S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.04.2024 um 10.30 UTC

Sehr kühles Aprilwetter. Im höheren Bergland teils winterlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.04.2024

Der Mittelfristzeitraum startet am Donnerstag mit einer Troglage, bzw. an dessen
Rand, denn er reicht von Skandinavien ins östliche Mitteleuropa, mit einer
zyklonalen Nordwest- bis Nordlage. Die Trogachse bewegt sich leicht ostwärts und
wir gelangen auf dessen Westseite, wobei sich über die Nordsee ein flacher
Höhenrücken nähert. Mit einer nördlichen Strömung gelangt feucht-kalte Polarluft
zu uns, die zudem oft noch instabil geschichtet ist. Demnach ist passend zur
Jahreszeit Aprilwetter angesagt und kommt es gebietsweise zu Schauern sowie
einzelnen Gewittern mit Graupel. Im höheren Bergland fällt Schnee. Dennoch
dürfte sich im Tagesverlauf steigender Druck und eine leichte Absinktendenz von
Nordwesten her in vermehrten Aufheiterungen auswirken.
Das kann für die Nacht zum Freitag auch erhöhte Frostgefahr bedeuten, zumindest
im Süden, vielleicht auch im Osten. Allerdings ziehen im Verlauf der Nacht von
Nordwesten schon wieder kompakte Wolken der nächsten Tiefausläufer auf

Am Freitag schwenkt die Trogache vorübergehend Richtung Osteuropa und wir liegen
unter einer zyklonalen Nordwestströmung. Ein breiter Höhenrücken überdeckt den
nahen Nordostatlantik und SW Europa. In der Nordwestströmung bei uns zieht eine
Kurzwelle mit einem Bodentief und dessen Ausläufern über die Nordsee heran. Die
Zugbahn ist unsicher, kann aber auch über Norddeutschland nach Südosten
verlaufen. Das unbeständige Wetter mit schauerartigen Niederschlägen und der
Zufuhr sehr kühler Meeresluftmassen aus hohen Breiten geht in jedem Fall weiter.
Dazu kann das Starkwindfeld des Tiefs stürmische Böen, im Bergland Sturmböen
bringen.

Die Temperaturen und die Schneefallgrenze steigen kurzzeitig leicht an, mehr als
12/13°C gibt es aber kaum und in Gipfellagen fällt weiter zum Teil Schnee.

Am Samstag amplifiziert sich der atlantische Rücken ins Nordmeer, während
stromab, auf der Rückseite des nach Südosten abziehenden Tiefs, kalte Luft von
Skandinavien verstärkt nach Süden fließt. Damit weitet sich auch der
Langwellentrog wieder nach Süden, Richtung Mitteleuropa aus.
Die polare Luft ist weiter instabil und es treten bei wolkenreichen
Verhältnissen wiederholt Schauer oder schauerartige Niederschläge auf, bis ins
Flachland bei kräftigen Schauern teils Graupel, eventuell Schneeregen. Auch
kurze Gewitter sind möglich und im Bergland kann die Schneefallgrenze bis in
mittlere Lagen sinken.
In Staulagen, besonders in denen der Alpen, deuten sich stärkere Schneefälle an.
Etwaige Bodentröge sind für regional stärkeren Wind gut.

Am Sonntag kann der Trog nach Mitteleuropa abtropfen, während über Skandinavien
Druck- und Geopotential steigen. Der Übergang in ein Blocking des Typs „High
over low“ wird wahrscheinlicher. Die Luftmasse über Mitteleuropa bleibt derweil
feucht instabil mit weiterem Aprilwetter, kurzen Gewittern mit Graupel und
Schnee im Bergland sowie eher wenigen Auflockerungen. Der Nordwest- bis Nordwind
spielt eher nicht mehr die große Rolle. Nachts gibt es besonders im Bergland und
in Bodennähe leichten Frost.
Am Montag dreht die Strömung mehr auf Nord bis Nordost, da sich das Hoch über
Skandinavien nach Osten ausdehnt. Auch über Mitteleuropa steigt der Druck, da
zum einen ein Tiefschwerpunkt ins Mittelmeer abzieht und eine Zyklogenese über
Osteuropa, für uns kompensatorisch eher Absinken bedeutet.
Die Luftmasse bleibt sehr kühl, da die Sonnenanteile aber zunehmen, dürften auch
die Tageswerte der Temperaturen leicht nach oben gehen.

In der erweiterten Mittelfrist geht es wahrscheinlich kalt und leicht
wechselhaft weiter mit der zum Wochenwechsel entstandenen „high over low“
Formation.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten Läufe des europäischen Modells ist gut. Von daher
gibt es keinen Grund an den Lösungen zu zweifeln. Einige Unsicherheiten im
Detail bleiben freilich. Man darf gespannt sein, welche Entwicklung das Tief vom
Freitag zu Samstag tatsächlich nimmt. Der aktuelle lauf simuliert es etwas
flotter und weiter südlich als die Vorläufe.

Zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist scheint die Zufuhr kalter Luftmassen
gesichert, auf welchem Weg das passiert und welche Druckgebilde dominieren,
bleibt vorerst offen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Echte Alternativen haben die anderen Globalmodelle nicht zu bieten. Alle
zeigen die Zufuhr kalter Polarluft zu uns und sind sich auch beim wechselhaften
Wettercharakter einig. Das Tief vom Freitag zu
Samstag auf dem Weg über die Nordsee und Norddeutschland ins östliche
Mitteleuropa wird von den anderen Modellen mitgetragen und in den letzten Läufen
beschleunigt simuliert. Zugbahn und Stärke sind noch unsicher.

Danach stützen die meisten Modelle die Abtropftendenz des Troges zu uns hin,
wobei GFS östlicher simuliert und bald wieder eine Nordwestlage aufkommen lässt.
Das sehr kühle Wetter scheint auch aus dieser Sicht gesetzt zu sein, der genaue
Ablauf ist noch offen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die Ergebnisse des Hauptlaufs. Es
bleibt bis in die erweiterte Mittelfrist kalt, wie die Kurven der 850er
Temperaturen diverser deutscher Städte mit unter 0, teils um -5°C nahelegen, und
wohl auch unbeständig. Allerdings wird der Spread in den Geopotentialkurven ab
dem nächsten Wochenende größer. Es wird eine Bifurkation sichtbar, wobei der
Hauptlauf auf dem niedrigeren Ast liegt.
Bei zunehmenden Unsicherheiten deuten die Ensembles demnach antizyklonale
Varianten an. Die Niederschlagssignale folgen dem nur bedingt; mit etwas gutem
Willen ist aber ein leichter Rückgang zu erkennen.

Die Clusterung bietet für Donnerstag und Freitag drei Cluster an mit einer
Trograndlage für Mitteleuropa an. Dann werden 6 Cluster gebildet, die meist ins
Blocking fallen und alle einen Keil über dem Atlantik zeigen, der sich mehr oder
weniger stark Richtung Nordeuropa ausdehnt. Das und das unsichere Abtropfen des
Troges südöstlich davon erzeugen die Unschärfen und u.a. die 6 Cluster.

In der erweiterten Mittelfrist gibt es 5 Cluster. Viele zeigen hohes
Geopotential über Nordeuropa und Trogstrukturen über Mitteleuropa.
Das spiegelt sich auch im „Großwetterlagenbaum“ von Paul James wider, der bis
zum Ende überwiegend mit kalten zyklonalen Wetterlagen aufwartet.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die schauerartigen Niederschläge in kalter Luft führen zu einer Rückkehr
des Winters im höheren Bergland. Vor allem an den Alpen deuten sich in Staulagen
zeitweise kräftigere Schneefälle zum nächsten Wochenende an. Die
Windentwicklung spielt bei einer solchen Lage oft keine große Rolle, im Bergland
und bei Graupelgewittern sind aber stürmische Böen möglich. Auch mit der
Tiefpassage Freitag/Samstag kann der Wind an dessen SW Flanke stärker
auffrischen. Die Signale in den Ensembles sind aber ziemlich mau.

Aus Sicht der Warnungen eigentlich nicht markant, kann die Frostgefahr bei
Aufklaren für die weit fortgeschrittene Vegetation problematisch werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner