#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 16.04.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.04.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
„Aprilwetter“, allerdings weitgehend ohne markante Wettererscheinungen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines Langwellentroges,
der vom Nordmeer bzw. Skandinavien bis nach Mitteleuropa reicht und im Laufe der
Nacht weiter Richtung Mittelmeerraum amplifiziert. Die Trogachse überquert im
Laufe der ersten Nachthälfte noch den Südosten des Landes, während ein weiterer
kurzwelliger Randtrog von Norden her zur mittleren Nordsee zieht und den Trog
etwas nach Westen ausweitet. Zwischen beiden Geopotenzialgebilden ist im höher
aufgelösten Potenzialfeld zumindest in 500 hPa ein flacher Hochkeil auszumachen,
der aber kaum für Wetterberuhigung sorgt.
Im Bodenfeld hat das für uns wetterbstimmende Tiefdruckgebiet „YUPADEE“
inzwischen Nordpolen erreicht, füllt sich weiter auf und zieht Richtung
Baltikum/Nordwestrussland. Vom Tief ausgehend reicht eine flache Rinne
westsüdwestwärts über die mittleren Landesteile des Vorhersagegebietes bis nach
Nordfrankreich. Diese schwenkt im Laufe der Nacht allmählich südwärts und füllt
sich mit Annäherung des Höhenkeils weiter auf, so dass der Gradient allgemein
auffächert und der heute Abend noch vor allem im Süden in Böen steife bis
stürmische Westwind (in den Gipfellagen Sturmböen) im Laufe der Nacht
warntechnisch keine relevante Rolle mehr spielt. Lediglich auf den Alpengipfeln
gibt es noch stürmische Böen aus Nordwest, die aber nicht unbedingt abgewarnt
werden müssen.
Vor allem an der Süd- und Südwestflanke der Rinne fallen recht verbreitet
schauerartige Niederschläge, die sich im Laufe der Nacht von den mittleren
Landesteilen allmählich mehr und mehr in die Südhälfte verlagern, zwar nach
Durchschwenken des Troges insgesamt an Intensität verlieren, sich allerdings an
den Nordwesthängen der Berge, vor allem des Schwarzwaldes und der Allgäuer
Alpen, stauen. Dort werden bis Mittwochfrüh recht verbreitet 10 bis 15 l/qm
simuliert, in exponierten Staulagen auch bis nahe 20 l/qm.
Zugleich wird landesweit nach wie vor maritime Polarluft advehiert, die 850
hPa-Temperatur geht im Laufe der Nacht noch etwas zurück auf Werte zwischen
knapp -5 Grad im Norden und -2 Grad an den Alpen. Aufgrund der warmen
Vorgeschichte (heute Nachmittag im Schwarzwald noch +4 Grad auf 800 m, an den
Alpen sogar etwa +7 Grad) dauert es noch etwas, bis die Schneefallgrenze
signifikant sinkt, erst in den Frühstunden kann es, je nach Intensität, dann
auch bis auf etwa 600 bis 700 m nasse Flocken geben. Für eine nennenswerte
Neuschneedecke reicht es somit meist nur in Lagen oberhalb von 800 bis 1000 m,
im Hochschwarzwald und in Staulagen der Alpen fallen um 5 bis an die 10 cm, in
den Allgäuer Alpen auch um 15 cm.
Ansonsten halten sich die Niederschlagsmengen im Westen und Süden in Grenzen
(meist weniger, im Bereich von Schauerstraßen mehr als 5 l/qm) und oberhalb von
600 m tritt gebietsweise Glätte durch Schneematsch auf, auch, wenn es in den
westlichen und zentralen Mittelgebirgen auch durchaus bis auf 400 m mal ein paar
nasse Flocken geben kann.
Im Trogbereich dauert die Advektion höhenkalter und somit instabil geschichteter
Luftmassen weiter an und verstärkt sich noch mit Annäherung des nächsten
Troganteils im Nordwesten, bis Mittwochfrüh sinkt die Temperatur in 500 hPa auf
-34 Grad über der Deutschen Bucht und -31 Grad im Südosten. Dennoch klingen die
Schauer und einzelnen Gewitter in der Nordhälfte und später auch in den
mittleren Landesteilen vor allem aufgrund des Tagesganges erst einmal ab.
Lediglich im Nordosten und Osten, vor allem entlang der vorpommerschen
Ostseeküste, sorgt ein kurzwelliger Troganteil noch für eine etwas erhöhte
Schaueraktivität, ausgangs der Nacht lebt auch im äußersten Nordwesten/Westen
die Schauertätigkeit wieder ein wenig auf.
Ansonsten gibt es aber vor allem im Bereich der Norddeutschen Tiefebene durchaus
auch mal größere Wolkenlücken und die Temperatur kann dort auf nahe 0 Grad
sinken, in ungünstigen Lagen auch knapp darunter, häufiger tritt Frost in
Bodennähe auf. In den übrigen Regionen beschränkt sich Frost auf die höheren
Mittelgebirgslagen, meist liegen die Minima zwischen 6 und 1 Grad.
Mittwoch … tropft der Kurzwellentrog über der westlichen Nordsee aus und zieht
als Cut-Off bis zum Abend zum Ostausgang des Ärmelkanals, während sich der
Lanqwellentrog weiter in den zentralen Mittelmeerraum ausweitet. Im Kernbereich
des Troges bleibt die Luftmasse somit bei uns hochreichend instabil geschichtet
mit -34 bis -31 Grad in 500 hPa und -2 bis -4 Grad in 850 hPa.
Im Bodenfeld schwenkt die flache ehemalige Rinne über die Alpen hinweg südwärts
und es stellt sich eine „flatternde“ nordnordwestliche Grundströmung ein mit
weiteren kleinräumigen flachen Bodentrögen, die in der Regel an kurzwellige,
kaum auszumachende Troganteile in der Höhe gekoppelt sind. Entspreche inhomogen
gestaltet sich die räumliche Verteilung der Niederschläge im Vorhersagegebiet,
wobei aber zwei Schwerpunktsregionen auszumachen sind: Einerseits weiterhin im
Süden und Südwesten, wo die anfangs teils skaligen Niederschläge im Tagesverlauf
mehr und mehr Schauerform annehmen, sich aber vor allem an den Alpen weiterhin
stauen (mit Mengen über 10 l/qm in 12 Stunden). Andererseits aber auch im Westen
und Nordwesten, wo mit Annäherung des Cut-Off-Tiefs die Schauertätigkeit im
Tagesverlauf auflebt.
Aber auch im Osten/Nordosten und in den mittleren Landesteilen sorgen
kurzwellige Troganteile und die mit dem Tagesgang zunehmende Labilisierung der
Grundschicht (gebietsweise 100 bis 150 J/kg ML-Cape) trotz gebietsweise
stabilerer Einschübe für einzelne Schauer, dennoch gibt es dazwischen durchaus
auch Regionen, wo es gebietswiese komplett trocken bleibt (im aktuellen Lauf am
ehesten etwa in einem breiten Streifen entlang der Elbe sowie an der Ostsee).
Die Schauer können erneut von einzelnen kurze Graupelgewittern begleitet werden;
mangels Oberwind treten als Begleiterscheinung dann aber maximal steife Böen
auf. Überhaupt spielt der Wind ansonsten auch in den Höhenlagen warntechnisch
wohl keine Rolle, lediglich auf den höchsten Alpengipfeln kann es vielleicht
noch stürmische Böen aus Nordwest geben.
Die Schneefallgrenze schwankt bei normalerweise guter Durchmischung je nach
Schauerintensität zwischen 600 und 900 m. Im Hochschwarzwald kommen oberhalb von
800 bis 1000 m durchaus 5 bis 10 cm Schnee zusammen, an den Alpen mehr, in den
Allgäuer Alpen auch über 20 cm. Im übrigen Mittelgebirgsraum reicht es meist nur
für Glätte durch Schneematsch.
Vor allem an den Küsten sowie gebietsweise in der Osthälfte zeigt sich auch mal
längere Zeit die Sonne, aber auch sonst gibt es zwischendurch mal Wolkenlücken,
abgesehen von den Staulagen, wo es trüb bleibt. Die Höchstwerte liegen im Norden
und Osten meist zwischen 8 und 12 Grad, sonst zwischen 6 und 10 Grad, am
Alpenrand und in den Mittelgebirgen oft unter 5 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt das Höhentief weiter nach
Nordostfrankreich, gefolgt von einem Höhenrücken, der morgens von der Nordsee
her auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Im Bodenfeld ist dem Rücken ein
flacher Keil vorgeschaltet, der nach Norddeutschland schwenkt, so dass der
Gradient noch weiter auffächert. Somit klingen eventuelle Schauer im Norden und
Osten rasch ab und die Wolken lockern auf; bei wenig Wind und teils geringer
Bewölkung kann es dort nun verbreiteter leichten Frost geben.
Im Südwesten und Süden bietet dagegen das Höhentief noch etwas dynamischen
Hebungsantrieb (durch schwache PVA), so dass es dort gebietsweise weitere
Niederschläge gibt, die vermehrt wieder skaliger Natur, aber sehr inhomogen
verteilt sind. Vor allem im äußersten Osten Bayerns bzw. im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum deuten einige Modelle Mengen über 10 l/qm in 12 Stunden an
(ICON-EU im aktuellen Lauf kleinräumig am Oberpfälzer Wald sogar über 20 l/qm),
auch im Stau der Allgäuer Alpen fallen wohl noch ähnliche Mengen, ansonsten sind
es aber meist weniger als 5 l/qm und gebietsweise fallen auch keine
nennenswerten Niederschläge. Die Schneefallgrenze sinkt bei windschwachen
Verhältnissen und etwa -4 Grad in 850 hPa noch etwas ab, je nach Intensität kann
es nun auch bis auf 500 m oder gar knapp darunter herabschneien. Zumindest
oberhalb von 600 m dürfte es im Süden für eine dünne Schneedecke reichen, für
das Oberallgäu ergeben sich oberhalb von 800 bis 1000 m in Summe sogar markante
Neuschneemengen.
Aufgrund der dichten Bewölkung beschränkt sich leichter Frost im Westen und
Süden allerdings lediglich auf Lagen oberhalb von 600 bis 700 m, darunter kühlt
es auf 4 bis 0 Grad ab.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … gelten im Wesentlichen noch die in der Frühübersicht getätigten
Aussagen. Planmäßig schwenkt der Höhenrücken ins Vorhersagegebiet und sorgt für
eine deutliche Stabilisierung, so dass sich im Norden und Osten auch mal für
längere Zeit die Sonne durchsetzen kann. Mit der Einstrahlung setzt zwar
wiederum eine Labilisierung der Grundschicht ein und es bilden sich
höherreichende Quellwolken, das großräumige Absinken verhindert jedoch eine
lebhafte Schauertätigkeit, nur vereinzelt sind kurze, unergiebige Schauer zu
erwarten.
Auch in der Mitte lockern die Wolken auf, zumal der dem Rücken vorgeschaltete
Bodenhochkeil dorthin schwenkt und ebenfalls für Stabilisierung sorgt. Etwas
Einstrahlung vorausgesetzt, können sich aber auch dort kurze Schauer entwickeln,
insgesamt bleibt es aber vor allem im Nordweste und in der östlichen Mitte
vielerorts trocken.
Anders im Süden: Das Höhentief zieht nur langsam über die Westschweiz zum Golf
von Genua, zugleich steilt die bodennahe Strömung mehr auf Nord auf, wodurch
sich die Niederschläge weiterhin an den Alpen stauen. Dort fallen noch
verbreitet 5 bis 10 l/qm, auch sonst entwickeln sich von der südlichen Mitte an
südwärts im Tagesverlauf noch häufiger Schauer, sogar kurze Gewitter sind bei
hochreichend instabiler Schichtung nicht ausgeschlossen. Die Schneefallgrenze
steigt tagesgangbedingt wieder etwas an, dennoch kommen im Alpenstau durchaus 10
cm Neuschnee zusammen. Sonst sind es nur wenige Zentimeter in den allerhöchsten
Lagen.
Mit dem vermehrten Sonnenschein wird es in der Nordhälfte und in der Mitte mit 9
bis 13 Grad wieder geringfügig milder, im Süden bleibt es dagegen mit 5 bis 10
Grad, in den Alpentälern und in den Mittelgebirgen darunter, recht kalt.
In der Nacht zum Donnerstag greift ein kurzwelliger Höhentrog mit
vorgeschaltetem Bodentief auf die Nordsee über. Das Tief erreicht morgens
Dänemark, dessen okkludierendes Frontensystem Nordwestdeutschland und im Vorfeld
weiten sich mit auffrischendem Südwestwind (Böen Bft 7, an der Nordsee eventuell
Bft 8) schauerartige Regenfälle auf die gesamte Nordwesthälfte aus.
Im Süden lassen dagegen die Niederschläge nach und vor allem dort sowie im Osten
lockern die Wolken auch länger auf, so dass es gebietswiese leichten Frost gibt.
Modellvergleich und -einschätzung
Der grobe Fahrplan steht, an der Troglage ändert sich auch mit den aktuellen
Läufen nichts, selbst im gröberen Detail sind die Differenzen nicht allzu groß.
Zoomt man dennoch in die Geopotenzial- und Druckfelder und lässt sie sich
hochaufgelöst anzeigen, dann ergeben sich durchaus kleinräumige Unterschiede,
die die inhomogenen und von Lauf zu Lauf immer wieder leicht modifizierten
Niederschlags- und den für die Mittelgebirge daraus resultierenden
Schneehöhenprognosen erklären.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff