S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.06.2024 um 10.30 UTC

Weiterhin unbeständig, am Montag und Dienstag vorübergehend warm bis sehr warm,
danach Gewitter mit Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 20.06.2024

Am Sonntag liegt Deutschland an der Südostflanke eines Zentraltiefs mit Kern
unmittelbar westlich von Schottland. Von diesem ausgehend ist ein breiter Trog
in den nahen Ostatlantik gerichtet. Über Mitteleuropa ergibt sich daher eine
südwestliche, zyklonale Strömung. Trogvorderseitig entwickeln sich über dem
Westen und Nordwesten und an der Ostsee bis etwa nach Rügen Schauer und
Gewitter. Auch an den Alpen entladen sich im Tagesverlauf einzelne Gewitter,
wobei dort die Orografie als auslösender Faktor in Frage kommt.
Am Montag schwenkt der von dem dann von dem Zentraltief ausgehende Trog etwas
nach Südosten und nähert sich der Iberischen Halbinsel. Die südwestliche
Strömung steilt hierdurch auf, wärmere, aber auch labilere Luft aus dem
westlichen Mittelmeerraum gelangt dann nach Deutschland. Die Folge ist ein
Temperaturanstieg. Im Südosten sind dann Maxima bis 30 Grad möglich. Allerdings
dürften dann vermehrt Gewitter auftreten. Das ist zum einen mit der schleifenden
Annäherung einer Kaltfront im Nordwesten und Westen der Fall, zum anderen auch
aus den Alpen heraus sowie im Bayerischen Wald. Unwetter durch heftigen
Starkregen, im Südosten auch durch größeren Hagel, sind nicht auszuschließen. In
der Nacht zum Dienstag klingt die Gewittertätigkeit alsbald ab.
Am Dienstag greift der Trog auf Galizien über. Durch einen nach Nordosten
ablaufenden Kurzwellentrog wird die diagonal über Deutschland liegende
schleifende Kaltfront aktiviert, was vor allem nach Westen hin Starkregen, der
teils gewittrig sein kann, zur Folge haben dürfte. Die heftigsten Entwicklungen
in Bezug auf Gewitter zeichnen sich an der warmen Seite der Front, etwa vom
Schwarzwald bis zur Neiße, ab. Dabei besteht durch größeren Hagel und (schwere)
Sturmböen Unwettergefahr. Zuvor wird im Südosten, etwa von der Lausitz bis zu
den Alpen, nochmals die 30 Grad-Marke erreicht. In der Nacht zum Mittwoch wird
durch den nach Nordosten ablaufenden Kurzwellentrog die Front etwas nach
Südosten gedrückt, wobei sich anfangs noch gewittrige Starkregenfälle vor allem
von der Ostsee und von der Oder bis in den westlichen Mittelgebirgsraum hinein
abzeichnen.
Am Mittwoch tropft der Trog über der Iberischen Halbinsel aus. Das Residuum
schwenkt dann in den Nordosten Deutschlands. Im Nordwesten und Norden
Deutschlands setzt sich merklich kühlere Luft durch. Schauer sind vor allem auf
den Nordosten beschränkt, Kaltluftadvektion dämpft im Nordwesten und Westen die
Konvektion. Dies macht sich auch beim Wettergeschehen an der über dem Südosten
Deutschlands schleifenden Kaltfront bemerkbar; Schauer und Gewitter sind dann
auf die östlichen und süddeutschen Mittelgebirge und den Alpenrand beschränkt,
wobei die Starkregengefahr nur noch gering ist. In der Nacht zum Donnerstag
setzt sich ein Zwischenhoch durch, das durch einen Höhenkeil gestützt wird. Die
Niederschlagstätigkeit kommt dann weitgehend zum Erliegen.
Am Donnerstag schwenkt der Keil nebst Zwischenhoch rasch ostwärts, so dass sich
dann an der Vorderseite des sich nach Südwestfrankreich verlagernden Höhentiefs
eine südwestliche Strömung einstellt. Mit dieser gelangt in den Süden
Deutschlands erneut sehr warme und auch labil geschichtete Luft aus dem
westlichen Mittelmeerraum. Temperaturmaxima um 30 Grad sind dann möglich. Noch
ist die Gewittertätigkeit aufgrund der antizyklonalen Strömung gedämpft,
einzelne Überentwicklungen sind jedoch im westlichen und südwestdeutschen
Bergland sowie am Alpenrand vorstellbar. In diesem Falle besteht Unwettergefahr,
vor allem durch größeren Hagel und (schwere) Sturmböen. Im Norden hält sich
dagegen kühlere Luft mit Höchsttemperaturen kaum über 20 Grad.
Am Freitag, d.h. im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert
sich das Höhentief in den Südwesten Deutschlands. An dessen Nordflanke sind,
etwa vom Westen und Südwesten bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein,
länger andauernde Niederschläge zu erwarten, wobei vor allem über dem Bergland
die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden können. Da dieses
Höhentief labil geschichtete Mittelmeerluft in seine Zirkulation einbezieht,
sind bis in die Nacht zum Samstag hinein eingelagerte Gewitter und in Verbindung
damit unwetterartige Niederschlagssummen durch mehrstündigen heftigen Starkregen
nicht auszuschließen. Am Samstag verlagert sich das Höhentief unter Auffüllung
südostwärts, Niederschläge, aber mit abnehmender Wahrscheinlichkeit für
Starkregen, sind bis in die Nacht zum Sonntag hinein noch von den Mittelgebirgen
aus südwärts zu erwarten. Ansonsten setzt sich Hochdruckeinfluss durch. Die
Temperaturen gehen dann etwas zurück.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Beginnend ab Mittwoch zeigen sich Inkonsistenzen, die vor allem den
Austropfprozess über der Iberischen Halbinsel betreffen. Die beiden gestrigen
Modellläufe ließen den Trog über den Britischen Inseln austropfen, wodurch sich
am Donnerstag über Mitteleuropa eine erneute Troglage einstellt und nicht, wie
beim aktuellen Modelllauf, ein Höhenkeil zum Zuge kommt. Auch das sich danach in
den Südwesten Deutschlands verlagernde Höhentief hatten die beiden gestrigen
Modellrechnungen noch nicht im Programm. Der gestrige 00 UTC-Lauf zeigte eine
flatternde Südwestströmung, der nachfolgende 12 UTC-Lauf lieferte eine
antizyklonale Westlage.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die sich ab Mittwoch verstärkende Unsicherheit der Prognosen zeigt sich auch im
Vergleich mit den externen Modellen. Während EZMW und UK10 sich weitgehend
ähneln, vollzieht sich der Austropfprozess nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes erst etwa einen Tag später in Richtung Oberitalien. ICON lässt
dagegen den Trog, ohne auszutropfen, nach Mitteleuropa schwenken. Anstelle des
Residuums, das am Mittwoch über den Norden Deutschlands hinweg ostwärts
schwenkt, ist bei GFS ein Höhenrücken zu finden.
Am Donnerstag zeigt ICON eine zyklonale West-Südwestströmung mit einem
gedämpften Temperaturniveau, aber antizyklonalen Einfluss im Süden und in der
Mitte Deutschlands. Die beiden amerikanischen Modelle lassen dagegen bei ähnlich
steiler süd-südwestlicher Strömung wie beim EZMW im Gegensatz zu diesem die
Warmluft weiter im osten nach Norden vorstoßen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gleichen sich die
Entwicklungen bei den dann noch verfügbaren Modellen wieder an. Auch die
amerikanischen Modelle zeigen ein Höhentief oder Höhentiefkomplex, der sich vom
Südwesten und Süden Deutschlands über die Alpen hinweg südostwärts verlagert,
wobei sich nach GFS und nach dem kanadischen Modell diese Verlagerung langsamer
vollzieht und dieses Höhentief über dem Alpenraum verbleibt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt zunächst weitgehend der oben beschriebenen Entwicklung,
lässt aber das CUT-Off-Tief nur bis Frankreich vorankommen und sich dann
auffüllen. Dennoch wird auch hier das Niederschlagsmaximum über dem Süden
Deutschlands gesehen. Auch die von Dienstag bis Donnerstag bestehende Gefahr von
Schwergewittern und Starkniederschlägen wird hier abgebildet. Zum dritten
Juniwochenende hin zeichnet sich etwas zunehmender antizyklonaler Einfluss ab,
wobei nach wie vor der Niederschlag dem Tagesgang, wenn auch auf gedämpftem
Niveau, unterliegt.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend die Ergebnisse des hauseigenen Laufes,
wenngleich der oben beschriebene Austropfprozess vom EPS-Mittel nur angedeutet
wird. Bis H+240 werden 6 Cluster gebildet, wobei ein Austropfen dieses Troges
mit unterschiedlicher Verlagerung des Cut-Off-Tiefs immerhin bei 32 Membern zu
finden ist. Insgesamt ist keines der Cluster mehr so zyklonal geprägt, wie es
bisher der Fall war. Dies spiegelt sich auch beim Clustering gemäß
Großwetterlagen wieder. Ab Freitag kommender Woche überwiegen dann antizyklonale
Strömungsmuster mit etwas trockenerer Luft. Diese werden von etwa drei Viertel
der EPS-Member erwartet, wobei sich eine Zirkulation herausbilden dürfte, die
zwischen einer Brücke über Mitteleuropa und einer Nordostlage liegt. Über dem
Alpenraum bleibt somit noch leichter zyklonaler Einfluss bestehen.
Ab Mittwoch weisen aufgrund der Unsicherheiten bei der Verlagerung des
Cut-Off-Tiefs die Rauchfahnen einen rasch ansteigenden Spread auf. Im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sind im Norden Deutschlands dann
bzgl. der Temperatur im 850 hPa-Niveau EPS-Member zwischen knapp über 0 und 20
Grad zu finden. Im Süden ist das gesamte Temperaturniveau hin zu ca. 5 K
wärmeren Werten verschoben. Dabei ist auch die bodennahe Feuchte einem hohen
Spread unterworfen. Zum dritten Juniwochenende hin deutet sich jedoch
deutschlandweit ein Druckanstieg und eine Verringerung der Signale für
Starkregen an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind im Nordwesten, Westen und an der westlichen Ostsee Schauer und
Gewitter zu erwarten, die teils mit stürmischen Böen einhergehen können. Auch an
den Alpen sind einzelne Gewitter, dort aber mit Starkregen, nicht
auszuschließen.
Am Montag entwickeln sich im Nordwesten und Westen vermehrt Gewitter mit
stürmischen Böen, über dem westlichen Bergland besteht dabei die Gefahr von
Starkregen. An der westlichen Ostsee, in den südwestdeutschen Mittelgebirgen, im
Bayerischen Wald und an den Alpen ist die Wahrscheinlichkeit für Gewitter
geringer, im Osten und an den Alpen sind aber Hagel und Sturmböen nicht
auszuschließen, wodurch Unwettergefahr besteht.
Am Dienstag gibt es vom westlichen und südwestdeutschen Bergland bis in den
Nordosten hinein weitere Gewitter mit stürmischen Böen, in den westlichen
Mittelgebirgen und nachfolgend vom zentralen Mittelgebirgsraum bis zur Ostsee
kann auch mehrstündiger Starkregen auftreten. Unwetter, vor allem durch größeren
Hagel und (schwere) Sturmböen, sind vor allem an der warmen Seite des
Niederschlagsbandes nicht auszuschließen.
Am Mittwoch sind im Nordosten noch einzelne kurze Gewitter mit stürmischen Böen
möglich, darüber hinaus sind in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und am
Alpenrand einzelne Gewitter mit Starkregen vorstellbar.
Am Donnerstag können sich über mit geringer Wahrscheinlichkeit über dem
westlichen und südwestdeutschen Bergland und auch an den Alpen erneut einzelne
Gewitter entwickeln, wobei dann erneut Unwetter durch Hagel und (schwere)
Sturmböen auftreten können.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann