S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.06.2024 um 10.30 UTC

Überwiegend unbeständig mit zeitweiligem, gebietsweisem Regen. Teils als
Schauer, einzelne Gewitter. Genaue Niederschlagsschwerpunkte aber unsicher.
Mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.06.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Deutschland an der Südflanke des
Trogkomplexes über Nordwesteuropa in einer relativ zonalen, westlichen Strömung.
Das korrespondierende Bodentief liegt bei den Shetland Inseln/über der
nördlichen Nordsee und kann die nördlichsten Landesteile streifen. Dort liegt
eine etwas feuchtere Luftmasse und ein flacher Kurzwellentrog kann im Norden für
den ein oder anderen Schauer bzw. leichten Regen sorgen. Ansonsten herrschen
recht geringe Luftdruckgegensätze. Über den mittleren Landesteilen liegt eine
Luftmassengrenze, die in der recht glatten, zonalen Strömung wenig wetteraktiv
ist. Südlich davon befindet sich allerdings eine feucht-labile Luftmasse, die
zumindest mit Hilfe der Orografie also vor allem über dem südlichen und
östlichen Bergland für örtliche Schauer und Gewitter mit potenziellem, lokalem
Starkregen sorgen kann. Vorausgesetzt es verirrt sich nicht doch noch ein
Kurzwellentrog, der für Hebung und damit erhöhte Wetteraktivität an der
Luftmassengrenze und südlich davon sorgen würde. In Teilen der Mitte und des
Nordens bleibt es voraussichtlich trocken. Die Temperaturen in 850 hPa liegen im
Norden bei Werten um 4 Grad (die 20 Grad-Marke wird also meist nicht erreicht),
im Süden bei 10 bis 12 Grad. Sommerliche Temperaturen sind je nach
Sonnenanteilen vor allem im Südosten möglich.

Am Samstag rückt der Trog unter leichter Amplifizierung etwas nach Osten vor.
Das Zirkulationsmuster wird also peu à peu zyklonaler. Das Bodentief zieht von
den Shetlands leicht ostwärts in Richtung Norwegische Küste und das
dazugehörende Frontensystem greift mit Regen auf den Nordwesten über. Im Norden,
vor allem im Nordseeumfeld, lebt der Wind aus Südwest bis West zeitweise böig
auf. Ansonsten kann durch den zunehmenden, synoptischskaligen Hebungsantrieb
vorderseitig des allmählich leicht südwärts ausgreifenden Troges die (irgendwo
über der Mitte liegende) Luftmassengrenze aktiviert werden und es kommt daran
allmählich zu Niederschlägen. In der südlich davon liegenden labileren Luftmasse
über dem Süden/Südosten des Landes treten im Tagesverlauf zudem etwas häufiger
Schauer und Gewitter auf. Dabei ist örtlich Starkregen und Hagel möglich. In der
Nacht zum Sonntag regnet es an der Luftmassengrenze zeitweise weiter, wo genau
ist unsicher, wahrscheinlich aber irgendwo über der Südhälfte, vorderseitige
Schauer/Gewitter lassen überwiegend nach. Durch die anhaltenden Niederschläge
entlang der Luftmassengrenze kommen einige Liter Regen zusammen, markante Mengen
deuten sich in der Fläche aktuell aber nicht an, punktuell sind sie im
Zusammenhang mit Schauern/Gewittern ab möglich (auch lokale Unwetter bzgl.
Starkregen sind nicht ausgeschlossen). Mit der leicht auf Südwest drehenden
Höhenströmung kann in den Süden/Südosten noch leicht wärmere Luft einfließen:
Temperaturen in 850 hPa um 14 Grad, daher im Südosten teils Höchsttemperaturen
um oder leicht über 25 Grad (je nach Sonnenanteilen).

Am Sonntag amplifiziert der Trog weiter, greift also über Westeuropa noch etwas
weiter südwärts aus. Der Norden Deutschlands liegt dabei in der Nähe zur
Höhenkaltluft und auf der Südflanke eines Bodentiefs über Südskandinavien. Dabei
nimmt der Gradient vor allem über dem Norden zu, so dass dort zeitweise mit
starken bis stürmischen Böen, an den Küsten mit Sturmböen aus West, später
Nordwest zu rechnen ist. Außerdem tritt im Norden zeitweise schauerartiger Regen
auf. Mit Durchgang eine kurzwelligen Randtroges deutet sich auch in der Nacht
zum Montag weitere Schauer/schauerartiger Regen und eventuell auch einzelne
Gewitter und dadurch strichweise etwas erhöhte Regenmengen vor allem im
Nordseeumfeld an. Irgendwo über dem Süden liegt die Luftmassengrenze, an der es
weiterhin regnet. Auf der warmen Seite im Süden teils schauerartig verstärkt
oder gewittrig. Von den Niederschlagsmengen her sind vor allem durch konvektive
Verstärkungen strich- oder gebietsweise durchaus markante Mengen nicht
ausgeschlossen, in der Fläche nach aktuellem Stand aber relativ
unwahrscheinlich. Bezüglich Starkregen sind auch punktuell Unwetter nicht
ausgeschlossen, die ppw-Werte liegen bei gut 30 mm.

Am Montag überquert uns ein Anteil des Troges ost-/nordostwärts, westlich von
uns bei den Britischen Inseln kommt es zu einer neuerlichen Austrogung. Am Boden
verlagert sich das südskandinavische Tief ost-/nordostwärts Richtung
Baltikum/Nordwestrussland, von Westen steigt der Luftdruck allmählich leicht.
Von Westen setzt daher im Norden Wetterberuhigung ein, die schauerartigen
Niederschläge klingen von der Nordsee her ab. Die Luftmassengrenze liegt
voraussichtlich an den Alpen und sorgt dort noch für zeitweilige Niederschläge.
Die labile Luftmasse dürfte weitgehend südwärts abgedrängt sein, so dass
konvektive Einlagerungen (Gewitter/Starkregen) unwahrscheinlich werden. Die 850
hPa-Temperaturen liegen zunächst meist zwischen 2 Grad im Norden und 7 Grad im
Süden, das Temperaturniveau geht also vorübergehend etwas zurück. Vorderseitig
der neuen Austrogung über Westeuropa dreht im Tagesverlauf die Strömung wieder
mehr auf Südwest, so dass in den Süden bereits wieder mildere Luftmassen
(10-Grad.Isotherme in 850 hPa am Alpenrand) einströmen. Mit Drehung der Strömung
auf Südwest kann sich über dem Südosten eventuell auch die Luftmassengrenze
wieder vom Alpenrand lösen und der meist leichte Regen etwas nordwärts
ausgreifen. In den mittleren Landesteilen überwiegt höherer Luftdruck, Absinken
und meist aufgelockerte Bewölkung. Insgesamt wird die Entwicklung aber immer
unsicherer. In der Nacht zum Dienstag nähert sich der Westeuropatrog zunehmend,
am Boden überwiegt aber wohl noch höhere Druck und vor allem in den mittleren,
westlichen Landesteilen ist die Luftmasse relativ trocken, so dass Schauer
wahrscheinlich noch kein Thema sind.

Am Dienstag zeigt der Westeuropatrog leichte Abtropftendenzen in Richtung
Biskaya, daher scheint sich das Trog-Keil-Muster für unseren Bereich nicht
wesentlich zu ändern. Wir befinden uns vorderseitig des Troges, allerdings
leicht antizyklonal konturiert im Bereich der Abschnürungsstelle. Am Boden hat
sich eine abgeschlossene, wenn auch flache Hochzelle über Mitteleuropa gebildet.
Die Randbereich sind dieselben wie die Tage zuvor: Im Norden leicht zyklonaler
Einfluss durch das „Trogresiduum“ über Skandinavien, im Süden/Südosten lagern
nach wie vor Reste der Luftmassengrenze mit deutlich feuchterer Luft. Der
Hebungsantrieb hält sich wahrscheinlich auch dort in Grenzen, zeitweilige, meist
leicht Niederschläge dürfte es aber geben. In der Mitte kann ein geringes
Schauerrisiko nicht ausgeschlossen werden, meist bleibt es dort aber
voraussichtlich trocken.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Es überwiegt im gesamten
Mittelfristzeitraum tendenziell unbeständige Witterung mit zunehmenden
Schwierigkeiten in der Zuordnung von Niederschlagsschwerpunkten. Vor allem in
den westlichen und mittleren Landesteilen dürfte es aber auch eine Region geben,
in der insgesamt wenig, teils sogar gar kein Regen fällt.

In der erweiterten Mittelfrist dominiert tiefes Geopotenzial, eine grundlegende
Umstellung der Zirkulation für Mitteleuropa ist nicht in Sicht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag kann den IFS-Modellläufen eine sehr gute
Konsistenz bescheinigt werden. Im Laufe des Samstages nimmt die Konsistenz
allmählich ab, dieser Trend abnehmender Konsistenz setzt sich im weiteren
Verlauf der Mittelfrist fort. Zu Beginn der kommenden Woche werden die
Unsicherheiten hinsichtlich der Ausgestaltung der großräumigen Strömungsmuster
und der Wetterentwicklung relativ groß. Es scheint zwar klar, dass weiterhin ein
umfangreicher Trogkomplex für weite Teile Europas wetterbestimmend ist, wo genau
aber Hebungsmechanismen für Niederschläge sorgen oder doch leichter Hoch- oder
Zwischenhocheinfluss dominiert ist schwierig zu beantworten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Mit Blick auf andere Globalmodelle (ICON, GFS) deuten sich wenig Neuerkenntnisse
an, wobei die Unterschiede hinsichtlich Timing und genauer Ausgestaltung des
Trogkomplexes über Europa im Laufe des Wochenendes mehr und mehr zunehmen –
ähnlich, wie das auch innerhalb der vorliegenden IFS-Läufe der Fall ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für das erste Zeitfenster von Freitag 00
UTC bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) vier Cluster mit 18, 18, 10 und 5
Membern, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1. Für unseren Vorhersagebereich
sind in dem Maßstab eigentlich keine prognoserelevanten Unterschiede erkennbar.
Eventuell lassen sich marginale Unterschiede in der Ausgestaltung des
Höhentiefkomplexes über dem Nordwesten Europas erahnen, was ggf. zu etwas mehr
oder weniger Schauern in unseren nördlichsten Landesteilen führen könnte. Im
Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) wird die
Austrogung über Westeuropa in drei Clustern (20, 18 und 13 Member, Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 1) etwas mehr oder etwas wenig stark südwärts
ausgreifend bzw. markant simuliert. Die stützt die Aussage, dass die Vorhersagen
ab dem Wochenende mit zunehmenden Unsicherheiten behaftet sind. Der Grundtenor
Trog West-/Mitteleuropa ist aber ziemlich klar. Die Clusteranalyse für den
Zeitraum der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch 00 UTC liefert in einem von
insgesamt drei Clustern einen Hoffnungsschimmer auf Umstellung der
Großwetterlage. Cluster drei zeigt mit insgesamt 13 Membern die Entwicklung eine
Blockierung durch die Aufwölbung eines Keils über Westeuropa und damit
antizyklonal dominiertes Wetter. Bei den anderen 38 Membern inklusive Haupt- und
Kontrolllauf bleibt es bei tendenziell niedrigem Geopotenzial über Mitteleuropa.

Die Rauchfahnen zeigen wenig Neues: Zunehmender Spread vor allem beim
Geopotenzial in 500 hPa ab Samstag mit unklarer Tendenz deutschlandweit
betrachtet. Relativ gleichbleibendes Temperaturniveau in 850 hPa, im Süden
tendenziell eher leichter Rückgang. Im Norden und Süden insgesamt unbeständig
mit vielen, im Süden zudem etwas erhöhten Niederschlagssignalen, in den
mittleren Landesteilen deutlich geringere Niederschlagsneigung, teils trocken.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Zeitweise im Norden etwas stärkerer Gradient, daher Samstag an den Küsten,
Sonntag insgesamt im Norden zeitweise starke bis stürmische Böen (Küsten
Sturmböen). Auch zu Wochenbeginn im Küstenumfeld teils starke bis stürmische
Böen, eventuell Sturmböen. Diese Tendenzen zeigt auch der EFI mit Schwerpunkt
Sonntag und Montag.

REGEN/STARKREGEN/GEWITTER:
Freitag geringes Gewitterrisiko vor allem über dem südlichen und östlichen
Bergland, lokal Starkregen nicht ausgeschlossen. Beginnend ab Samstag, vor allem
aber Sonntag und eventuell Montag leichte Signale im EFI für erhöhte
Niederschlagsmengen im Süden. Da auch entsprechende Signale bei EFI
CAPE/CAPEshear und auch aufgrund der synoptischen Überlegungen (siehe oben,
südlich der Luftmassengrenze feucht-labile Luftmasse) eher Signale für markante
Mengen durch konvektive Niederschläge (bzw. Einlagerungen an Südflanke) und
weniger in der Fläche. Also vor allem lokal Starkregenrisiko mit Mengen um 25
l/qm in kurzer Zeit bzw. lokal erhöhte Mengen. Stellenweise Unwetter bei ppws um
25 bis 30 mm und geringer Verlagerung nicht ausgeschlossen. In der Fläche (!)
nach aktuellem Stand aber markante Mengen nicht sehr wahrscheinlich, größtes
Risiko nach IFS-EPS am Sonntag am Alpenrand (10 bis 20 % für mehr als 30 l/qm in
24 Stunden).

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger