S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.04.2024 um 10.30 UTC

Troglage mit Kaltlufteinbruch, Graupelschauer, Nachtfrostgefahr, im Bergland
oberhalb von 800 m teils winterlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 19.04.2024

Im Mittelfristzeitraum stellt sich die Zirkulation auf der Nordhalbkugel
grundlegend um. Dabei stößt ein blockierender Keil über dem Atlantik bis ins
Nordmeer vor. An seiner Ostflanke entwickelt sich stromabwärts ein kräftiger
Trog über Mitteleuropa, der den Weg für arktische Kaltluft ebnet und einen
deutlich zu kühlen Witterungsabschnitt einleitete.

Am Montag liegt besagter Trog noch über Großbritannien, während sich das Hoch
über dem Atlantik aufbaut. Der Süden Deutschlands wird von der Kaltfront des
zugehörigen Tiefs überquert, das mit seinem Zentrum in die Nordsee zieht.
Präfrontal liegt die 850-hPa-Temperatur noch bei über 5 °C, während sie im
Nordwesten unter 0 °C gefallen ist. Mit dem herannahenden Tief nimmt der
Gradient im Nordwesten zu, sodass stürmische, besonders in schauernähe auch
Sturmböen auftreten.

Im Laufe des Dienstags verlagert sich der nachfolgende Trog unter Verstärkung
seiner Amplitude nach Mitteleuropa. Dabei wird Deutschland von höhenkalter Luft
bis – 35 °C auf 500 hPa erfasst. In der einfließenden maritimen Polarluft kommt
es dadurch zu zahlreichen Schauern und besonders in der Nordhälfte auch zu
Graupelgewitter. Das korrespondierende Bodentief liegt über Norddeutschland,
sodass an seiner Südflanke über Mittel- und Süddeutschland starke bis stürmische
Böen auftreten.

Am Mittwoch wird an der Vorderseite des mitteleuropäischen Langwellentroges über
dem Balkan eine kräftige Zyklogenese ausgelöst. Der Trog verstärkt dadurch
nochmals seine Amplitude, während der blockierende atlantische Keil langsam bis
ins Nordmeer vorstößt. Somit dreht die Strömung bei uns weiter auf Nord, wodurch
an den Alpen Nordstau ausgelöst wird. Ansonsten ist die höhenkälteste Luft nach
Osten abgezogen, sodass die Schaueraktivität nicht so stark sein sollte wie am
Vortag. Es bleibt kühl, bei 850-hPa-Temperaturen ~ -3 Grad gibt es im Bergland
oberhalb von etwa 800 m Schneeschauer, in den Alpen fällt oberhalb von 800 m
Schnee. In der Nacht zum Donnerstag besteht bei längerem Aufklaren Frostgefahr.

Am Donnerstag dreht die Strömung durch die starke Zyklogenese in Osteuropa etwas
mehr auf Ost, sodass arktische Kaltluft über Skandinavien angezapft wird. Die
850-hPa-Temperatur sinkt dabei in der Nordhälfte unter -5°C, sodass es
Schneeschauer bis in mittlere Lagen gibt. In der Nacht zum Freitag besteht
besonders im Osten bei 850 hPa-Temperaturen unter -8°C verbreiteter Frostgefahr,
dann wären auch Schneeschauer bis in tiefe Lagen nicht mehr ausgeschlossen.

Am Freitag zieht ein neuer Randtrog an der Nordwestflanke des Hochs bei
Skandinavien südwestwärts. Auf seiner Vorderseite gelangen wir vorübergehend
unter Zwischenhocheinfluss.

Im neuen IFS-Lauf entwickelt sich am Wochenende der neue Trog stromabwärts,
während sich das blockierende Hoch leicht retrograd verlagert und einen erneuten
Keil Richtung Nordmeer vorstößt. Uns würde somit ein neuer Schwall arktischer
Kaltluft mit Graupelgewittern, Schnee im Bergland, stürmischen Böen und Nordstau
an den Alpen erreichen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Freitag sind die IFS-Läufe relativ ähnlich. Der anhaltende kühle
Witterungsabschnitt mit der Troglage und dem Atlantikblock wurde schon in
zahlreichen Vorläufen seit Längerem bestätigt. Kleinere Unterschiede gibt es bei
der Position der Trogachsen und kleineren Randtrögen. Größere Unterschiede gibt
es erst ab Ende der Woche. Der gestrige 00z-Lauf zeigte noch eine Verlagerung
des Blocks nach Großbritannien, während wir zwar auf der Trogrückseite
verbleiben würden, aber etwas antizyklonaler, mit leichtem Erwärmungstrend
geprägt wären. Im gestrigen 12z-Lauf wurde es zunächst angedeutet, und im neuen
Lauf wurde dann der Kaltlufteinbruch am übernächsten Wochenende nochmals
verschärft.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch alle anderen Globalmodelle zeigen seit Längerem den kühleren
Witterungsabschnitt mit einer Troglage. Auch hier gibt es Unterschiede bezüglich
der Position von Trogachsen und Randtrögen. Der Witterungsverlauf ist aber in
allen Modellen gleich. Spannend wird es erst am darauffolgenden Wochenende: GFS
12z simuliert den Übergang in eine Antizyklonale Westlage mit erneutem Block bei
Grönland und Island. Das dieses Jahr vorherrschende Zirkulationsmuster kaltes
Skandinavien, warmes Mitteleuropa würde dadurch wiederhergestellt werden. Liegt
aber in den Ensembles deutlich am oberen Rand. ICON rechnet das blockierende
Hoch ähnlich wie der gestrige IFS-0z-Lauf über Schottland, wodurch sich am
Wochenende eine zumindest leichte Erwärmung ergeben würde.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensemble-Rauchfahnen sind im gesamten Vorhersagezeitraum bei den
850-hPa-Temperaturen stark gebündelt und weißen erst ab dem darauffolgenden
Wochenende eine gewisse Streuung auf. Der IFS-Hauptlauf befindet sich dabei dann
am unteren Rand, auch was das Geopotenzial angeht, das bereits ab Freitag
deutlich streut. Ein leichter Aufwärtstrend beim Geopotenzial am Ende der Woche
lässt sich jedoch erkennen.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass es an der Troglage und der kühlen
Witterungsphase in der gesamten nächsten Woche nichts mehr zu rütteln gibt. Auch
die Clusteranalysen bringen diesbezüglich keine neuen Erkenntnisse. Der Rest
sind Details, wann welche Schauerbänder mit Randtrögen durchziehen. Spannend
bleibt die Tiefsttemperaturprognose. Sollte es längere Zeit aufklaren, was ab
Mittwoch der Fall sein könnte, so ist leichter, in besonders ungünstigen Lagen
sogar mäßiger Frost möglich. Die schwache Sturmlage zu Beginn der neuen Woche
ist also ebenfalls gesichert und auch die Nordstaulage an den Alpen, die
oberhalb von 800 m nochmals ordentlich Schnee bringt. Auch im Mittelgebirgsraum
kann es in den Gipfellagen zeitweise winterlich werden. Interessant wird die
Wetterentwicklung zum nächsten Wochenende. Ein verstärkter Kaltlufteinbruch, wie
ihn der neue IFS-Lauf zeigt, scheint aber nach Durchsicht der Ensembles nicht
die wahrscheinlichste Lösung, auch wenn er in verschiedenen Läufen immer mal
wieder auftrat.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STURMBÖEN: Die Sturmböen oder stürmischen Böen am Montag in der Westhälfte
scheinen nahezu als gesichert. Auch starke bis stürmische Böen am Dienstag in
der Mitte und im Süden sind sehr wahrscheinlich.

SCHNEE: An den Alpen setzt besonders ab Mittwoch Nordstau ein, was
wahrscheinlich zu markanten Schneefällen oberhalb von 800 m führt. Im höheren
Mittelgebirgsraum sind markante Schneefälle allerdings unwahrscheinlich, aber
nicht ganz ausgeschlossen. Der gestrige GFS-12z-Lauf zeigte so eine Entwicklung.

GEWITTER: Vorwiegend am Dienstag besteht die Gefahr von Graupelgewittern, die
bei entsprechendem Höhenwind mit Sturmböen einhergehen können.

FROST: Besonders ab der Nacht zum Donnerstag könnte es bei längerem Aufklaren
gebietsweise leichten Frost geben. In ungünstigen Lagen wäre auch mäßiger Frost
denkbar.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS- und ICON-Hauptlauf, MOSMIX, ab Freitag ENS-Mittel

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold