S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.05.2024 um 10.30 UTC

Unbeständig und kühl bis mäßig warm. Vor allem in Teilen des Südens und Ostens
ergiebiger Dauerregen wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 04.06.2024

Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum beginnend am kommenden Freitag setzt sich
das unbeständige und nur kühle bis mäßig warme Wetter hierzulande fort. Grund
dafür ist, dass sich Deutschland über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg im
Einflussbereich eines von Nordeuropa bis in den zentralen Mittelmeerraum
reichenden Höhentroges befindet. Dieser tropft im Laufe des Freitags über West-
und Mitteleuropa ab, woraus zwei Kerne resultieren: einer, der über
Südfrankreich hinweg Richtung Golf von Genua zieht und ein weiterer, der sich
vom östlichen Alpenraum nordostwärts auf den Weg Richtung Polen bzw. Baltikum
macht. Die Zone tiefen Geopotentials korrespondiert auch im Bodendruckfeld mit
einer zwar flachen, aber umfangreichen Tiefdruckzone über Italien und dem
östlichen Mitteleuropa. Im Bereich einer erwärmten Meereskaltluft entwickeln
sich dabei gebietsweise Schauer und Gewitter, die örtlich mit Starkregen, bei
etwas organisierterer Konvektion auch mit kleinerem Hagel und Sturmböen
verbunden sein können.

Markanter wird allerdings die Niederschlagsentwicklung in Teilen des Südens und
Ostens Deutschlands. Denn durch das Abtropfen des Höhentroges und der über dem
östlichen Mitteleuropa befindlichen Tiefdruckzone kommt es zu Aufgleitprozessen
und dadurch wiederum zu länger anhaltenden Regenfällen, beginnend in der Nacht
zum Freitag und voraussichtlich bis Sonntag anhaltend. Davon betroffen sind aus
heutiger Sicht vor allem Teile des Südens und Ostens, etwa vom Bodenseeraum und
dem Alpenrand nordostwärts hinweg bis nach Thüringen und Sachsen. Über den
genannten Zeitraum hinweg reichen die prognostizierten akkumulierten
Niederschlagsmengen recht verbreitet bis in den Unwetterbereich hinein,
gebietsweise muss auch mit extrem ergiebigen Regenfällen gerechnet werden.
Allerdings bestehen bezüglich der Niederschlagsverteilung und der Mengen nach
wie vor Modellunterschiede (siehe unten).

Im Laufe des Sonntags und zu Beginn der neuen Woche deutet sich dann von
Nordwesten eine allmähliche Wetterberuhigung an. Die Tiefdruckzone zieht
nordostwärts ab und gleichzeitig kann sich ausgehend von einem Hoch über dem
Atlantik ein Keil über Deutschland hinweg Richtung östliches Mitteleuropa
ausdehnen. Die letzten Stauniederschläge an den Alpen und im Alpenvorland werden
aber voraussichtlich erst am Dienstag zum Erliegen kommen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann heute über den gesamten Vorhersagezeitraum
als gut bezeichnet werden. Auch die Lage der Tiefdruckzone bzw. der Höhentiefs
wird recht übereinstimmend prognostiziert. Im gestrigen 12 UTC Lauf zeigte sich
für Dienstag eine neue Tiefdruckentwicklung über dem Südosten Deutschlands und
somit dort weiter anhaltende Regenfälle. Dieses Szenario war im gestrigen 00 UTC
noch nicht zu sehen und ist im heutigen 00 UTC Lauf auch nicht enthalten, sodass
eine Wetterberuhigung im Laufe des Dienstags auch im Süden Deutschlands
wahrscheinlicher scheint.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Aufgrund von Modellunterschieden bezüglich der Lage der Höhen- und Bodentiefs
zwischen EZMW, GFS und ICON erweist sich die Vorhersage vor allem bezüglich der
Niederschlagsentwicklung weiterhin als schwierig.
Betrachtet man die prognostizierten akkumulierten Mengen bis einschließlich
Dienstag, so sind sich die Modelle zumindest einig (Basis 00 UTC Läufe), dass
der Niederschlagsschwerpunkt über dem Süden und Teilen des Ostens (vor allem
Thüringen und Sachsen) liegen soll und dass die Mengen doch recht verbreitet bis
in den Unwetterbereich hinein reichen oder gar sogar bis in den extremen
Unwetterbereich hinein. Letzteres Staubedingt vor allem am Nordrand des
Erzgebirges und am Alpenrand, bzw. im Alpenvorland. Dort liegen die Mengen
akkumuliert über mehrere Tage je nach Modell zwischen 110 und 200 l/qm.
GFS hat das Tief etwas weiter nördlich liegen, sodass die starken Regenfälle
über dem Osten Deutschlands auch noch weiter nach Norden ausgreifen, wohingegen
die Mengen über dem Süden geringer ausfallen als bei EZMW und ICON. Bezüglich
der genauen Schwerpunkte müssen also noch weitere Modellläufe abgewartet werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für verschiedene Stationen in Deutschland zeigen bis
einschließlich Montag sowohl beim Geopotential als auch bei der Temperatur einen
recht engen Verlauf mit nur geringem Spread. Wiederholt auftretende
Niederschlagssignale bestätigen den niederschlagsreichen Witterungsabschnitt.
Für München beispielweise liegt das deterministische Modell am Freitag und
Samstag sogar mit am oberen Rand des Ensembles. Die Mehrheit der Member sieht
also nicht ganz so hohe Mengen. Anders sieht es für Hamburg und Offenbach aus.
Hier deuten die Ensembles auf durchaus höhere Mengen hin als deterministisch
prognostiziert, was auch auf die noch unsichere Lage der Regenschwerpunkte
hindeutet.
Auch die Wetterberuhigung ab Dienstag im Süden des Landes scheint noch nicht
sicher, was weiter vorhandene Signale seitens einiger Member zeigen.

Die Clusterung des EZMW bietet bei dieser Wetterlage nur wenig Mehrwert. Somit
sei hier nur kurz erwähnt, dass für den Zeitraum von t+72 bis 96 nur ein Cluster
und für den Zeitraum von Sonntag bis Dienstag vier Cluster vorhanden sind.
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1, in dem auch die meisten
Member enthalten sind.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag und Samstag sind vor allem in der Nordwesthälfte einzelne Gewitter
mit Starkregen wahrscheinlich, lokal sind auch Unwetter nicht ausgeschlossen.
Hagel und Sturmböen bleiben dagegen nur gering wahrscheinlich.

Im Süden, in der Nacht zum Samstag auch in Teilen des Ostens setzt am Freitag
Dauerregen ein, der bis Sonntag, bzw. im Süden bis einschließlich Montag anhält.
Dabei sind akkumuliert gebietsweise ergiebige (Unwetter) oder sogar extrem
ergiebige (extremes Unwetter) Regenmengen wahrscheinlich. Eine genaue
Regionalisierung der Niederschlagsschwerpunkte ist aufgrund von
Modellunterschieden (siehe oben) aber noch schwierig, sowohl deterministisch als
auch probabilistisch.
Auffällig ist aber, dass sowohl COSMO-Leps als auch EZMW-EPS im Zeitraum von
Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC über dem Süden Deutschlands und dort vor allem
am Alpenrand bzw. im Alpenvorland Wahrscheinlichkeiten für Mengen über 60 mm in
48 Stunden von 70 bzw. 80 % zeigen, was in Anbetracht des Vorhersagezeitraumes
ein deutliches Signal ist. Selbst für Mengen über 90 mm sind noch hinreichende
Signale vorhanden. ICON-EU EPS zeigt die höchsten Wahrscheinlichkeiten hingegen
über Mitteldeutschland.

Im Osten setzt spätestens in der Nacht zum Montag eine Wetterberuhigung ein. Im
Süden und dort vor allem südlich der Donau werden die Niederschläge auch am
Montag weiter anhalten und voraussichtlich erst am Dienstag zum Erliegen kommen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW/EZMW-EPS, ICON, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger