SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.04.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Tschüssikovsky PETER, warst ein feiner Kerl – Umstellung der GWL auf TrM (Trog
Mitteleuropa), heißt, unbeständig und deutlich kühler mit Bergwinter und
Nachtfrostgefahr. Na denn Prost Mahlzeit!

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … fällt der Luftdruck und fällt und fällt und trotzdem ist das Wetter
alles andere als „schlecht“. Woran liegtŽs? Nun, das seit Tagen
wetterbestimmende, von Südwest- bis zum nahen Osteuropa reichende Hoch namens
PETER ist gehörig am Schwächeln. Gleiches gilt für den überlagerten, zonal
exponierten Höhenrücken, welcher erhebliche Schwierigkeiten hat, der von Norden
Druck ausübenden Frontalzone Stand zu halten. Trotz dieser ungünstigen
Voraussetzungen ist der gute PETER aber immer noch resilient genug, etwaige
Tiefdruckgebiete, von denen es reichlich insbesondere über Nordeuropa gibt,
sowie deren Ausläufer (Fronten, Tröge etc.) einigermaßen auf Distanz zu halten.
Und so kann und konnte heute von den Küsten bis hinunter an den Alpenrand ein
überaus freundlicher (ich weiß, ich weiß, der Begriff „freundlich“ ist im
Wetterbericht subjektiv, aber die meisten dürften es tatsächlich so empfunden
haben) Tag mit viel Sonne und verbreitet Temperaturen über 20°C, im Südwesten
sogar über 25°C genossen werden. Auch der Norden, der sich aus gestriger Sicht
heute weitaus wolkiger gestalten sollte, konnte zahlreiche Sonnenstunden
sammeln. Meist waren es hohe Schleierwolken wie in den anderen Regionen übrigens
auch, die den Sonnenschein etwas trüb, etwas milchig erscheinen ließen.

In der Nacht zum Sontag nun gilt es von Norden her einer erste zyklonale Attacke
zu akzeptieren, die aber eher in die Kategorie „harmlos und lächerlich“ fällt.
Die Rede ist von der Kaltfront eines zunächst flachen Tiefs namens XANTHE, das
heute Abend knapp westlich von Svinöy (Westküste Südnorwegens) liegt, um von
dort in den nächsten Stunden den Landgang anzutreten. Auf seinem Weg über
Südnorwegen nach Schweden beginnt sich XANTHE zu vertiefen, was einerseits
orografische (Überströmung der norwegischen Gebirge), andererseits dynamische
(linker Jetausgang mit Divergenzmaximum) Gründe hat. Wie auch immer, die Front
kapert bis zum Frühstück von der Nordsee und Dänemark her den äußersten Norden
und Nordwesten, ohne dabei überbordend aus der Rolle zu fallen. Mehrschichtige
Bewölkung bis in den Westen und die nördliche Mitte vorankommend ja (wobei es
postfrontal später wieder auflockert), Regen wenig und auch nicht überall.
Stattdessen erst an der Nord-, bis zum Morgen dann auch an der Ostsee
auffrischender Wind aus westlichen Richtungen. Meist bleibt es bei Böen 7 Bft,
an der nordfriesischen Küste sowie auf Helgoland wäre auch eine „8“ keine
Überraschung. Den fettesten Wind gibt es wie fast immer auf dem Blocksberg im
Oberharz, wo (schwere) Sturmböen 9-10 Bft auf der Karte stehen.

Nach Süden hin passiert trotz weiteren Druckfalls wenig bis nichts, heißt klarer
oder gering bewölkter Himmel, kaum Nebel und auch kein Frost. Ganz im Gegenteil,
landesweit stehen wir vor einer ziemlich milden Nacht. So kühlt es häufig nicht
unter 16 bis 10°C ab, einzig ganz im Norden in der frisch einfließenden
maritimen Subpolarluft (mPs; T850 knapp unter 0°C) sowie in Teilen
Süddeutschlands werden einstellige Tiefstwerte erwartet.

Sonntag … verlagert sich die Frontalzone mit integriertem Jet (Maximum um 130
Kt auf 300 hPa) in infinitesimalen Schritten südwärts, wodurch der Rücken über
die Alpen hinweg nach Süden abgedrängt wird. Allerdings nimmt die westliche
Höhenströmung tagsüber vorübergehend eine leicht antizyklonale Kontur an, was
u.a. erklärt, warum die bis zur Mitte vorankommende Kaltfront (weiter gehtŽs
nicht, weil strömungsparallel und somit keine Schubkomponente) zwar thermisch zu
überzeugen weiß (Tmax im Norden nur noch 11 bis 16°C), ansonsten aber weit
hinter den Erwartungen, die man gemeinhin an Frontpassagen hegt, zurückbleibt.
Auch die Tatsache, dass sich mitteltroposphärische KLA über weite Landesteile
ausbreitet, trägt nicht gerade zur Aktivierung der Front bei.

Kurzum, die frontale Bewölkung macht sich insbesondere in den mittleren
Landesteilen breit, wobei aber berechtigte Hoffnungen auf Lücken und einige
Sonnenfenster bestehen. Vor allem zum Nachmittag und Abend hin soll das
Wolkenband mehr und mehr auseinanderbröseln. Regen fällt kaum, nur hier und da
reicht es für ein paar Tropfen. Mehr Sonne als in der Mitte gibt es im
präfrontalen Süden, insbesondere in den Gebieten südlich der Donau, wo es mit 25
bis 28°C zudem am wärmsten wird. Und auch im postfrontalen Norden in der frisch
einfließenden, stark abgetrockneten subpolaren Meeresluft (T850 0 bis -3°C, PPW
unter 10 mm) zeigen sich immer wieder größere Lücken am Himmel.

Aus warnmeteorologischer Sicht gilt es den Wind zu erwähnen, der weiterhin aus
westlichen Richtungen weht. Angefacht durch eine Gradientverschärfung im
Schlepptau des zum Finnischen Meerbusen ziehenden Tiefs XANTHE weitet er sich im
Tagesverlauf für einige Stunden von der Küste ins nord- bzw. nordostdeutsche
Binnenland aus mit Böen 7 Bft, Küste 8 Bft, exponiert (Fehmarn, Rügen)
vereinzelt 9 Bft. Zum Abend hin nimmt der Wind bereits wieder ab (Tagesgang +
vorübergehender Druckanstieg mit Gradientauffächerung).

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Jetmaximum gen Osten. Das ist
insofern interessant, als dass die mittleren Landesteile und damit auch die
etwas ins Schlummern gekommene Kaltfront unter den rechten Eingangsbereich
gelangen, wo bekanntermaßen die Höhendivergenz mit am stärksten ausgeprägt ist
(neben dem linken Ausgang). Der Druck fällt wieder und es bildet sich eine
flache Welle an der Front, was diese wiederum zu mehr Aktionismus animiert. Mit
anderen Worten, in einem ca. 200 km breiten Korridor (+/-) in der Mitte kommt es
zunächst im Westen, nach Mitternacht dann auch vermehrt im Osten zu skalig
motivierten Regenfällen, deren Intensität meist unter 5 l/m² innert weniger
Stunden liegt.

Derweil setzt über Westeuropa respektive dem nahen Atlantik eine schon tagsüber
begonnene Austrogung fort, die uns in der kommenden Woche nolens volens den
Spätwinter nach Mitteleuropa und damit auch nach Deutschland bringt. Unterstützt
wird der in seiner Entwicklung noch nicht abgeschlossene Potenzialtrog von dem
veritablen Tief YUPADEE (what a name), das Sonntagmittag mit etwas unter 990 hPa
im Tank noch dicht bei Island lag, um ausgangs der Nacht die Färöers zu
erreichen (immer noch bei 990 hPa). Abgesehen von ein paar frühmorgendlichen
Schauern über und an der Deutschen Bucht geht von YUPADEE, YUPADAA zunächst noch
keine Wirkung für unseren Raum aus.

Nicht vergessen dürfen wir den Blick in den Süden des Vorhersageraums, wo ja
immer noch die Warmluft vom Wochenende liegt. Diese wird zusehends angefeuchtet,
wodurch in Verbindung mit der schon zuvor vorhandenen Labilität ein gewisses
Quantum MU-CAPE zur Verfügung gestellt ist. Das Problem dabei: Die Grundschicht
stabilisiert ganz unten, so dass wir es hier mit einer abgehobenen
Labilitätsschicht (ELM <-> Elevated Mixed Layer) zu tun haben. Um diese in
Konvektion zu transformieren, bedarf schon eines „Dosenöffners“, der nicht
gerade aus Plastik ist. Die Diagnosekarten zeigen schwache KLA (kontraprodukiv)
in der leicht diffluenten west-südwestlichen Höhenströmung (leicht produktiv).
Punctum saliens könnte eine in den Prognosekarten gut erkennbare Windkonvergenz
auf 925 hPa (also etwas oberhalb der Grundschicht) sein, die eine Auslöse am
Ende bewerkstelligt. Fakt ist, dass quasi alle Modelle in der präfrontalen
Warmluft konvektive Aktivität simulieren, die z.T. strichweise organisiert
auftreten soll (ganz markant bei SuperHD), teils aber auch zellular. Ob es am
Ende neben Schauern auch für einzelne Gewitter reicht, bleibt abzuwarten. Wenn,
dann wäre wohl Starkregen der Parameter, der am ehesten den Weg in die Ockerliga
ebnen würde (markante Warnung). In der Basis ausgehen sollte man aber einfachen
Warnungen in Gelb.

Während die Temperatur im Süden vielfach im zweistelligen Bereich verharrt (Tmin
14 bis 10°C), kühlt es im hohen Norden abseits der unmittelbaren Küstenlinie auf
unter 5°C ab, vereinzelt leichter Frost in Bodennähe gratis dazu.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … Die Konsistenz des ICON-Modells ist sehr gut und auch im
internationalen Modellvergleich sind keine nennenswerten Auffälligkeiten
festzustellen. Mit anderen Worten, ab Montag wirdŽs langsam aber sicher lausig.
Wer es genauer und seriöser haben möchte, dem sei die Frühübersicht des
geschätzten Kollegen Zeuschner empfohlen. Ich habe fertig!

Modellvergleich und -einschätzung

Noch nicht ganz. Wie bereits erwähnt, wird die Entwicklung sehr kongruent
gerechnet. Das beantwortet freilich noch nicht die Frage, ob es in der Nacht zum
Montag im Süden rumst oder nicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann