S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.04.2024 um 10.30 UTC

Im Norden leicht wechselhaft und zeitweise windig, im Süden zunächst
freundlicher. Mild, teils sehr mild. Kommende Woche allgemein wechselhafter,
zurückgehende Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.04.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegen größere Teile Deutschlands im
Einflussbereich eines Hochkeils, der sich von Frankreich her nach Deutschland
geschoben hat. Dabei dominiert ruhiges und störungsfreies Wetter in den
südlichen Landesteilen. Der Norden befindet sich im Randbereich zur
nordeuropäischen Tiefdruckzone und entsprechende Frontensysteme bzw.
dazugehörende Feuchtefelder streifen die nördlichen Landesteile, zeitweise auch
mit etwas Regen. Zudem sorgt der etwas stärkere Gradient im Norden und
Nordwesten für einen lebhafteren Westwind, vor allem an exponierten
Küstenabschnitten sind dann auch Windböen nicht ausgeschlossen. Bei 850
hPa-Temperaturen meist zwischen 5 und 10 Grad ist es mild, vor allem im Süden
mit Sonnenunterstützung bei Höchsttemperaturen um 22 Grad sehr mild.

Am Samstag überwiegt nach Süden weiterhin leichter Hochruckeinfluss, im Norden
streift im Tagesverlauf ein weiteres Frontensystem samt kurzwelligem Höhentrog.
Nach Süden hin verliert die Kaltfront (abends/nachts) aufgrund des höheren
Luftdrucks und Absinken an Wetterwirksamkeit und es bleibt weitgehend trocken
und ein zunächst sehr freundlicher, teils sonniger Tag. Nach Norden hin zieht
eher in der zweiten Tageshälfte bzw. zum Abend zeitweiliger Regen von West nach
Ost durch. Vorderseitig des Kurzwellentroges kommt die Warmluft mit 850
hPa-Temperaturen über 10 Grad bis in die mittleren Landesteile voran, rückseitig
sickert nachts in den Norden (eventuell bis in die Mitte) eine subpolare
Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 0 und -3 Grad ein. Zudem nimmt der
Gradient im Norden im Tagesverlauf noch weiter zu, so dass in Norddeutschland
auch in den Niederungen, in der Mitte im Bergland gebietsweise starke, an der
See im späteren Tagesverlauf auch stürmische Böen aus West bis Südwest auftreten
können.

Am Sonntag zonalisiert die Strömung vorübergehend (eventuell deutet sich auch
eine vorübergehende Aufwölbung eines sehr flachen Keils an), über Westeuropa
setzt eine deutliche Austrogung ein. Die Trogvorderseite greift abends bzw. in
der Nacht zum Montag von Westen auf Deutschland über. Im Nordosten gibt es
eventuell anfangs letzte Niederschläge vom abziehenden Kurzwellentrog vom
Samstag und auch der Westwind weht dort noch teils stark bis stürmisch. Die
Kaltfront liegt relativ inaktiv über dem Süden und sorgt für teils dichtere
Bewölkung, es bleibt aber meist trocken. Tagsüber dominiert also häufig
störungsfreies Wetter. Mit Trogannäherung bildet sich über Deutschland nachts
eine Tiefdruckrinne und die über dem Süden liegende Front wellt, ggf. kann sich
ein flaches Wellentief bilden. So kommt es zu einer Aktivierung der Front und zu
Niederschlägen im Nachtverlauf im Süden. Auch auf den Norden greifen
trogvorderseitig im Laufe der Nacht schauerartige Niederschläge über. Im
Nordwesten frischt der Wind aus Südwest auf, an der Nordsee mit stürmischen,
exponiert Sturmböen.

Am Montag befindet sich Deutschland unter dem Langwellentrog. Im Süden liegt
nach wie vor die wellende Luftmassengrenze und es kann dort zeitweise, vor allem
an den Alpen und im Alpenvorland auch länger regnen. Von Norden sickert
zunehmend eine maritime, subpolare Luftmasse (850 hPa-Temperaturen unter 0 Grad)
ein. Zusammen mit Höhenkaltluft (unter -30 Grad in 500 hPa) setzt im
Tagesverlauf eine rege Schauertätigkeit ein, die voraussichtlich auch nachts
nicht zum Erliegen kommt. Einzelne Gewitter sind möglich. Zudem sinkt vor allem
in der Nacht zum Dienstag die Schneefallgrenze auf Werte um 1000 bis 800 m, so
dass vor allem im Bereich der ggf. andauernden Niederschläge am Alpenrand/in den
Alpen in höheren Lagen auch markante Neuschneemengen nicht ausgeschlossen sind.
Auf der Südflanke eines Bodentiefs, das von der Nordsee Richtung Nordpolen
zieht, nimmt der Gradient zu und der Westwind lebt im Tagesgang bei Schauern und
im Bergland stark, teils stürmisch auf.

Am Dienstag streckt sich der Trog unter Wellenlängenverkürzung direkt über
Deutschland nach Süden, die Strömung dreht zunehmend auf Nordwest, mit
allmählicher Ostverlagerung der Trogachse auch auf Nord. Damit gelangt die
subpolare Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen zwischen -2 und -5 Grad und 500
hPa-Temperaturen um -32 Grad bis in bzw. über den Alpenraum hinaus südwärts und
erfasst damit das gesamte Land. Es kommt daher wiederholt zu Schauern bzw.
schauerartigen Niederschlägen, in Hochlagen kann weiterhin Schnee dabei sein. Im
Nachtverlauf gerät der Westen langsam auf die Rückseite des Troges und der
Bodendruck steigt an, so dass dort die Schauertätigkeit langsam nachlassen
dürfte. Der Gradient ist vor allem über den westlichen/nordwestlichen
Landesteilen zeitweise kräftiger, so dass der Nordwestwind vor allem im Bergland
und an der Nordsee teils stark bis stürmisch aufleben könnte.

Für die erweiterte Mittelfrist deuten sich eine Trogregenerierung bzw. eine
erneute Austrogung nordwestlich unseres Vorhersagegebietes an, daher dürfte
weiterhin eine zyklonal dominierte, wechselhafte Witterung vorherrschen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann durchaus als gut bezeichnet
werden, erst zum Ende der Mittelfrist in Richtung Beginn der kommenden Woche
nehmen allmählich relevante Unsicherheiten in punkto Timing und Amplitude der
neuen Austrogung über Westeuropa zu.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Prinzipiell sind auch andere Globalmodelle wie ICON und GFS sehr ähnlich
aufgestellt. Auch hier nehmen die Unsicherheiten/Unterschiede mit zunehmender
Zyklonalität zu Beginn der kommenden Woche zu. Dabei zeigen sowohl ICON als auch
GFS in Vergleich zum IFS etwas flottere bzw. zyklonalere Abläufe.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis
Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) sechs Cluster, allerdings sind daraus keine
prognoserelevanten Aspekte für unser Vorhersagegebiet zu erkennen. Im
Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) werden
zwei Cluster mit 29 bzw. 22 Membern gezeigt, Haupt- und Kontrolllauf befinden
sich in dem leicht stärker besetzten Cluster 1. Hier spiegeln sich die
zunehmenden Unsicherheiten in der Simulation des Troges wider, der von
Westeuropa auf unser Vorhersagegebiet übergreift. Dieser wird unterschiedlich
markant bzw. nach Süden ausgreifend simuliert, Cluster 1 zeigt ihn mit kürzerer
Wellenlänge deutlich markanter.

Ein Blick auf einige Rauchfahnen deutscher Städte bestätigt die wechselhaftere
Tendenz in den nördlichen Landesteilen. In der Mitte und im Süden zeigen sich zu
Beginn der Mittelfrist (Fr/Sa, zunächst auch noch am So) eine deutlich geringere
Niederschlagsneigung bzw. keine Niederschläge, zu Wochenbeginn deutet sich
allgemein eine zunehmende Niederschlagstätigkeit an. Die Kurvenschar der
Temperatur in 850 hPa und des Geopotenzials in 500 hPa sind bis übers Wochenende
recht gut gebündelt und nehmen zu Wochenbeginn nur moderat zu.

Fazit: Mit leichten und nach dem Wochenende etwas zunehmenden Unschärfen im
Detail scheint die Vorhersage insgesamt recht belastbar zu sein.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Warnwürdige Wettererscheinungen beschränken sich voraussichtlich weitgehend auf
zeitweilig stark bis stürmisch auflebenden Wind. Dies betrifft am Wochenende vor
allem die nördlichen Landesteile, am Montag noch den Nordosten und allem voran
das Küstenumfeld. Zu Wochenbeginn ist neben den Küstenregionen zeitweise auch
das Bergland betroffen.

Niederschlagstechnisch ist insgesamt wenig zu erwarten. Leichte Signale tauchen
zum Montag im EWI in Richtung Alpenrand und im Nordseeumfeld auf. Ganz leicht
(unter 10 %) springen im Nordwesten auch die EPS-Verfahren an, die dafür schon
vorliegen. Das Risiko dürfte sich im Nordwesten auf punktuellen Starkregen bzw.
wiederholte Schauer beschränken. Die EPS-Signale am Alpenrand sind mit Werten um
15 % für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden etwas großer als im Nordosten (aber auch
(noch?) nicht so ganz überzeugend) und an die wellende Front am Montag/in der
Nacht zum Dienstag geknüpft.

Am Montag, evtl. auch Dienstag kann b den Schauern auch mal ein Gewitter nicht
ausgeschlossen werden. EFI CAPESCHEAR liefert diesbezüglich ein paar Signale.

Zu Beginn der kommenden Woche gehen die Temperaturen zurück, nachts in den
niedrigen einstelligen Bereich. Luftfrost dürfte aber eigentlich nur im höheren
Bergland zu erwarten sein, Frost in Bodennähe ist gebietsweise aber recht
wahrscheinlich. In der Nacht zum Dienstag etwas andauernde Niederschläge vor
allem im Alpenvorland/an den Alpen, mit Einfließen polarer Luftmassen Absinken
der Schneefallgrenze auf Werte um 1000 bis 800 m, in höheren Lagen der Alpen
markante Mengen nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger