#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 03.06.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.06.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zu Ende gehende Unwetterlage durch Starkregen an den Alpen. In der Folge
ruhigeres Wetter mit nur einzelnen Gewittern.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … befindet sich ein Langwellentrog mit eingelagertem Höhentief über
dem Europäischen Nordmeer und dem Isländisch-Grönländischen Raum. Dieser Trog
greift in stark abgeschwächter Form bis ins zentrale Mittelmeer südwärts aus.
Über der nördlichen Adria bzw. Kroatien ist ein weiteres kleines Höhentief zu
finden. Hohes Potential lässt sich ein einem Bereich südwestlich des
angesprochen Höhentiefs finden und erstreckt vom Atlantik bis in die Biskaya und
setzt sich abgeschwächt nach Osten fort, wo es eine flache Brücke über unserem
Land bildet. Ebenso ist das Potential im Südosten und weit im Osten Europas
hoch.
Bodennah lässt sich das Zentraltief Swantje unter dem Höhentief im Nordmeer
finden, wohingegen Atlantikhoch Willi I einen Keil (Willi II) bis nach
Deutschland erstreckt. Damit sind weite Teile des Landes unter Absinken geraten,
was sich an einer regional recht markanten Inversion zeigt, die bei etwa 850 bis
800 hPa zu finden ist.
Dagegen greift von dem Höhentief südöstlich der Alpen Hebung auf den Südosten
Deutschlands über. Dort werden die Reste der Kaltfront des Tiefs Radha wieder
aktiviert. Im südöstlichen Bayern liegt dabei immer noch eine leicht instabil
geschichtete und feuchte Luftmasse mit ppw’s zwischen 25 und 30 l/qm. In dieser
entstehen zahlreiche Schauer und Gewitter, die mit nördlicher Strömung gegen die
Alpen östlich der Isar gedrückt werden und sich dort abregnen. Bei äußerst
geringer Scherung steht der Starkregen voll im Fokus, der Stundensummen örtlich
zwischen 20 und 30 l/qm bringen kann, vor allem aber kann es teils über mehrere
Stunden kräftig schütten, so dass teils bei zu 60 l/qm (und vereinzelt auch noch
mehr) zusammenkommen können. Deswegen wurden dort schon frühzeitig mehrstündige
Unwetterwarnungen vor Gewitter mit den entsprechenden Regensummen ausgegeben.
Diese mussten dann regional auch schon wieder auf extremes Unwetter hochgestuft
werden. Zwar war die Hochwassersituation in diesen Regionen bisher entspannt,
doch bei auch dort gesättigten Böden können kleine Bäche extrem schnell
anschwellen, wie man am Nachmittag schon an einigen Bächen im Einzugsgebiet der
Mangfall sehen konnte (Aubach, Jenbach, Kaltenbach, Schlierach).
In der Nacht zum Dienstag zieht das südliche Höhentief Richtung Ungarn ab. Damit
lassen die Hebungsantriebe über Deutschland nach und die gewittrigen
Starkregenfälle schwächen sich an den Alpen ab bzw. ziehen nach Salzburg und
Oberösterreich ab. Der Bodenhochkeil Willi II schiebt sich weiter von Westen her
nach Süddeutschland herein und bildet zunehmend eine abgeschlossene Hochzelle
bei uns. Damit herrscht verbreitet ruhiges Wetter, teils ist die Bewölkung dann
aufgelockert, teils hält sich noch dichterer Stratocumulus. In den Nordwesten
ziehen im Vorfeld der Kaltfront des Tiefs Swantje immer wieder dichtere
Wolkenfelder über den Himmel, aus denen auch mal ein paar Regentropfen fallen
können. Während der Wind im Süden fast ganz einschläft, weht im Norden noch
leichter Südwestwind.
In der insgesamt recht kühlen Luftmasse (meist zwischen 4 und 8°C in 850 hPa)
sinken die Temperaturen unter dichten Wolken im Nordwesten und Süden auf 13 bis
10°C, bei Auflockerungen in der Mitte auf 9 bis 4°C mit den tiefsten Werten im
Bergland der Mitte.
Am Dienstag … weitet sich der zentrale Bereich des Langwellentroges mit
kälterer Luft in der mittleren Troposphäre zunehmend südwärts in die Nordsee
hinein aus. Dies geschieht auf der Rückseite der Kaltfront des Tiefs Swantje,
die zum Abend mit schauerartigen Regenfällen auf den Nordwesten übergreift. Im
Vorfeld der Kaltfront kann tagsüber etwas CAPE generiert werden, so in mäßig
gescherter Umgebung im Nordwesten auch einzelne Gewitter auftreten können, die
aber aufgrund einer schwachen Inversion um 500 hPa nicht allzu hochreichend sein
werden. Zudem ziehen diese recht schnell mit 40 km/h, so dass trotz ppw’s um 30
l/qm Starkregen kaum wahrscheinlich ist, wahrscheinlich sind dagegen einzelne
Windböen, auch eine stürmische Bö kann bei Gewittern dabei sein. Auch abseits
der Gewitter nimmt im Nordwesten der Südwestwind etwas zu, so dass es im
Nordseeumfeld etwas windiger wird, allerdings noch unterhalb der Warnschwellen.
Das Hochdruckgebiet Willi II verlagert sich weiter nach Nordosten, wo es sich
über der Ostsee auflöst. Ein neuer Hochschwerpunkt bildet sich über den Alpen.
Damit dreht der meist nur schwache Wind landesweit auf Südwest bis West. Abseits
des weiterhin stark bewölkt Nordwestens kann vielfach bei quellbewölktem Himmel
die Sonne etwas länger scheinen, vor allem südlich von Main und Nahe und in
Mitteldeutschland. Da die Quellwolken allgemein an der schon am Vortag
beschriebenen Inversion anstoßen, bleibt es allgemein trocken. Nur ganz an den
Alpen ist die Restfeuchte noch größer (ppw’s um 20 l/qm) und die Inversion noch
nicht vorhanden, so dass es dort ein paar Schauer, vielleicht auch mal ein
kurzes Gewitter geben kann. Das dürfte dann aber wenig organisiert und kurzlebig
sein und zudem mit leichtem Westwind ostwärts ziehen, so dass es auch kaum zu
Starkregen reicht.
Im Vergleich zu heute wird es dann auch wieder etwas wärmer mit Höchstwerten
zwischen 18 und 20°C im Nordwesten, 20 bis 23°C in der Mitte und 21 bis 25°C im
Süden.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Langwellentrog weiter nach Süden
Richtung Frankreich und Benelux aus, wobei ein kurzwelliger Anteil über die
Nordsee schwenkt und auch im Nordwesten Deutschlands Hebung generiert. Dies
führt dazu, dass es an der langsam südostwärts vorandringenden Kaltfront zu
schauerartigen Verstärkungen kommt, die vor allem Niedersachsen und
Schleswig-Holstein erwischen. Dort kann es regional mal 5 bis 10 l/qm Regen in
der Fläche geben, punktuell, vor allem falls es anfangs noch zu Gewittern kommt,
können es auch 15 l/qm sein. Ansonsten sind es meist unter 5 l/qm. Bis zum
Morgen kommen die Niederschläge an der Kaltfront in etwa bis zu einer Linie
Vorpommern-Niederrhein voran. Rückseitig kommt es zu ersten Auflockerungen an
der Nordsee, wo auch eine deutlich kühlere Luftmasse einfließt, die nur noch 2°C
in 850 hPa zu bieten hat.
Südlich der Kaltfront ist der Himmel in der Nacht teils klar, teils wolkig und
vor allem im Vorfeld der Kaltfront ziehen vermehr Wolkenfelder auf. Dabei bleibt
es meist trocken.
Vor allem im Bereich der Kaltfront selbst frischt im Norden der Wind deutlich
auf und springt von Südwest auf West. Vor allem an den Küsten muss dann für ein
paar Stunden mit steifen Böen gerechnet werden, in exponierten Lagen der Nordsee
kann es auch stürmische Böen geben. In der früh nimmt der Westwind ganz im
Norden allgemein schon wieder ab. Im übrigen Land weht der Wind allgemein
schwach, Richtung Norden auch mäßig und südlich der Kaltfront generell noch um
Südwest.
Die Temperaturen gehen meist auf 13 bis 10°C zurück, im Bergland bis 8°C.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Am Mittwoch … schwenkt der Langwellentrog etwas ostwärts, verändert aber
insgesamt seine Lage nur wenig. Wir verbleiben immer noch im Bereich einer stark
zyklonalen Trogvorderseite. Die Kaltfront kommt dabei aufgrund einer immer
schwächer werdenden Schubkomponente immer langsamer nach Südosten voran und
bleibt dann nach ICON so in etwa auf einer Linie von der Lausitz bis zur Mosel
hängen. In ihrem Umfeld kommt es noch zu schauerartigen Regenfällen, die aber
meist nur wenige Millimeter Regen bringen.
Auf ihrer Rückseite sickert deutlich trockenere Luft in den Nordwesten ein, so
dass es bei quellbewölktem Himmel trocken bleibt, nur im Nordumfeld kann es ein
paar Schauer geben. In 850 hPa geht die Temperatur bis auf 0°C zurück.
Auf ihrer Vorderseite könnte bei ebenso noch etwas Einstrahlung in recht
feuchter Luftmasse vom Norden Baden-Württembergs über Franken bis nach Sachsen
etwas CAPE generiert werden, so dass dann in mäßig gescherter Umgebung einzelne
Gewitter entstehen könnten, die dann bezüglich der Auswirkungen wieder im
markanten Bereich lägen.
Auch an den Alpen und ganz im Südwesten ist die Luftmasse etwas instabiler und
feucht, so dass es vor allem an den Alpen wieder zu Gewittern kommen kann. Dort
fehlt es an Scherung und die Zuggeschwindigkeit ist gering, so dass vor allem
Starkregen wieder ein Thema werden könnte.
Meist trocken bleibt es vom Schwarzwald die Donau entlang bis zum Bayerischen
Wald, dort gibt es auch die meiste Sonne. Dort können die Temperaturen auch auf
frühsommerliche 22 bis 25°C ansteigen, während es ganz im Nordwesten teils nur
noch um 16°C sind.
Bei nur mäßigem Gradienten weht der Wind überwiegend um West.
In der Nacht zum Donnerstag läuft aus dem Langwellentrog eine Kurzwelle
ostwärts, die die Kaltfront noch etwas triggern kann so dass sich an ihr die
Regenfälle nach Osten hin etwas verstärken. Nachfolgend bleibt die Kaltfront
zunehmend inaktiv über der Mitte liegen. Die Zyklonalität der Höhenströmung
nimmt ab und von Südwesten steigt der Druck wieder etwas an. Auch der Wind
schwächt sich wieder ab. In der kühlen Luftmasse im Norden kann es teils bis auf
5°C abkühlen, im Südosten liegen die Tiefstwerte dagegen bei 12 bis 10°C.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle zeigen im Großen und Ganzen eine sehr ähnliche
Entwicklung. Etwas unklar ist noch, in welchem Umfang sich am Mittwoch im
Vorfeld der Kaltfront Gewitter entwickeln können.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann