S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.05.2024 um 10.30 UTC

Weiter unbeständig und gewittrig, teilweise mit Unwetterpotential durch
Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 31.05.2024

In der gestrigen synoptischen Übersicht wurde sich bereits recht ausführlich
ausgelassen über die bestehenden Probleme, die sich zurzeit in der
Mittelfristprognose ergeben. Was soll man sagen – das Ganze sieht auch heute
nicht wirklich besser aus. Flacher Tiefdrucksumpf in leicht labiler Luftmasse:
Das Bild der letzten Tage setzt sich auch in der neuen Woche erstmal fort. Dass
keinerlei Bewegung drin ist, liegt an einer persistent blockierenden Wetterlage,
mit der wir es momentan zu tun haben.

Eines der dafür verantwortlichen Hochs liegt dabei am Montag über dem Baltikum
und dem westlichen Russland, während sich Südosteuropa unter andauerndem
Tiefdruckeinfluss befindet („High over Low“). Auf dem Atlantik stellt sich das
dagegen schon umgekehrt dar. Dort steht einem ausgeprägtem Azorenhochkeil ein
Tief südlich Islands gegenüber. Die Ableger des Atlantikhochs schaffen es aber
noch nicht bis zu uns nach Deutschland. Hier liegt noch ein gealterter
Langwellentrog mit Zentrum über den Britischen Inseln, Deutschland befindet sich
unter zyklonalem Einfluss auf dessen Vorderseite. Dementsprechend durchwachsen
stellt sich auch zum Wochenstart das Wettergeschehen dar. Die Modelle deuten
hier auf eine weitere Leetiefentwicklung an den Alpen hin, die im Süden und
später Richtung Dienstag auch in der Mitte und im Osten Deutschlands für die
nächste Gewitter- und Starkregenlage sorgen könnte. Die Erfahrung der
vergangenen Tage und Wochen lehrt aber, dass die Unsicherheiten besonders bei
der Lokalisierung des Geschehens noch sehr groß sind.

Am Dienstag liegt die Achse des Langwellentroges über Deutschland und trennt
etwas kühlere Luftmasse in der westlichen Hälfte mit T850 um 5°C von
feuchtwarmer Luftmasse im Osten (T850 um 10°C). Dabei wird die warme Luftmasse
mit Vorankommen des Troges zunehmend ostwärts abgedrängt. Auf der zyklonal
beeinflussten warmen Seite kommt es dabei im Tagesverlauf weiterhin zu gewittrig
durchsetzten Starkregenfällen. Ob diese aber nochmal zu unwetterartigen
Zuständen führen scheint aus heutiger Sicht erstmal noch unwahrscheinlich.
Rückseitig der Luftmassengrenze machen sich nun alsbald die ersten Ableger des
Azorenhochs bemerkbar. Kaltluftadvektionsbedingt macht sich im Übergang von
Dienstag zu Mittwoch auch zumindest kurzzeitig ein Höhenrücken bemerkbar, der
für Wetterberuhigung und eine trockene Nacht sorgt.

Auch am Mittwoch ist das Azorenhoch vor allem bodennah präsent und beruhigt das
Wettergeschehen weiter. Der Langwellentrog schwächt sich weiter ab und
beeinflusst nur noch den Nordwesten. In moderat temperierter Luftmasse reicht es
dort noch für ein paar Schauer.

Bis zum Freitag regeneriert sich der Langwellentrog erneut und zeigt erste
Tendenzen zum Abtropfen in Richtung Mittel- und Westeuropa. Damit wiederholt
sich das bereits vielgesungene Lied der Wettervorhersage: Auf der
Trogvorderseite kommt es in wieder herangeführter feucht-warmer Luftmasse zu
Zyklognese im Osten. Bezüglich der Zugbahn mutet diese teilweise Vb-artig an.
Mittlerweile kann man sich schon denken, was jetzt kommt: Gewitter mit
Starkregenfällen stehen erneut auf der Tagesordnung. Dabei ist allerdings noch
völlig offen, in welcher Ausprägung diese auftreten und welche Regionen
betroffen sein werden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Konsistenz zeigt sich alleinig nur in der Inkonsistenz der Modellprognosen.
Alleine die letzten IFS-Läufe weichen teils signifikant in der Entwicklung
voneinander ab. Ein grober Trend lässt sich daraus zwar ablesen und ist auch
entsprechend beschrieben, aber sämtliche Detailfragen hinsichtlich jedweder
Wettererscheinung in Form von Regen, Gewitter und auch Wind müssen unbeantwortet
bleiben. Geschuldet ist dies einfach der Tatsache, dass sich sämtliche
Wetterentwicklungen der nächsten Woche in der Regel auf subskaligem Niveau
abspielen, was die Modelle von Natur aus nicht präzise genug abbilden können.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Inkonsistenzen setzen sich auch beim Modellvergleich fort. Relativ geringe
Unterschiede in der Atmosphärendynamik bewirken aktuell große Verschiebungen der
Auswirkungen. Die Erhaltungsneigung der gewitter- und starkregenanfälligen
Witterung zeigt sich zwar in allen Modellen in irgendeiner Form. Aber in welcher
Form und Intensität sich diese bei uns am Ende entladen, ist nicht seriös
prognostizierbar. Am sichersten scheint noch, dass es zur Wochenmitte für eine
zumindest kurz anhaltende antizyklonale Phase reicht, die verbreitet für
zeitweise ruhiges Wetter sorgt und den hiesigen Warndienst einmal durchschnaufen
lässt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen sowohl von ECMWF als auch von GFS deuten das bereits
Beschriebene ebenfalls an. Erste Unsicherheiten zeigen sich bereits zu Beginn
des Mittelfristzeitraums. Diese sind allerdings aufgrund der zunächst ohnehin
homogenen Temperatur- und Geopotentialverteilung überschaubar. Klare
Niederschlagssignale zeigen sich für den Luftmassenübergang am Montag bzw.
Dienstag, der auch deterministisch sehr deutlich hinterlegt ist. Nachfolgend
laufen die Ensembles zunehmend auseinander. Bei ECMWF sind hier vor allem
einzelne sehr warme Ausreißer auffällig sowohl für gewählte Punkte im Norden als
auch im Süden. Ab Donnerstag bestehen die Signale dann nur noch aus Rauschen und
lassen keine vernünftige Aussage mehr zu.
Äußerst auffällig ist die Diskrepanz zwischen Ensembles und deterministischen
Läufen der Modelle. Gerade die gezeigten, teils enormen Niederschlagsmengen am
Montag und Dienstag spiegeln sich weder in den Wahrscheinlichkeiten noch in den
Perzentilwerten der Ensembles wider. Maximale Unsicherheit also, bei der nichts
weiter übrig bleibt, als in den nächsten Tagen weitere Vorhersagen abzuwarten.

Die Cluster zeigen zunächst allesamt weiteres „Blocking Open End“. Damit liegt
die Vermutung nahe, dass uns die bestehende Wetterlage weiter mit jeder Menge
Persistenz beglückt. Erst in der erweiterten Mittelfrist bis t+240h deutet sich
ein Geopotentialumbau hin zu einem antizyklonalen Muster über Mitteleuropa an.
Zwei Drittel der Member bevorzugen dabei eine Hochdruckbrücke über Mittel- und
Südeuropa mit zonaler Strömungsausprägung und eventuell noch leicht zyklonalem
Einfluss im Norden (+NAO-Regime). Das andere Drittel präsentiert sich deutlich
nördlicher und verwellter, teilweise mit „High over Low“-Mustern, weswegen diese
Lösung ebenfalls als Blocking kategorisiert wurde.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Weiter anhaltende Gewitter mit Starkregen. Vor allem am Montagabend im Übergang
zum Dienstag sowie am Dienstag selber kommt es zunächst im Süden, später auch in
der Mitte und im Osten wahrscheinlich zu markanten Gewittern, am Dienstag auch
zu ungewittrigen Starkregenfällen. Dabei sind auch Unwetter nicht
ausgeschlossen. Diese treten wahrscheinlich nur regional auf, lassen sich aber
Stand heute noch nicht weiter eingrenzen.
Ab Donnerstag sind neuerliche markante gewittrige Starkregenfälle aus den Alpen
heraus gering wahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, -ENS, ICON, -ENS

VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch