SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.04.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Im Westen am Dienstag und Mittwoch geringes Gewitterrisiko. In Sachsen
Dienstagnachmittag aufkommender Böhmischer Wind.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland in einer südwestlichen Strömung zwischen
einem breit angelegten Langwellentrog über dem Nordatlantik und einem Rücken,
der sich vom zentralen und östlichen Mittelmeer bis ins Baltikum aufgewölbt hat.
Ein Ausläufer des Tiefs DUNJA mit Zentrum vor der Norwegischen Küste liegt dabei
aktuell am heutigen Montagabend quer über uns auf einer Linie Eifel – Harz –
Vorpommern. Der Ausläufer trennt sehr milde Luft südöstlich davon mit T850 hPa
von 9 bis 14 Grad von deutlich kühlerer nordwestlich davon mit T850 hPa von 3
bis 8 Grad.
Die wellende Front verlagert sich im Laufe der Nacht Richtung Nordwesten,
Dienstagfrüh soll sie auf einer Linie Niederrhein – Deutsche Bucht – nördliches
Schleswig-Holstein ankommen. Im Frontbereich wird ein wenig Feuchtigkeit
mitgeführt, die zusammen mit WLA für Wolken sorgt. Gebietsweise kann es auch
etwas regnen, mehr als 0,5 bis 3 l/qm simulieren die Modelle aber kaum. Abseits
der nach Nordwesten driftenden Front ist es locker, nach Osten und Südosten hin
teils gering bewölkt oder klar und trocken. Ob sich stellenweise Nebel bildet,
wie die deutsche Modellkette es berechnet, ist unsicher, zumal es in der
vergangenen Nacht zum Montag auch nicht geklappt hat.
Der Wind weht schwach aus unterschiedlichen Richtungen, im Norden teils mäßig
und aus Ost bis Nordost.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 14 Grad im Osten und 5 Grad im Süden.

Dienstag … stehen sich Trog und Höhenhoch weiter gegenüber. Der Trog weitet
sich jedoch in die Biskaya aus, womit die Höhenströmung bei uns auf Süd dreht.
Darüber hinaus schwenkt ein aus dem Trog abgetropftes Höhentief über dem Süden
Spaniens allmählich in östliche Richtung zu den Balearen, was im Südwesten und
Westen Deutschlands für Druckfall sorgt.
Die Front im Nordwesten wird mit der Strömung weiter nach Norden und Nordwesten
abgetrieben. Allerdings gibt es in ihrem Bereich am Vormittag noch ein wenig
Regen an der Grenze zu Benelux und in Nordfriesland, bevor es dort nachmittags
meist trocken bleibt.
Das liegt auch an der zumeist antizyklonal konfigurierten Höhenströmung, die
trotz leicht flatternder Anteile kaum Hebungsimpulse liefert. Daran kann auch
der Druckfall im Südwesten nichts Wesentliches ändern. Da die Luft im Westen und
Süden aber etwas feuchter ist als nach Osten hin, könnte es möglicherweise
mithilfe des Tagesgangs und der Orografie für die Auslösung lokaler Schauer und
Gewitter reichen. Während ICON-D2 und UK10 bezüglich Konvektion fast nichts
anbieten, gibt es bei AROME zumindest über dem westlichen Bergland schwache
Signale. Bei Auslösung ständen den Schauern reichlich ML-CAPE zur Verfügung,
lokal sind bis um 1500 J/kg vorhanden. Dem gegenüber steht allerdings reichlich
CIN, wobei die Werte flächendeckend 25 bis 100 J/kg betragen, was die Auslöse
ungemein erschwert. Die PPW’s liegen bei 20 bis 25 mm, aber auch dieses
„Potenzial“ dürfte kaum abgegriffen werden.
Im Rest des Landes ist es heiter oder sonnig und durchweg trocken. Mit der
Strömung heranwehender Saharastaub könnte den ungetrübten Sonnenschein etwas
stören, wobei dann auch die Höchsttemperaturen leicht gedämpft werden würden.
Durch den Druckfall im Südwesten nimmt der Gradient nach Osten und Nordosten hin
zu, sodass er dort ein wenig auffrischt. Im östlichen Sachsen kommt damit der
Böhmische Wind in Gang, der erste steife Böen Bft 7 aus Südost bringt. Ansonsten
weht nach Osten hin mäßiger, nach Westen hin teils nur schwacher Wind um Ost.
Die Temperaturen steigen auf 15 bis 22 Grad an der See, auf 21 bis 26 Grad im
Westen und auf 25 bis 29 Grad sonst.

In der Nacht zum Mittwoch kippt die Höhenströmung weiter auf Südost, weil das
abgetropfte Höhentief über den Balearen mittlerweile Sardinien erreicht und der
Trogrest sich Richtung Iberische Halbinsel amplifiziert. Der Druckfall im
Südwesten hält dadurch an, gegen Morgen wird über dem Rhein-Main-Gebiet sogar
ein kleines Tief mit einem Kerndruck von 1006 hPa simuliert. Hebungsimpulse
bleiben rar gesät, womit die Konvektion immer noch überschaubar bleibt. Weiter
westlich über Frankreich sieht das schon anders aus, dort werden einige kräftige
Cluster gezeigt, die uns aber wahrscheinlich nicht erfassen. Nur AROME zeigt
tatsächlich einen schwachen Streifschuss mit leichten Regenfällen vom Saarland
bis zur Eifel.
In den anderen Regionen überwiegt antiyzklonaler Einfluss, wobei es locker,
gering bewölkt oder klar und trocken ist. Hier und da Nebel ist vor allem nach
Westen mit geringer Wahrscheinlichkeit denkbar.
Der Böhmischer Wind nimmt mit weiterem Druckfall zu, in höheren Lagen sind erste
stürmische Böen Bft 8 möglich.
Die Temperaturen sinken auf 14 bis 6 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … ist den Ausführungen des Frühkollegen nicht viel hinzuzufügen. Die
Großwetterlage ändert sich nur geringfügig, das Potenzial für Schauer und
Gewitter im Westen bleibt gering, da CIN immer noch Werte von 25 bis 100 J/kg
aufweist. So bleibt der Modelloutput bezüglich Schauern und Gewittern weiterhin
zurückhaltend bzw. wird mit den neuesten Modellläufen von 12 UTC noch weiter
zurückgerechnet. Erneut müssen wohl Tagesgang und Orografie ihr Scherflein dazu
beitragen, damit die Auslöse lokal überhaupt erreicht wird. ML-CAPE bis 1500
J/kg und PPW’s von 20 bis 25 mm wären dann natürlich für die eine oder andere
Überraschung gut, aber auch das wird von den Modellen negiert. Im Übrigen sollen
Schauer oder Gewitter auch in der Nacht zum Donnerstag weitgehend außen vor
bleiben.
In Ergänzung muss allerdings noch erwähnt werden, dass der Gradient im Osten und
Nordosten durch den Druckfall weiter zunimmt und etwa nordöstlich der Elbe bis
ins Tiefland steife Böen Bft 7 aus Südost auftreten. Der Böhmischer Wind führt
in Sachsen zum Teil zu stürmischen Böen Bft 8 bis in die Täler. In der Nacht zum
Donnerstag lässt der Wind bei Drehung auf Ost wieder nach.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren ähnlich. GFS ist vermutlich wie so häufig in konvektiven
Wetterlagen zu progressiv mit den Niederschlägen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler