#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 18.06.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.06.2024 um 10.30 UTC
Freitag noch teils kräftige Gewitter mit Unwetterpotenzial, im Osten heiß.
Danach von Norden her langsam Wetterberuhigung, im Süden aber weitere teils
kräftige Gewitter, in der neuen Woche eventuell Dauerregen.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.06.2024
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Freitag liegt Deutschland auf der
Vorderseite eines Troges, der sich von der Nordsee bis in den westlichen
Mittelmeerraum erstreckt. Stromab wölbt sich ein kräftiger Rücken vom zentralen
Mittelmeer über Mitteleuropa bis nach Südskandinavien und die Ostsee auf. Damit
ergibt sich für uns eine lebhafte, leicht flatternde süd-südwestliche und vor
allem anfangs auch teilweise noch diffluente Höhenströmung. Am Boden ist zu
Beginn ein Tief über BeNeLux/Westdeutschland zu finden, von dem aus eine Rinne
ost-südostwärts über Deutschland hinwegläuft. Mit dem Tief gelangt sehr feuchte
und warme Subtropikluft in weite Teile des Landes (850 hPa: 12 Grad im W/NW, bis
22 Grad im SO). Im Tagesverlauf kommen die genannten Strukturen weiter
nordostwärts voran und mit Übergreifen der Kaltfront sickert von Westen her
allmählich etwas trockenere und kühlere Luft ein (abends im Westen nur noch 8
Grad in 850 hPa). Vor allem im Süden und Osten sind kräftige Gewitter zu
erwarten, die vor allem aufgrund von heftigem Starkregen unwetterartig ausfallen
können.
Am Samstag ist der Trog samt Bodentief nordostwärts abgezogen, von den
Britischen Inseln her nähert sich aber schon der nächste Vertreter dieser Zunft,
der über Frankreich abtropft. Dieser Kaltlufttropfen zieht bis zur Nacht zum
Sonntag südostwärts zur Schweiz und sorgt im Zusammenspiel mit dem Übergreifen
des nächsten Tiefausläufers (steuerndes Tief bei Island) vor allem in Teilen der
Südhälfte für zum Teil kräftige (gewittrige) Regenfälle, die durchaus im
markanten Bereich liegen können (Dauerregen/mehrstündiger Starkregen). Im Norden
sind die Niederschlagssignale zwischen dem abgezogenen Trog und dem
Kaltlufttropfen deutlich geringer (kompensatorisches Absinken), zum Teil bleibt
es sogar komplett trocken. Mit der Temperatur in 850 hPa geht es weiter bergab
und spannt einen Bereich zwischen 6 Grad im Westen und 12 Grad ganz im Osten und
Südosten auf.
Am Sonntag kommt der Kaltlufttropfen bis zum Raum Genua voran und bildet mit den
Resten des abgezogenen Troges (mittlerweile ebenfalls ein kleinräumiges
Höhentief) eine meridional über Deutschland verlaufende Dipolstruktur. Die
genaue Lage der Höhentiefs bestimmt natürlich dann auch das Wetter bei uns.
Aufgrund den damit verbundenen, naturgemäßen großen Vorhersageunsicherheiten,
macht es allerdings wenig Sinn, groß darauf einzugehen. Dem aktuellen IFS-Lauf
nach steht aber vor allem dem Süden ein sehr nasser Tag ins Haus (also in der
Nähe des südlichen, stärker ausgeprägten Höhentiefs).
Am Montag und Dienstag bleibt uns das Höhentief über Norditalien erhalten, das
nördliche Pendant hat sich dagegen aufgefüllt, was auf den Vorstoß des
atlantischen Rückens von den Azoren bis zur Nordsee zurückzuführen ist. Die
Frontalzone verläuft weit nördlich von uns als recht straffe westliche Strömung
über Südskandinavien hinweg. Am Boden manifestiert sich eine Hochdruckzone im
Umfeld der Britischen Inseln, die bis in den Norden Deutschlands hineinreicht.
Während demnach dort also ein ruhiger und mäßig-warmer bis warmer Wochenstart zu
erwarten ist (T850: 8 bis 10 Grad), kommt es im Süden zu weiteren, teils
kräftigen und an den Alpen auch anhaltenden Regenfällen, die durchaus markante
Warnschwellen erreichen können.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich ein skandinavischer Trogvorstoß an.
Mit sich einstellender nord-nordwestlicher Höhenströmung gelangt dabei subpolare
Meeresluft ins Land, die den Sommerliebhabern den nächsten Schlag ins Gesicht
verpassen könnte (T850 im Norden 1 Grad, im Süden 7 Grad).
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Am Freitag ist die Konsistenz, was die groben Strukturen angeht, noch recht gut.
Im Detail gibt es aber auch hier schon durchaus signifikante Unterschiede, vor
allem was die Position und Zugbahn des kleinräumigen Bodentiefs über
BeNeLux/W-/NW-Deutschland angeht. Davon hängt u.a. die räumliche Verteilung der
Niederschlagsschwerpunkte ab. Im gestrigen 12 UTC Lauf lag der Fokus der
Niederschläge eindeutig auf der Südosthälfte, im heutigen 00 UTC Lauf wäre auch
die Nordwesthälfte wieder betroffen (keine klaren Schwerpunkte ausmachbar). Am
Wochenende ist die Konsistenz dann vor allem im Vergleich zum gestrigen 00
UTC-Lauf nicht gut, der eine straffe Westströmung im Programm hatte, während die
beiden Nachfolger ein Höhentief über Deutschland/Norditalien zeigen. In der
neuen Woche nähern sich die beiden Lager wieder etwas an.
Auch wenn die beiden jüngsten Läufe das Höhentief zeigen, wird das damit
verbundene Wetter für uns höchst unterschiedlich gesehen, was natürlich mit der
genauen Lage und Struktur des Kaltlufttropfens zusammenhängt. Während uns der
gestrige 12 Uhr Lauf zu Beginn der nächsten Woche ein paar ruhige und trockene
Tage bescheren wollte, lässt der heutige 00 Uhr Lauf zumindest südlich der Donau
teils kräftige und anhaltende Regenfälle zu.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich des aktuellen IFS-Laufs mit anderen Globalmodellen (ICON,
GFS, UK10) liefert ein ähnliches Bild wie die Konsistenz zum gestrigen IFS 12
UTC Laufs. Die genaue Lage und Verlagerung des Bodentiefs am Freitag wird von
allen Modellen etwas unterschiedlich prognostiziert, genauso wie diejenige des
bzw. der Höhentiefs ab dem Wochenende. Das wiederum hat natürlich auch direkte
Auswirkungen auf unser Wetter. Aufgrund der damit einhergehenden
Vorhersageunsicherheiten macht eine detaillierte Betrachtung an dieser Stelle
nicht wirklich Sinn. Mit Blick Richtung erweiterte Mittelfrist gehen die
angebotenen Lösungen immer weiter auseinander. Den Kaltluftvorstoß am Donnerstag
von IFS kontert GFS beispielsweise mit einer West- bis Südwestströmung und einem
Kaltlufttropfen über dem äußersten Norden Deutschlands.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Der Blick auf die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte bestätigt den
spürbaren Temperaturrückgang im Laufe des Freitags. Bis Sonntag verbleiben die
Member in einem eher gemäßigten Bereich zwischen etwa 6 und 12 Grad in 850 hPa.
Dazu gibt es auch einiges an Niederschlagssignalen. In der neuen Woche geht der
Temperaturtrend leicht nach oben, der Spread nimmt allerdings noch etwas zu,
wobei der Hauptlauf eher am oberen Rand zu finden ist. Die Niederschlagssignale
gehen vor allem im Norden und in der Mitte deutlich zurück bzw. sind zum Teil
kaum noch vorhanden, dem Süden bleiben sie dagegen erhalten (wenngleich in
ebenfalls etwas abgespeckterer Version).
Das Clustering hält im Zeitraum von Sonntag bis Dienstag vier ziemlich
gleichverteilte Cluster bereit (15, 13, 12 und 11 Member). Mit Ausnahme von
Cluster 1 zeigen alle ein Blocking über dem nahen Ostatlantik. Cluster 1 zeigt
den atlantischen Rücken deutlich abgehobelter und wird daher dem Regime NAO+
zugeordnet. Der Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in C2.
Im Zeitraum von Mittwoch bis Freitag „spuckt“ der Rechner ebenfalls vier Cluster
aus. C2 (15 Member) und C3 (12) bleiben weiterhin bei der Blockinglage, wobei
wir uns vorderseitig oder sogar direkt unter dem Rücken befinden würden. Der
Trog- und Kaltluftvorstoß würde größtenteils östlich von uns stattfinden. Auch
C4 (6) belässt uns noch im Bereich des Rückens, allerdings gewinnt zunehmend ein
atlantischer Trog Einfluss auf uns (zunehmend westliche bis südwestliche
Höhenströmung). C1 (18, inkl. Haupt- und Kontrolllauf) zeigt dagegen als
einziges die von Skandinavien ausgehende Austrogung, samt Nordwestströmung bei
uns.
FAZIT:
Die groben Strukturen sind erst einmal klar, der Teufel steckt aber wie sooft im
Detail. Bis zum Wochenende bleibt es aber recht sicher unbeständig mit vor allem
am Freitag nochmals kräftigen Gewittern bis in den Unwetterbereich. In der neuen
Woche bestimmen zuerst einmal die Höhentiefs unser meist nur mäßig-warmes bis
warmes Wetter. Stand heute wäre davon vor allem der Süden mit zum Teil kräftigen
Regenfällen betroffen, während der Norden eher schon vom atlantischen Rücken
profitieren könnte. Die Unsicherheiten sind allerdings noch recht groß und
werden mit Blick in die erweiterte Mittelfrist noch größer (Stichwort
Trogvorstoß).
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag drohen örtlich erneut kräftige Gewitter mit Starkregen und (schweren
Sturmböen). Einzelne Unwetter sind aufgrund von lokal heftigem Starkregen, im
Osten und Südosten auch durch Hagel wahrscheinlich.
Am Wochenende lässt die Intensität der Gewitter nach, über der Mitte und dem
Süden ist aber weiterhin mit einzelnen markanten Gewittern mit stürmischen Böen
oder Sturmböen, kleinkörnigem Hagel und lokalem Starkregen zu rechnen. Im Süden
und Südosten kann es regional zudem auch zu mehrstündigem Starkregen oder
Dauerregen kommen, die Prognose ist aber noch sehr unsicher.
Zu Beginn der neuen Woche ist am Alpenrand weiterhin Dauerregen nicht
ausgeschlossen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz