SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.04.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zunächst noch wechselhaftes und kühles Aprilwetter mit etwas Schnee im höheren
Bergland. Anfangs an der Nordsee noch Böen Bft 8 möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … In der Nacht zum Mittwoch wandert das Höhentief südlich von
Deutschland von Korsika zur nördlichen italienischen Adriaküste. Es sorgt im
Südosten für Aufgleiten in der Höhe und weiteren Hebungs-, Wolken- und
Feuchtigkeitsnachschub, wobei sich die Niederschläge auf die Gebiete südöstlich
einer Linie Bodensee – Niederbayern zurückziehen. Die Niederschlagsmengen
betragen meist nur 0,5 bis 7 l/qm, im äußersten Südosten lokal über 10 l/qm in
12 Stunden (ICON-EU, -D2). Die Schneefallgrenze kann wieder auf 400 bis 600 m
sinken, entsprechend muss oberhalb davon mit Neuschneemengen der gleichen
Größenordnung in cm gerechnet werden.
Auf der anderen Seite zieht ein zweites hoch reichende Tief von Norddänemark zur
Elbmündung, wobei seine Okklusion auf den Nordwesten übergreift. Sie kommt im
Laufe der Nacht auf eine Linie Hunsrück, Harz, westliche Ostsee voran mit 0,5
bis 6 l/qm in 12 Stunden im Gepäck. In den zentralen höheren Mittelgebirgen
schneit es dann, wobei die Schneefallgrenze dort ebenfalls bei etwa 400 bis 600
m liegt. Seitens der Modelle ist der Neuschneezuwachs jedoch meist nur dürftig.
In den Gebieten dazwischen ist es nachts trocken mit Auflockerungen, bei meist
aber nur noch schwachem Wind allerdings mit der Gefahr örtlichen Nebels.
Die Temperaturen sinken auf 5 bis 1 Grad unter den Wolken im Nordwesten, sonst
auf 2 bis -3 Grad. Frost tritt vor allem bei längerem Aufklaren auf.

Mittwoch … nistet sich das Höhentief zusammen mit dem Bodentief über
Norddeutschland ein (östl. Niedersachsen). Ein weiterer Randtrog mit
abgeschlossenem Drehzentrum verlagert sich über der Norwegischen See
südsüdwestwärts, wodurch sich der gesamte Langwellentrogkomplex etwas nach
Westen ausweitet. Das Höhentief über der nördlichen Adria füllt sich im
Tagesverlauf auf und wird zu einem Randtrog, der sich Richtung Balkan verlagert.

Da der zum Höhentief gehörige Trog amplifiziert, kann sich die Höhenkaltluft mit
-30 bis -33 Grad nahezu auf das gesamte Vorhersagegebiet ausbreiten, die 850
hPa-Temperatur steigt tagesgangbedingt ein wenig an, auf etwa -3 bis -4 Grad,
was zu einer weiteren Labilisierung der Luftmasse führt.
Die Okklusion des Tiefs überquert bis zum Abend mit nur leichten Niederschlägen
auch den Südosten des Landes. Im Vorfeld klingen die Aufgleitniederschläge an
den Alpen aber zunächst ab.
Postfrontal lebt dann mit Unterstützung durch den Tagesgang die Schauertätigkeit
deutlich auf, die höhenkälteste Luftmasse befindet sich über dem
Nordwesten/Westen und später über der Mitte des Landes. Kurze Graupelgewitter
sind ebenfalls möglich, am ehesten dort, wo vorher mit etwas Einstrahlung auch
ein wenig Cape generiert werden konnte. Die wenigsten Schauer gibt es wohl im
Osten, Nordosten sowie an den Küsten und ganz im Süden.
Insgesamt bleiben die Mengen aufgrund des niedrigen Flüssigwassergehaltes der
Luftmasse (PPWs meist 9 bis 12 mm) überschaubar, lediglich im Bereich von
Schauerstraßen (insbesondere im Westen und Nordwesten) bzw. im Nordweststau
einiger Mittelgebirge fallen über 5 l/qm. Die Schneefallgrenze schwankt dabei,
je nach Intensität der Schauer, zwischen 400 und 800 m, vor allem oberhalb von
800 m können sich ein paar Zentimeter Neuschnee akkumulieren, bei kräftigeren
Schauern kann es aber auch in tieferen Lagen durchaus mal kurzzeitig glatt
werden.
Die Sonne zeigt sich am ehesten an den Küsten sowie im Nordosten und Osten,
während es in den Staulagen der Mittelgebirge und am Alpenrand meist stark
bewölkt bleibt. Die Temperaturen können im Tagesverlauf je nach Schauertätigkeit
stark schwanken, meist liegen die Höchstwerte jedoch zwischen knapp unter 5 Grad
in den Mittelgebirgen und 11 Grad mit etwas Sonne in der Lausitz. In den
Kammlagen der Mittelgebirge wird die null Grad kaum überschritten und bei
kräftigeren Schauern kann es auch in tiefen Lagen mal auf unter 5 Grad
runtergehen.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das Drehzentrum des Höhentiefs
allmählich nach Ostbrandenburg (500 hPa), während der Randtrog weiter nördlich
über der zentralen Nordsee abtropft, so dass beide einen Dipol ergeben. Bis
Donnerstagfrüh wird an der Ostflanke dieses Komplexes ein weiterer kurzwelliger
Randtrog über Osteuropa nordwärts geführt.
Mit diesem interagiert ein Bodentief, welches unter Vertiefung vom westlichen
Weißrussland nach Litauen zieht. Das alte Bodentief über Norddeutschland geht
über in eine Tiefdruckrinne zwischen dem Nordseetief und dem litauischen Tief,
deren Achse Donnerstagfrüh über dem Nordosten liegt. Gleichzeitig schiebt sich
ein flacher Hochkeil zu den Alpen vor und beeinflusst vor allem das Wetter im
Südwesten.
Die höhenkälteste Luftmasse zieht langsam über die Mitte des Landes südostwärts
und in dieser Region (vom westlichen bzw. zentralen bis in den ostbayerischen
Mittelgebirgsraum) gibt es (bei inzwischen bis zu -33 Grad in 500 hPa) im Laufe
der Nacht noch die meisten Schauer, während sonst die Schauertätigkeit mehr und
mehr in die Knie geht. Bei wieder auf etwa -4 bis -6 Grad zurückgehenden 850
hPa-Temperaturen sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 400 m. Die Mengen bleiben
aber überschaubar, die Neuschneehöhen betragen, mal abgesehen von kleinräumigen
Schauerstraßen bzw. einzelnen Staulagen (wo lokal eng begrenzt durchaus auch mal
5 bis 10 cm in kurzer Zeit fallen können), meist weniger als 4 cm. Auch im Stau
der Alpen schneit es häufiger, teils bis in tiefe Lagen, mit etwa 5 cm
Neuschnee, stellenweise mehr.
In einigen Regionen, verbreitet vor allem im Norden und Nordosten, bleibt es
dagegen fast trocken und die Wolken lockern auch zeitweise mal stärker auf, am
ehesten in der Osthälfte. Dann kann es erneut leichten Frost geben, ebenso im
Bergland, während es bei dichter Bewölkung meist frostfrei bleiben sollte.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … verläuft die Wetterentwicklung im Wesentlichen so, wie
in der Frühübersicht beschrieben.
Südlich des zur südlichen Nordsee ziehenden hochreichenden Tiefs kippt die
Strömung auf West, in der unteren Troposphäre teils auf Südwest. Letztlich wird
es aber nur wenig milder mit Tageswerten verbreitet um die 10 Grad. Dadurch,
dass im Süden die höhenkalte Luft nach Osten abzieht und damit nur noch im
Norden und Nordwesten vorhanden ist, sinkt die Gewittergefahr. Lediglich im
Norddeutschen Tiefland ist mit kurzen Graupelgewittern mit steifen Windböen zu
rechnen, denn im Süden bildet sich durch den Temperaturanstieg in der Höhe und
durch einen flachen Keil eine Inversion bei rund 700 hPa. Damit sind zwar noch
Schauer möglich, aber die Regenmengen belaufen sich lediglich auf 0,5 bis 4
l/qm, im Norden vereinzelt auf 5 l/qm oder etwas mehr innerhalb von 12 Stunden.
Bei auf -2 bis -3 Grad steigender Temperatur in 850 hPa steigt die
Schneefallgrenze auf etwa 700 bis 800 m und nur in den Kammlagen kann sich
örtlich etwas Schnee akkumulieren. Vor allem im Südwesten gibt es auch trockene
Regionen. Abgesehen von den Gewittern und den anfänglichen Glättewarnungen im
Bergland sind meist keine Warnungen erforderlich.

In der Nacht zum Freitag bringt das nach Schleswig-Holstein ziehende
hochreichende Tief dem Nordwesten und Norden Schauerwetter, Gewitter sind dann
aber unwahrscheinlich. Nach Südosten hin klart es örtlich auf und hier kann es
leichten Frost zwischen 0 und -3 Grad, in den Alpentälern bis -5 Grad geben.
Auch in den Mittelgebirgen oberhalb 600 m ist es teils frostig. Sonst kühlt es
meist auf 5 bis 1 Grad ab mit Bodenfrost bei Wolkenlücken.

Modellvergleich und -einschätzung

Die externen Modelle simulieren recht ähnlich, so dass sich für das
Warnmanagement keine Differenzen ergeben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden