S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.05.2024 um 10.30 UTC

Blockierung in höheren Breiten sorgt für Sumpflage unter schwachen
Tiefdruckeinfluss über Mitteleuropa: Starkregen mit Unwetterpotenzial vorwiegend
am Freitag.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 28.05.2024

Zum Beginn des Mittelfristzeitraums hält die Blockierung in hohen Breiten, die
uns schon in den vergangenen Wochen beschäftigt hat, weiter an. Niedriges
Geopotenzial erstreckt sich über Grönland, während ein blockierendes Hoch über
Nordosteuropa eine Brücke zu einem Nordmeerhoch über Skandinavien schlägt. Über
Westeuropa befindet sich ein Cut-Off-Tief mit einem diffusen Zentrum über
England und über Nordfrankreich. Deutschland befindet sich auf der Vorderseite
dieses Cut-Off-Tiefs in einem sehr schwach gradlinigen Gebiet in einem
Tiefdrucksumpf. Dabei wird am Freitag eine Tiefdruckrinne über der Mitte
Deutschlands simuliert. In der Mitte und im Süden Deutschlands liegt dabei eine
mäßig labile Luftmasse mit CAPE-Werten um 500 J/kg. Im Tagesverlauf bilden sich
dort Schauer und kräftige Starkregengewitter, die hohes Potenzial zur
Verclusterung haben und größere Niederschlagssummen in kurzer Zeit bringen
können. IFS simuliert den Schwerpunkt über Teilen von NRW und RLP mit
Niederschlagsspitzen bis zu 60 mm. Somit besteht besonders in der Mitte erhöhtes
Unwetterpotenzial.

Am Samstag verlagert sich der flache Höhentrog von Westfrankreich ostwärts und
schwächt sich dabei weiter ab. An seiner Nordostflanke zieht in ein
kleinräumiges flaches Bodentief über den Norden Deutschlands. Vor allem in
seinem Bereich kommt es bei geringer Labilität zu konvektiven Niederschlägen,
die laut Niederschlagsprognosen nicht mehr die Intensität des Vortags erreichen.

Am Sonntag bildet der Trog einen Cut-Off über Italien, die Achse des
Trogresiduums liegt über Deutschland. Dabei fließt etwas kühlere und stabilere
Luft nach Deutschland. Zudem setzt sich bodennah leichter antizyklonaler
Einfluss durch, sodass die Intensität der Schauer voraussichtlich nicht mehr die
der Vortage erreicht.

Am Montag schwächelt der Block über Nordosteuropa weiter, sodass der
angesprochene sich Trog langsam ostwärts verlagern kann. Rückseitig baut sich
ein Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln auf, das einen flachen Bodenkeil
nach Mitteleuropa schiebt. Bei schwacher Labilität kommt es vor allem im
Trogbereich in der Osthälfte zu Schauern und Gewittern.

Im weiteren Verlauf schwächt sich der Block über Nord- und Nordosteuropa weiter
ab. Deutschland verbleibt unter schwachen Luftdruckgegensätzen. Auch wenn am
Dienstag vorübergehend ein schwacher Höhentrog wirksam sein sollte, setzt sich
im weiteren Verlauf eine Trogvorderseite mit Schauern und Gewittern durch. Dabei
wird etwas wärmere, aber auch feuchtere Luft herangeführt. Ein Ende der
Sumpflage ist also auch im neuen Lauf nicht in Sicht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großräumige Wetterlage wird im Vergleich zu den Vorläufen recht ähnlich
simuliert. Die Niederschlagsintensität hat sich am Freitag über NRW im neuen
Lauf nochmals deutlich verstärkt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON rechnet die größten Regenmengen am Freitag mit über 50 mm in Belgien. GFS
mit bis zu 40 mm über Niedersachsen.

Ansonsten ist die Simulation der Großwetterlage recht ähnlich. Auch laut den
anderen Modellen soll sich die Sumpflage bis weit in den Mittelfristzeitraum
weiterhin fortsetzten, allerdings mit etwas abnehmendem Unwetterpotenzial ab
Sonntag.

Während sich im IFS der Block im erweiterten Mittelfristzeitraum abschwächt,
rechnet GFS eine erneute Stärkung des Omegablocks über Nordosteuropa. Für uns
würde sich dann wenig Änderung ergeben. An seiner Südwestflanke wären wir
weiterhin im schwachgradientigem Bereich auf der Vorderseite eines Troges über
Frankreich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen bestätigen im Wesentlichen bis Montag die Version des
Hauptlaufes. Ab Montag ist der Hauptlauf bezüglich des Geopotenzials am unteren
Rand des Ensembles, was auf einen stärkeren Trogeinfluss im Hauptlauf hinweist.
Konvektive Niederschlagsspitzen lassen sich tagsüber über dem gesamten
Vorhersagezeitrum erkennen, mit Schwerpunkt am Freitag in der Mitte und im
Süden. Allerdings ist die Streuung relativ groß. Ab dem Wochenende werden dann
nur noch weniger starke Spitzen simuliert.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass uns die Sumpflage, mit ab dem Wochenende
zumindest vorübergehend abnehmendem Regen und Unwetterpotenzial, mit
wechselhaften, für die Jahreszeit etwas zu warmem Wetter bis mindestens Mittwoch
nächster Woche erhalten bleibt. Die meisten Cluster zeigen auch darüber hinaus
ein Fortsetzen der Blockadelage. Allerdings bleibt unsicher, wo der Keil
vorstößt. Die knappe Mehrheit aller Ensembles favorisiert eine Trogvordersite
für Mitteleuropa, teilweise mit Westeinschlag, während die anderen Cluster eine
stabile Hochdrucklage über Mitteleuropa berechnen. Es bleibt also spannend, ob
es in der erweiterten Mittelfrist zu einem Zirkulationswechsel kommt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wetterlage birgt vor allem am Freitag ein erhöhtes Unwetterpotenzial in der
Tiefdruckrinne über der Mitte bezüglich Starkregens (auch mehrstündig) und
Gewittern mit Starkregen. Von den Morgenläufen wird der Schwerpunkt im
westlichen Teil der Tiefdruckrinne über dem Westen Deutschlands gesehen. Die
Position divergiert zwischen den Modellen teilweise mehr als 100 km. Die
Konsistenz der Modelle ist schlecht. Die Ensembles divergieren räumlich,
zeitlich und in der Intensität erheblich, wodurch sich nur geringe
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen ergeben. Während die IFS-ENS inklusive EFI
ein schwaches Maximum Richtung NRW sehen, hat COSMO-LEPS die höchsten
Wahrscheinlichkeiten über Hessen und Thüringen berechnet. Diese geringen
Wahrscheinlichkeiten sollen nicht über das Unwetterpotenzial hinwegtäuschen.
Dass es nicht nur lokal, sondern auch regional Unwetter geben kann, gilt dennoch
als wahrscheinlich. Die Frage bleibt nur, wo. Dazu müssen noch weitere Läufe,
insbesondere der Lokalmodelle, abgewartet werden. Bis dahin wird das Warnpolygon
in der Wochenvorhersage noch grob über ein relativ großes Gebiet gehalten. Wobei
tendenziell die ICON-6z-Variante zu bevorzugen ist, da sie erstmals konsistent
zum Vorlauf ist und ICON in den vergangenen Tagen mit dem Starkregenpotenzial
gut umgehen konnte.

Auch im weiteren Verlaufe kann es immer wieder Gewitter mit auch unwetterartigem
Starkregen geben. Dabei handelt es sich dann eher um lokale statt regionaler
Ereignisse. Die Unwetterwahrscheinlichkeit nimmt dabei bis Dienstag
voraussichtlich ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
Niederschlag: Freitag: ICON, ab Samstag IFS/ICON/ENS, Temperatur/Wind: MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold