S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.04.2024 um 10.30 UTC

Wechselhaft und deutlich kühler. An den Alpen ab Mitte nächster Woche
Wintereinbruch.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 18.04.2024

Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich die Wetterlage um von einer
antizyklonal dominierten Lage hin zu einer zyklonalen Nordwestlage bzw. einer
Troglage über Mitteleuropa. Dabei erfolgt vor allem im äußersten Süden bzw. an
den Alpen nahezu der Übergang vom Sommer in den Winter.

Dabei stellt der kommende Sonntag als erster Tag der Mittelfrist den Beginn der
Umstellung dar. Deutschland befindet sich am südlichen Rand eines
Höhentrogkomplexes über Nord- und Nordwesteuropa in einer noch relativ glatten
westlichen Strömung. Im Bodendruckfeld ist zunächst noch ein Keil des
Azorenhochs wirksam. Dies hat auch zur Folge, dass die von Norden übergreifende
Kaltfront eines Tiefs mit Kern über der mittleren Ostsee zumindest in ihrer
Wetteraktivität nur schwach ausgeprägt ist. Sie verläuft zum Mittagstermin etwa
über die Mitte Deutschlands hinweg. Rückseitig gelangt ein Schwall kühler
Meeresluft zu uns, sodass sich ein recht markanter Temperaturgradient zwischen
Nord (T850 hPa minus 2 Grad) und Süd (T850 hPa plus 12 Grad) ergibt.
Entsprechend steht dem äußersten Süden bei viel Sonne nochmal ein sommerlicher
Tag ins Haus (Höchstwerte bis 28 Grad), während einem im Norden bei Werten um 13
Grad eine kühle und zudem steife bis stürmische Brise um die Ohren weht.

Auch in der Nacht zum Montag erreicht die Kaltfront noch nicht den äußersten
Süden, da sie durch eine Wellenbildung über Tschechien und Ungarn zurückgehalten
wird. Präfrontal sind am Alpenrand sogar einzelne Gewitter möglich. Erst am
Montag erfährt sie mit Annäherung eines Troges von Westeuropa einen Schub und
erreicht den Alpenraum, wodurch auch dort ein Luftmassenaustausch stattfindet.
Zudem nimmt dort die Niederschlagstätigkeit an der Front durch trogvorderseitige
Hebung und eine Staukomponente zu.

Ohnehin wird der Trog noch eine größere und nachhaltige Rolle spielen, denn er
weitet sich – angereichert mit hochreichender Kaltluft – über Deutschland und
Mitteleuropa hinweg bis in den zentralen Mittelmeerraum aus. Damit
korrespondiert ein erstes Bodentief, das am Montag von der Nordsee kommend mit
seinem Kern über Dänemark hinweg zieht und am Dienstag schließlich das Baltikum
erreicht. An der Südflanke des Tiefs nimmt der Druckgradient deutlich zu und der
Wind weht teils stürmisch. Die Kaltfront des Tiefs greift im Tagesverlauf von
Nordwesten über und erreicht Dienstagfrüh den Alpenrand. Postfrontal gelangt ein
weiterer Schwall Kaltluft zu uns, sodass landesweit die Temperatur in 850 hPa
auf Werte zwischen minus 1 und minus 4 Grad absinkt. Zudem entwickeln sich
rückseitig mit Einsickern der Höhenkaltluft am Abend und in der Nacht im
Nordwesten und Norden Schauer und einzelne Gewitter. Auch die Entwicklung einer
Schauerstaffel ist denkbar und bei Höhenwinden bis 50 Knoten sind dabei auch
schwere Sturmböen (Bft 10) nicht ausgeschlossen.

Der Dienstag präsentiert sich wechselhaft. Bei Temperaturen in 500 hPa bis minus
32 Grad entwickeln sich im Norden und in der Mitte wiederholt Schauer und
Gewitter, teils in Verbindung mit Sturmböen. Die Kaltfront hat sich an die Alpen
gelegt, wo durch eine leichte Gegenstromlage teils länger anhaltende
Niederschläge einsetzen. Die Schneefallgrenze liegt aber zunächst noch oberhalb
von etwa 1200 m. Zudem bildet sich südlich der Alpen ein Tief, sodass teils
kräftiger Nordföhn einsetzt.

Am Mittwoch bleibt uns das wechselhafte Wetter erhalten. Die höhenkälteste Luft
wird zwar allmählich ostwärts abgedrängt, allerdings greift in der
nordwestlichen Strömung ein weiterer Ausläufer eines flachen Tiefs mit Kern im
Bereich des Kattegats auf uns über. Somit kommt es gebietsweise zu weiterem
schauerartigem Regen, aber nur noch einzelnen Gewittern.
Die Niederschläge an den Alpen halten weiter an, bzw. werden durch Randtröge
regeneriert. Dabei sinkt die Schneefallgrenze weiter ab auf etwa 1000 bis 800 m.
Da die Niederschläge dort bei unveränderter Wetterlage auch in der Nacht zum
Donnerstag und am Donnerstag weiter anhalten sind dort teils markante
Schneefälle wahrscheinlich. Teilweise sinkt die Schneefallgrenze auch auf bis
etwa 600 m ab. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass am Donnerstag auch in
höheren Lagen des Schwarzwaldes und der Alb einige Zentimeter Neuschnee fallen
können.
Auch in der Mitte und im Norden setzt sich das wechselhafte Wetter fort. In
Verbindung mit einem weiteren Randtrog bzw. Bodentief entwickeln sich erneut
Schauer und einzelne Gewitter. Auch dort kann es in den höheren Lagen der
Mittelgebirge etwas schneien. Zudem muss in der Nacht zum Donnerstag häufig mit
Bodenfrost gerechnet werden.

In der erweiterten Mittelfrist soll sich über den Britischen Inseln ein Hoch
aufbauen. Wir bleiben aber am Rande des Troges, sodass sich das wechselhafte
Wetter vorrausichtlich weiter fortsetzt. Zudem bleibt die Zufuhr kühler Luft mit
der nördlichen Strömung erhalten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann bis Mittwoch als gut bezeichnet werden,
nachfolgend ergeben sich leichte Unterschiede bezüglich der Lage der
Druckgebilde, an der grundsätzlichen Wetterlage ändert sich dadurch aber nichts.
Somit können die gestrigen Vorhersagen weitgehend beibehalten
werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Modellvergleich zeigt für die Wetterentwicklung im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum eine große Übereinstimmung. Kleinere Unterschiede im
Druckfeld haben keine signifikante Änderung der Wetterlage zur Folge. Auch die
akkumulierten Niederschlagsmengen an den Alpen von Dienstag bis mindestens
Donnerstag werden recht übereinstimmend prognostiziert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Umstellung der Wetterlage hin zu einer nachhaltigen Troglage scheint sicher
zu sein. So zeigen auch die Rauchfahnen für diverse Stationen in Deutschland
über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg und sogar darüber hinaus einen sehr
geringen Spread. Auffällig ist dabei sowohl bei der Temperatur in 850 hPa als
auch beim Geopotential der regelrechte Absturz der Kurvenschar beginnend in der
Nacht zum Sonntag bis zum Dienstag, im Norden (Bsp. Hamburg) etwas rascher im
Süden (Bsp. München) etwas langsamer. Nachfolgend bleiben beide auf relativ
niedrigem Niveau bis zum Ende des Vorhersagezeitraums. Zudem setzen ebenso
abrupt die Niederschlagssignale ab Sonntag bzw. Montag ein und bleiben auch
jeden Tag vorhanden, was den beschriebenen wechselhaften Charakter ebenfalls
unterstützt.

Entsprechend ergeben sich auch bei der Clusterung des EZMW-Modells keine
Alternativen. Für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden bzw. t+ 120 bis 168
Stunden sind jeweils drei Cluster vorhanden. Allerdings wird im Zeitraum von
Montag bis Mittwoch der Trog in Cluster 1 noch kräftiger und höhenkälter
ausgeprägt gerechnet. In diesem Cluster befinden sich die meisten Member. Haupt-
und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 3. Das könnte nicht nur einen Einfluss
auf die Schaueraktivität, sondern auch auf die Frostentwicklung haben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind im äußersten Norden und Nordosten stürmische Böen Bft 8, in
exponierten Lagen der Küsten auch Sturmböen Bft 9 aus Nordwest bis West
wahrscheinlich. Auch in exponierten Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen
muss mit Sturmböen (Bft 9) gerechnet werden. In der Nacht sind an den Alpen
einzelne Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen.

Am Montag gibt es teils stürmischen Wind (Bft 8) um West, an der Nordseeküste
sowie im höheren Bergland Sturmböen Bft 9. Auf dem Brocken und auf exponierten
Alpengipfeln schwere Sturmböen oder orkanartige Böen (Bft 10 bis 11). In der
Nacht zum Dienstag kommen im Nordwesten und Norden Schauer und Gewitter auf,
teils in Verbindung mit Sturmböen oder schweren Sturmböen (Bft 9 bis 10).

Am Dienstag treten im Norden und in der Mitte wiederholt Schauer und kurze
Gewitter auf. Dabei sind Böen der Stärke Bft 8 bis 9 wahrscheinlich. Am Mittwoch
gibt es nur noch einzelne Gewitter. Auf dem Brocken und auf Alpengipfeln treten
orkanartige Böen (Bft 11) aus West bis Nordwest auf.

An den Alpen setzen ab Dienstag teils länger anhaltende Niederschläge ein.
Akkumuliert können von Dienstag bis Donnerstag am Alpenrand 40 bis 60 l/qm, im
Allgäu 60 bis 90 l/qm fallen. Allerdings sinkt die Schneefallgrenze allmählich
ab, sodass am Mittwoch und Donnerstag oberhalb von 800 bis 1000m teils markante
Schneefälle nicht ausgeschlossen sind. Somit sind auch die Abflussmengen nicht
so hoch, sodass die Ausgabe einer Dauerregenwarnung nur gering wahrscheinlich
ist.

Zudem muss ab der Nacht zum Donnerstag häufig mit Bodenfrost gerechnet werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EPS-Verfahren

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger