S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.04.2024 um 10.30 UTC

Mit einer Südströmung kommt der Frühling zurück.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 29.04.2024

Am Donnerstag überdeckt ein Langwellentrog große Teile Nord- und Mitteleuropas
und bringt mit höhenkalter Polarluft wechselhaftes und kaltes Aprilwetter. Im
höheren Bergland ist es noch winterlich mit Schneeschauern. Im Westen und
Südwesten deuten sich antizyklonalere Verhältnisse und eine gewisse
Stabilisierung an. Die Strömung dreht zwar langsam auf westliche Richtungen, die
Frostgefahr ist aber auch in der Nacht zum Freitag nicht gebannt.
Am Freitag formiert sich ausgehend von einer Austrogung von Grönland her über
Westeuropa ein Langwellentrog. Ebenso wie im Bodendruckfeld sind Drehzentren bei
Spanien und über der Nordsee, bzw. Südskandinavien vorhanden. Die Strömung über
Deutschland glättet sich und dreht auf Westsüdwest, da der Troganteil bei uns
nach Nordosten abzieht. Damit wird die Zufuhr von milderen Luftmassen
eingeleitet. Die 0°C Isotherme in 850 hPa liegt im Tagesverlauf über
Norddeutschland. Insbesondere über der Nordwesthälfte bleibt es wechselhaft, für
den Südosten deutet sich schwacher Hochdruckeinfluss an. Örtlich sind nahe 15°C
als Maximum möglich und die Frostgefahr in der Nacht zum Samstag beschränkt sich
im Wesentlichen aufs Bergland.
Am Samstag greift der Trog auf die Biskaya über und die Höhenströmung über
Mitteleuropa dreht auf Südwest. Sie wird infolge verstärkter Warmluftadvektion
vor einem Tief bei der Bretagne aber auch antizyklonaler. Über Osteuropa baut
sich ein blockierendes Hochdruckgebiet auf, was die bodennahe Strömung auf Süd
bis Südost drehen lässt. In den Alpen könnte es föhnig werden mit weiterem
Temperaturanstieg in 850 hPa auf nahe +10°C auf der Alpennordseite. Aber auch
sonst zeigt der Temperaturtrend weiter nach oben bei vermehrt freundlichen
Abschnitten und leichtem Absinken sind gebietsweise 20°C möglich. Nachtfrost
tritt kaum noch auf.
Am Sonntag hält das blockierende Hoch über Osteuropa die Stellung, während der
Trog über Nordwest- und Westeuropa etwas Richtung Deutschland vorankommt. Das
liegt nicht zuletzt daran, dass ein eingelagertes Tief nach England ziehen
sollen und die zugehörige Kaltfront Benelux, eventuell auch Westdeutschland
erreicht. Ob auch für Westdeutschland Gewitter mit dabei sind, ist noch offen.
Präfrontal verstärkt sich die Zufuhr warmer Luft weiter (im SE > +10°C in 850
hPa) und es scheint vielfach die Sonne. In den Alpen stellt sich eine Föhnlage
ein.
Am Montag greift der Trog auf Frankreich über, die Strömung dreht ganz auf Süd
und die Kaltfront gerät über Westdeutschland ins Schleifen. Während dort Regen
und Gewitter möglich sind, scheint präfrontal unter dem Einfluss des
osteuropäischen Hochs häufig die Sonne. Die Advektion warmer Luftmassen aus dem
Mittelmeerraum verstärkt sich leicht und stellenweise sind nahe 25°C möglich. In
den Alpen geht die Föhnlage weiter.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich warmes, aber leicht wechselhaftes
Wetter auf der Trogvorderseite an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist wegen der vielen Unsicherheiten in
den kurzen Wellen nur mäßig. Der Trend zu einem deutlichen Temperaturanstieg und
dem Übergang von einer Troglage in eine Südlage ist unstrittig. Der Weg dahin
ist unsicher. Die Temperaturen gehen wahrscheinlich um 10 bis 15 K nach oben und
die Niederschlagsneigung nimmt vorübergehend ab.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Schon zu Beginn am Donnerstag liefern die Modelle im Detail abweichende Felder.
Den Trend zur Advektion viel wärmerer Luft haben in der Folge zwar auch GFS,
ICON und UKMO auf der Karte, die genauen Abläufe unterscheiden sich aber
deutlich. So wird im UKMO beispielsweise die kühle Luft auch mittelfristig im
Norden nicht ausgeräumt und die Abläufe sehen insgesamt zyklonaler aus. Mit
Wochenwechsel (Sonntag/Montag) wird im ICON (wie übrigens auch gestern 00z im
IFS) die warme Luft durch eine Kaltfront rasch wieder ostwärts abgedrängt. GFS
ähnelt dann eher den Europäern mit der über Westdeutschland schleifenden
Kaltfront.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die Aussagen des Hauptlaufs.
Mittelfristig gibt es einen starken Temperatur- und Geopotentialanstieg, der
ohne große Ausreißer mitgetragen wird. In 850 steigen die Werte von anfangs ca.
-5°C auf +5 bis +10°C am Wochenende. Verstärkter Hochdruckeinfluss lässt die
Niederschlagssignale am Samstag und Sonntag abklingen, mit dem Wochenwechsel
leben sie wieder auf. Zum Ende fächern vor allem die Kurven der Temperatur etwas
auf.
Ein ähnliches Verhalten zeigen die ENS des GFS. Hier bleibt das Temperaturniveau
aber niedriger, weil die Strömungsanordnung etwas nach Osten verschoben ist, wir
also näher am Trog liegen.
Auch wenn Donnerstag und Freitag 5, von Samstag bis Montag 4 Cluster gebildet
werden, ähneln sich die Grundstrukturen halbwegs. Der Trog über Zentraleuropa
verschwindet und wird weiter westlich regeneriert. Die Lage der Anomalien,
Drehzentren etc. unterliegt größeren Schwankungen. Fast alle Cluster liegen im
Muster NAO negativ.
In der erweiterten Mittelfrist gewinnt das Blocking die Oberhand, aber mit einem
in allen 4 Clustern angedeuteten Trog von Westeuropa zu den Alpen oder ins
Mittelmeer.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der Temperaturanstieg fällt signifikant aus. Darüber hinaus gibt es zunächst
nicht viel. Am Wochenende ist die Südströmung sicher wieder gut für eine
Föhnlage in den Alpen und die nach Westdeutschland reinschleifende Kaltfront
eventuell für kräftige Gewitter.
Dafür gibt es noch keine stichhaltigen Signale aus der Probabilistik.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS +EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner