S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.06.2024 um 10.30 UTC

Am Donnerstag und Freitag im Süden und Osten kurzer „Hitzepeak“, aber auch teils
schwere Gewitter. Danach leicht unbeständig und meist nur mäßig warm, zu Beginn
kommender Woche wohl stabiler und wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.06.2024

Zwar stehen zu Beginn des Mittelfristzeitraumes vor allem im Süden, vielleicht
auch in der Osthälfte Deutschlands durchaus (hoch)sommerliche Temperaturen ins
Haus, aber auch das stellt nur eine kurze Episode da, nachhaltiges stabiles
Sommerwetter ist aber erst einmal nicht in Sicht.

Am Donnerstag – wie es der Zufall will, zu Beginn des kalendarischen Sommers –
wölbt sich vorderseitig eines Cut-Off-Tiefs über der Iberischen Halbinsel durch
WLA ein Höhenrücken vom zentralen Mittelmeerraum bis nach Mitteleuropa auf,
wodurch sich über dem Vorhersagegebiet eine zunächst noch antizyklonal
konturierte südwestliche Höhenströmung etabliert.
Im Bodenfeld stützt der Rücken zunächst noch eine von den Azoren über England
und Nord- bzw. Ostdeutschland bis ins östliche Mitteleuropa reichende
Hochdruckbrücke, während von Frankreich her eine flache Tiefdruckrinne –
angefüllt mit sehr warmer und potenziell instabiler Subtropikluft – bis nach
Süddeutschland reicht.
Im Tagesverlauf setzt sich das Cut-Off nordnordostwärts in Bewegung, füllt sich
langsam auf und erreicht abends bereits die französische Biskayaküste. Somit
steilt die Höhenströmung über dem westlichen Mitteleuropa auf und bekommt eine
zunehmend diffluente Kontur.
Im Bodenfeld verstärkt sich – zusätzlich unterstützt durch den Tagesgang – über
Frankreich und Deutschland der Druckfall, über Zentralfrankreich etabliert sich
ein Bodentief, das zögernd nach Norden zieht. Die Hochdruckbrücke wird
allmählich abgebaut, beschert dem Norden und Osten des Landes aber noch einen
recht sonnigen und störungsfreien Tag, bei 9 bis 12 Grad in 850 hPa und maximal
mäßigen östlichen Winden wird es auch angenehm warm.
Die über Süddeutschland lagernde instabile und sehr warme bis heiße Luftmasse
(nach IFS 15 bis 22 Grad in 850 hPa) kommt somit nur wenig nach Norden voran.
Dabei entwickeln sich im Tagesverlauf vor allem in Baden-Württemberg und Bayern
kräftige Gewitter, wobei die Zutaten (Cape, PPW. Scherung) durchaus auch
unwetterartige Entwicklungen zulassen.
In der Nacht zum Freitag wird das Cut-Off-Tief zu einem Randtrog „degradiert“,
dessen Drehzentrum Freitagfrüh die Normandie erreicht und der Über Frankreich
bis nach Katalonien reicht. Der Höhenrücken über Mitteleuropa wird somit ein
wenig nach Osten abgedrängt und das Bodentief über Frankreich zieht bis
Freitagfrüh nach Lesart des IFS nach Belgien. Die von ihm ausgehende Rinne
verstärkt sich noch etwas und kommt zusammen mit der instabilen Luftmasse vor
allem nach Osten zu nordwärts voran, morgens reicht sie etwa vom Westmünsterland
bis nach Sachsen.
Somit können im Laufe der Nacht die einzelnen kräftigen, anfangs auch vereinzelt
schweren Gewitter noch auf die mittleren Landesteile übergreifen, schwächen sich
dann aber bald ab. Später vor allem im Westen und in der Mitte gebietsweise noch
Regen, ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig.

Am Freitag erreicht der Randtrog gegen Tagesende den Westen Deutschlands und
überquert in der Nacht zum Samstag fast das gesamte Vorhersagegebiet ostwärts.
Das Bodentief zieht bis Samstagfrüh über die Deutsche Bucht und Jütland zum
Kattegat und bis zum späten Freitagabend überquert auch die Tiefdruckrinne mit
der feuchten und potenziell instabilen Luftmasse das gesamte Vorhersagegebiet
nordostwärts. Vorher steht nach Lesart des IFS im Südosten und Osten des Landes
nochmals ein sehr warmer Tag ins Haus (T850 hPa gegen 12 UTC zwischen 15 Grad
auf Rügen und 22 Grad in Südostbayern), wobei sich bevorzugt im Südosten
Bayerns, vielleicht aber auch Richtung Oder und Neiße erneut kräftige, teils
schwere Gewitter entwickeln können.
Rückseitig kann sich von Westen her erwärmte Subpolarluft (etwa 8 Grad in 850
hPa) spätestens in der Nacht zum Samstag landesweit durchsetzen, in der es
tagsüber vor allem im Nordwesten ebenfalls Schauer und einzelne Gewitter gibt,
von Frankreich weitet sich aber vor allem in der Nacht zum Samstag ein Keil des
Azorenhochs nach Süddeutschland aus und sorgt vor allem im Westen und Süden,
später auch in der Mitte für eine deutliche Wetterberuhigung.

Am Wochenende stößt ein Höhentrog über Island und dem Nordmeer allmählich
Richtung Mittelskandinavien vor. An dessen Südflanke reicht die kräftige und
zonal orientierte Frontalzone am Sonntag über den Norden der Britischen Inseln
über Südskandinavien bzw. das nördliche Mitteleuropa bis ins Baltikum.
Am Samstag kann sich dabei vorübergehend der nach Süddeutschland reichende
Azorenhochkeil verstärken und sich etwas nach Norden ausweiten. Innerhalb der
nun etwas abtrockenden und sich ein wenig erwärmenden subpolaren Luftmasse kann
sich die Sonne vor allem im Westen und Süden häufiger durchsetzen und es
entwickeln sich höchstens ganz vereinzelte Schauer bzw. kurze Gewitter, am
ehesten im Bergland bzw. an den Alpen. Die 850 hPa-Temperatur schwankt zwischen
8 Grad im Nordwesten und 12 Grad im Süden, es wird also mäßig warm bis warm.

In der Nacht zum und am Sonntag gerät Deutschland dann in den Einflussbereich
eines zentralsteuernden Nordmeertiefs, wodurch sich der Azorenhochkeil
vorübergehend abschwächt und sich nach Südwesten zurückzieht. Mit auffrischendem
westlichem Wind werden dabei vor allem der Norden und Osten des Landes von
Tiefausläufern gestreift, die dichtere Bewölkung und etwas Regen bringen. Im
Südwesten und Süden bleibt es wohl weitgehend trocken. An der
Temperaturverteilung ändert sich nicht allzu viel. Im Norden und Osten bleibt es
maximal mäßig warm, an der Nordsee eher kühl, im Südwesten und Süden wird es
warm.

Zu Beginn kommender Woche wölbt sich an der Südflanke der Frontalzone ein breit
angelegter Höhenrücken über Westeuropa auf, wodurch sich über Mitteleuropa eine
antizyklonale Nordwestströmung etabliert.
Die von den Azoren über den Süden der Britischen Inseln bis nach Deutschland
reichende Hochdruckbrücke verstärkt sich dadurch und weitet sich bis ins
östliche Mitteleuropa aus, bis Dienstag etabliert sich sogar eine eigenständige
Hochdruckparzelle über Norddeutschland bzw. der südlichen Nordsee.
Somit stellt sich im Laufe des Montags auch über dem Norden und Osten
Deutschlands allmählich eine Wetterberuhigung ein; zwar bleibt es noch länger
bewölkt und nur mäßig warm, aber wohl überwiegend trocken. Ansonsten scheint
aber wohl neben lockeren Quellwolken häufig die Sonne und die Subpolarluft kann
sich etwas erwärmen.

In der erweiterten Mittelfrist, wohl bis über die Mitte kommender Woche hinaus,
etabliert sich nach Lesart des deterministischen IFS-Laufes über West- und
Mitteleuropa ein veritabler und blockierende Höhenrücken samt Bodenhoch über
Mitteleuropa bzw. Südskandinavien. Dabei wird die zur Ruhe gekommene subpolare
Meeresluft von Osten her allmählich durch trockene und warme Festlandsluft
ersetzt (T850 hPa meist zwischen 10 Grad im Nordosten und 16 Grad im Südwesten).
Somit stünde tatsächlich mal stabiles und sommerlich warmes, aber nicht zu
heißes Sommerwetter ins Haus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Den kurzen Wärme- bzw. Hitzepeak am Donnerstag in Süddeutschland und am Freitag
zumindest im Südosten haben auch die beiden gestrigen IFS-Läufe auf der Agenda.
Allerdings wurden die Geometrie des Cut-Off-Tiefs bzw. des Randtroges und somit
auch Zugbahn und Intensität des damit korrespondierenden Bodentiefs etwas
unterschiedlich simuliert, so dass sich nach Lesart der beiden gestrigen Läufe
die schwülwarme Luftmasse am Freitag nicht so recht in der Osthälfte durchsetzen
konnte.
Am Wochenende hatte der gestrige 00 UTC-Lauf eine raschere und auch nachhaltige
Wetterberuhigung auf der Agenda; der nach Deutschland gerichtete Azorenhochkeil
wurde bereits robuster simuliert als im gestrigen 12 UTC- und vor allem als im
aktuellen Lauf.
Zu Beginn kommender Woche tendieren dann alle IFS-Läufe zu stabilerem
Hochdruckwetter, wobei nach Lesart des aktuellen und des gestrigen 12 UTC-Laufes
die eingeflossene subpolare Meeresluft nur langsam durch trockene und warme (im
Südwesten später sehr warme) Festlandsluft ersetzt wird, während der gestrige 00
UTC-Lauf von Südosten her die Advektion warmer bis sehr warmer und potenziell
instabiler Luftmassen Richtung Wochenmitte auf der Agenda hat, in der sich
einzelne Gewitter entwickeln könnten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Äuch die vorliegenden Globalmodelle simulieren die Geometrie des Höhentiefs bzw.
Höhentroges und des korrespondierenden Bodentiefs am Donnerstag und vor allem am
Freitag noch mit durchaus prognose- bzw. warnrelevanten Differenzen.
Für den Donnerstag ist die Lage allerdings im Groben „eingetütet“. Unsicher ist
noch, wie weit die instabile Luftmasse mit den teils schweren Gewittern vor
allem in der Nacht zum Freitag noch nordwärts vorankommt. ICON und UK10 sind
diesbezüglich etwas defensiver aufgestellt als IFS und GFS.
Am Freitag haben dann alle vorliegenden Modelle nochmals ein erhöhtes Potenzial
für starke bzw. schwere Gewitter zumindest im Südosten auf der Agenda, für den
Osten sind die Prognosen vor allem aufgrund der schwer erfassbaren Zugbahn des
Bodentiefs noch ziemlich unsicher. Nach Lesart des 06 UTC-Laufes des ICON kann
sich an der Nordflanke des Bodentiefs die instabile Luftmasse sogar noch bis in
die Norddeutsche Tiefebene ausbreiten, während das im 00 UTC-Lauf lediglich im
Südosten der Fall war.
Die Lösungen der anderen Modelle spielen sich irgendwo zwischen diesen beiden
Extremen ab.
Allen Modellen gemein ist aber wiederum das Ausräumen dieser gewitterträchtigen
Luftmasse spätestens in der Nacht zum Samstag.
Für das Wochenende sind dann ICON und GFS von 00 UTC mit einem abtropfenden und
über das Vorhersagegebiet hinweg (ICON) bzw. knapp westlich davon (GFS)
südsüdostwärts ziehenden Höhentief zyklonaler aufgestellt als IFS und auch UK10.
Das kanadische GEM lässt das Höhentief sogar erst am Sonntag über Deutschland
abtropfen.
Erst danach, also zu Beginn kommender Woche, vor allem ab Dienstag, setzen sich
dann auch nach GFS und GEM von Westen her allmählich Hochdruckeinfluss mit
trockeneren Luftmassen durch. Weder im GEM noch im GFS ist der Höhenrücken
derart robust und breit aufgestellt wie nach Lesart des IFS, außerdem verbleibt
das Vorhersagegebiet überwiegend östlich der Rückenachse, so dass sich lediglich
mäßig warme bis warme Luftmassen durchsetzen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 51 ENS-Member auf 6 Cluster,
die sich lediglich bzgl. der Geometrie des Höhen- und Bodentiefs unterscheiden.
Dadurch werden allerdings auch die großen Unsicherheiten bzgl. der
Wetterentwicklung im Detail vor allem für den Freitag deutlich. Am Rande sei
bemerkt, dass sich der deterministische IFS-Lauf zusammen mit lediglich vier
Membern in Cluster 5 befindet.

Auch für nächstfolgenden Zeitraum (96 bis 120 Stunden) wurden 6 Cluster
generiert. Nach Lesart aller Cluster weitet sich früher oder später ein
Azorenhochkeil bis ins Vorhersagegebiet aus. Unterschiede ergeben sich
allerdings bzgl. der Ausrichtung und der Robustheit des Keils. CL 1 (11 Member),
2 (10 Member und Hauptlauf) und 5 7 Member) tendieren bis Richtung West/Nordwest
antizyklonal, wobei vor allem nach Lesart des CL5 über dem Norden und Osten des
Landes durchaus eher ein zyklonaler „Touch“ überwiegt.
CL 3 (9 Member), CL 4 (8 Member) und CL 6 (6 Member) haben den Höhenrücken über
Westeuropa etwas kräftiger auf der Agenda und sind bereits am Wochenende damit
ein wenig antizyklonaler aufgestellt.

In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) tendieren dann alle 5
Cluster Richtung Blocking. Nach CL 1 (14 Member, inklusive Hauptlauf) und CL 3
(10 Member) befindet sich der Block ziemlich genau über Mitteleuropa, was
weitgehend strörungsfreies und warmes bis sehr warmes, aber nicht zu heißes
Sommerwetter zur Folge hätte.
CL 2 (13 Member) zeigt den Block dagegen über Westeuropa. Die Folge wäre ein
sich langsam von GB Richtung Nordsee/Nordmeer verlagerndes Hochdruckgebiet und
bei uns eher der Übergang von Nordwest antizyklonal zu Nord antizyklonal.
Nach Lesart von CL 4 (8 Member) etabliert sich der blockierende Rücken eher über
dem östlichen Mitteleuropa bzw. über Osteuropa, so dass hierzulande im Westen
und Norden in weiterer Folge eher wieder etwas unbeständigeres Wetter auf der
Agenda stünde.
CL 5 simuliert dagegen einen mächtigen Block, dessen Schwerpunkt sich von
Mittel- nach Nordeuropa ausweitet und ein kräftiges Bodenhoch über der Nordsee
bzw. Skandinavien, an dessen Südostflanke von Osten her warme und im Norden
meist trockene, im Süden eher etwas feuchtere, zu einzelnen Gewittern neigende
Festlandsluft zu uns gelangt.

FAZIT:
Vor allem der Freitag gestaltet sich noch im Detail unsicher, ansonsten kühlt es
nach dem kurzen Wärmepeak im Süden und eventuell Osten zum Wochenende hin erst
einmal auch dort wieder ab.
Am Wochenende selbst bleibt es wohl im Norden und Osten (nach GFS vor allem auch
im Süden) leicht wechselhaft und nur mäßig warm, im Westen und Südwesten dagegen
etwas freundlicher und wärmer.
Zu Beginn kommender Woche scheint sich dann aber mit recht hoher
Wahrscheinlichkeit stabileres Hochdruckwetter durchzusetzen, wobei das
Temperaturniveau (also die Frage, ob mäßig warm bis warm oder ob warm bis sehr
warm; eine Hitzewelle ist wohl eher unwahrscheinlich) von der genauen Lage und
Ausrichtung des Hochdruckgebietes abhängt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Fokus der signifikanten Wettererscheinungen stehen vor allem eventuelle
Schwergewitter am Donnerstag und am Freitag.
Am Donnerstag betreffen diese in erster Linie Süddeutschland. Entsprechend
springt auch der EFI-Cape/Shear deutlich an mit für diese Jahreszeit recht
markanten Signalen. Betroffen dürften vor allem weite Teile von
Baden-Württemberg und Bayern sein, wobei noch unklar ist, wie weit die instabile
Luftmasse mit den Gewittern nach Norden vorankommt, ob eventuell auch noch die
mittleren Landesteile (knapp nördlich von Mosel und Main) betroffen sein
könnten.
Begleiterscheinungen der Gewitter sind neben heftigem Starkregen eventuell auch
größerer Hagel und Sturm-, vereinzelt schwere Sturmböen.
In der Nacht zum Freitag klingen diese Gewitter zwar zögernd ab, vor allem im
Westen und in den mittleren Landesteilen kann es aber noch gebietsweise
mehrstündigen Starkregen geben.

Am Freitag gibt es erneut Gewitter mit ähnlichen Begleiterscheinungen, diese
dürften aber wohl lediglich noch den Südosten betreffen. Eventuell greifen diese
aber von dort aus noch etwas nach Norden, über Tschechien auch in die Osthälfte
Deutschlands, mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit sogar bis in die Norddeutsche
Tiefebene aus. EFI-Cape/Shear hat zumindest für den Süden und Osten Bayerns
ähnlich markante Signale wie am Donnerstag auf der Agenda.

Ab dem Wochenende sind dann kaum mehr signifikante Wettererscheinungen zu
erwarten. Lediglich am Samstag gibt es bevorzugt im Norden und Osten
Deutschlands neben Schauern auch einzelne Gewitter, die von stürmischen Böen
begleitet werden können.

Basis für Mittelfristvorhersage
IPS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff