S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.05.2024 um 10.30 UTC

Wechselhaft und mäßig warm mit teils starken Gewittern

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.05.2024

Am Samstag, erster Tag der Mittelfrist, setzt sich am Boden vorübergehend
schwacher Hochdruck (knapp über 1016 hPa) in Deutschland durch. Allerdings liegt
über Westeuropa tiefer Luftdruck. Dabei befindet sich ein Tiefzentrum über den
Britischen Inseln und ein weiteres westlich vor der Biskaya. Auch über
Südosteuropa liegt tiefer Luftdruck. Gestützt werden die Bodentiefs von
korrespondierenden Höhentiefs, die anfangs noch eine Rinne vom Atlantik bis in
die Ägäis bilden. Das Höhentief südöstlich von uns verliert tagsüber an
Einfluss. Das Höhentief im Westen jedoch dehnt seinen Einfluss ostwärts aus. Mit
einem Randtrogdurchgang von Süd nach Nord wird die noch liegende Feuchte der
Front vom Vortag gehoben und es kommt zeit- und gebietsweise zu Schauern,
vereinzelt sind auch Gewitter mit Starkregen möglich. Mit nur 2 Grad in 850 hPa
im Westen erreicht die Temperatur dort etwa 19 Grad. Im Osten liegen um 8 Grad,
entsprechend sind hier bis 23 Grad möglich. In der Nacht zum Sonntag folgt ein
weiterer Randtrog und aus Frankreich zieht ein Bodentief ins Land, das die
Schauer vom Tage einfängt und unter Verstärkung und mit zunehmend skaligem
Charakter nordwärts führt. Zum Morgen liegen Bodentief und Höhentrog über der
Deutschen Bucht. Mit südwestlicher Strömung gelangt feuchte Luft zu uns, die
unter leichtem Tiefdruckeinfluss auch im übrigen Bundesgebiet für Schauer sorgt.

Am Sonntag dreht sich das Tief über Westeuropa und von Westen sinkt der
Luftdruck auch bei uns. Auf der Vorderseite strömt aus Süden und Südwesten
feuchte Luft ins Land. Sie sorgt in der Westhälfte für wiederholte Schauer,
einzelne Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Nach Osten hin ist die Luft etwas
trockener, allerdings hängt hier noch der Trog der Vornacht, was besonders im
Nordosten zu Schauern führen kann. Mit der südlichen Strömung fließt etwas
mildere Luft ein, die sich in der Höhe durch 5 bis 10 Grad auszeichnet. Am Boden
steigt die Temperatur meist über 20 Grad.

In der Nacht zum Montag und am Montag selbst verlagert sich das Tief nach
England und in die Nordsee. Zunächst liegen wir auf der Tiefvorderseite im
Zustrom feuchter und milder Luft aus Süden/Südwesten. In der zweiten Tageshälfte
dehnt sich der Tiefdruckeinfluss in den Nordwesten unseres Landes aus. Der
Höhentrog reicht von Ostengland bis nach Frankreich, der Bodentrog von Dänemark
bis in den Südwesten Deutschlands. In den Abend- und Nachtstunden zieht der
Bodentrog ostwärts über uns hinweg. In ihm etabliert sich eine Luftmassengrenze,
die im Süden des Landes zu schleifen beginnt.

Am Dienstagmorgen liegt die Front über dem Osten und Süden des Landes. Sie wird
im Tagesverlauf im Osten langsam ostwärts verdrängt. Ausgebremst wird sie im
Osten von einem umfangreichen Hochdruckgebiet über Finnland und Westrussland. Im
Süden bliebt die Front liegen. Ein Tief über Italien sorgt für anhaltende
Feuchtezufuhr und so kommt es besonders an den Alpen zu länger anhaltendem
Regen. Der Höhentrog liegt knapp westlich von uns und induziert im Tagesverlauf
vor allem in der Westhälfte wiederholt Schauer. Einzelne Gewitter sind nicht
ganz ausgeschlossen. In der Nacht zum Mittwoch lässt die Schauerneigung nach,
allerdings liegt im Süden noch feuchte Luft, die Feuchtezufuhr lässt nur langsam
nach.

Am Mittwoch schwenkt der Höhentrog herein und zieht bis Donnerstagmorgen in den
äußersten Osten. Der Trog sorgt verbreitet für Schauer und auch stellenweise für
Gewitter. Zwischen dem Hochdruckgebiet, das von Frankreich bis nach Island
reicht, und tiefem Luftdruck über Südskandinavien strömt aus Nordwesten
allmählich kühlere Luft ins Land. Am Donnerstag liegen über der Nordhälfte 0 bis
-3 Grad in 850 hPa. Im Süden liegt mit 0 bis 6 Grad mildere Luft. In höhenkalter
Luft sind vor allem über der Nordhälfte Schauer wahrscheinlich. Erst mit der
Verlagerung des Bodentiefs Richtung Polen in der Nacht zum Freitag fließen die
negativ temperierten Luftmassen auch in den Süden Deutschlands.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Auch heute gibt es keine Konsistenz zwischen den Modellläufen des IFS in der
Mittelfrist. Am Samstag sind die 0z Läufe noch einigermaßen ähnlich mit uns auf
der Trogvorderseite und zunehmendem Tiefdruckeinfluss. Der gestrige 12z Lauf
bietet eine vollkommen andere Lösung mit Bodenhoch statt Tiefvorderseite. Erst
am Dienstag ist da ein Bodentief zu finden, dass allerdings unter den Höhenkeil
läuft. Die 0z Läufe simulieren zur Wochenmitte einen Trogdurchgang, allerdings
mit unterschiedlichen Höhenbedingungen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit anderen Modellen ergibt nur rudimentär Ähnlichkeiten. Das
Höhentief über Westeuropa ist bei IFS wesentlich ausgeprägter. Der Einfluss des
Skandihochs nächste Woche wird in allen Modellen anders, bei IFS jedoch am
geringsten simuliert. In der erweiterten Mittelfrist scheint sich von Nordwesten
kältere Luft durchzusetzen. Allerdings ist IFS mit stärkerem Tiefdruckeinfluss
deutlich schneller und kälter als GFS, das mehr Hochdruckeinfluss über
Deutschland sieht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert in jedem Zeitschritt mehrere Lösungen, bilden aber
zumeist die blockierende Lage ab. Immerhin liegen Haupt- und Kontrolllauf heute
in den „vorderen“ Clustern, werden also von einer Mehrzahl der Ensembles
gestützt. Im ersten Zeitschritt liegen Haupt- und Kontrolllauf im ersten
Cluster, der von Blocking am Freitag zu NAO- am Samstag und Sonntag schwenkt.
Der zweite Zeitschritt bietet fünf Lösungen, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
zwei, der von anfangs NAO- am Dienstag und Mittwoch auf Blocking wechselt. Die
Unterschiede zwischen Cluster eins und zwei sind für Deutschland eher gering,
beide haben 14 Member. Cluster drei bis fünf sehen hingegen deutlich anders aus,
sind mit einer Verteilung von 8:8:7 aber nicht gerade überrepräsentiert. Die
erweiterte Mittelfrist wird von drei Clustern beschrieben. Haupt- und
Kontrolllauf liegen in Cluster eins mit 24 Membern. Cluster zwei hat noch 22
Member, aber den Keil deutlich breiter und weiter östlich, was eher dem
aktuellen GFS entspricht und gegen den Kälteeinbruch wäre.

Die Rauchfahnen weisen den normalen Spread in der Mittelfrist auf. Der Hauptlauf
fügt sich über eine lange Zeit mittig ein. Zum Ende der kommenden Woche liegt er
sowohl bei der T850 als auch beim Geopotential am unteren Ende der Ensembles und
punktuell sogar darunter. Das spricht ebenfalls eher gegen den Kälteeinbruch des
aktuellen Laufs.

Die Ensembles der anderen Modelle sehen vom Trend her ähnlich aus. Der Hauptlauf
des ICON ist am kommenden Wochenende kälter als die Mehrheit der Ensembles. Beim
GFS ist der operationelle Lauf zur Wochenmitte teils wärmer als die Mehrheit.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Abgesehen von gelegentlichen Gewittern mit Starkregen und vereinzelt stürmischen
Böen sind in weiten Teilen der Republik keine markanten Wettergefahren im
Mittelfristzeitraum zu erwarten. An den Alpen ist teils länger anhaltender Regen
möglich, dabei kann die Dauerregenstufe von 30 l/qm in 24 Stunden überschritten
werden.

Im EFI sind für kaum einen Parameter ernst zu nehmende Signale zu finden. Nur
bei CAPE und CAPE/SHEAR springt der EFI am Samstag und Sonntag regional im Osten
und Nordosten an.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, MOS-EZ

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn