, wir liegen
also auf einer gewitterträchtigen Vorderseite. Nach IFS und GEM liegt der Kern
bei den Hebriden, nach GFS über England.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC verteilt sich das
IFS-Ensemble auf drei Cluster. C1 (19 Mitglieder) zeigt ein starkes Blocking im
Bereich Skandinaviens. Der Trog im Westen tropft am Donnerstag im Bereich der
Biskaya ab. Die Tiefdruckrinne liegt um 00 UTC noch über Frankreich. C2 (17
Mitglieder) hat den Schwerpunkt des Blockings etwas weiter östlich und der Trog
kommt uns schon etwas näher. Die Tiefdruckrinne dürfte am Donnerstag frühzeitig
auf den Südwesten Deutschlands übergreifen. C3 (15 Mitglieder, Hauptlauf,
Kontrolllauf) zeigt ebenso das Blocking, aber weiter westlich wie bei C1. Ebenso
wandert Donnerstagfrüh schon ein Kurzwellentrog an der Westflanke des Rückens
nordwärts, allerdings viel weiter westlich aus beim Hauptlauf über Irland und
Schottland. Nach der C3-Variante sähe es noch nach recht starkem
Hochdruckeinfluss bei uns aus.

In der erweiterten Mittelfrist von Freitag bis Sonntag verteilt sich das
Ensemble auf fünf Cluster. C1 bis C4 (43 Mitglieder zusammen, Hauptlauf,
Kontrolllauf) zeigen auch am Sonntag noch einen Trog/Höhentief im Bereich
Nordsee/Britische Inseln, also im Prinzip unser Land noch irgendwie auf der
Vorderseite. Lediglich bei C5 (8 Mitglieder) zieht der Trog rasch nach Osten
durch und ist in der Nacht zum Sonntag schon über Polen.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen bis zum Montag einen
markanten Anstieg des Geopotentials. Dann verläuft die Schar der
Geopotentiallinien (500 hPa) in der Mehrheit auf anhaltend hohem Niveau um 580
gpdam. Die Streuung wird aber zunehmend größer und der deterministische Lauf
sortiert sich deutlich unter der Mehrheit der Läufe ein. Ein ähnliches Bild
ergibt sich auch bei der Temperatur in 850 hPa. Sie steigt bis Mittwoch an und
nachfolgend liegt die Mehrheit der Ensembleläufe meist um 13 Grad im Norden und
17 Grad im Süden, also auf hochsommerlichem Niveau. Der Hauptlauf liegt aber ab
Donnerstag in allen Läufen etwas darunter. Nach einem Minimum nehmen ab
Mittwoch/Donnerstag überall die Niederschlagssignale zu.

Leicht anders sieht es bei GFS aus. Im Norden zeigen Geopotential und Temperatur
ab Donnerstag wieder eine leichte Abwärtstendenz. In der Mitte und im Süden ist
das zumindest bei der Temperatur so. Insgesamt ist das Temperaturniveau etwas
niedriger als beim IFS. Der Hauptlauf zeigt einen markanten Temperatursturz am
Freitag, zurück auf das Niveau des kommenden Wochenendes oder sogar leicht
darunter. Die Niederschlagssignale nehmen ebenso ab Mittwoch zu.

FAZIT:
Nach einer Hochdruckphase am Wochenende und zum Beginn der Woche steigen die
Temperaturen deutlich an. Im Laufe der zweiten Wochenhälfte (wann genau noch
ungewiss) geraten wir auf eine Trogvorderseite, die uns höchstwahrscheinlich
eine Unwetter-Gewitterlage beschert. Wie lange uns diese erhalten bleibt ist
noch unklar, insbesondere nach dem IFS-Ensemble könnte es einige Tage dauern,
bis der Trog durchzieht (wenn überhaupt), während GFS etwas schneller ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Mittelfristzeitraum sind in erster Linie konvektive Wettererscheinungen zu
erwarten. Am Sonntag dürfte es dabei komplett ruhig bleiben. Am Montag dürfte
nur über den Alpen ausreichend CAPE und Auslösung für einzelne Gewitter mit
Starkregen zur Verfügung stehen. Am Dienstag kann sich dann über dem südlichen
Bergland schon wieder etwas mehr CAPE aufbauen, so dass es wohl zu einer
weitgehend undynamischen Gewittersituation im äußersten Süden kommt, die
allenfalls durch das über Italien liegende Höhentief leicht getriggert wird.

Am Mittwoch nehmen die Unsicherheiten zu. Zumindest in den Südwesten dürfte
wieder deutlich feuchtere Luft gelangen, was zu signifikanten CAPE führen kann.
Fallender Luftdruck und schwache Konvergenzen können auch außerhalb der
Mittelgebirge schon wieder für Gewitteraktivität sorgen. Dabei liegt der
Starkregen im Fokus, da die Scherung wohl noch gering ist und sich keine allzu
gut organisierten Zellen entwickeln sollten.

Dies könnte sich am Donnerstag ändern, wenn der Trog bzw. das Höhentief näher
kommt und gegebenenfalls auch Randtröge ins Spiel kommen. Zusammen mit einer
energiereichen Luftmasse könnte dies zu einer Unwetterlage führen. Allerdings
bestehen noch die oben beschriebenen Unsicherheiten bezüglich der Lage der
Tröge.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann